Original-/Alternativtitel: Blood of Draculas Castle

Jahr: 1971

Regisseur: Al Adamson

Schauspieler: Gene Otis Shayne (Glen), Jennifer Bishop (Liz), Alexander D’Arcy (Count Townsend), Paula Raymond (Countess Townsend), John Carradine (George)

Vorwort:

Adamson zum Zweiten. Ach, dass der Mr. Adamson ein schwieriger Zeitgenosse, was seine Filmwerke anging, dass habe ich in der vorigen Review zum The Black Samurai schon ausführlich dargelegt – das war eine Blacksploitation-Plotte aller erster Güte, und ein absurder Trash-Film noch oben drein. Und da das Ding mich ja sogar zu unterhalten vermochte (irgendwie zumindest), wagte ich mich gleich an das nächste Adamson’sche Machwerk. Diesmal mit dem Thema Horror, denn das war ja irgendwie schon so ein bisschen sein Steckenpferd, auch wenn er sich niemals auf dieses Genre festlegte. Aber es lief eben auch immer im Drive-In; ein bisschen Blut oder eben so viel zeigen, wie es gerade beliebt war, dann noch ein reißerisches Plakat und am besten noch einen „bekannten“ Namen im Genre.

Letztens konnte Adamson Jim Kelly für sein Zeug einspannen, 1969 war’s dann der abgetakelte John Carradine. Na, Adamson und Carradine, das kann ja was werden… herausgekommen ist Blood of Dracula’s Castle!

Inhalt:

Eine Frau fährt auf einer einsamen Landstraße irgendwo im Süden Kaliforniens entlang und hört Radio. Sie hält an, steigt aus und läuft durch den Wald. Doch plötzlich schreit sie laut auf – ein seltsam aussehender Mann ist vor ihr aufgetaucht und nimmt sie gefangen!

Später erfährt der Fotograf Glen, dass sein Onkel im Alter von 108 Jahren verstorben ist. Der Geizkragen hinterlässt nicht viel, bis auf „Falcon Rock Castle“, ein Schloss im Süden Kaliforniens. Zusammen mit seiner Verlobten Liz beschließt er, dass sie fortan dort wohnen wollen. Es gibt nur ein Problem: Glenns Onkel hat die Immobilie an das Ehepaar Townsend vermietet. In Wirklichkeit sind dies Vampire, die im Keller junge Frauen gefangen halten, die ihr Diener heranschafft, damit sie immer einen Blutvorrat haben. Gleichzeitig beherbergen sie George, ihren Butler und Kultisten, den sie einst vor dem Galgen retteten. Und nun kommt auch ihr Freund Johnny vorbei, einem Serienmörder und Werwolf. Als Glen und Liz vorbeikommen, sind die Townsends dementsprechend sehr verärgert, dass sie herausgeworfen werden sollen. Nachdem sie Glen nicht umstimmen können, müssen härtere Maßnahmen folgen…

Vorwort:

Wenn ich’s nicht besser wüsste, könnte man den Streifen glatt als seichte Horror-Parodie halten. Wie das Vampir-Ehepaar da in seinem „Schloss“ Dinner mit Blutgetränken abhält, einen Werwolf als Freund hat und zudem noch einen bekloppten Handlanger mit hässlicher Visage halten und auch noch John Carradine als satanischen Butler haben, das geht ja fast in Richtung Adams-Family. Daraus könnte man einen spaßigen Spoof zahlreicher (Universal)-Horrorklischees machen und auch wenn ich glaube, dass bei den Dialogen hier und da vielleicht sogar ein Fünkchen Augenzwinkern dabei war, präsentiert sich das dennoch größtenteils bitterernst. Und das funktioniert bei einem Adamson ja eher so semi-gut, wie uns der Black Samurai nur allzu anschaulich lehrte.

Aber zugegeben: Blood of Dracula’s Castle ist besser als Black Samurai und lässt sich im Markt der B-Movies (oder besser; C-Movies), die sich in den 60er Jahren so in den Kinos tummelten, eigentlich annehmbar sehen – den Umständen entsprechend, tatsächlich. Ich meine, wir haben eine richtige Story, sogar mit so etwas wie Dramaturgie. Wir haben

atmosphärische Sets (auf Geisterbahn-Niveau) und alles in allem macht der Streifen keinen so hilflos zusammengestöpselten Eindruck wie Black Samurai. Liegt aber bestimmt auch daran, dass Adamson diesmal auf richtige Schauspieler zurückgreifen konnte, die (früher) mal so etwas wie eine ernstzunehmende Karriere hatten. Ich weiß nicht, ob Adamson das Horror-Genre wirklich mehr am Herzen lag, aber Blood of Dracula’s Castle ist gar nicht mal soooo schlecht.

Erstmal zum Skript: Wie gesagt, das wirkt so ein bisschen wie eine Parodie, aber ob Adamson das nun auch im Hinterkopf gehabt hat, das lasse ich mal so stehen – man darf ja noch hoffen. Insgesamt ist die Story zwar nicht Oscar-verdächtig, aber für ein zünftiges B-Movie mehr als tauglich. Da ist vieles drin, was das Herz begehrt: Vampire, ein bekloppter Handlanger, ein Werwolf, satanische Opfergaben und ein Schloss mit einer kleinen Katakombe. Und auch wenn der Film hier und da streckenweise durchaus geschwätzig ist, so offenbaren die Dialoge (bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt) durchaus einen gewissen Humor, der zum Schmunzeln anregt; z.B. wenn das Vampir-Ehepaar den Butler bittet, das Blut aufzutischen, oder darüber diskutieren, wie man den lästigen Erben des Schlosses loswerden könnte. Die Dialoge sind hier mit einer gewissen Leichtigkeit vorgetragen, das hat durchaus Spaß gebracht. Auch wenn Carradine mit dem Werwolf über den Mondgott Luna ein Pläuschen hält, macht das den Film einfach irgendwie sympathisch. Ok, die Dialoge des „Heldenpaares“ sind da eher Füllmaterial und nicht weiter von Belang (z.B während der Autofahrt) und manch eine Szene wird auch etwas gestreckt – da fährt die Frau am Anfang schon etwas länger als Nötig durch die Botanik (oder läuft, wieso auch immer, durch den Wald), und auch die Hetzjagd auf den Werwolf ist etwas, naja, fragwürdig. Und wieso der jeden, der ihm begegnet, wahlweise ertränkt, erschlägt, oder erschießt? Bringt halt Schauwerte, ist klar. Das hat keinen Tiefgang, ist aber passend geradlinig und fällt in den 85 Minuten keineswegs auf die Nerven, nur das Finale, der „Kampf“ gegen den Handlanger, hätte man theoretisch etwas straffen können. Insgesamt will ich mich aber tatsächlich nicht beschweren.

Geschrieben wurde das Ding von einem gewissen Rex Carlton. Ja, da klingelt doch was, oder? Exakt, seine Karriere hatten wir (bzw. ich) schon in einer der ersten Reviews, nämlich in Im Banne der Puppe, von 1960. Wie ich dort schon schrieb, war Carlton ein gewiefter Geschäftsmann, der auf Jahrmärkten begann, 1949 sein Fuß ins Filmgeschäft setzte und erst mit Film-Noirs begann. Irgendwann deuchte ihm aber, dass im Horror-Genre mehr Dollar zu holen war und so produzierte er 1959 Der Kopf, der nicht sterben durfte, den er an AIP verschacherte. Weiter ging’s mit der schon besagten Im Banne der Puppe (der eher so lala war) und dann auch mit Nightmare in Wax weitermachte, den ich in einer sehr schönen CMV-Hartbox habe (die btw einer meiner ersten Filme in der Sammlung war) und den ich als durchaus nett in Erinnerung habe. Tja, und dann paktierte er eben mit Adamson und teilte tragischerweise auch dessen Schicksal – angeblich hatte er Probleme mit der Mafia, die ihn um die Ecke brachten…

Bei dem Skript hat er sich nun also keinen Bruch gehoben, aber es ist völlig ok. Nun, was macht Adamson draus? Naja, nicht sehr viel, um ehrlich zu sein. Genauer gesagt erkenne ich keinen Unterschied zwischen seinem Regie-Stil in Blood of Dracula’s Castle und The Black Samurai. Eher hat er noch Rückschritte gemacht. Im Großen und Ganzen ist auch dies hier emotionslos heruntergekurbelt, Dialog-Szenen wirken etwas theaterhaft, die wenigen „Action-Szenen“ sind ganz ok und nicht so wirr wie in The Black Samurai, aber das ist hier, weil’s Horror ist, ja auch weniger wichtig. Aber der Versuch, so etwas wie düstere Atmosphäre aufkommen zu lassen, geht ihm hier völlig ab. Aus dem Schloss-Setting (vermutlich die beste Location, die Adamson je hatte) macht er nicht viel, und die Werwolf-Szenen sind hilflos aneinandergeklöppelt. Die Verwandlungsszene konnte vermutlich schon Monogram besser und dort wäre sie wahrscheinlich auch besser ausgeleuchtet gewesen. Nein, alle Verfolgungsjagden, die es gibt, ob der Werwolf selber jagt oder gejagt wird, bestehen daraus, dass Adamson einfach die jeweiligen Akteure filmt, wie sie durch den Forst laufen. Da ist keine Dynamik, kein Tempo drin, gar nichts. Dennoch macht das einen ticken besseren Eindruck als seine Regie in The Black Samurai, was jedoch auch nicht schwer war.  Was aber Tag und Nacht angeht, da hält sich der Al an die gute alte Regieschule von Ed Wood, sprich: Tag und Nacht ändern sich gerne mal in einer Szene (z.B bei der Werwolf-Jagd im Wald) und auch ansonsten ist nicht ganz nachvollziehbar, ob’s nun Tag oder Nacht ist. Aber es gibt ja nun wirklich schlimmeres…

Die taube Regie von Adamson kann man dem Film aber vielleicht auch verzeihen, weil der Rest nicht so bodenlos schlecht ist wie in Black Samurai. Zum einen haben wir das Set von Schloss Falcon Rock. Gut, das würde ich jetzt nicht als Schloss bezeichnen, sondern als zugegebenermaßen hübsches Haus im Gothic Stil in hübscher Lage. Daraus kann man aber was machen und auch das Innere genügt den Ansprüchen des Skripts, ist angemessen ausgestattet, wenn auch nicht reichlich. Speziell für den Film hergestellt wurde ansonsten, würde ich sagen, lediglich die Gefangenenkammer, in der die Vampire ihre Opfer halten. Das ist ein feinstes Pappmaché-Geisterbahn Set-Piece und wenn Carradine da mit einem Kronenleuchter durchschlendert, dann tut das keinem weh und passt zum Grundton des Streifens. Ansonsten filmt Adamson wie üblich einfach so in der Gegend rum. Bei The Black Samurai waren’s Straßen und hässliche Häuser, hier ist es nun der Wald Südkaliforniens. Und wie ich in schon einigen Reviews habe anklingen lassen, gefällt mir diese Natur einfach wahnsinnig gut. Da würde ich sehr gerne Urlaub machen, dementsprechend sind die Szenen in der Natur, wenngleich etwas gestreckt, für mich gourtierbar gewesen. Ulkig ist höchstens, dass sich Adamson auch einen Dreck um Geographie schert. Das Schloss steht offensichtlich mitten in der Wüste, trotzdem können die Figuren offenbar ohne große Mühe zwischen Ozean und Wald hin und herspringen. Aber mir solls nur recht sein.

Was hat der Cast zutun? Wie angedeutet hat Adamson hier tatsächlich richtige Schauspieler bekommen, die ihm wahrscheinlich das Arbeitsamt vorbeischickte. Als Vampir-Ehepaar haben wir Alexander D’Arcy und Paula Raymond. Ersteren hatten wir letztens erst in Horrors of Spider Island von 1960 – neun Jahre später konnte er an seine „glorreichen Tage“ als kleinerer Akteur in ernstzunehmenden Hollywood-Produktionen nicht mehr anknüpfen und findet sich nun bei Adamson wieder… auch nicht die Karriere, die man jedem wünscht. Aber mit seinem Oberlippenbart erinnert er fast ein bisschen an Vincent Price, was auch an derselben Synchronstimme liegen mag, die er in der deutschen Version hat. An seiner Seite steht Paula Raymond, die wir aus Panik in New York kennen und der es ähnlich wie D’Arcy erging: Einst als kleinere Akteurin in größeren Filmen, fand sie sich am Ende ihrer Karriere in B-Filmen wie eben auch Hand of Death oder Five Bloody Graves (ebenfalls von Adamson) wieder. Sie macht als gediegene, alte, zum Anschein vornehme Dame aber eine gute Figur und hat mit D’Arcy auch eine gute Chemistry.

Ja, dann haben wir noch Carradine. Ich muss mich entschuldigen. Anfangs mochte ich ihn nicht, wie vielleicht meiner Review zu Billy the Kid Vs. Dracula zu entnehmen ist, aber inzwischen muss ich ihm eine gewisse Vornehme Sympathie zugestehen. Und damit füllt er die Rolle des Butlers auch perfekt aus, mehr muss man gar nicht sagen. Und dann ist da noch das Heldenpaar Johnny un Liz, die zwar nicht groß auffallen, aber auch nicht im negativen. Gene Otis Shayne werkelte sonst nur einmal mit Adamson für Hells Bloody Devils zusammen und seine letzte Filmarbeit, Strawberries Need Rain von 1971, entstand unter den Fittichen von Larry Buchanan, was für eine „Karriere“…  und er ist als Held zumindest nicht untätig, und Jennifer Bishop holzte sich im Verlauf ihrer kurzen Karriere durch die B-Filme jener Jahre. So zieren z.B auch Mako: Der Killerhai oder Bigfoot – das größte Monster aller Zeiten ihre Filmographie.

Für das Jahr 1969, filmhistorisch ja gerade an der Grenze, als die Tür zum so wirklich schmutzigen Exploitation-Grindhouse-Film geöffnet wurde, ist Blood of Dracula’s Castle ziemlich handzahm. Blut sieht man, bis auf das, welches sich die Vampire in Gläsern genehmigen, nicht, und auch auf nackte Haut verzichtet Adamson komplett. Ach ja, und bevor ich’s vergesse: Dem Vampir-Mythos drückte er ebenso seinen persönlichen Stempel auf, denn seine Vampire zerfallen bei Licht nicht zu staub, sondern altern einfach nur ganz schnell und… werden zu Fledermäusen? Ach, und der deutsche Titel „Dracula und seine Opfer“ ergibt keinen Sinn, denn von einem Grafen Dracula ist hier nie die Rede.  

Fazit:

Blood of Dracula’s Castle war insgesamt eine positive Überraschung. Auch durch einige Kommentare habe ich eine eher triste und langweilige Plotte erwartet. Es ist kein wirklich „guter“ Film (höchstens für die Verhältnisse von Adamson) – aber als Horror-B-Fan ist es nicht verkehrt, wenn man mit etwas heruntergeschraubten Erwartungen herangeht.

6/10 Punkte