The Soul of a Monster
Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1944
Regisseur: Will Jason
Schauspieler: Rose Hobart (Lilyan), George Macready (Dr. Winson), Erik Rolf (Fred Stevens), Jim Bannon (Dr. Vance)
Vorwort:
Erneut Horror der 40er, momentan geht das bei dem Wetter irgendwie sehr gut von der Hand. Diesmal aber kann ich sogar noch zusätzliches berichten: Es ist nichts aus der Poverty-Row, freilich aber auch keine Big-Budget Produktion. Diesmal habe ich mir nämlich The Soul of a Monster ausgesucht, der mir seit Weihnachten durch Indicators wunderbar-wunderschöne gar fabelhafte Box „Columbia Horror“ zur Verfügung steht – man sieht, am Review-Material mangelt es mir absolut nicht. Zuerst habe ich mir da Island of Doomed Men mit Peter Lorre zu Gemüte geführt. Den wollte ich eigentlich auch Reviewen, das habe ich aber zeitlich nicht geschafft, viel verpasst man aber nicht. Insgesamt ist Columbia bei weitem kein Studio, das für Horror bekannt war. Auch während des Horror-Hypes machten sie in dem Genre nicht viel, und wenn, dann machte es keine großen Wellen. Heutzutage sind „selbst“ die Monogram-Horrorfilme bekannter (und vermutlich auch beliebter). Der populärste dürfte sicherlich The Return of the Vampire mit Bela Lugosi sein, den ich deswegen hier natürlich schon besprochen habe.
Also, 40er Jahre horror, in dem es um eine Monsterseele gehen soll. Und das Ding läuft auch nur 60 Minuten. So viel kann man da doch nicht falsch machen, oder? ODER?
Inhalt:
Der berühmte (wofür genau, keine Ahnung) Arzt Dr. George Winson liegt im sterben (so sterbenskrank sieht er nun aber nicht aus). An seinem Sterbebett ist seine Frau Lilyan, der Arzt Dr. Roger Vance sowie sein Freund, der Pastor Fred Stevens. Lilyan ist böse auf die beiden (wieso wird nicht ganz ersichtlich, ehrlich gesagt) und spricht dann ein Gebet, egal ob an das Gute oder an das Böse, man solle ihren Mann retten. Plötzlich erscheint dann eine seltsame Frau und tritt an sein Sterbebett.
Einige Monate später ist Dr. Winson wieder gesund, habe sich laut Lilyan jedoch verändert. Als das Paar und Dr. Vance einen gemeinsamen Abend verbringen wollen, kauft Dr. Vance für Lilyan eine Blume – die jedoch verwelkt, als Dr. Winson diese anpasst. Später hört er auch die Stimme der mysteriösen Frau, die ihn zu sich in ein Restaurant ruft. Dr. Winson will seinen Freund Vance dann erstechen, tut es jedoch nicht. Die Sorgen seiner Frau und von Fred Stevens werden immer größer, dass etwas mit Dr. Winson nicht stimmen könnte…
Besprechung:
Oh doch, das kann man. Man kann sehr viel falsch machen. Man kann so viel falsch machen, das selbst die absurdesten Monogram-Filme wie Bowery at Midnight wirken, als hätte man das Potenzial des Materials vollkommen ausgeschöpft. Ich habe es schon gesagt: Damit mich ein 40er Jahre Horrorfilm nervt, muss schon viel falsch laufen. Bisher hat das eigentlich nur The Strange Case of Dr. Rx geschafft, und selbst der war besser als The Soul of a Monster. Jawohl, alle Lugosi-Monogramer sind storytechnisch ausgefeilter als Columbias-Horrorbeitrag, und das will was heißen. Es dürfte für ein nicht Poverty-Row-Studio ein vernichtendes Urteil sein: Alle neun Monogram-Lugosi-Filme sind storytechnisch ausgefeilter als dieser horrende Unsinn, der uns hier aufgetischt wird! Wer bitte saß in der Führungsriege und hat hier das grüne Licht gegeben? Kein Wunder, dass der Horrorfilm in den 40er Jahren bei den Kritikern so einen schlechten Ruf hat. Ich bin ja normalerweise stets bereit, brennende Verteidigungsreden für Horrorfilme zu halten. Aber dafür verlange ich von diesen auch ein bisschen was: Nämlich, dass sie den Zuschauer ernst nehmen. Dass sie irgendwie eine Story erzählen, die Sinn macht und/oder Spaß bieten. Oder dass sie es immerhin versuchen. Monogram hat das getan, vielleicht nicht immer geschafft, aber sie haben es versucht. Bei The Soul of a Monster fühlt man sich so ein bisschen betrogen. Da muss ich dem Kritiker der New York Times zustimmen: Es ist ein absurd dummer Film.
Aber wir wollen ja nicht in Rage geraten. Woran liegts also? Natürlich am verkorksten Drehbuch, geschrieben von Edward Dein (solange es nicht Gein war), der u.a auch das Chaney Junior Vehikel Calling Dr. Death schrieb, und 1959 sogar den Corman Horrorwestern The Undead. Die habe ich noch nicht gesichtet, aber wenn die Skripts dort auch so miserable sind wie hier, dann gute Nacht.
Per se ist die Grundidee nicht schlecht. Sie ist auch nicht gut, aber mit ein bisschen gutem Willen und einer Prise Kreativität oder Phantasie hätte man was daraus stricken können, das die 60 Minuten völlig annehmbar füllt. Es ist die altbekannte Story (wird im Film ironischerweise genauso gesagt) davon, dass ein Mensch dem Tod entkommt, aber seine Seele verliert und sich dadurch verändert. Ok, die Prämisse kann man hinnehmen und es bietet ja auch eine Grundlage für etwaiges moralisches BlaBla oder für ein paar Gedanken zur Schnittstelle Wissenschaft/Spiritualität (wie ich z.B im Karloff Mad-Scientist Film The Devil Commands ansprach). Zwar gibt’s hier und da n bisschen Besserwissentum in diese Richtung, aber es ist absolut nichts Gehaltvolles. Aber das würde ich von einem Horror-Quickie von 1944 ja auch nicht erwarten, dass er sich irgendwie mit Themen wie z.B Identität auseinandersetzen würde. Das Problem ist, dass die Story ABSOLUT NICHTS bietet. Kein Mystery. Kein Horror. Keine Spannung. Keinerlei Schauwerte. NICHTS. Keine Gründe jedenfalls, warum man sich den Streifen ansehen sollte. Das Skript versagt eigentlich an allen Stellen, an denen es interessant werden könnte (oder sollte).
Der Kern, möchte ich behaupten, solcher Filme, in denen es darum geht, dass eine Person sich plötzlich ändert, bzw., in der sie von einer fremden Macht übernommen wird, ist ja der, dass aus dieser Entwicklung, aus dem Entfremdungsprozess zwischen dem Opfer und seinen Nächsten die Grundspannung entstehen sollte. Grund-Suspense, ein bisschen Atmosphäre, dass da etwas böses unter der Oberfläche Lauern könnte – ein bisschen Paranoia. Davon leben diese Filme, ob nun Außerirdische Leute übernehmen (Invasion of the Body Snatchers, Invasion vom Mars, It Conquered the World, zahlreiche andere Beispiele) oder aber, wie in diesem Falle… ja, was eigentlich? Was genau passiert hier? Der Film erklärt nichts, es passiert einfach, der Zuschauer muss es ungefragt hinnehmen. Also, halten wir fest: Der Ehemann von Lilyan, Dr. Winson, stirbt und sie bellt plötzlich jeden im Raum, der ihr helfen will, ohne erkennbaren Grund an und quatsch dämlich von der „bösen Welt“ und kommt dann auf die glorreiche Idee, ins Feuer zu starren und „um Hilfe zu bitten, ob von guten oder bösen Mächten“. Daraufhin kommt irgendeine andere Alte angestapft, dann gibt es einen Schnitt und Dr. Winson ist wieder wohlauf – nein, doch nicht, denn er habe sich „verändert“. Inwiefern, das können wir erst recht nicht beurteilen, denn als Figur kannten wir ihn ja gar nicht im normalen Zustand. Dementsprechend funktioniert dieser ganze Entfremdungsprozess zwischen ihm und seiner Frau Lilyan auch nicht, denn um einen Entfremdungsprozess spannend zu machen, müsste man die Figuren ja zumindest zuvor ein bisschen kennengelernt haben, und sei es nur in ein paar Szenen.
Ok, wenn das schon nicht klappt, dann vielleicht das Mysterium um die, öh, mysteriöse Frau? Nein, auch nicht, denn was die Macht wird ebenfalls niemals erklärt. Weder, woher sie kommt, noch, was genau sie denn jetzt mit Dr. Winson macht. Sie tritt an sein Sterbebett, mehr sehen wir nicht von ihren „Taten“. Ist sie ein Teufel? Eine Hexe? Viele Möglichkeiten, das Skript entscheidet sich für die dümmste und faulste, nämlich, dass sie halt einfach so da ist. Lächerlicher geht’s nimmer, zumal angedeutet wird, dass sie irgendeinen bösen Masterplan verfolgt. Sie verleitet Dr. Winson nämlich, dümmlich durch dunkle Gassen zu streifen und Fred Stevens, seines Zeichens Freund und Pastor, zu ermorden… zumindest gehe ich davon aus, da er immer ein Messer mit sich herumträgt und dieses auch kurz zückt, als er auf Stevens trifft – der davon offenbar sehr unbeeindruckt ist, denn wenig später trifft er sich mit Winson wieder auf ein Pläuschen beim nächsten Italiener. Am Ende überfährt die mysteriöse Frau Dr. Vance und… dann stirbt dieser im Beisein von Dr. Winson, sodass dieser vor Gericht landet, er hätte ihn getötet… und dann will die mysteriöse Frau Dr. Winson erschießen und es wie ein Selbstmord aussehen lassen und dann schubst er sie aus dem Fenster und dann (Spoiler) kommt heraus, dass es nur ein Traum von Winson auf seinem Sterbebett war. Mein. Gott. Was für ein bekloppter, sinnloser, unnötiger Schwachsinn von Plot, der keine einzige Handlung seiner Figuren auch nur annähernd erklären würde. Das Skript kann man vollkommen in die Tonne treten. Es bietet keinerlei Schauwerte, kein Mad-Scientist Labor, für die, die irgendwie hoffen, es wirklich mit einem Monster zutun zu bekommen, wie es der Titel andeutet. Auch im paranormalen Bereich passiert nix – Geister, Jenseits, Quatsch, nichts davon wird gezeigt. Dafür gibt’s ganz glorreiches Füllmaterial in Form von ausgewälzter Klaviermusik wegen eines Gewitters (der „spaßige“ Abend von Lilyan und Winson: Sich zu viert in einen kargen Raum setzen und jemanden Klavierspielen lassen. Toll).
Und dass am Ende alles nur ein Traum war, das stört dann ehrlich gesagt auch nicht mehr, weil man dann A) entweder eingeschlafen ist oder B) keine Lust hat, sich drüber aufzuregen. Ich für meinen Teil habe beides getan und zur halbe Stunde Marke einen Power-Nap eingelegt…
Was den Film nun davor rettet, ein absoluter Reinfall zu werden, das ist die überraschend fachkundige Regie von Will Jason, der sonst nichts Großartiges vorzuweisen hat, aber diesen Humbug immerhin flüssig und mit ein paar simplen Kniffen vorantreibt. Ein paar Spielereien mit dem Winkel der Kamera und ein paar Perspektiven, ein bisschen Atmosphäre mit Schatteneinsatz in dunklen Gassen, ein bisschen Film-Noir Feeling. So vergehen die 60 Minuten zwar nicht spannungsgeladen, aber auch nicht übermäßig einschläfernd.
Der Cast nervt ehrlich gesagt auch nur noch. Als Lilyan ist sogar Rose Hobart zu sehen, die im Klassiker Dr. Jekyll und Mr. Hyde von 31 auftrat, auch in The Tower of London von 39 und in The Mad Ghoul war sie zu sehen, in letzteren allerdings nur in kleineren Nebenrollen (weswegen ich sie in der Kritik vom Ghoul auch nicht erwähnt habe). Im Grunde spielt sie ihre Trauer um ihren Ehemann ja auch durchaus glaubwürdig, aber das Skript degradiert sie zu einer nervtötenden, heulenden Frau, die schon am Anfang völlig irrational rumschreit. Am Ende kann sie dann nur mit feuchten Augen wippend ins nichts starren und die bedeutungsschwangeren, in Wahrheit aber völlig bedeutungslosen Zeilen des Skripts herunterrattern. Genauso sieht es mit allen anderen Akteuren aus. George Macready (Wege des Ruhms, The Big Clock mit Milland und Laughton) tut als Winston ebenfalls nichts anderes, als apathisch herumzulungern. Ihm nimmt man einfach nicht ab, dass er „seelenlos“ ist – also ja, sein Schauspiel ist seelenlos, aber Spannung bringt er in die Figur überhaupt nicht. Und Erik Rolf als Fred Stevens darf nur ein paar pseudointelligente Sprüche als Pastor angeben und ein bisschen nachdenklich drein gucken.
Die Blu-Ray aus der Indicator Box ist qualitativ sehr gut ausgefallen. Da stimmts traurig, dass solch ein bedeutungsloser Schmarrn so gut rauskommt, aber einige Lugosi-Monogramer (oder andere, bessere Poverty-Row Streifen im Allgemeinen) immer noch keine adäquate VÖ bekommen haben. Nicht falsch verstehen: Ich habe mich über die Box sehr gefreut, aber offenbar hat Columbia in Sachen Horror wirklich kaum was hinbekommen.
Fazit:
The Soul of a Monster ist ein durch und durch belangloser, vergessenswerter und nichtssagender pseudo Horrorfilm oder jedwede inhaltliche Qualität. Wie gesagt, jeder Monogram-Horrorfilm bietet ein spaßigeres, gehaltvolleres Skript. Das einzige, was den Film „rettet“ ist die kompetente Regieleistung. Wer kein Komplettist des Jahrzehnts ist, der tut gut daran, vom Streifen abzulassen. Da verliert man nix. Nicht mal so schlecht, dass er in Erinnerung bleiben würde: Es ist einfach nur zum vergessen… für einen „Major“ ist so eine Produktion wirklich armselig.
4/10 Punkten.