Original-/Alternativtitel: Jack Frost

Jahr: 1997

Regisseur: Michael Cooney

Schauspieler: Christopher Allport (Sheriff Sam Tiler), Scott MacDonald (Jack Frost), Stephen Mendel (Agent Manners), Rob LaBelle (Agent Stone), Marsha Clark (Marla)

Vorwort:

Was tun, wenn man nicht in Weihnachtsstimmung ist? Klar, nen Weihnachtsfilm schauen. Bei Santa Claus Conquers the Martians, den ich mir am Tage des 15ten Türchens zu Gemüte führte, hat das aus offensichtlichen Gründen jetzt nicht so gut geklappt, und Schöne Bescherung ist traditionellerweise erst am 24. Dezember dran.

Und so greife ich nun zu Jack Frost – Der Eiskalte Killer von 1996, der irgendwie schon so ein kleiner Semi-Klassiker im Feld der absurden Trash-Slasher bestimmter Feiertage geworden ist. Für mich allerdings ist es auch ein ganz besonderer Film, da es eine der ersten „Trash“-Filme (wenn man den Frost so bezeichnen will) war, die ich „damals“ gesehen habe, als ich mich eingehender mit dieser Art Film auseinandersetzte. Von daher ist es, für mich, auch ein „wichtiger“ Film, der mich auf dem Weg zum Trash-Fan begleitet hat, wenn man so sagen will.

Jedenfalls wird Jack Frost Teil I und Teil II (zu dem wird irgendwann, ob dieses Weihnachten oder eines der nächsten, auch eine Kritik kommen) jedes Jahr geschaut – und dieses Jahr gabs keine Ausnahme...

Inhalt:

Als der berüchtigte Serienkiller Jack Frost, der seit Jahren eine Reihe von Morden in verschiedenen US-Bundesstaaten beging, zum Hinrichtungsort gefahren wird, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Der Polizeiwagen kollidiert mit einem Lieferwagen mit einer geheimnisvollen Chemikalie, mit der Jack Frost in Berührung kommt. Daraufhin verwandelt er sich in einen mörderischen Killerschneemann, der nur noch ein Ziel kennt: Sich an Sherriff Tiler zu rächen, der ihn einst dingfest machte. Während Frost nun mehrere Leute in der Stadt von Tiler tötet, kommen ihm auch der FBI-Agent Manners und ein Wissenschaftler der Regierung auf die Spur...

Besprechung:

Tjaja, Jack Frost kann man gerne als semi-lustigen B-Quatsch bezeichnen, aus einer Zeit, in der der Slasher wieder „in“ wurde. Ein Jahr, nachdem Wes Craven das Slasher-Genre mit Scream wieder aus der Versenkung gehoben hatte, zauberte Michel Cooney hier seinen nicht ernstgemeinten (oder doch, irgendwie ist er es dann ja doch) ... „Horror“/Comedy-Slasher mit Weihnachtscharme hin – wobei mir bei späterer Recherche auffiel, dass der Streifen schon vorher fertig, war dann aber erst veröffentlicht wurde. Angehängt hat er sich dann dabei namenstechnisch in bester Asylum-Manier an eine größere Produktion gleichen Namens, die allerdings eine Familienkomödie mit Michael Keaton.

Und irgendwie ist Jack Frost auch ein Streifen, wo ich nicht wirklich einzuschätzen vermag, was Michael Cooney hier genau machen wollte. Eine Art Slasher-Metakomödie á la Scream, nur eben zu Weihnachten? Einfach eine übertriebene Splatter-Horrorkomödie mit Slasher-Elementen? Oder doch eher einen ernstgemeinten Horrorfilm? Von allem ist irgendwie etwas dabei, aber auch nicht wieder so viel, dass es reichen würde, um den Film genau zuzuordnen.

Auf der einen Seite: Die ganze Grundidee ist ja schon so absurd, dass das eigentlich gar nicht ernstgemeint sein kann. Ein mordender Schneemann, das muss ja fast komödiantisch verarbeitet werden – obwohl ich der Meinung bin, dass man damit auch etwas wirklich Düsteres hätte machen können, denn ursprünglich war das Ding als größere Produktion mit einem Budget bis zu 30 Millionen Dollar angedacht! Klar, es gibt auch genug Witz, keine Frage: Die Sprüche, die Jack Frost während des Mordens bringt. Ein paar Witzchen nebenbei. Und das großartige Finale, wo der Schneemann mit Föhnen bekämpft wird. Das funktioniert auch gut, zumindest bei den „effekttechnischen“ Elementen, sprich Jack Frost selber und alles, was mit ihm zusammenhängt – die restlichen, mündlich vorgetragenen Witze sind eher schwach (was unterscheidet einen Schneemann von Schneefrauen? Schneebälle, lustig).

Auf der anderen Seite ist der Film aber auch nicht so voller Humor, dass ich ihn als klare „Horrorkomödie“ betiteln würde. Abgesehen von der Lächerlichkeit mancher Effekte, nimmt sich der Streifen gerade in den Mordszenen schon ziemlich ernst, und auch die Figuren werden ernst „gezeichnet“, nicht zu Hampelmännern degradiert. Hinzu kommen die „wissenschaftlichen“ Erklärungen, die sich für mich auch ohne jedwede Ironie ins Drehbuch geschrieben anfühlen. Es ist ein bisschen komisch, aber vielleicht funktioniert Jack Frost für mich deswegen auch so gut. Er hat seine wirklich witzigen Momente (der Mord mit den Weihnachtskugeln, der Kampf mit den Föhnen), aber auch die ein oder andere, ja, ich sage es gerne, durchaus gut gelungene Szene, die sogar etwas düstere Weihnachtshorroratmosphäre aufkommen lässt. Das eine schließt das andere hier nicht aus, so sollte eine Horrorkomödie ja auch funktionieren, wobei „Horror“ freilich auch nicht das richtige Wort ist.

Zur Geschichte selbst – das ist nicht mehr als eine Grundidee, angereichert mit ein paar klischeehaften Figuren. Immerhin aber sind es glücklicherweise nicht einfach nur irgendwelche seelenlose Teenager, sondern welche, mit denen man, nun ich will nicht sagen, mitfühlen kann, aber sie sind einem nicht vollkommen egal. Sherriff Tiler ist eben der typische besorgte Vater, der schon vor allen anderen weiß, das da wohl etwas im Busch ist. Kein interessanter Charakter, aber einer, der für 90 Minuten durchaus als Ankerpunkt dient. Die ganze Sache mit dem FBI-Agenten und dem Eierkopf vom Staat und seinen pseudowissenschaftlichen Erklärungen sind auch ganz nett und die Sache wird nicht überstrapaziert. Bei den restlichen Figuren handelt es sich nur um austauschbares Opfermaterial für den Frostie, und es wird ihnen nicht mehr Zeit geschenkt, als nötig ist.

Das gute am Drehbuch ist freilich, dass es A) schnell zur Sache kommt und B) deswegen nie langweilig wird. Schon das Intro mit der „Gutenachtgeschichte“ macht Laune, und bis zum Ende hört der Spaß nicht auf. Es wird genau die richtige Balance, das richtige Tempo zwischen den Morden gefunden, und es gibt auch ausreichend Abwechslung. Jack Frost verändert seine Form, greift zu unterschiedlichen Mitteln und tut nicht immer nur dasselbe. Das, was ich z.B bei New Year’s Evil kritisiert habe, nämlich, dass der Film nichts aus seinem Silvester-Setting macht, da kann ich bei Jack Frost nichts ankreiden. Es ist kein Fest der absurden Kreativität oder der Gewalttaten wie so manch anderer Genre-Kandidat, aber es ist ein Weihnachtsfilm, der nicht nur von der Prämisse lebt, zur Weihnachtszeit zu spielen. Der Streifen nutzt seinen Feiertag, da greift der Jack zu Eiszapfen, Weihnachtskugeln, Lichterketten und so weiter, um seine Opfer zu erdrosseln oder zu erschießen. So sollte ein Skript für einen Film wie Jack Frost sein: Temporeich, durchaus kreativ, sich nicht unbedingt immer zu ernst nehmen, aber dennoch auch nicht durchgehend vor Ironie/Sarkasmus triefen und nicht ausschließlich mit nervigen Charakteren auffahren. Aufregen könnte man sich höchstens darüber, dass das Verhalten einiger Figuren nicht ganz logisch ist, z.B bei der Szene im Keller, wenn sie vor Frost flüchten wollen und Tiler erst mühsam den Schlüssel holen muss – da hätten sie die Scheibe auch einfach einschlagen können.

Bei den Effekten kann ich mich ebenso, nicht beschweren. Ok, ok, natürlich: Es handelt sich um einen B-Film für die Videothek und zu SchleFaZ (bei dem ich den Film gesehen habe), habe ich mich schon in meinem Text Warum Horror von Früher? Und warum diese Seite? geäußert. Ich kann die Kritik an SchleFaZ (bzw. an derlei Format á la MST3000) und so weiter verstehen, sie mag teilweise berechtigt sein, ich schau sie trotzdem mitunter gerne. Natürlich wird der Film bei SchleFaZ von Ollie und Päter niedergemacht, bis in die Grundfesten zerrissen, als sei es der allerbilligste Schundfilm, den die Welt je gesehen hat. Vielleicht werden das einige Zuschauer auch so sehen, die ansonsten noch nie einen Trashfilm gesehen haben, und es wird ja auch gemacht, damit die Show Gags hat. Das ist auch völlig in Ordnung und ich finde es ja auch sehr amüsant.

Aber wenn wir ehrlich sind: Jack Frost ist nicht unbedingt allzu schlecht gearbeitet. Sicherlich – manche Effekte sind wirklich Quatsch, dafür aber umso lustiger. Doch der Rest ist für eine Direct-To-VHS Produktion völlig annehmbar. Dass Jack Frost selber auch nur eine billige Styropor-Attrappe ist kann man verzeihen, etwas mehr „Screen-Time“ hätte man dem Ding schon gönnen können, denn meistens sieht man nur den Arm oder hört seine Stimme. Erst im zweiten Teil sollte die Figur etwas, nun ja, „beweglicher“ werden.

Was vielleicht etwas schade ist, ist, dass der Film sich nie so richtig traut. Hier hätte man ja die Möglichkeit gehabt, so richtig die Fetzen fliegen zu lassen, so richtig brutal vorzugehen. Doch der Streifen ist im Grunde ziemlich unblutig. Was haben wir denn? Eine Leichenattrappe (Erfroren, bzw., wird nie klar, was genau Jack Frost mit dem alten Harper gemacht hat), einen umherfliegenden Plastikkopf (abgetrennt vom wohl schärfsten Schlitten aller Zeiten), eine Axt, die einen Rachen heruntergedrückt wird, einen Eiszapfen durch die Stirn (wobei kurz davor weggeschnitten wird) und natürlich die beste Szene des Films: Erdrosselung/Erschlagen durch Weihnachtskugeln und Lichterketten. Diese Szene, da erinnere ich mich noch, ließ mich bei der ersten Sichtung Sprachlos zurück. Eine Puppe, die aussieht wie ein alter Wischmopp, wird in die Kiste billiger Weihnachtskugeln gesteckt – da freue ich mich jedes Jahr drauf!

An sich läuft es aber doch recht zahm ab. Ein bisschen suppt das Blut, aber ans Eingemachte geht es im wahrsten Sinne des Wortes nicht – sieht man von den „Schneeinnereien“ von Jack Frost mal ab, aber das ist ja nur Kunstblut mit Kunstschnee vermischt.

Die Schauplätze sind den Umständen entsprechend etwas limitiert. Zu Anfang stört es etwas, dass kein Schnee liegt, aber sobald sich die Dunkelheit herabsenkt, scheint es auch bei den Dreharbeiten geschneit zu haben (oder die Hälfte des Budgets gingen für Schneemaschinen drauf). Ansonsten spielt sich die Handlung in gewöhnlichen Häusern ab, die aber doch schön-heimelig weihnachtlich dekoriert sind. Das Ganze hat also einfach das Charisma einer kleinen B-Produktion, die einfach ihr Ding durchgezogen hat, trotz limitierter Mittel. Man merkt, dass Michael Cooney, der hier Drehbuch und Regie übernahm, einfach Bock draufhatte, ein bisschen Quatsch zu treiben, auch wenn keine große Kunst herausgekommen ist. Und auch der Rest des Cast ist durchaus spielfreudig, nimmt die Sache den Umständen entsprechend ernst. Als Sheriff Tiler finde ich Christopher Allport (der ironischerweise leider bei einer Lawine ums Leben kam), jetzt, wo ich ihn im Anschluss auch gleich nochmal im zweiten Teil gesehen habe (es Review wird erst nächstes Jahr folgen), überraschend sympathisch, auch wenn er eher zurückhaltend agiert. Ansonsten habe ich ihn nur als relativ generisches Slasher-Opfer aus Der Killer hinter der Maske von 1979 in Erinnerung. Als „FBI-Agent“-Verschnitt tritt Steven Mendel vor die Kamera, der ebenfalls nicht overactet, wie man es vielleicht erwarten könnte, aber es funktioniert trotzdem. Als Sohn von Tiler ist Zack Egiton glücklicherweise nicht nervig, und Scott MacDonald als Jack Frost muss nur am Anfang kurz den verrückten Killer geben – das tut er ganz gut, ansonsten reicht seine markante Stimme, mit der er Sprüche klopfen darf. Tja, und ich dachte ursprünglich, dass die Sekretärin von Sherriff Tiler von Adrienne Barbeau gespielt wird, weil die wirklich fast identisch aussehen... so kann man sich irren, in Wirklichkeit war es eine gewisse Masha Clark, die ansonsten keine großen Filmauftritte mehr absolvierte und auch erst im zweiten Teil von größerer Bedeutung wurde. Der Cast ist also tatsächlich nicht nervig/störend, sondern geerdet und sympathisch und die Schauspieler übertreiben auch keineswegs.

Fazit:

Für mich ist Jack Frost einfach ein All-Time Favorite, ein weihnachtliches Guilty-Pleasure sondergleichen, der jedes Jahr zu den Feiertagen gesichtet werden muss. Ich kann den Streifen nur weiterempfehlen, obwohl ich weiß, dass viele ihn als deutlich schlechter empfinden werden. Nein, für mich aber ist es einer meiner Lieblingsfilme in diesem Bereich, obwohl ich dazu tendiere, die Fortsetzung sogar etwas besser zu finden...

8/10 Punkten.