Original-/Alternativtitel: Vom Teufel gezeichnet

Jahr: 1961

Regisseur: Sidney J. Furie 

Schauspieler: John McCarthy (Charles Prentice), Susan Travers (Snake Woman), Elsie Wagstaff (Aggie Harker), Arnold Marté (Dr. Murton)

Vorwort:

Das Schöne, wenn man Fan vom historischen Horrorfilm ist, ist ja, dass es eine schier unendliche Masse an Werken zu entdecken gibt. Man stößt immer wieder auf vergessene und obskure Werke. Ein solches Beispiel ist auch The Snake Woman. Ein obskurer, völlig in Vergessenheit geratener britischer Horrorfilm von 1961, der für 17.000 Pfund innerhalb von 6-Tagen gedreht wurde. In Deutschland erschien er unter dem Titel Vom Teufel gezeichnet, mehr als ein Kinoplakat zeugt allerdings nicht mehr von der Veröffentlichung, die Kinosynchro steht offenbar nicht mehr zur Verfügung.

Aber für genau sowas ist diese Seite da: Vergessene, obskure Horrorstories auf Zelluloid!

Inhalt:

In einer dunklen Nacht wird die Tochter von Dr. Horace Adderson geboren. Seine Frau Martha, die unter psychischen Problemen litt, behandelte er während der Schwangerschaft mit Schlangengift, das er in seinem Labor extrahierte. Bei der Geburt ist Dr. Murton anwesend und ebenso die Alte Harker, die in dem Kind ein böses Omen sieht. Dr. Murton bezeichnet das Baby als „cold blooded“ und Martha stirbt kurz nach der Geburt. Harker hetzt schließlich die Dorfbewohner auf, die das Haus von Dr. Horace abbrennen. Horace stirbt, doch Dr. Murton kann das Kind retten und übergibt es an einen Einsiedler – doch das Kind verschwindet bald. Jahre später gibt es die Legende von der „Schlangenfrau“ und neben Dr. Murton beschäftigt sich alsbald auch Scotland-Yard Ermittler Charles Prentice mit den seltsamen Vorkomnissen...

Besprechung:

Was ich zu Anfang geschrieben hatte, stimmt: The Snake Woman ist ziemlich obskur. Der Streifen wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen: Er wirkt nicht wirklich Britisch und wenn überhaupt, dann sieht er so aus, als wäre er aus den 40er Jahren, aber nicht aus derselben Ära, in der auch Hammer ihre großen Farbfilme produzierte. Er hat etwas von der US-Poverty-Row, mit seinen begrenzten Sets und dem Gefühl des „Limitiert-Seins“, das dem Film anhaftet. Und es fühlt sich mal wieder nach so einer Geschichte an, die so auch direkt aus einer Ausgabe der „Gespenster-Geschichten“ (der Comic-Reihe) hätte stammen können. Ich hatte den Vergleich schon mal bei einer anderen Kritik gezogen; Filme wie The Snake Woman fühlen sich an wie kleine Lagerfeuergeschichten, wie alte Mythen und Legenden, die man sich in irgendeinem Dorf erzählt. Wie Stories, die man irgendwo in einer Kneipe hören könnte. Irgendwie trivial, aber dennoch charmant. Und genau das ist The Snake Woman auch.

Die Geschichte ist simple, ohne großen Ballast vorgetragene Folklore, und es würde mich nicht wundern, wenn es irgendwo auf dieser Welt einen ähnlichen Lokalmythos geben würde. Es ist eine Mischung aus Mad-Scientist á la The Alligator People und der typischen „verfluchtes Baby wird geboren“-Story. Und dass ich The Alligator People erwähne, kommt nicht von ungefähr: Drehbuchautor Orville H. Hampton schrieb nämlich genau diesen zwei Jahre zuvor und war, wie wir uns erinnern, auch für Auf U-17 ist die Hölle los, The Lost Continent oder Die vier Schädel des Jonathan Drake zuständig. Nicht der schlechteste Output eines B-Science-Fiction Schreiberlings zu diesen Jahren also. Seine sechs phantastischen Skripts habe ich nun auch alle gesehen und eigentlich finde ich sie alle ganz ok bis durchaus nett. Nichts Spektakuläres freilich, aber seine Stories taten das, was sie sollten. Und The Snake Woman tut dies auch: Es ist eine nicht unbedingt zügig erzählte Geschichte, aber auch nicht eine, die mit unzähligen Szenen daherkommen würde, die man einfach so wegschneiden könnte. Es gibt kein unnötiges Füllmaterial, nervige Dialoge sind auf ein Minimum heruntergeschraubt und auch die Melodramatik wird auf ein Minimum heruntergefahren. Wenn ich nur etwas kritisieren müsste, dann, wieso, zum Teufel, es niemanden interessiert, dass ein paar Hinterwäldler einfach so mir nichts dir nichts ein Haus abfackeln, in dem dann auch noch ein Mensch umkommt. Dieses Faktum, was ja durchaus etwas hätte bieten können (Kollektivschuld der Vergangenheit einer kleinen Gemeinschaft und so), wird aber im gesamten Film nicht mal mehr angesprochen.

Die knapp 70 Minuten Laufzeit lassen sich äußerst gut wegschauen. Nie wird man freilich richtig „gepackt“, aber der Film bleibt immer am Ball. Der „Prolog“ ist darüber hinaus sogar ziemlich gut gelungen und hat wirklich etwas von einer alten Legende – „in einer dunklen Nacht vor vielen Jahren wurde das Schlangenmädchen geboren“. Gut ist ebenfalls, dass es keine nervigen, pseudowissenschaftlichen Erklärungen gibt. Der Vater spritzt der Mutter Schlangengift als Medizin für ihre Psychosen, und das ungeborene Kind kann sich daraufhin in Schlangen verwandeln. Das ist jetzt so und es kommt glücklicherweise kein Eierkopf mit Laborkitteln, der irgendwelche Erklärungen anführt. Es ist halt nun mal so und wenn man das hinnimmt, funktioniert der Film für die restliche Laufzeit durchaus. Die Charaktere sind nicht mehr als Schablonen, der Scotland-Yard-Agent, komische alte Frau die irgendwas vom Teufel erzählt, zweifelnder Arzt, und so weiter. Und ich kritisiere das auch nicht, weil der Film nicht vorgibt, mehr zu sein, als er es letztendlich ist. Es gibt keine unnötige Romanze, kein Comic-Relief-Charakter: Das Skript konzentriert sich auf das Rätsel um die Schlangenfrau. Nicht mehr und nicht weniger.

Das Skript bietet also nichts Besonderes in dem Sinn, ist reduziert auf das Simpelste, tut das, was es soll. Bei 17.000 Pfund Budget kann man aber nun mal auch kein Wunderwerk erwarten. Die „Spezialeffekte“ beschränken sich auf simple Taschenspielertricks, bzw., eigentlich sogar nur auf einen einzigen Taschenspielertrick. Die Verwandlung der Schlangenfrau in die Schlange sieht man nur einmal im Bild per Überblendung, ansonsten wird immer zwischen einer Schlange und der Frau hin- und hergeschnitten – und die Aufnahmen er Schlangen werden sogar noch recycelt. Andere Effekte gibt es nicht. Die Schlangenfrau sieht, wenn sie ansonsten auftritt, aus wie jeder andere normale Mensch und tut auch nichts Horribles, außer dazustehen und mit großen Augen in der Gegend zu starren. Wenn man einen wütenden Mob mit Fackeln, der ein kleines Labor zerlegt, nicht als Spektakulär betrachtet, dann bietet der Film objektiv gesehen keine anderen Schauwerte. Es ist eher auch die Atmosphäre, die dem Titel zuträglich ist, obwohl der Film nicht wirklich viel tut, um irgendwie Atmosphäre zu kreieren. Die Handlung spielt sich fast nur im Dunkeln ab und oft ist es auch so finster, dass man nicht allzu viel erkennt. Trotzdem haftet dem Streifen irgendwie eine wohlige Schaueratmopshäre an. Der Soundtrack besteht dabei im Grunde nur aus Herumgeflöte, denn sowohl der Einsiedler als auch Prentice holen das Holzblasinstrument des Öfteren aus der Tasche.

Regisseur des Ganzen war Sidney J. Furie, der später die „Katastrophe“ Supermann IV – Die Welt ab Abgrund (habe den Film nicht gesehen) drehte, der wiederum ein Sargnagel für Cannon war. Neben dem noch relativ bekannten The Entity von 1982 fabrizierte er in Sachen Horror noch Doctor Bloods Coffin von 1961. Vermutlich holt er aus dem Budget und den allgemeinen Bedingungen noch das Beste heraus, denn er bringt innerhalb der einzelnen Einstellungen manchmal mehr Dynamik ein, als man es von anderen B-Produktionen dieses Kalibers kennt. Für das winzige Budget ist der Film solide gearbeitet.

Der Cast bietet keine großen Glanzvorstellungen, ist aber zweckmäßig. Als titelgebende Schlangenfrau muss Susan Travers (hatte u.a in Peeping Tom und Dr. Phibes kleine Rollen) kaum etwas tun, im Grunde steht sie nur da. Eine wirkliche Aura des Mysteriösen kann sie ihrer Rolle nicht geben, da wäre mehr gegangen. Als Scotland-Yard Agent fällt John McCarthy (hatte keine nennenswerten Rollen, außer als Statist oder in Kleinstrollen) weder positiv noch negativ auf. Arnold Marlé, der ein paar Jahre zuvor in Hammer durchaus nette Nebenrollen in Yeti – der Schneemensch und The Man who Could Cheat Death, gibt seiner Rolle als Dr. Murton das gewisse Etwas, ein bisschen Melancholie. Ebenfalls erwähnenswert ist noch Elsie Wagstaff als alte Wahnsinnige, die zu Anfang die Dorfbewohner aufhetzt und in ihrer Rolle durchaus etwas Unheimliches an sich hat.

 Fazit:

Eine etwas kürzere Kritik heute, aber allzu viel gibt es zu The Snake Woman halt auch nicht zu sagen. In seinen 70 Minuten tut der Film das, was er soll: Den Fans von kleinen Horrorfilmen eine kurzweilige, nette Zeit bescheren, ohne großen Ballast.

6/10 Punkten.