Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 2025

Regisseur: Mike P. Nelson

Schauspieler: Rohan Campbell (Billy), Ruby Modine (Pamela), David Tomlinson (Max Benedict), Sharon Bajer (Delphine)

Vorwort:

Mit dieser Review wird sodann die Weihnachtstradition dieser Website begründet. Schon letztes Jahr hatte ich zu den Festtagen ein paar weihnachtliche, phantastische Filme besprochen. Darunter den bekloppt-grotesken Santa Claus Conquers the Martians sowie meinen All-Time Favorite Jack Frost. Aber es gibt ja noch so viele Weihnachtshorrorfilme, das reicht, um die nächsten Jahre zum Ende des Kalenders gemütliche Genrestunden passend zur Adventszeit zu verbringen. Und wird’s uns an Stoff für zünftige Reviews keineswegs mangeln. Passenderweise lasse ich diese Zeit dieses Jahr mal wieder mit einem seltenen review beginnen, das ich einem aktuellen Film widme. Man glaubt es kaum, manchmal schaue ich Horrorfilme auch im Kino. Heute ist es Silent Night Deadly Night, ein Quasi-Remake des Slasher-Semi-Klassiker selben Namens von 1984. Den fand ich durchaus unterhaltsam, mal schauen also, ob uns das Remake in eine weihnachtliche Stimmung versetzen kann…

Inhalt:

Als Kind muss der kleine Billy den Tod seines Großvaters miterleben, wenig später auf dem Heimweg werden seine Eltern von einem Mann im Weihnachtskostüm brutal erschossen. Als Erwachsener hört er schließlich immerzu eine dunkle Stimme, die Billy befiehlt, die „Unartigen“ auf dieser Welt zu ermorden. Immer 24 Stück jeden Dezember, bis Weihnachten. Ohne Heim fährt Billy quer durchs Land, um seine Opfer zu finden. Dieses Jahr macht er in einem kleinen Kaff halt und bewirbt sich als Aushilfe bei Weihnachtsladen und trifft dort auf Pamela und ihren Vater. Während Billy tötet und Pamela näherkommt, geht auch noch ein Kindesentführer, genannt „Der Schänder“ um…

Besprechung:

Nun, da wollen wir uns mal beeilen. Denn ich merke schon, wie mir der Film gedanklich entschwindet, und dass, obwohl ich diese Zeilen hier direkt nach dem Kinobesuch niederschreibe. Dementsprechend kann ich vorwegsagen: Silent Night Deadly Night ist keine Offenbarung des Slasher-Genres, ja meines Erachtens ist er leider nicht mal gehobener Durchschnitt. Aber wer hätte das auch schon erwartet? Ich habe nicht viele „Neon“-Slasher gesehen, ich ziehe da die aus der „Originalzeit“, sprich die Welle nach Halloween, definitiv vor (und auch da gibt’s zahlreiche Nieten, wie z.B meine Review zu Rocknacht des Grauens bezeugen kann)

Aber, und das sage ich eigentlich immer, wenn ich Slasher schaue: Man erwartet natürlich keinerlei große Würfe. Ich meine, ich würde mich nicht beschweren, wenn mich ein Slasher auch mal Emotional mitreißt und wirklich richtige Spannung erzeugt (vom Original Halloween mal abgesehen, der schafft das wohl, wobei ich den auch mal wieder sichten muss), aber bei diesem Subgenre senke ich meine Erwartungen immer nach unten. Sicher ist sicher.

Wie dem auch sei, kommen wir zu Silent Night Deadly Night. Das Original habe ich, wie erwähnt, als einen der besseren Halloween-Epigonen in Erinnerung, tatsächlich hatte er mir bei der Erstsichtung vor einiger Zeit (es müsste das Weihnachten 2023 gewesen sein) überraschend viel Spaß gemacht, weil er das liefert, was ich erwartet habe: Weihnachtliche Atmosphäre, gepaart mit ein paar dreckigen Kills. Selbige Erwartungshaltung dürfte ein Jeder auch an das Remake legen, wobei wir da schon beim Thema wären. Ich habe die Details des Originals von 84 nicht mehr exakt im Kopf, aber bis auf die Tatsache, dass in beiden Streifen ein Irrer mit nem Weihnachtsmann-Trauma rumläuft und Leute mehr oder weniger wahllos umbringt, haben die beiden Streifen nicht viel mehr zu tun.

Geschrieben wurde das Skript vom Regisseur selber, namentlich Mike P. Nelson, der jüngst auch das Reboot (oder Remake? Sequel? Was auch immer) zur Wrong Turn-Reihe drehte (und somit Teil 8, wenn ich das richtig in Erinnerung habe). Scheint selber ein großer Retro-Horrorfan zu sein, denn er drehte z.B auch den Kurzfilm Sweet Revenge, der im Friday the 13th angesiedelt ist, oder V/H/S-85 und bis auf das Wrong Turn Projekt hat er auch bei allen seinen Produktionen das Skript verfasst. Ein simples Remake, das dem Original alles nachmacht, wäre langweilig gewesen, deswegen versucht Nelson auch, die Story etwas aufzupeppen und, man glaubt es kaum, den Figuren so etwas wie „Charakter“ zu geben. Sprich: Die Figuren sind tendenziell sogar ein bisschen sympathisch und sie, man hält es kaum für möglich, verhalten sich NICHT dumm wie sonst was (das ist ja für das Slasher-Genre ansonsten ja fast ein Muss). Das ist löblich, nur verzettelt sich Nelson genau da. Auf der einen Seite haben wir wirklich düstere Themen, die auch durchgehend bierernst erzählt werden: Trauma, Mord und am Ende wird sogar noch ein Kindermörder aus dem Hut gezaubert, der seine Opfer in seinem Keller, der mit Bällen wie aus dem Bällebad gefüllt ist, einsperrt. Tendenziell harter Tobak, der auch nie mit einem Augenzwinkern oder ähnlichem aufgelockert wird. Da wäre Potenzial für ein „echtes“ Drama drin gewesen, mit True-Crime Einschlag. Aber dergleichen würde man hinter einem Titel á la  Silent Night Deadly Night eben auch nicht erwarten. Auch richtige „Witze“ sucht man vergebens. Das Ganze ist also bei weitem kein Meta-Slasher, der sich irgendwie über das Genre lustig machen würde und sich dessen Bewusst wäre.

Gleichzeitig jedoch gibt’s dann diese seltsame Episode, die wie fehl am Platz wirkt. Die unsympathischen Delphine entpuppt sich allen Ernstes als Nazi-Tante, die irgendwo in ihrer Waldhütte ein Kostümfest feiert: Da rotten sich dann alle Neonazis, als Weihnachtsmänner verkleidet, zusammen, inklusive Kerzen in Hakenkreuzform (!) und Hakenkreuzfahnen. Folgerichtig werden sie von Billy nacheinander mit der Axt malträtiert und zum „Höhepunkt“ ballert Delphine mit einer Uzi durch die Gegend. Das passt vom Ton her einfach nicht gut rein, das wirkt zu übertrieben, zu comichaft, das würde ich eher bei, keine Ahnung, bei so Naziploitation-Dingern wie Sky Sharks erwarten, die bewusst maßlos übertreiben und einfach nur eine exploitative Show ohne Grenzen liefern wollen. Da wäre das Ok. Hier aber passt es nicht ins Bild, ganz im Gegenteil: Es schadet dem Rest der Geschichte, da diese, wie erwähnt, ernst und düster gehalten ist. Comic-Relief-eske Auflockerungen fehlen ansonsten, wieso also sich mit dieser Episode aufhalten, die dem Gesamtverlauf des Skripts sowieso nichts hinzufügt, man hätte sie problemlos streichen können. Die Zeit hätte man besser aufbringen können, z.B für die Figuren. Diese sind zwar keine puren eindimensionalen Schablonen wie bei manch anderen Genre-Vertretern, aber eben auch weit davon entfernt, irgendwie von Interesse zu sein, zumindest gings mir so. Billy ist tendenziell, wie schon der Killer im Original, ambivalent gezeichnet; er kann nichts für seine Taten, weil er traumatisiert und verrückt ist (bzw. glaubt man Letzteres). Mehr als das ist er aber auch nicht, als zentrale Figur taugt er auch nicht viel, weil man über ihn, abseits davon, dass er eben nen Killer sein tut, nix erfährt. Gleiches ist bei Pamela der Fall. Ihr Charakter wird noch mit nem kleinen psychischen Problem unterfüttert, doch auch sie bleibt blass, ohne Tiefe und… ja, sie ist mir zumindest einfach wurscht gewesen.

Kurzer Spoilterteil: Den Teil, das „Irresein“ dieses mal als übertragbare „Kraft“ darzustellen, ist hingegen eine nette Abwechslung. Die Stimme in Billys Kopf, die ihm das morden befiehlt, ist niemand geringeres als der Weihnachtsmann, der seine Eltern umgebracht hatte. Als er im sterben lag und Billy ihm die Hand reichte „übertrug“ sich dessen Bewusstsein in den Kopf von Billy, der dessen Tagewerk, eben das Töten der „Unartigen“ weiter führt. Am Ende geschieht dasselbe mit Pamela, als diese dem sterbenden Billy die Hand gibt: Ab sofort hört sie dann Billys Stimme. Würde mich nicht wundern, wenn es da, insofern die Einspielergebnisse dies rechtfertigen würden, irgendwann eine Fortsetzung dahingehend gibt, dass nun Pamela mit Billys Stimme auf Mordtour geht. Eine amüsante Idee, wenn auch nichts allzu Aufregendes. Spoilerende.

Ach ja, und bevor ich es vergesse: Ganz, ganz fantastisch fand ich ja, dass am Anfang, als der kleine Billy bei Besuch zu seinem Großvater ist, ein Weihnachtsfilm im Fernsehen läuft. Das sieht man ja oft, dass ältere Filme „im Film“ laufen. Tja, und was lief da? Ja, allen Ernstes Santa Claus Conquers the Martians! Da habe ich Schmunzeln müssen, das lasse ich Nelson definitiv, der scheint also ein Trash-Kenner zu sein. Es würde mich nicht wundern, wenn ich der einzige im Saal war, der das erkannt hat… aber weiter im Text.

Ansonsten ist das Pacing auch nicht der Brüller, langweilig wird’s freilich nicht, auch wenn ich zumindest zum Ende hin hier und da etwas genervt war, wenn zum x-ten Mal dieselbe Art von Mord angewandt wird. Und damit wären wir beim wichtigsten Punkt, den ein Slasherpublikum allgemein an sein Schauobjekt richtet: Die Kills. Und da kann Silent Night Deadly Night, so leid mir’s tut, nicht überzeugen. Ok, er ist hier und da durchaus brutal, die FSK-Freigabe „Ab 18“ bezeugt das. Da ich ohnedies wenig aktuelles Kino schaue, vermag ich nicht zu sagen, „wie brutal“ er im Verhältnis zu anderen zeitgenössischen Genrebeiträgen nun ist. Dennoch wage ich zu behaupten, dass das Ergebnis eher „mau“ ist. Was haben wir? Nen abgeschlagenen Kopf, naja, dazu nen abgetrenntes Bein, das man für ne Sekunde sieht. Die meisten Morde werden mit der Axt getätigt, und da sieht man nicht mehr, als nen Blutspritzer und herumwirbelnde Opfer (na gut, ein Mal sieht man ein paar Gedärme). Zwar hat der Streifen einen durchaus hohen Body-Count (dank der Nazi-Weihnachtsmannfeier), aber ebenjene Morde sind (für mich, der das Genre kennt) kaum überraschend oder, das ärgerlichste, unterhaltsam. Wenn ich zum 10-mal sehe, wie Billy jemanden mit der Axt erschlägt, wird es dröge und nervig. Kreativ sind die Löffelabgaben folgerichtig auch nicht (ja, Jack Frost, mein heißgeliebter Weihnachts-Trasher, hat bessere, wenn auch billigere Kills). Tötungen mit Messern oder Pistolen kann’s auch zu jeder anderen Weihnachtszeit geben. Lediglich das Aufspießen auf einen aufgehängten Geweihkopf passt da eher ins weihnachtliche Bild.

Das Drehbuch ist also, für einen 0815 Neon-Slasher, annehmbar, aber ich für meinen Teil erwarte gerade von einem Weihnachtsslasher einfach mehr als das.

Das größte Problem ist aber die Atmosphäre, denn es gibt keine. Gerade bei dem Original Silent Night Deadly Night mag ich den verschneiten 80s Look, das grobkörnige „VHS“-Weihnachten. Hier aber gibt’s sowas leider, leider nicht. Gerade bei Weihnachten können auch moderne Horrorfilme eine richtig dichte, bedrückende Stimmung entfachen (Krampus zeigt dahingehend, wie man es macht; den werde ich dieses Jahr definitiv auch noch besprechen). Meine Güte, es liegt nur ganz wenig Schneematsch und man sieht keine einzige Flocke! Wieso hat man dann nicht, keine Ahnung, in Kanada oder Alaska gedreht? Keine Ahnung, aber wenn ich nen Weihnachtshorrorfilm sehe, will ich Weihnachtsatmosphäre! Und nur weil man ein bisschen Deko, wie Weihnachtskugeln oder Lichterketten aufhängt, kommt diesbezüglich keine Stimmung auf. Und der Hochglanz-Digital-Look, dem solche mit weniger Budget gesegneten aktuellen B-Horrorfilmen anhängt, gibt dem Gesamtbild auch nicht viel Positives. Nervig sind überdies die Einblendungen wie Töte Person XY, wenn Bill sich daran machen soll, einem weiteren Opfer den Garaus zu machen.

Immerhin filmt Nelson die Chose passable, auf die Wackelkamera (ein echter Graus bei vielen aktuelleren Horrorfilmen, zumindest bei denen, die ich mir gab) wird verzichtet, und die Kills werden auch nicht durch irgendwelche Schnittmassaker entstellt (trotzdem wird meistens vor den kritischen Treffern der Axt weggeschnitten, da wäre mehr gegangen. Wenn ich schon neue Slasher schaue, sollen die die Grenzen so weit wie Möglich ausloten). Dennoch: interessant Gestalt ist es nicht, nur kompetent heruntergekurbelt. Da fehlt es an manchen Stellen einfach an Energie und „Power“, z.B wenn Billy die Nazi-Weihnachtsmänner ermordet. Ich ignoriere da dann auch mal, dass es offenbar keinen in der Stadt stört, wenn plötzlich dutzende Leute verschwinden…denn von dieser „Feier“, die da abgehalten wurde, verliert danach niemand mehr ein Wort.

Der Cast ist passabel, ohne in irgendeiner Weise memorabel zu sein. Rohan Campbell hätte als Billy ein bisschen mehr aus sich herausgehen können, ein bisschen irrer werden können, wenn er denn schon das Kostüm des Ho!Ho!Ho!-Mannes überstreift, da ist er für meinen Geschmack etwas zurückhaltend. Aber das ist trotzdem ok.

Fazit:

Nein, Silent Night Deadly Night ist kein wirklich unterhaltsamer Film (für mich gewesen). Andere mögen vielleicht Spaß daran haben. Sicherlich kann man fast 100 Minuten (da hätte man gerne kürzen können) damit irgendwie totschlagen, aber einen Kinobesuch hätte es nicht gebraucht. Ne, ne, da schaue ich lieber nochmal das Original.

4,0/10 Punkten