Original-/Alternativtitel: Pranks / The Dorm that Dripped Blood
Jahr: 1982
Regisseur: Stephen Carpenter / Jeffrey Obrow
Schauspieler: Laurie Lapinski (Joanne) / Stephen Sachs (Craig) / David Snow (Brian) / Pamela Holland (Patty)
Vorwort:
Weinachts-Horror-Challenge Nr. 2 (2025).
Nach dem Kinobesuch zum Anlass des Remakes von Silent Night Deadly Night geht’s nun weihnachtlich im Heimkino weiter. Weihnachtsslasher gibt’s zuhauf, wenn’s auch nicht immer die aus den 80ern sein müssen. Ich habe alleine schon Drei auf der Liste, die sich (ok, nur zwei davon) den offensichtlichen Wortspielereien anhängen: Santa Claws und Satan Claus, beide von 1996, und dann noch Psycho Santa von 2003. Der sah aber bei einem kurzen Reinschauen aber so dermaßen billig aus, das bin ich spontan auf The Dorm that Dripped Blood (da hat sich jemand bei der Amicus-Anthologie inspiriert? Alternativtitel ist der sinnlose „Pranks“), der unter dem Deutschen Verleihtitel den Titel Todestrauma trägt, ausgewichen. Ein Slasher von 1982…
Inhalt:
Während den Feiertagen sind vier Studenten (Craig, Joanne, Brian und Patti) damit beschäftigt, ein abrissreifes Studentenwohnheim leerzuräumen. Gleichzeitig geht ein Killer um. Ist es vielleicht der Herumtreiber auf dem Campus, der den Vieren gleich mal das Brot vom Weihnachtstisch klaut?
Besprechung:
Mit Todestrauma habe ich mich im Zuge der Weihnachts-Horror-Challenge aber ordentlich in die Nesseln gesetzt. Ok, auch zu anderen Jahreszeiten wäre Todestrauma kein Burner gewesen, aber für eine Weihnachts-Horror-Challenge ist der Streifen kein wirklicher Kandidat. Er spielt nur rein zufällig Ende Dezember, und bis auf ein paar Lichterketten und vereinzelte anderweitiges Weihnachts-Dekor hat der Film nichts, was ihn mit der aktuellen Jahreszeit verbinden würde. Ähnliches hatten wir ja schon mit letztes Jahr zur Weihnachtschallenge, da war es To All a Goodnight – Die Nacht als Knecht Blutbrecht kam, der ja bis auf seinen fantastischen deutschen Verleihtitel auch nicht viel mit dem heiligsten aller Feiertage zutun hatte (ok, der Killer war da als Weihnachtsmann verkleidet, äh, meine ich mich dunkel zu erinnern). Es gibt in Todestrauma ergo keinen Schnee, und der Film hätte auch zu jeder anderen Jahreszeit spielen können, ja wäre dies vielleicht sogar logischer gewesen – warum etwa sollten Studenten während der Weihnachtszeit in einem abrissfertigen Bau rumlaufen um dieses auszumisten?
Wie auch immer, nähern wir uns Todestrauma also nicht durch die verschneite Brille der Weihnachts-Horror-Challenge. Betrachten wir ihn als das, was er ist: Als einer von tausenden Slasher-Epigonen, die Hinz und Kunz nach dem Erfolg von Halloween und Freitag der 13 (in diesem Falle war die Inspiration Letzterer) hinschluderten und dank irgendwelcher Produzenten, die auf der Suche nach nem schnellen Dollar waren, sogar für kurze Zeit in die Lichtspielhäuser werfen durften. Meine Rechnung, die ich in der Review von Reise ins Grauen aufgestellt habe, erhärtet sich zusehends: Auf einen „unterhaltsamen“ Slasher (nicht gut, aber unterhaltsam. „Gut“ im klassischen Sinne sind nur ein verschwindend geringer Bruchteil der Slasher) kommen ungefähr drei, die einem mit ihren dummen „Geschichten“ (oder besser: nicht vorhandenen Geschichten) dezent auf die Nerven gehen. Bei Todestrauma ist es ähnlich. Erneut ist es verwunderlich, dass es gleich drei Leutchen brauchte, um diese Grundidee (und die passt wirklich auf einen Bierdeckel. Auf solche Ideen kommt man ganz spontan, wenn man sich Freitag der 13 oder so anschaut) zu einem „Skript“ auszubauen. Bzw. gehe ich davon aus, dass für das Skript rein gar nix ausgebaut wurde, denn wie immer kann man das Ganze, wie bei zig anderen Slashern jener Jahre, sauber zusammenfassen: „Killer killt junge Leute an einem abgelegenen Ort“. Fertig. Da gibt’s keine gesteigerten Gedankenspiele drum herum, keine Ideen, keine Motivationen, irgendetwas Neues (oder überhaupt Interessantes) zu erzählen. Die Figuren sind simples Schlachtvieh, aber zumindest nicht nervig und/oder unsympathisch, was für einen 0815-Slasher ja schon fast ein Kompliment darstellt. Die Motivation des Killers ist hanebüchen und wird vollkommen aus dem Hut gezaubert (das kennen wir ja auch schon zuhauf). Man hat ein Final-Girl und… ja, sonst nichts eigentlich.
Fast katastrophal ist auch mal wieder das Pacing. Ok, der erste Dreierpack an Morden gibt’s schon nach 15 Minuten, danach passiert bis zum obligatorischen „Killer Vs. Final Girl“-Abschluss kaum etwas von gesteigertem Interesse und der Ablauf der Szenen ist mehr oder weniger rein zufällig. Ich merke schon jetzt, wie ich allmählich vergesse, was da zwischen Minute 20 und Minute 70 überhaupt so passiert ist. Ach ja: Die Studenten laufen durch schlecht ausgeleuchtete, hässliche Zimmer und Gänge, spielen Billard und begnügen sich damit, dem völlig durchschaubaren Red-Herring, irgendein Herumtreiber auf dem Campus, hinterherzulaufen. In dieser Zeit gibt’s weder Witz noch viel Blut, noch andere Schauwerte, die Slasher so bieten wollen. Es gibt lediglich eine Nacktszene (das typische Slasher-Publikum würde wohl auf die Barrikaden gehen, wenn ein Slasher auf Nacktheit verzichten würde), die völlig unlogisch eingebaut wird. Bobby Lee, richtig, der, der aus unerfindlichen Gründen 70+ Tische aufkaufen will, telefoniert mitten in der Nacht mit mir unbekannten Frauen (vielleicht wurden die davor irgendwann mal erwähnt, kann sein) und will diese einladen um zu „trinken und um sich über die Universität zu unterhalten“. Als dieser Trick nicht funkt will Billy Lee wegfahren, seine anwesende Freundin lässt die Hüllen fallen, um ihn im Bett zu behalten (der Plan misslingt). Warum erwähne ich das überhaupt, frage ich mich? Die Szene ist sinnlos und dient nur dazu, um Billy Lee am Ende bei der Hatz des Killers auf das Final Girl dabeizuhaben. Und da kann ich auch das einzige Lob aussprechen, das der Film verdient hat, deswegen mal Spoiler für den nächsten Absatz.
Der echte Killer ist Craig, und nicht dieser Herumtreiber mit der bekloppten Frisur. Das zumindest ist recht durchschaubar, ist der Herumtreiber doch wirklich nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem Slasher-Killer gemacht sind. Aber immerhin ist das mal eine kleine Abweichung von den ausgetretenen Slasher-Pfaden. Durchaus fies ist das Ende, dass Craig auch noch damit davonkommt, nachdem er alle Zeugen ausschaltet und die Polizei Billy Lee erschießt, in dem Glauben, er sei der Killer. Ok, wasserdicht ist Craigs Schauspiel eh nicht, durch Zeugenaussagen und den Obduktionen dürfte klar werden, dass nur er der Mörder gewesen sein kann, aber ok. Zumindest so habe ich das nicht vorhergesagt, das ist zumindest ein Punkt, an dem sich der Streifen nicht sklavisch an die Slasher-Formel hält. Spoiler-Ende.
Inhaltlich ist das Ende vielleicht gut gedacht, aber da der Rest so trist, durchschaubar und vorhersehbar ist, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Optisch sieht es nicht viel besser, ja gar noch finstrer aus. Finster ist auch ein guter Stichpunkt, denn zumeist ist’s arg dunkel. Macht aber nix, denn der Schauplatz ist eh potthässlich. Ein abrissreifes Studentenwohnheim schafft nun mal keine Atmosphäre (schon gar keine weihnachtliche). 90% der Zeit befinden wir uns in dieser Wohnanlage (die man btw nicht ein einziges Mal von außen sieht), aber etwaige Vorzüge, die dieser Schauplatz hätte bieten können (Klaustrophobie, Dreckiges & Verfallenes), werden nicht genutzt. So ist gibt es nix für das Auge, man sieht, dass der Film sehr kostengünstig inszeniert wurde, denn, wie gesagt, unter freiem Himmel passiert kaum etwas und auch das Gefühl für den Uni-Schauplatz kommt nicht auf. Den sieht man nämlich gar nicht, obwohl man tatsächlich an einer Uni in Kalifornien drehte (und das im Dezember 1980).
Für die Regie zeichnet sich das Duo Jeffrey Obrow & Stephen Carpenter (sie schrieben auch das Skript) aus, die des Öfteren zusammenarbeiteten, u.a auch für die B-Horrorfilme The Kindred sowie The Power. Carpenter dürfte ansonsten höchstens noch dafür „bekannt“ sein, dass er die Serie Grimm bei NBC initiiert hatte, und Obrow drehte z.B noch den Billigheimer Bram Stoker’s The Mummy (ich gehe mal davon aus, dass Stoker, ich höre ihn schon rotieren, nicht viel damit zutun hat). Todestrauma war für beide die Erstarbeit als Regisseur. Bis auf das Slasher Standardrepertoire, sprich n’ paar POV-Shots, gerne gepaart mit Finten (statt einem Killer-Auftritt endet der POV-Shot mit einem herunterfallenden Gegenstand z.B) fällt den beiden aber auch nicht viel ein, um Leben in die sprichwörtliche (Studenten)-Bude zu bringen. Die Kameraführung ist zumindest ruhig und besonnen, fokussiert, immerhin, und fängt das ein, was man sehen soll (das ist, wie jüngst bemerkt, gerade bei modernen Slashern nicht selbstverständlich).
Der Cast besteht zum Großteil aus Amateuren, die danach/davor so gut wie nie wieder vor der Kamera standen, es sind ausschließlich austauschbare, nichtssagende Leute. Erwähnenswert ist nur, dass Daphne Zuniga (Spaceballs, The Fly II u.a) hier ihren ersten auftritt hatte. Aber soweit ich das sehe, hat man, für Genre-Verhältnisse, keine Totalausfälle zu verzeichnen (wohlgemerkt braucht man aber echt nicht viel, um in einem solch anspruchslosen Slasher zu spielen. Man braucht nur nicht total inkompetent zu sein, das genügt). Ironischerweise heißt einer der Schauspieler genau so, wie das, was es nirgends zu sehen gibt: David Snow.
Das Eingemachte, sprichwörtlich, überzeugt auch nicht dahingehend, dass er das ideenlose Skript oder die zahnlose Inszenierung wettmachen würde. Der Body-Count ist mit zehn Personen durchaus im höheren Bereich angesiedelt, zur Arbeit kommen u.a eine Bohrmaschine, ein großer Kochtopf mit kochendem Wasser, eine Machete und ein Holzknüppel mit Nägeln drinne. Die Kills sind weder kreativ noch extrem blutig (hinderte England nicht daran, den Streifen auf die legendäre Video-Nasty-Liste zu setzen). Aber allgemein leicht zu durchschauen, wenn z.B dem Hausmeister ne Bohrmaschine in die Plastikattrappe von Kopf gesteckt wird. Wenn auf echte Menschen eingeschlagen wird, dann schaut das eher harmlos aus (als wenn man Fleisch mit dem Fleischklopfer bearbeitet) und es wird üppig mit Kunstblut gesuppt und gespritzt. Für das Genre ok, nicht mehr und nicht weniger.
Fazit:
Todestrauma hat a) einen unsinnigen deutschen Verleihtitel und b) bis auf das Ende nix, was ihn aus der grauen Masse an Freitag der 13-Epigonen hervorheben würde. Und das Ende hilft, ähm, am Ende auch nicht viel, denn da liegen freilich schon 85 Minuten an maximal mittelmäßigem Slasher-Genuss hinter uns.
5.0/10 Punkten.


