Original-/Alternativtitel: Dr. Cadman’s Secret | A Ilha do Terror | L'isola stregata degli zombies | Isla de sortilegio 

Jahr: 1957

Regisseur: Reginald Le Borg

Schauspieler: Boris Karloff (Philip Knight), Rhodes Reason (Matthew Gunn), Beverly Tyler (Sarah Adams), Elisah Cook Jr. (Martin Schuyler)

Vorwort:

Da ich hier auch mal wieder nen phantastischen Film aus den 50ern sehen wollte, dachte ich mir, dass ich mich doch mal einer kleinen Episode dieses Jahrzehnts widme, die hier bisher außen vorgelassen wurde (zumindest soweit ich das überblicken kann, ich kenne ja auch nicht alle Reviews hier in und auswendig). Die Rede ist von der kleinen Produktions-Klitsche „Bel-Air“, die unter der Führung von Aubrey Schenck und Howard W. Koch Ende der 50er einige interessante B-Streifen auf das Drive-In Kino losließen: Darunter auch hauptsächlich schnell heruntergekurbelte Exploitation-Filme, aber auch ungewöhnliche Horrorproduktionen, denn schließlich wurde dieses Genre Ende des Jahrzehnts immer vielversprechender. Auf ihr Konto gehen so u.a PHARAO’S CURSE (1957), den ganz netten DIE HEXENKÜCHE DES DR. RAMBOW (1958) sowie den von mir durchaus geschätzten DIE SCHRECKENSKAMMER DES DR. THOSTI, wo die beiden Produzenten diverse abgehalfterte Stars aufbieten konnten (Bela Lugosi in seiner letzten Rolle, ebenso tritt Lon Chaney Jr. auf). Mit Karloff hatte man ebenfalls noch nen Vertrag, sodass er neben DIE HEXENKÜCHE DES DR. RAMBOW auch noch in dem wohlklingenden VOODOO ISLAND von 1957 für das Studio auftrat. 50er Jahre, Voodoo und Karloff? Das klingt doch eigentlich wirklich vielversprechend... oder?

Inhalt:

Unter mysteriöser Musik fliegt eine Voodoo-Puppe ins Bild, ihr Kopf wird von einer Ndel durchbohrt... die Namen der Darsteller und der Titel läuft ab, dann fährt die Kamera über ein hübsches Miniatur-Set einer Südsee-Hotelanlage bis zu einem starr geradeausblickenden Mann. Karloff (als „Enthüller“ angeblicher übernatürlicher Begebenheiten Philip Knight) tritt ins Bild, umfasst die Hand des Mannes und fuchtelt mit der Hand vor dessen Gesicht herum, trotzdem: Keine Reaktion. Ein Anzugträger klärt auf: Mit Mr. Mitchell sei körperlich alles in Ordnung, vielmehr stehe er unter einer Art Trance, einer „inneren“ Blockade. Woher diese kommt, weiß keiner, auch der Industrie-Mogul Howard Carlton selber, der Mitchell und ein paar andere Männer zur „Voodoo-Island“ schickte, um diese auszukundschaften. Dort will der werte Herr nämlich ein Ferien-Resort aufbauen. Nur Mitchell kam zurück, aber ebenjenem jämmerlichen Zustand, angespült am Strand einer 50 Meilen entfernten Insel, wo ihn ein Arbeiter einer Poststation auflas. Der Auftrag für Knight ist klar: Er stellt ein Team zusammen und soll dem Mysterium um Voodoo-Island auf die Schliche kommen...

Besprechung:

Tja, ein Satz mit X war’s dann doch eher. Wer erwartet, dass die Story endlich mal aus der Pötte kommt, sobald man nach dem zähen Anfang die Insel erreicht (da sind wir schon bei Minute 40), der hat sich gewaltigen geschnitten. Besser wird’s da garantiert nicht, eher noch dümmer (aber leider auch nicht so dumm, dass es wieder lustig wäre). Aber der Reihe nach, schließlich verspricht das Plakat ja trotzdem Voodoo-Rituale, eine Brücke des Todes und Monsterpflanzen! Aber wer den großspurigen Versprechen auf 50er Jahre Monsterfilm-Plakaten immer glaubt, der ist ja auch schief gewickelt... und ja, ich mache mir trotzdem immer bis zuletzt Hoffnung, dass da noch was kommt. Dass es noch Schauwerte gibt, etwas zum Lachen, zum Staunen, oder wenigstens etwas, das zum Hände über dem Kopf zusammenschlagen dient. Aber nix war’s.

Zu Gute halten muss man der Schlaftablette, dass sie wenigstens „schön“ aussieht, zumindest im Verhältnis der mini B-Filmen jener Jahre: Oftmals spielten die ja einfach in irgendwelchen leeren Büros oder Bungalows, hier begibt sich die Truppe um Karloff aber immerhin wirklich auf eine Insel, mit Palmen, Strand und Bucht und so weiter (gedreht wurde sogar auf Kauai, einer Insel Hawaiis)! Wirklich viel zu sehen bekommt man dann aber auch nicht, denn die Truppe begnügt sich damit, erstmal für Ewigkeiten an einer Stelle Rast zu machen um dann sinnlos hier und da herumzulaufen (von den „Untersuchungen“, was mit dem vorigen Trupp passiert sein könnte, hört und sieht man dabei nur äußerst wenig). Exotische Atmosphäre kann man das aus heutigen Maßstäben nicht nennen, keine Ahnung, ob’s damals vielleicht so war. Und dabei hätte die Story mit dem Schauplatz doch eigentlich richtig viel Potenzial geboten. Ich mag mysteriöse Inseln jedenfalls, egal ob bei Verne, oder bei Schoten wie CAPRONA oder INSEL DES GRAUENS. Da gibt’s doch endlose Möglichkeiten, die absurdesten Geschöpfe zu zeigen, ob Affen, Dinos oder weiß Gott noch was. Aber gut, es heißt ja auch Voodoo-Island. Heute denkt man da wohl eher an Zombies, blutige Rituale etc. Im Drive-In Kino der 50er beschränkte sich die Thematik aber eher auf ein paar trommelnde Ureinwohner, verrückt glotzende Häuptlinge und ewiges Getanze unter seltsamer Musik. Und nicht mal das bekommt man... wie gesagt gibt’s erstmal ewiges, ziemlich statisch abgefilmtes Geplänkel der „Charaktere“ – Karloff gibt halt irgendeinen Abenteurer, der nicht an Voodoo-Gedöns glauben will, seine Sekretärin Sara ist die scheue, schreiende Frau und später kommt mit Kapitän Gunn noch eine Art „Held“ dazu, der mit Sara irgendwann ne (völlig obsolete und inspirationslose) Romanze beginnt. Und mit Claire hat man noch den störrische, rauchenden Part dabei, der irgendwie überhaupt nichts Sinnvolles zu tun hat... irgendwelche anderen Figuren kommen am Anfang auch mit, aber es ist völlig irrelevant, wie sie heißen, woher sie kommen, oder was sie tun. Falls sie denn überhaupt irgendwas tun, und bei den meisten ist das nicht der Fall.

Die Story lässt sich in der Tat auf einen Bierdeckel aufschreiben: Am Anfang wird das „mysteriöse“ Problem eingeführt, danach führt Karloff die Gruppe per Flugzeug zu nem Stützpunkt, wo Mitchell sinnlos rumkaspern darf (unter einem Voodoo-Bann, versteht sich). Dann geht’s weiter zu jener Poststation im Dschungel, wo’s eigentlich nur darum geht, den dort hausenden Martin (was der dort für ne Aufgabe hat, wird mir nicht klar) mit Geld dazu zu überreden, sie zur Insel zur begleiten. Ja, und dann geht’s zur Insel. Und was passiert dort? Nichts. Die Leute watscheln durch die Botanik, rasten für die nächsten 20 Minuten, labern rum und am Ende tauchen für 10 Minuten halt ein paar billige Monsterpflanzen und Ureinwohner auf. Die „Brücke des Todes“ ist by the way auch vollkommener Quatsch, da es sich einfach um eine stinknormale Hängebrücke handelt, von der irgendeiner aus Karloffs Truppe (wie gesagt, Namen sind hier Schall und Rauch) ohne jeden erkennbaren Grund in einen See ein paar Meter darunter stürzt (und deshalb anscheinend stirbt). Weder gibt’s Rituale, noch gibt’s Spannung oder Twists, oder sonst überhaupt irgendwas. Der Werbeslogan „Men turn into Zombies“ ist darüber hinaus höchstens technisch korrekt (insofern man „Zombies“ als Menschen, die unter einem Voodoo-Bann geraten, versteht), aber gewalttätig oder monströs werden sie bei weitem nicht.

Das Ende des Liedes: Der Häuptling lässt Karloff und die Überlebenden seiner Gruppe einfach so gehen, weil sie ihm vorher versprochen haben, nichts über die Vorfälle zu erzählen. Und das, obwohl es das Ziel des Häuptlings war, die Zivilisation von seiner Insel fernzuhalten! Wie soll das bitte gehen? Karloff fährt also zurück nach Hause, erzählt dem Industriemogul, dass es nichts Gefährliches auf der Insel gäbe, und dann? Ja dann baut der Kerl da seine Hotels ja erst recht drauf und der Häuptling kann sein kleines Inselreich aufgeben. Toller Plan. Und wieso hat er sich dann überhaupt die Mühe gemacht, die Mitglieder des Trupps aus der Entfernung mit Flüchen zu Quälen?

Damit wäre ja schon mal klar, dass die Story eher zum Bodensatz gehört, selbst im Bereich der 50er Jahre B-Movies: Keine Spannung, keinerlei Figurenzeichnung, kein Tempo, kein Sinn und Verstand. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass der Film 77 Minuten dauert? Warum hat man den Streifen auf diese Zeit aufgebläht, für das Drive-In Kino hätten’s auch 60 Minuten getan, und auch über diese Marke muss sich der Film schleppen. Überraschender ist da umso mehr, wenn man weiß, dass das Skript von Richard Landau geschrieben wurde, der auch schon an Hammers SCHOCK! mitgewerkelt hatte. Und auch DIE SCHRECKENSKAMMER DES DR. THOSTI, den er auch für Bel-Air geschrieben hat, war deutlich besser. Genau gleich (also schlecht) sieht das Zeugnis für Reginald LeBorg aus, der ebenfalls die Schreckenskammer regiert hatte, und das mit deutlich mehr Tempo. Hier bringt er wirklich keinerlei Dynamik in die Plörre, die Kamera bewegt sich kaum, die Dialoge sind träge inszeniert und auch die „Spannungsmomente“ sind unspektakulär in Szene gesetzt.

Was dem Film dann aber natürlich das Genick bricht, das sind die kaum vorhandenen Effekte. Dumme oder kaum vorhandene Story? Langweilige Charaktere oder Ungereimtheiten? Das wäre hier ja völlig in Ordnung, wenn es denn wenigstens etwas zu sehen gäbe! Der Höhepunkt sind drei Angriffe von „Monsterpflanzen“, die wirklich wenig aufregend daherkommen. Einmal als „Schlingpflanzen“ in einem Tümpel (natürlich geht dort Claire auch schwimmen, macht man ja nun mal so, dass man einfach in fremden Gewässern auf einer mysteriösen Insel schwimmen geht) in Form billiger „Plastikstreifen“ und dann als sich bewegendes... Etwas im Wald. Geschaffen wurden die schönen Requisiten mal wieder vom Duo Jack Rabin & Louis DeWitt, die so ziemlich jeden unterbudgetierten Science-Fiction Film dieser Jahre mit Effekten versorgten. Und das mitunter durchaus gut oder zumindest unterhaltsam, wenn man sich ihre Werke in PLANET DER TOTEN SEELEN (1958) oder PLANET DES GRAUENS (1958) anschaut. Hier war’s aber wirklich nichts. Ich frag mich echt, wohin die angeblich 150.000 Dollar Budget geflossen sind (ok, einiges davon sicherlich in die Taschen von Karloff).

Zur Tranigkeit des Werks tragen die Akteure bei. Eigentlich hab’ ich gedacht, dass ich Horror-Schwergewichten wie Karloff immer zumindest ihre bloße Anwesenheit anrechnen kann... aber hier hat der Großmeister wirklich absolut null Eindruck gemacht, im Grunde macht es keinen Unterschied, ob er da ist oder nicht. Sein Charakter bietet wie gesagt nichts, ebenso die Dialoge, die er herunterrattern muss. Da war die Hexenküche tausendmal besser. Neben ihm war Elisha Cook Jr. wohl der bekannteste, er trat u.a auch in DAS HAUS AUF DEM GEISTERHÜGEL (1959) oder ROSEMARYS BABY (1968) auf und wurde allgemein oft als Nebendarsteller gecastet. Hier brauchte er wohl etwas Geld oder wollte seinen Job mal mit nem Hawaii-Urlaub verbinden. Er spielt den Kerl aus der Station zu Anfang und fällt ebenso wie der restliche Cast absolut nicht auf, der entweder overactet (etwa, wenn man die Monsterpflanzen erblickt) oder eben nichts tut.

Zu sehen gibt’s den Streifen auf YouTube, es existiert aber auch ne „Midnight Movies“-DVD, wo er zusammen mit DIE VIER SCHÄDEL DES JONATAHN DRAKE (1959) auf Scheibe gepresst wurde.

Fazit:

Ja, was soll man sagen? Zu empfehlen ist dieser Film eigentlich nur Komplettisten des phantastischen Films der 50er Jahre (wobei man hier nicht viel Phantastisches zu Gesicht bekommt) und großen Fans von Karloff, die wirklich alles aus seiner Vita gesehen haben müssen. Allgemein aber auch wieder nicht sooo extrem schlecht, dass ich mich endlos darüber aufregen müsste. Am Ende ist’s halt ein belangloser, vergessenswerte, höhepunktloser B-Film. Aber auch nicht einer von der Sorte, den man hassen müsste. Und da ich bei den 50ern ja immer recht großzügig bin, gibt’s sogar noch vier Biere... Luft nach unten muss ja schließlich auch immer sein.

4/10 Punkten.

Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/voodoo-island zu lesen.