Inzwischen sind es schon 55 Kritiken, die sich hier aufgetürmt haben. Zeit nochmal, über den Sinn dieser Seite zu sprechen, denn sie ist ja noch ziemlich jung und so ergibt sich nochmal der Anlass, über das Thema dieser Seite an sich zu sprechen: Dem Horrorfilm von Früher.
Wer meinen YouTube-Kanal schaut (wenn noch nicht; jetzt abonnieren), wird sehen (oder hören): Die Filme, die ich hier bespreche, sind keinesfalls die meiner Generation. 95% Der Filme, die ich sehe und über die ich rede oder schreibe, sind weit vor meiner Zeit entstanden. Es ist keinesfalls meine Zeit, ja es ist äußerst ungewöhnlich für meine Generation, sich damit auseinanderzusetzen, will ich damit sagen. Wieso aber beschäftige ich mich dennoch mit der alten Phantastik, besser gesagt mit Filmen von den 20er Jahren bis vorwiegend in die 80er hinein?
Nun, ich war kein großer Filmfan, bis ich „diese Art von Filmen“ entdeckte. Bei Gelegenheit werde ich vielleicht nochmal schreiben, wie ich dazu kam, hier aber nur die Kurzversion. Die „Filme von Früher“, und damit meine ich alles von den 20er Jahren bis zu den 80ern, erscheinen mir einfach, wenn ich es so grob formulieren darf, „schöner“ als das, was heute kommt. Sie sind lebendiger, näher, hübscher, spaßiger. Ich will kein Snob sein und sagen „früher war alles besser“ oder „heute läuft nur noch Schund“, aber jetzt, wo ich das Kino von früher erstmals erleben darf, muss ich dennoch sagen: Das Kino von Früher war „besser“ – zumindest für mich. Als Fan von Horror aller Art sind „alte Filme“ eine wahre Fundgrube und dem aktuellen Genre-Kino einfach um Meilen voraus! Die Spezialeffekte waren kein CGI, es ist etwas, was man anfassen konnte, was wirklich im echten Leben erschaffen wurde – es sind noch wirkliche Illusionen, die dort kreiert wurden. Mit Herzblut und Liebe, zumindest in den meisten Fällen. Es war Film, den man noch anfassen und bearbeiten konnte, in Form von Filmrollen oder später VHS (deswegen sammle ich Filme auch). Wenn ich mir heute das Blockbuster-Kino betrachte, dann denke ich, es ist geistlos, formlos – leer und ausgehöhlt, in den meisten Fällen. Das war früher teilweise auch so, ja. Und doch denke ich, dass die Filme von damals näher am Zuschauer dran waren, weniger von oben herab, wie die 300 Millionenschweren Action-Produktionen, in denen The Rock zum tausendsten Mal im verschwitzten Hemd herumläuft. Die Filme von früher hatten Identität, etwas, was sie auszeichnete: Ecken und Kanten, Nähe, etwas, was man Anfassen konnte.
Und besonders beim Horror ist dies der Fall. Wenn man das Horrorkino von damals erlebt, erlebt man auch immer die Geschichte eines Jahrhunderts und seiner Gesellschaft. Wenn man filmisch durch die Jahrzehnte geht, dann ist es wie eine Zeitreise. Man fühlt sich zurückversetzt, es ist wie ein Fenster in eine andere Zeit, deren Welten und Emotionen. Ich denke, wenn man den Horror von früher liebt, dann ist dies nicht nur ein sehr wertvolles Hobby, sondern auch eine Leidenschaft, die niemals enden kann. So viel gibt es zu entdecken. Wenn ich eine bestimmte Art von Film mag, eine bestimmte Story, ein bestimmtes Genre, und das aktuelle Kino bietet mir dazu nichts – dann muss ich mich nur der Vergangenheit widmen. Das phantastische Kino von früher bietet so enorm viel, man kann unerschöpflich graben und entdeckt immer Neues, macht immer neue Erfahrungen und auch wenn die Filme nicht immer gut sind, dann macht es enorm viel Spaß. Deutscher Expressionismus, Universal-Horror, Poverty-Row Horror, 50er Jahre Monsterfilme, Hammer-Horror, AIP Gothic-Horror, Italian Gothic, Kaijus, Giallo, Tierhorror, Okkult Horror, Slasher... es gibt so viele Subgenres und Arten, verschiedene Gesichter und Geschichten hinter den Kulissen, es ist immer etwas dabei und es ist so eine enorme Hülle und Fülle an Ideen und Kreativität, dass man niemals an ein Ende kommen kann oder will.
Und als Liebhaber, ja als Leidenschaftlicher Gucker des B-Films, gerne mit dem inflationär gebrauchten Begriff „Trash“ verschrien, hat man es mit vielerlei, nun, nicht Vorurteilen, aber Problemen zu tun. Zum einen wären da die Einwände derjenigen, die sich komplett außerhalb des Films bewegen. Diejenigen, die „ab und zu“ eben einen Film schauen, sprich, deren cineastischer Horizont auf das gegenwärtige Hollywood beschränkt ist, kommen meistens mit Unverständnis an die Thematik heran. Sie verstehen nicht, warum man etwas konsumiert, was „objektiv“ als schlecht deklariert werden könnte. Oftmals schlägt dieses Unverständnis aber noch weiter, nämlich in klare Ablehnung. Sie lehnen ein Kulturprodukt ab, dass nicht dem Wertemaßstab der heutigen Kulturindustrie entspricht. Und dass, obwohl der B-Film „mehr“ Kultur beinhalten, mehr verrät über die Kultur und seine Menschen, seine Welt. Oftmals wird das als „komisch“ bezeichnet, als wäre der eigene Geschmack verwirrt. Das habe ich schon einige male selbst erlebt, dass gesagt oder ungläubig gefragt wurde, warum man sich denn bitte „schlechte Filme mit Absicht“ anschaut.
Doch innerhalb der „Szene“ derjenigen, die in Filme mehr sehen, als Berieselung, stößt man oftmals auch auf Ablehnung. Da wäre zum einem der Typus des Möchte-Gern Akademikers, der in Film nur Selbstzweckhafte Kunst sehen will und demnach nur dies sehen kann: Selbstzweckhaft deswegen, um sein Ego und seinen Verstand erhöht zu wissen. Diejenigen, die Filme ausschließlich kalt und distanziert betrachten, immer aus dem Blickwinkel der steifen Analyse. Sie können nicht mehr anders, als alles mit dem Seziermesser zu teilen, alles zwangsläufig zu hinterfragen. Adorno fordert, sich der Kulturindustrie zu entledigen und zu hinterfragen. Dies ist richtig. Doch muss dies nicht darin enden, nur noch zu hinterfragen und zu analysieren. Für diese Art von Leuten sind viele derartiger Filme, insofern sie nicht später zu Kultklassikern erhoben werden, „Müll“, die es nicht verdienen, betrachtet zu werden bzw., die keinerlei Mehrwert besitzen. Und wenn, dann nur, um Witze über das Werk reißen zu können.
In unserer heutigen Gesellschaft ist das kulturelle Gut dazu verkommen, perfekt zu sein. In dieser Gesellschaft darf das Filmgut, Adorno bezeichnete es richtig als Ware der Industriekultur, keine Ecken und Kanten haben. Es darf nicht irritieren, darf nicht mit den Idealen der Optik und des Inhalts brechen. „Intelligente Kritik“ gerne, aber bloß keine Abweichung, die in „minderwertige Qualität“ abdriften könnte.
Und wenn man diese Art Film schaut, dann kommt häufig das Mittel der ironischen Distanzierung zur Hilfe, Formate wie SchleFaZ oder MST3000. Die Filme werden dann ironisch kommentiert und man „macht sich lustig“ darüber – man schaut die „schlechten“ Filme, aber in Wirklichkeit nimmt man sie „ja nicht ernst“, es ist ja nur ein „Witz und ein Spaß“ sie sich anzuschauen. Nicht falsch verstehen: Ich liebe SchleFaZ, aber es gibt genug Leute, die erheben sich über diese Filme und schauen sie ausschließlich, um sich über sie lustig zu machen. Wieso? Wieso benötigt man dann SchleFaZ, das einem erklären, dass die Filme schlecht sind und dass man sie nur gucken kann, wenn man sich über sie lustig macht? Ist es eine Art „Schutzmechanismus“ um „Schlechtes“ zu sehen, aber sich doch einzugestehen, dass es eine Abweichung vom Standard ist?
Beide Gruppen belächeln dann denjenigen, der sich diese Filme anschaut, ob des Wissens, dass sie „nicht gut“ sind. Dass sie filmtechnisch schlecht sind, dass sie billig sind, dass sie hirnrissig sind. Doch diejenigen, die (auch) den B-Film schauen, ja den „Trash“-Film, diejenigen sind, sage ich, Filmliebhaber. Sie bedürfen keines Ego-Puschs, der sich da die dauerhafte Filmanalyse nennt. Sie bedürfen keiner simplen Berieselung der sauberen Traumfabrik Hollywoods, die alles produziert, nur ohne Ecken, ohne Kanten. Nein, der B-Film Zuschauer schätzt das auch das Werk mit Ecken und Kanten. Er schätzt es, weil es Ecken und Kanten hat. Weil es wahrlich authentisch ist. Etwas, was Marvel-Filme oder Arthouse-Pseudokunst nicht sein kann. Erstere können es wegen dem Kapitalismus ihrer Kulturindustrie nicht sein, und Letztere nicht, weil sie immerzu darauf bedacht sein müssen, den Intellekt anzusprechen, interpretierbar zu sein. Und wenn sie es eigentlich nicht sind, wird so getan, solange der optische Rahmen suggeriert, dass man es hier mit Ultrakunst zu tun hat. Keiner dieser Filme ist Film wegen des Films willen. Der B-Film jedoch ist wahrlich Film und diejenigen, die sich ihrer erfreuen können, sind unverwundbar. Weder die Heuchelei der Mainstream-Schauer, noch die Häme des Filmanalytikers kann ihnen etwas anhaben, weil sie darüberstehen. Sie können den Film lieben, trotz allem: Trotz seiner Billigkeit, trotz seiner Hirnrissigkeit, trotz seiner vermeintlich schlechten Moral, trotz schlechten Stories, trotz schlechten Effekten, trotz der „Dummheit“, die vielen B-Filmen angeblich innewohnt.
Der B-Filmliebhaber kann beides ignorieren: Den Analytiker, der sagt, man würde nur Schmutz schauen. Und den Mainstreamschauer, der sagt, man habe einen „schlechten Geschmack“.
Das ist meine Sicht dazu (wenn auch etwas übertrieben und schnippisch dargestellt, aber das musste mal sein) und deswegen liebe ich den B-Film von früher.
Und nun zu dieser Seite. Warum habe ich diese Seite ins Leben gerufen, und überhaupt den dazugehörigen YouTube-Kanal, der ja eigentlich schon „viel“ älter ist. Mein eigenes Ziel ist Folgendes: Ich will alte Horrorfilme „von früher“ besprechen. Fair, ehrlich und ich will versuchen, sowohl ein bisschen zu unterhalten, aber auch Informationen zum Film zu vermitteln. Ich will die Filme ernstnehmen und fair betrachten, auch wenn es heißt, sie seien Müll und Schwachsinn. Ja, viele sind es, aber ich schaue sie mir trotzdem an und finde sie (in den meisten Fällen) unterhaltsam – hat der Film es dann nicht auch verdient, ernsthaft betrachtet und kritisiert zu werden? Ich will „Trash“-Filme nicht bewerten, in dem ich sage: „Totaler Schwachsinn, lächerliche Effekte“ etc. Ja, bei manchen wenigen Filmen kann man das tun, doch bei vielen kann man eben das hervorheben und lieben, was beim heutigen Kino fehlt. Ich will dem Leser Filme vorschlagen, die er vielleicht noch nicht kennt. Und ich will eine Wertung vornehmen, eine Empfehlung, ob die Filme für Gleichgesinnte unterhaltsam sein könnten.
Wenn ich dies schaffe, dann habe ich mein Ziel mit einer Kritik erreicht.