Original-/Alternativtitel: L'homme-singe | L'uomo scimmia | El hombre bestia | Lock Your Doors
Jahr: 1943
Regisseur: William Beaudine
Schauspieler: Bela Lugosi (Dr. Brewster), Wallace Ford (Jeff B. Carter), Louise Currie (Billie), Henry Hall (Dr. Randall)
Vorwort:
Nach MORD IN DER RUE MORGUE geht’s weiter mit altmodischen Horror und ebenso mit Bela Lugosi. Diesmal aber aus seiner Poverty-Row Phase, in der in schnell heruntergekurbelten B-Movies für Schnellschuss-Studios á la Monogram, PRC und Co. Werkeln musste, um seine Familie zu ernähren. Eigentlich waren diese Filme natürlich alle unter Lugosis Niveau, aber seit DRACULA war er nun mal auf die Rollen im Horror-Genre festgeschrieben. Und eigentlich mag ich diese Poverty-Row Filme ja: Sie sind zwar (logischerweise) keine Meistwerke, noch Überraschen sie, aber oftmals haben sie ihren eigenwilligen Charme und bieten dank ihrer kurzen Laufzeit (maximal 70 Minuten, meistens ja nur knapp 60) somit auch kurzweilige Unterhaltung für die Freunde des B-Films. Nach VOODOO MAN (1944) und THE DEVIL BAT (1940) wagte ich mich nun also an den nächsten Titel dieser Art aus Lugosis Vita – denn wen er mitspielt, kann’s ja eigentlich nur eine sichere Partie sein: THE APE MAN!
Inhalt:
Düstere Musik, ein Affengesicht im Hintergrund und der Titel (von Monogram Pictures präsentiert): Bela Lugosi in The Ape Man (die Schrift ist sogar so „pelzig“ gemacht, man sieht’s im Screenshot).
Ein Schiff fährt im Hafen ein, eine Handvoll Reporter warten scheinbar sehnsüchtig auf dem Festland. Man beschwert sich über die Düsternis der Küste und während Jeff (unser Reporter-Held) ein paar Sprüche gibt, studiert anderswo ein Mann die Zeitung – diese Titelt: Doctor Brewster disappears! Anbei ein Foto von Lugosi (als Dr. Brewster) und dessen besorgter Kollege Dr. George Randall. Der Kerl zeigt die Zeitung einem Polizisten (allerdings auch nur für etwa eine Sekunde, sehr hilfreich) und geht dann kopfschüttelnd weg. Das Schiff kommt tutend an und Dr. Randall warten bereits sehnsüchtig: Der Typ von grade kommt auf ihn zu, fragt, ob er Dr. Randall sei und befiehlt ihm, Agatha Brewster, die Schwester seines verschwundenen Kollegen, zu finden. Weg ist der mysteriöse Mann und begibt sich sogleich zu den Reportern, denen er zwitschert, dass auf dem Schiff Agatha Brewster sei, die nebenbei auch noch Geister beschwören könne. Das sei doch „a great story“. Das lässt sich Jeff natürlich nicht zwei Mal sagen und passt die gerade aussteigende Agatha auch gleich ab. Dr. Randall will die Reporter abwimmeln, doch die lassen nicht mit sich reden, machen ein Foto und überreden sie zu einem Interview nächste Woche.
Agatha erkundigt sich bei Randall über ihren Bruder, die Polizei habe noch nichts finden können – weil er, wie sie nun erfährt, sich tatsächlich in seinem Haus versteckt. Sechs Monate zuvor hätten die beiden eine verblüffende Entdeckung gemacht, und Brewster hätte entschieden, sein eigenes Versuchskaninchen zu sein. Und leider hatte das Experiment großen Erfolg, so groß, dass Brewster weiterhin mit den Resultaten zu kämpfen hätte. Die öffentlichkeitswirksame Story, dass er verschwunden sei, hatte Randall zur erfunden, um dies zu verheimlichen.
Agatha will ihren Bruder natürlich sehen, sie müsse sich aber „auf einen großen Schock“ vorbereiten. In der nächsten Szene fahren sie schon vor und Randall führt sie durch einen Geheimgang hinter dem Kamin in den Keller. Hinter Eisengittern sieht Agatha etwas hocken, etwas... Haariges. Nicht nur ein Gorilla, sondern auch noch ihren lieben Bruder, der sich seinem Zellengenossen, nun ja, optisch angepasst hat...
Besprechung:
Ja, hier hat man’s eigentlich mit Poverty-Row Horror in Reinform zutun: N’ Mann im Affenkostüm, Bela Lugosi als Mad-Scientist, ein mehr oder minder als Comic-Relief fungierender Reporter und eine Frau, die diesem irgendwie Paroli bietet, aber sonst eigentlich nichts zu tun hat (außer Gerettet zu werden und sich schminken, versteht sich). Die Story verläuft dabei in gewöhnlichen Bahnen, die niemanden, der im Genre auch nur annähernd bewandert ist, überraschen dürfte. Positiv wie negativ, versteht sich. Natürlich ist das ganze billig, die Schauwerte in Sachen „Spezialeffekte“ beschränken sich, neben dem obligatorisch urig-eingerichteten Labor mit blubberndem Gebräu, auf einen Mann im Affenkostüm (diesmal allerdings ausnahmsweise nicht von Ray „Crash“ Corrigan gespielt, der sonst ja in gefühlt allen Affenfilmen der 40er und frühen 50er im Kostüm steckte, und davon gibt’s ja sehr viele), auf Bela Lugosi mit dichten Kotletten und... das war’s dann eigentlich auch schon. Aber dennoch ist das ganze irgendwie charmant, unterhaltsam-kurzweilig, weil man weiß, was man bekommt und erwartet, und das gottseidank nicht zu knapp. Lugosi bekommt seine Screentime und auch sonst ist das im Großen und Ganzen sauber inszeniert. Der Film kommt sofort in Fahrt und ihm geht eigentlich, bis auf ein, zwei unnötige Dialoge des „Heldenpärchens“ das Tempo auch nicht aus. Natürlich ist dieses sowieso nicht besonders hoch (mehr als 60 Minuten hätte man mit dem Drehbuch wohl auch nicht unterhaltsam füllen können), aber es reicht vollkommen aus, um Lugosi die Bühne zu bieten, die er braucht. Mal wieder ist er ganz, ganz hervorragend (wobei ich bisher noch nie eine Performance von ihm gesehen habe, wo ich das nicht über ihn sagen würde, und ich glaube auch nicht, dass das passieren wird, mag ich doch auch seine Tiefpunkte bei Ed Wood, aber egal).
Wie gesagt, eigentlich war’s unter seinem Niveau, für Armenhaus-Studios wie PRC innerhalb weniger Tage für wenig Gage sowas zu drehen, aber er ließ es sich nie anmerken, ging immer mit vollem Elan in die Rolle – so auch hier: Frankenstein schlug er aus, weil er nicht unter einer Maske spielen wollte (der wohl größte Fehler seines Lebens) nun steht er als Affenmann mit entsprechender Maske vor der Kamera. Und diese sieht zugegebenermaßen eigentlich wirklich gut gelungen aus. Zum Glück handelt es sich auch nicht um eine starre Vollmaske oder ähnliches, sodass er trotzdem seine Mimik ausspielen darf. Und das ist wieder seine große Stärke, wie er hier in manchen Szenen von euphorisch, zu niedergedrückt, zu diabolisch wechseln kann. Auch seine Dialoge sind wieder herrlich anzuhören und so ergibt das ein ganz klassisches, gelungenes Mad-Scientist Abbild per exellence ab. Etwas erinnerte mich die Maske ja an seine Rolle des „Sager des Gesetztes“ aus INSEL DER VERLORENEN SEELEN (1932, auch ein äußerst sehenswerter Horrorfilm der 30er, nach dem ebenso hervorragenden Buch nach H.G Wells, aber das nur am Rande). Außerdem darf er sich dann sogar noch mit seinem Gorilla balgen (der ihm eigentlich, ganz wie in der Rue Morgue, bei seinen Morden hilft. Es gibt auch eine paar Szenen, in denen er mit seinem Tier durch die dunklen Gassen auf der Suche nach Opfern ist, das erinnert schon sehr an seine frühere Rolle). Sein Labor schaut, wie bereits erwähnt, auch hübsch aus, ansonsten sind die Sets aber logischerweise stark eingeengt und beschränkt sich auf sein Labor, ein paar Zimmer im Haus sowie auf das Büro seines Kollegen und das von Jeff. Gefilmt ist alles mehr oder weniger akzeptabel, aber weder besonders dynamisch oder temporeich. Was soll man schon erwarten zumal William „one-shot“ Beaudine hinter der Kamera steht, einer von zig B-Film-Herunterkurbler aus jenen Jahren, der auch so verlockende Titel wie BILLY THE KID VS DRACULA oder JESSE JAMES MEETS FRANKENSTEINS DAUGHTER (beide 1966) in der Vita stehen hat. Mit Lugosi werkelte er etwa auch in GHOST ON THE LOOSE (1943) oder VOODOO MAN (1944).
So, Lugosi in dieser Rolle reicht ja eigentlich nur, die Story ist da ja nur Beiwerk. Aber auch diese ist, wie oben erwähnt, völlig in Ordnung. Die Idee, dass ein Reporter dem Treiben eines Wissenschaftlers langsam auf die Schliche kommt, verdient keinen Kreativpreis (apropos: hier hat sich Ed Wood bestimmt auch einiges für BRIDE OF THE MONSTER abgeguckt), aber reicht als Grundlage ja aus. Dazu kommt wie gesagt der obligatorische (aber selbstredend auch komplett uninspirierte) Love-Interest mit einer „selbstbewussten“ Kollegin in Form von Louise Currie (hatte u.a auch in VOODOO MAN gespielt) hinzu. Der Reporter Jeff wird von Wallace Ford dargestellt, und beide bleiben komplett blass und absolut uninteressant, was auch an den Dialogen liegt, die die beiden in den Mund gelegt bekommen. Jeff ist wieder mal so ein nerviger Comic-Relief Charakter, der eigentlich nur dummes Zeug redet und blöde Witze reißt (Beim Telefonat mit dem Chef: „Okay Chiefy“ – „Don’t call me chiefy“ – „Ok Chiefy!“ – und legt auf). Warum musste man überhaupt solche Dialoge einbauen!? Jedes Mal regt’s mich auf, ich finde sowas, wie sagt man, Cringe. Erstmal sind die Witze dieser Charaktere NIE lustig (siehe dazu mein Review von DAS GEHEIMNIS DES DR. MIRAKEL) und außerdem stört es, wenn der Rest des Films bitterernst ist – immerhin hält sich das hier in Grenzen und Jeff tut später sowieso nicht mehr allzu viel zur Sache. Seine neue Freundin Billie darf er ja nicht mal retten (das übernimmt die Polizei). Und auch diese hätte man getrost aus dem Skript rausstreichen können: eigentlich ist sie ja seine Gehilfin, aber außer sich Schminken tut sie mal rein gar nichts. Ihre einzige Funktion ist es halt wieder, am Ende entführt zu werden, wer hätte es gedacht (ach ja, und den Fotoapparat darf sie auch halten, bevor ich das vergesse zu erwähnen).
Interessanter hingegen sind die anderen Charaktere: Da hätten wir wie gesagt einmal die Schwester von Dr. Brewster, Agatha, ziemlich gut gemimt von Minerva Urecal (spielte mit Lugosi u.a auch wieder in VOODOO MAN und GHOST ON THE LOOSE). Jedenfalls bringt sie den Zwiespalt, in dem ihr Charakter steckt, überzeugend rüber: Auf der einen Seite ist es ihr Bruder, und sie will ihn retten (bedroht sie doch sogar Dr. Randall mit einer Waffe, damit dieser Brewster das Gegenmittel injiziert), auf der anderen Seite ist sie auch schockiert darüber, dass ihr Bruder morden muss, um an das Gegenmittel zu kommen (Rückenmark einer lebenden Person, die bei Entnahme dann stirbt). Ich fand sie in der Rolle jedenfalls symphytisch, auch wenn sie in einem irgendwie unsinnigen Dialog ergriffen über Geistergeschichten redet.
Brewsters Kollege, Dr. Randall, wird ebenso gut von Henry Hall rübergebracht: Der Mitwisser hilft ihm anfangs noch, doch will dann nichts mehr mit ihm zu tun haben, als er für seine Experimente über Leichen geht – Hall hatte ebenfalls öfters bei den Poverty-Rows gewerkelt, so auch in VOODOO MAN oder THE APE MAN (dort and er Seite von Boris Karloff). Die beiden Charaktere gleichen jedenfalls das aus, was dem eigentlichen „Hauptcharakterpärchen“ Jeff und Billie fehlt: Sympathie und Interesse.
Der Affe wurde diesmal von einem gewissen Emil van Horn gegeben, der nen Gorilla schon 1934 in THE HOUSE OF MYSTERY geben durfte. Wahrscheinlich konnte Ray Corrigan nicht alle Gorilla-Filme der Dekade übernehmen.
Ein weiterer, ganz und gar schwachsinniger Charakter ist irgendein Spinner, der, wie in der kurzen Inhaltsangabe beschrieben, schon zu Anfang am Hafen auftaucht und die Reporter dazu bringt, Brewsters Schwester anzusprechen, sprich: Er ist in gewisser Weise der Initiator der gesamten Story. Danach hat er keinerlei Funktion mehr in der Story, schaut aber später ab und zu durch das Kellerfenster ins Labor und beobachtet Lugosi bei seinem zwielichtigen Treiben. Wieso, wird am Ende „offenbart“: Als unser „Heldenpärchen“ Billie und Jeff den Schauplatz verlassen, sitzt unser Freund in seinem Auto und wird gefragt, wer er denn sei: „Me? Oh, im the author of the story.“ Dann blickt er debil grinsend in die Kamera und kurbelt das Fenster hoch (auf diesem steht übrigens The End) – „screwy idea, wasn’t it?“
Wow, das ist wirklich eine der faulsten Ideen, um eine Story zu Ende zu bringen, die ich je gesehen habe. Und vor allem: Warum überhaupt? Es hätte doch gereicht, dass unser Pärchen von dannen zieht? Wieso hat man diesen Charakter überhaupt eingebaut? Auch den Anfang hätte man anders inszenieren können, die Reporter hätten Brewsters Schwester doch auch einfach so finden können, da braucht man doch nicht irgendeinen Typen, der sie Aufmerksam macht, dass auch sie auf das Schiff wartet. Natürlich ist’s deswegen auch kein Meta-Film, der irgendwie selbstironisch die Klischees des 40er Jahre B-Kinotopps auf die Schüppe nimmt, und deswegen ist dieser gesamte Handlungsstrang nicht nur unnötig, sondern auch einfach nur dumm. In der IMDB wird dieser Charakter mit dem Namen „Zippo“ angegeben, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass der Namen im gesamten Film nie erwähnt wird.
Aber naja, da muss man sich nicht dran aufhängen. Eine andere Sache, die mich noch interessiert hätte, wäre ja, wieso haben Randall und Brewster überhaupt mit Affenblut (oder was auch immer die Wirkung hat, dass man sich in einen Affen verwandelt) experimentiert haben? Was war der Sinn, was wollte man damit bezwecken? Hier hätte man doch so schöne pseudowissenschaftliche Erklärungen einbauen können, oder zumindest noch mal die Evolutionstheorie einbauen können, die Lugosi seinerzeit in der Rue Morgue zu beweisen ersuchte.
Sehen kann man den Film auf YouTube, in einer überraschend guten Qualität. Es gibt auch ne DVD aus den USA, sowie ein Nachfolger THE RETURN OF THE APE MAN von 1944, der mit dem hier aber inhaltlich nichts zu tun hat: Da spielt Lugosi einen, Überraschung, Mad-Scientist, der mit einem Steinzeitmenschen experimentiert (Notiz an mich: Den muss ich sehen!). Mit von der Partie ist da auch John Carradine.
Fazit:
Nun, abschließende Worte: THE APE MAN war für mich ein durchaus kurzweiliger, recht amüsanter Poverty-Row Affenfilm, der in seinem Metier nichts überrascht, aber auch nichts falsch macht (wie gesagt, im Guten wie im Schlechten). Lugosi sehe ich eh immer gerne, und für Fans des Ungarn ist es wahrscheinlich eh unnötig, den Film zu empfehlen (ohne ihn wäre der Film wohl auch deutlich weniger unterhaltsam). Aber auch so kann es etwas ganz nettes für Zwischendurch sein, wenn man derartige B-Filme aus dieser Zeit mag!
6/10 Punkten.
Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/the-ape-man zu lesen.