Original-/Alternativtitel: El Valle de los Zombies | terror
Jahr: 1946
Regisseur: Philip Ford
Schauspieler: Lorna Gray (Susan Drake), Robert Livingston (Dr. Evans), Ian Keith (Ormand Murks), Charles Townbridge (Dr. Maynard)
Vorwort:
Ja, es geht munter weiter mit dem Horror aus den 40er Jahren. Nachdem ich durch Lugosis Filmographie auf den Geschmack gekommen war (und von ihm hab ich ja inzwischen tatsächlich alle Poverty-Row Schoten gesehen), geht’s weiter in die Untiefen noch unbekannter Gefilde. Gesagt hatte ich’s ja schon: Wenn ein Star mal etwas Geld brauchte oder kurz fünf Minuten Zeit hatte, dann sah er bei PRC, Monogram oder Republic-Pictures vorbei, um in den fünf Zimmern, die die Studios hatten, schnell 60 Minuten Schauermär herunterzukurbeln. Und wenn ein Bela Lugosi, ein Carradine, ein Karloff oder ein Chaney (Junior) genau dies taten, so sind zumindest diese Poverty-Row Filme nicht so ganz in Vergessenheit geraten, oder zumindest stößt man auf sie, wenn man Fan der oben Genannten ist.
So, nun widme ich mich aber wirklich einer absolut vergessenen Perle (?), denn Valley of the Zombies hat tatsächlich gar keine Stars, ja eigentlich gar nix vorzuweisen, zumindest auf den ersten Blick. Gedreht Ende 1945 und herausgekommen 1946, entstand dieses tolle Werk, als der Horror vorerst langsam in den Hirntot abrutschte. Den Streifen kennt heute kaum einer mehr. Letterboxd und IMDb verzeichnen seltsamerweise die genau identische Anzahl an Bewertungen: Mickrige 440 an der Zahl. Und der Streifen bringt es nicht mal auf 56 Minuten.
Aber dafür bin ich, dafür ist diese Seite ja freilich da. Und Zombie-Filme gehen immer, ob’s die á la Romero oder Halperin sind.
Inhalt:
Dr. Maynard (Charles Towbridge) ist besorgt: Die Blutreserven seiner Praxis gehen durch Diebstahl zur Neige und der Übeltäter konnte bisher noch nicht Dingfest gemacht werden! Nachdem seine Krankenschwester Susan Drake (Lorna Gray) und Dr. Evans (Robert Livingston) ihren Arbeitstag beendet, gibt es für Dr. Maynard aber noch Besuch. Ein mysteriöser Mann mit Mantel und Hut, der plötzlich in seiner Praxis auftaucht. Zuerst erkennt er ihn nicht, doch dieser stellt sich vor: Es ist Ormand Murks (Ian Keith), der von Maynard vor Jahren als Verrückt gebrandmarkt wurde, nur weil er glaubte, durch menschliches Blut ein längeres Leben zu bekommen. Vor ein paar Jahren starb er bei einer Operation, doch sein Dasein beweist, dass seine seltsame Methode von Erfolg gekrönt war. Er tötet Dr. Maynard und daraufhin werden Dr. Evans und Drake plötzlich von der Polizei als Mörder gehalten – sie müssen ihre Unschuld beweisen und versuchen den echten Mörder zu finden. ihre Unschuld beweisen und versuchen den echten Mörder zu finden.
Besprechung:
Joa, das war... keine Ahnung. So ein typischer Film, wo man am Anfang denkt „Hey, besser als gedacht“, doch am Ende kommt nur ein müdes Schulterzucken bei heraus. Festzuhalten ist zu Anfang auch: In Valley of the Zombies gibt es keine Zombies und kein Valley. Ja nicht mal einen einzigen richtigen Zombie haben die Produzenten herangekarrt. Man müsste die Zombie-Definition schon sehr, sehr frei handhaben, im Sinne von „irgendjemand der mal tot war und der jetzt wieder lebt ist ein Zombie“ – für mich gehört aber halt etwas mehr dazu. Ormand Murks (das ist ja mal ein Name!) ist weder ein Zombie der Voodoo-Art, wie in White Zombie oder all den anderen Zombie-Vehikeln jener Jahre, noch ist er ein Romero Zombie, der einfach so aufersteht und den der Hunger nach Frischfleisch befällt. Im Grunde wurde er ja nach seinem Tod nur durch eine etwas seltsame Art und Weise (offenbar durch die Zufuhr von frischem Blut) reanimiert, aber wie genau das von statten ging, wird auch nicht erklärt. Nach dieser Definition dürften ja heutzutage etliche Zombies hier herumlaufen, wenn man diese schon bei einer simplen Bluttransfusion (und nichts anderes betreibt Murks hier im Grunde, wobei das ganze Prozedere des Blut-Konsumierens ja auch nicht klar wird) greift.
Aber naja, geschenkt, wer will sich schon über Titel bei der Poverty aufregen. Nun, eigentlich würde ich das sehr wohl, denn bei so einem Titel würde man nun wirklich etwas Voodoo-Artiges erwarten. Nicht so eine Nacht-und-Nebel Schauermär, danach war mir nämlich gerade nicht und genau deswegen wählte ich Valley of the Zombies aus. Aber genau das ist es dann: Es gibt, wie gesagt, keine Zombies oder dergleichen, nichts wie King of Zombies oder Revolt of the Zombies, ja nicht mal so ein bisschen leicht bekömmliches Voodoo-Gehampel wie in Voodoo Man.
Aber, und jetzt kommt das aber, in den ersten 15 Minuten hat der Film mich dann doch irgendwie "gepackt", oder überrascht. Naja, das ist wahrscheinlich doch etwas hochgegriffen: Er hat zumindest mein Interesse geweckt. Produziert wurde das Machwerk von Republic-Pictures, die in der Poverty-Row zumindest im Horror-Bereich weniger umtriebig waren, aber auch hier ein paar Genre-Beiträge leisteten (dazu später mehr). „Bekannt“ dürften sie auch noch deswegen sein, weil sie dem guten Bela in dessen Arbeitslosigkeit 1937 das Serial SOS Coastguard spendierten. Naja, jedenfalls dünkt es mir, dass Republic irgendwie fähiger ist bzw. war als Monogram. Valley of the Zombies sieht aufwändiger und einfach „schöner“ aus als der typische Monogram-Lugosi-Quickie. Klar, Monogram ist nicht wirklich „schlecht“ (ok, irgendwie ja dann doch), aber der Unterschied fällt schon auf. Es gibt viel mehr Szenen im Freien und auch vom handwerklichen Aspekt überzeugt Valley of the Zombies mehr als der typische Monogramer. Vielleicht liegt dieser Eindruck aber auch daran, dass ich Valley of the Zombies in guter Bildqualität sehen konnte, was bei den Monogramern ja nicht immer der Fall ist.
Aber erstmal zur Story. Wie gesagt, die Grundprämisse sind ja nicht schlecht. Eigentlich müsste es eher, wenn schon, Valley of Dracula heißen. Murks verhält sich und erinnert nämlich deutlich mehr an den Grafen als an einen Zombie, von seinem ganzen Erscheinungsbild, von seiner Mimik & Gestik her. Dazu passt dann auch der Rest des Films: Nacht & Nebel mit low-key Beleuchtung á la Film-Noir. Das hat Republic hier schon durchaus gut hinbekommen, aber das nützt leider nichts, wenn das Drehbuch im Laufe der eh schon kurzen 56 Minuten zerfasert. Man sollte die Geduld des Zuschauers eben nicht überstrapazieren. Murks wird am Anfang in einer gelungenen Szene als durchaus spannender, oder zumindest passabler Antagonist eingeführt, doch danach passiert irgendwie freilich nicht viel. Das generische Ehepaar (zumindest sind’s keine Reporter und gottseidank gibts keinen Comiec-Relief Charakter), das dann die Untersuchungen am Mord von Dr. Maynard durchführt, bietet nicht genug, um den Rest des Films zu tragen. Was sind denn die Schauwerte, die man nach den ersten zehn Minuten serviert bekommt? Ein grimmig blickender Ian Keith und sonst... nichts. Kein Mad-Scientist Labor, keine schönen Sets, nichts Wirkliches von Belang bis auf eine langweilige Verfolgungsjagd. Das Skript fängt ja gut an, aber dann zerfasert es zunehmend in Belanglosigkeiten und Klischees. Interessant wäre höchstens noch, dass die US-Polizei hier eher in einem negativen Kontext dargestellt wird, auch wenn sie den Tag am Ende trotzdem retten. Der Vollständigkeit halber seien auch kurz die Schreiberlinge erwähnt. Das Bruderpaar (davon gehe ich jedenfalls Mal aus) Dorrell und Stuart McGowan, die gleichzeitig auch Produzenten waren. Das hier war auch ihr einziger Horrorfilm, ansonsten betätigten sich die beiden eher im B-Westernfach, und das auch wahrlich nicht zu knapp.
Also: Story, hm, leider nicht allzu gut. Ein dicker Pluspunkt darf man aber auch schauspielerischer Seite verbuchen und das ist Ian Keith. Sicherlich kein Star und meistens, wenn es größere Filme waren, als Nebendarsteller gebucht, dürfte er auch deswegen bekannt sein, weil er anno 1931 von Universal kurz als Dracula gehandelt wurde. Das macht seine Darstellung hier dann schon ironisch. Als mysteriöser Murks in schwarzem Mantel und mit Hund darf er Lugosi nacheifern, die Augen aufreißen, auf die Kamera zu gehen und in einer Szene ganz wie ein echter Vampir den Mantel heben und einer Frau in de Hals beißen (zumindest wird das angedeutet, sehen tut man das natürlich nicht). Und das macht er durchaus gut, er entfaltet eine dunkle Aura, die nicht von schlechten Eltern ist, auch seine Art zu reden, die Betonungen, erinnern an Lugosi. Sein Dracula wäre bestimmt auch nicht schlecht gewesen und ohne ihn wäre Valley of the Zombies wohl noch deutlich weniger memorabel. Denn bei den anderen Schauspielern herrscht Stille. Zu dem Ehepaar Dr. Evans und Krankenschwester Gray kann man kaum viel sagen, die beiden reißen halt ein zwei Witze, sind hier und da ganz sympathisch, aber fallen auch nicht durch irgendwelche besonderen Fähigkeiten auf. Lorna Gray werkelte bei Republic etwa noch im Captain America Serial und trat in Karloffs The Man They Could Not Hang auf, Robert Livingston verdingte sich als Cowboy der dritten oder vierten Reihe in der Poverty-Row. Erwähnenswert wäre höchstens noch Thomas E. Jackson als verbissener Detective, aber eine große Rolle hat auch er nicht.
Einen guten Job macht dann noch Regisseur Philip Ford, Neffe des berühmten John. Ersterer hatte aber freilich keine große Karriere, dieser Film hier dürfte sogar sein „bekanntestes“ Werk sein, und das spricht ja nun wirklich Bände. Aber er holt aus den Umständen, ich will nicht sagen alles, aber doch Besseres als es Komparsen á la William Beaudine gemacht hätten. Einige nette Szenen mit Beleuchtung á la Film Noir, ein paar akzeptable Einstellung (etwa zu Anfang) und die Kamera ist beweglicher als bei Monogram. Nicht die Welt, aber sie machen den Streifen schneller, als er es letztendlich ist.
Gesichtet wurde das Werk auf der Kino-Lorbeer Box „Republic Pictures Horror Box“ und der Leser wird nun wissen, dass die anderen Filme auf diesen zwei Discs in Zukunft hier Reviews erhalten werden. Die Bildqualität ist eigentlich besser, als es solche Filme verdienen würden, aber ich freue mich sehr, dass Labels solche vergessenen Genre-Vertreter aus solch vergessenen Untiefen noch gute VÖs beschenken.
Fazit:
Valley of the Zombies ist kein Zombie-Film und auch kein memorables Machwerk. Eine nette Grundidee macht halt keinen erinnerungswürdigen Poverty-Row Streifen. Da helfen auch ein guter Ian Keith, annehmbare Leistungen der Regie und ein paar atmosphärische Szenen nicht viel weiter. Es ist kein wirklich langweiliger Film, aber eben deswegen das: Nichts, was einem wirklich in Erinnerung bleiben würde.
5,0/10 Punkten.