Jahr: 1945
Regisseur: Gordon Douglas
Schauspieler: Wally Brown (Jerry Miles), Alan Carney (Mike Strager), Bela Lugosi (Professor Paul Renault), Anne Jeffreys (Jean), Sheldon Leonard (Ace)
Vorwort:
Heute gibt’s mal ein kürzeres Vorwort, da ich zu den meisten Themen, mit denen dieser Film im Zusammenhang steht, schon bei vorigen Reviews meine Meinung gesagt habe. Nur so viel: Es ist ein Film mit Bela Lugosi. Und es ist ein Zombiefilm. Und es ist NICHT White-Zombie. Da werden die meisten schon keine Ahnung mehr haben, denn ZOMBIES ON BROADWAY ist weder in den USA noch hierzulande (gut, hier bei uns eigentlich absolut gar nicht) bekannt oder „beliebt“. Aber kann ein Bela Lugosi Film, in dem er einen Wissenschaftler spielt, wirklich „schlecht“ sein?
Inhalt:
Die bekannte RKO-Radioantenne ist im Bild, danach fahren die Credits unter lebhafter Musik ab. New-York, oben ein Flugzeug, dass ein paar Flugblätter abwirft (obwohl man wenig später sieht, wie gefühlt Millionen von den Dingern durch die Straße der Metropole fliegen). Durch die Straße fährt auch gerade ein Wagen mit der Werbetafel „Thrills-Chills – Zombie Hut“ und so weiter und so fort, der ist ja auch nur ein paar Sekunden im Bild. Wichtiger ist doch, dass Ace Miller, einem Nachtclubbesitzer und früherer Gangster, auch ein Flugblatt in die Hände fällt. Drauf geschrieben steht: „Thrills! Chills! Grand Opening, Friday, May 13th. Zombie Hut! A real zombie in person!“
Eine gefeilte Werbeaktion für seinen eigenen Nachtclub also. Ace schaut also mal bei seinen „Werbebeauftragten“ vorbei, die gerade einer Tanzübung der Damen beiwohnen und ihn, davon gehe ich zumindest aus, zuvor nicht von der Aktion in Kenntnis gesetzt haben. Ace befragt seine beiden Mitarbeiter, Jerry und Mike, die ihm alsbald den angeblichen „Zombie“ präsentieren: Leider, leider nur ist es ein gewöhnlicher dunkelhäutiger Trommler, dem man etwas weiße Farbe ins Gesicht gemalt hat. Ob er ein Zombie sei, fragt Ace. Ja, natürlich sei er einer, solange es ihm gesagt wird.
Ace wird daraufhin wütend, denn diese Gestalt würde mitsamt der Werbeaktion, die ja jeder in der Stadt mitbekommen haben muss, seinen guten Ruf zerstören. Die Folge ist logisch: Jerry und Mike müssen schnellstens einen echten Zombie beschaffen – oder Ace macht ihnen den Gar aus.
Spontan begeben sich die beiden also ins Museum, um sich dort einen Zombie zu besorgen (wieso auch immer sie denken, die hätten welche). Der Hausmeister lässt sie rein und führt sie zum hiesigen Kurator, der ihnen einen gewissen Dr. Renault empfiehlt, der angeblich auf der Insel San Sebastian in der Südsee lebt (falls er denn noch am Leben sei) und ihnen alles sagen könne, was sie wissen wollen. Das Ziel der Reise ist somit gesetzt...
Besprechung:
Tja, vorneweg: ZOMBIES ON BROADWAY war in der Tat etwas, was ich so nicht erwartet habe. Erwartet habe ich einen typischen Poverty-Row Quickie á la THE APE MAN und THE DEVIL BAT . Ist ja auch logisch: Der Film entstand 1945 als einer der letzten B-Horrorfilme der großen Genre-Welle, die die US-Kinos im Zuge des zweiten Weltkriegs heimgesucht hatte (die psychologischen Mechanismen hinter dieser plötzlichen Nachfrageanstieg wären ja auch mal interessant), und da waren die ganzen Quickies der Poverty-Row Billigheimer ja irgendwie gleich: Alles spielte in kleinen Sets, in überwiegend langweiligen Häusern und Büros, es gab irgendein Mad-Scientist Labor und (in 95% der Fälle) nen Typen im Affenkostüm. Kreativ oder Individuell waren die Monogram und PRC Schnellschüsse ja wahrlich nicht. Bei ZOMBIES ON BROADWAY habe ich ähnliches erwartet. Und meistens ist eben das ja auch ok, da die Filme selten über 70 Minuten gehen.
ZOMBIES ON BROADWAY fährt aber doch deutlich besser auf: Es gibt exotische Set-Pieces, richtige Kulissen und es scheint als hätte man, sowas erwartet man ja gar nicht mehr, ein richtiges Budget zur Verfügung gehabt, dass mehr als 30.000 Kröten zählte: Nach dem schnellen Einstieg geht’s für unsere Helden nämlich auf die Insel San Sebastian, wo der Zuschauer einen schönen Studio-Dschungel und ein kleines Herrenhaus betrachten darf. Wenn dann auch noch nen Zombie durch die Gegend streift, erinnert das ja fast an WHITE ZOMBIE (immerhin ein bisschen). Und Bela Lugosi ist ja auch mit an Bord! Natürlich war der Ungarn ja auch überhaupt der Grund, wieso ich eingeschaltet hatte. Eigentlich hatte ich THE RETURN OF THE APE MAN schauen wollen, aber die Zombies waren mir spontan dann doch sympathischer (ne review zur Rückkehr des Affenmannes kommt natürlich trotzdem noch). In den 40ern waren die wandernden Untoten ja noch nicht die, die sie heute sind (bis Romero waren sie eben die mystischen Geschöpfe aus der Kultur der Voodoo-Priester), aber doch durchaus beliebt. Ja, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich von den „Pre-Romero“ Zombies lediglich Hammers NÄCHTE DES GRAUENS und WHITE ZOMBIE gesichtet hatte. Ich muss schnellstens Tourneurs ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE sichten, den RKO ja auch produzierte.
Wie auch immer: Bela Lugosi ist gen Ende seiner Karriere ja ohnehin leider Gottes ein Kriterium für kleinste B-Filme geworden. Nach seinem Ausstieg bei Universal und seiner letzten Zusammenarbeit mit Karloff bei THE BODY SNATCHER 1945 (in den er wegen seines wohl noch zugkräftigen Namens eh nur schnell reingequetschtr wurde) kam ja nichts mehr, was weithin als wirklich objektiv „gut“ bezeichnet wird (bis auf die Horrorkomödie mit Abbott und Costello). Seine Karriere beschränkte sich nach 1943 ja wirklich nur noch auf das, was man einfach als „Schund“ abtun könnte und weit unter seinen Möglichkeiten war. Aber wen würde das schon von den Filmen abhalten, solange Bela eben dabei war?
Ich erwartete also irgendwas wie THE APE MAN, eben nur mit Zombies. Bekommen habe ich eine Mischung aus WHITE ZOMBIE und ABBOTT UND COSTELLO TREFFEN FRANKENSTEIN. Natürlich steht überall, dass es eine Horror-Komödie ist, aber ich habe vorher nichts über den Film nachgelesen und ihn, wie erwähnt, ziemlich spontan eingeschaltet. Hätte ich gewusst, dass es ne Komödie ist, wäre ich wahrscheinlich mit großen Vorbehalten an die Sichtung herangegangen. Mit dem „Witz“ im Horror der 40er ist’s ja so ne Sache. Manchmal sind die Comic-Reliefs aushaltbar, meistens sind sie nur absolut nervig und stören die Horror-Elemente eher, als dass sie zur Erheiterung beitragen könnten. Umso überraschter bin ich, da ich nun sagen kann: ZOMBIES ON BROADWAY hat tatsächlich funktioniert! Sowohl als Komödie, als auch im Horror-Part. Und der eine Teil stoppt auch nicht den anderen, im Gegenteil.
Praktisch haben sind die Helden hier nur ne Kopie von Abbott und Costello: zwei bisschen verpeilte, aber doch irgendwie liebenswürdige Kumpels, die es mit übernatürlichen Figuren zutun bekommen. Es folgen Slapstick-Einlagen, Verwechslungs-Elemente und ein paar dumme Sprüche. Gut, ein paar Momente fand ich lustig, weil sie einfach bescheuert und komplett übertrieben waren (z.B die Ritual-Szene, in die die beiden ausversehen geraten), andere Momente hingegen fand ich tatsächlich auf humoristischer Ebene gelungen. Ein kleines Totenkopfäffchen im Kostüm ist natürlich lustig und niedlich und wenn Lugosi ebenjenen jagt (und das Äffchen ihn dann auch noch fein austrickst), weil es sein Zombie-Serum geklaut hat, dann ist es in der Tat amüsant und erfreut mich. Andere Stellen bringen einen auch einfach aufgrund des Zeitgeistes zum Schmunzeln: Zum Beispiel wenn sich Mike schwarz anmalt, um als Ureinwohner beim Ritual durchzugehen (jaja, so war es damals. Heute wäre es natürlich nicht mehr lustig, aber es ist eben gemacht worden – und da es sich nicht rückgängig machen lässt, kann man über dieses „Geschmacklosigkeit“, wie es manch einer nennen könnte, in einem vergessenen B-Film der 40er zumindest schmunzeln). Passend dazu gibt’s am Anfang ja auch den dunkelhäutigen Hausmeister im Museum, der sehr klischeehaft daherkommt. Wirklich negativ fällt das aber nicht auf, da gibt’s tausend mal schlimmere Beispiele, die wirklich den Rassismus, der in der Filmindustrie herrschte, aufzeigt (da denke ich immer an den Charakter Schneeschuh in CHARLIE CHAN IN ÄGYPTEN, aber ich schweife wieder ab).
Auch andere Momente finde ich witzig: Zum Beispiel das bescheuerte Grinsen des Zombie-Mikes, wenn er die Frau mit seinen großen Glubschaugen anlächelt. Oder wenn der Affe Zombie spielt. Oder wenn die beiden ihre eigenen Gräber ausheben müssen und es nicht mal merken. Man kann davon ja halten was man will: Aber ich fand das hier war gediegener, simpler, aber leicht bekömmlicher, sympathischer Witz.
Gut ist auch, dass Lugosi nicht komplett auf den Humor reduziert wird. Er hat trotzdem immer noch seine großartigen Momente: Wenn er die beiden in seinem Haus begrüßt, wenn er den Zombie auf die Jagd schickt oder seine Opfer auf dem Operationstisch festschnurrt. Allzu viel Screentime hat er hier freilich nicht, aber jede einzelne Sekunde gibt er, wie immer, alles und es ist eine Freude, wie immer, ihm dazu zuzusehen. Und er bekommt auch das, was er verdient, zumindest in gewissen Maßen. Bevor er Ende nach ABBOTT UND COSTELLO TREFFEN FRANKENSTEIN Ende der 40er komplett in den tiefen des B-Films abdriftete (und wie das endete, wissen wir alle) bekommt er hier nochmal annehmbare Umstände spendiert:
Denn ob es sich hier auch um Poverty-Row handelt, das könnte man diskutierten. Produziert wurde das Ganze nämlich, wie man der Radioantenne am Anfang des Films entnehmen kann, von den einst großen RKO-Studios, die, wie wir uns erinnern, unter David O. Selznick große, wegweisende Kinoerfolge á la KING KONG oder THE MOST DANGEROUS GAME hatten. In den 40ern ging es mit den bekannten Val Lewton Schauerstücken weitern, bis man in den 50ern mit wirklich winzigen B-Produktionen wie KILLERS FROM SPACE langsam ein Ende fand.
Und deswegen unterscheidet sich ZOMBIES ON BROADWAY am Ende offensichtlich doch von den sonstigen, wirklich sehr schnell heruntergekurbelten Quickies von Monogram und Co. Bekannter als deren Bela Lugosi Vehikel ist er aber trotzdem nicht, ja eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Auf Letterboxd hat er gerade mal 540 Bewertungen und auf der IMDB nur ein paar mehr, nämlich 877.
Aber ich schweife ab: RKO hatte jedenfalls wohl noch mehr Budget als Monogram oder PRC und spendiert dem Film ansehnliche Sets und nette Dekorationen. Der Studio-Dschungel ist hübsch, das kleine Südsee-Städtchen nicht groß, aber nett anzuschauen. In Lugosi Mad-Scientist Labor dürfen die Chemikalien Rauchen und Schäumen und sein Hauszombie hat sogar einen eigenen Sarg, der bei bedarf automatisch aus der Wand fährt. Das mag alles nicht wirklich viel sein, reicht für eine 70-minütige Horror-Komödie dieses Jahrgangs komplett aus. Die Horror-Elemente lassen sich so schön in Szene setzen: Während der Mike-Zombie am Ende eher amüsant aussieht, kann ich mir beim ersten Zombie durchaus vorstellen, dass er den zartbesaiteten damals in den Kinos durchaus etwas Angst gemacht haben könnte. Auch das Voodoo-Ritual mit den Trommeln, dem Feuer und den tanzenden Ureinwohnern ist folglich obligatorisch. Während dies in anderen Voodoo-Filmen, z.B VOODOO ISLAND mit Karloff, noch das „Highlight“ war, kommt hier sogar etwas Atmosphäre auf. Alleine schon wegen Lugosis Figur.
Die Story ist ebenfalls nett, wenn auch nicht wirklich wichtig. Basieren tut sie auf ner Kurzgeschichte, wie bei THE APE MAN, aber hier wird das nicht zu einem dämlichen Meta-Gag gemacht. Sie ist schön geradlinig und eine durchaus nette Idee und tut das, was sie soll: Den Film und die einzelnen Gags zusammenhalten. Dabei wird sie auch nicht zu Episodenhaft und gibt Lugosi gerade genug Platz, um als Mad-Scientist zu scheinen. Geschrieben wurde sie dabei von zwei (mir bisher völlig unbekannten) B-Schreiberlingen namens Lawrence Kimble und Robert Faber. Während Letzterer nur eine weitere (völlig der Vergessenheit ein heimgefallene) Komödie geschrieben hat, verfasste Kimble noch diverse B-Noirs (die ebenso wenig „populär sind). Hier haben sie sicherlich auch kein Wunderwerk vollbracht, da für die Gags wohl eher das Gespann Wally Brown und Alan Carney zuständig waren, was mich zu den schauspielerischen „Leistungen“ bringt.
Im Grunde sind die beiden, wie gesagt, ne B-Variante von Abbott und Costello. Und als solche sind sie mir hier eigentlich auch sympathisch. Sie haben genug Chemie miteinander, damit die Gags funktionieren. Wally Brown ist als Jerry praktisch der Anführer der beiden, während Alan Carney als Mike den etwas doofen, naiven, aber doch netten Kerl gibt. Die beiden hatten bei RKO übrigens seit 1942 diverse solche Comedy-Schnellschüsse gemacht, unter anderem hiernach erneut mit Bela Lugosi bei GENIUS AT WORK im Folgejahr, der hiermit auf meine eh schon ewig lange Watchlist wandert.
Zu Bela Lugosi muss ich wohl nichts sagen, außer, dass er ja eh immer fantastisch ist. Punkt. Hier spielt er nicht ganz drüber wie er es später bei Eddie tun sollte, aber auch nicht zu zurückhaltend, sondern genau in der Mitte, so, wie es wohl am besten ist. Ansonsten sind die restlichen Akteure wenig wichtig. Als Lugosis Handlanger Joseph bleibt der dauerhaft im B-Film verhaftete Joseph Vitale ziemlich blass und darf leider keinen verrückten Diener geben, obwohl sich das ja angeboten hätte. Als weibliche Unterstützung und obligatorische Romanze darf dann kurzerhand noch Anne Jeffreys herhalten, die u.a bei ein paar Dick-Tracy Filmen mitmachte. Auch sie war bei GENIUS AT WORK wieder mit von der Partie.
Regie führte ein alter Bekannter, nämlich Gordon Douglas, der knapp 10 Jahre später die Riesenameisen auf die Welt hetzte und damit meine heißgeliebten Big-Bug-Movies der 50er erweckte. Dementsprechend ist der Film handwerklich auch sauber gearbeitet. Natürlich ist er nicht gerade dynamisch gefilmt, da es ja immer schnell gehen musste (gedreht wurde ZOMBIES ON BROADWAY innerhalb von zwei Wochen).
Fazit:
Der Film war für RKO wie erwähnt so lukrativ, dass man eben noch GENIUS AT WORK nachschob. Ehrlich gesagt hätte es meiner Meinung nach gerne mehr solcher Horrorkomödien mit Bela Lugosi geben dürfen. Diese hier hat mir überraschend gut gefallen und die überwiegend negativen Kritiken kann ich nicht nachvollziehen. Alleine schon wegen Lugosi und dem netten Setting ist der Film für Fans sehenswert und wirklich „schlecht“ ist er auch nicht gearbeitet. Zu sehen gibt’s den Film auf YouTube, wo er glücklicherweise von jemandem vor knapp zwei Monate in wirklich annehmbarer Qualität hochgeladen wurde. Das Bild ist sauber und der Ton ist gut verständlich. In Deutschland erschien der Film natürlich nie, es gibt aber bei Amazon eine günstige, italienische Import-DVD. Die werde ich mir auch mal zulegen, denn sowas gehört einfach in eine gute B-Film Sammlung.
Das kurze Fazit muss lauten: Kein Meisterwerk, aber ein kleiner Geheimtipp in Belas Filmographie!
8/10 Punkte.
Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/zombies-on-broadway zu lesen.