Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 1963

Regisseur: Robert Hutton

Schauspieler: Robert Hutton (Tom Gregory), Robert Burton (Professor Gailbraith), Les Tremayne (Norman), William Boyce (Cal Johnson)

Vorwort:

Wenn man gerade schon dabei ist – ja, wenn man gerade schon mit Journey to the Seventh Planet dabei war, den Schotterfilm der US-Drive-Ins der frühen 60er Jahre zu begutachten, da kann man genau da weitermachen. Und passend geht es weiter! Wie schon erwähnt, Filme wie Journey to the Seventh Planet, The Hand of Death oder Monstrosity gehörten in den 60er Jahren zu einer aussterbenden Art, von Film. Eben zu den schnell heruntergekurbelten Monster/Sci-Fi-Filmchen im Stile von Corman und der AIP – die seit um 1958 vom Gothic-Horror verdrängt wurden. Aber ich wiederhole mich. Dennoch ist es wichtig, dieses Faktum in Hinsicht unseres heutigen Corpus Delicti nochmal zu wiederholen, denn bei The Slime People von 1963 fällt es nochmal umso stärker auf. Schleimmenschen, Gummimonster in Schwarz-Weiß… das wirkt eher wie von 1955, aber nicht wie von 1962. Aber auf genau sowas habe ich momentan Lust, und deswegen wird’s auch geschaut!

Inhalt:

Tom Gregory ist gerade mit dem Flugzeug unterwegs, als er plötzlich in Luftturbulenzen gerät. Er landet auf einem kleinen Flugplatz in Los Angeles, doch kein Mensch ist zu sehen. Nach kurzer Zeit trifft er auf Professor Galbraith und seine Töchter, die ihn mitnehmen. Sie bringen ihn zu einer TV-Station, wo sie sich die jüngsten Fernsehberichte anschauen. Die sogenannten „Slime People“, seltsame Monster aus der Kanalisation, haben L.A überrannt. Gleichzeitig kommt mit ihnen ein seltsamer Nebel, der sich zu verhärten scheint und so eine Barriere um L.A errichtete. Nun kommt die Truppe nicht mehr aus der Stadt heraus, trifft aber bald auf einen Marine und einen seltsamen Schriftsteller. Zusammen wollen sie einen Ausweg aus der Misere finden.

Besprechung:

Habe ich erwähnt, dass The Slime People ein gewisser Ruf vorrauseilt? Nein, dann tu ich’s jetzt. In gewisser Weise steht der Streifen in der Reihe einiger berüchtigter Drive-In Billighobel aus jenen Jahren, wie Robot Monster, The Beast of Yucca Flats oder Eegah! (die DVD hab ich schon, also wird zu dem auch bald ne Review kommen), die einen sehr schlechten Ruf haben. Nein, The Slime People taucht, im Gegensatz zu Beast of Yucca Flats oder Robot Monster zwar nicht regelmäßig auf den Listen der vermeintlich schlechtesten Filmen aller Zeiten auf, aber einen gewissen Ruf als ungenießbarer Güllefilm hat er sich trotzdem erarbeitet. Auf IMDB rangiert er mit 2,9 von 10 Sternen sehr weit unten, auf Letterboxd sieht’s mit 2,3/5 Punkten auch nur wenig besser aus. Außerdem soll es sich auch um einen ausgesprochen redseligen Film halten, der, ich zitiere Leonard Maltin, „sich selber zu Tode“ rede. Und solche Filme mag ich nun eben gar nicht – wo viel versprochen, aber wenig gehalten wird. Gerade bei Gummimonsterfilmen der 50er/60er war aber das leider öfters der Fall (besonders bei Corman). Mit gewissen Vorbehalten bin ich also an The Slime People herangetreten.

Und, kann ich dem allgemeinen Tenor zustimmen? Wie sooft darf ich sagen: Mitnichten! Ja, The Slime People ist ein, im wahrsten Sinne des Wortes, unterbelichteter Schwachmaten-Film, aber einer von der sympathischen „So dumm, dass es wieder lustig ist“-Fraktion. Man verfällt zwar nicht durchgehend in Gelächter, aber dem ganzen Film haftet eine zum Schmunzeln anregende „Was haben die sich denn dabei gedacht“-Atmosphäre an.  

Dass ich dem etwas aufgeschlossener gegenüberstehe liegt aber sicherlich auch daran, dass ich 1) Gummi-Monsterfilmen allgemein sehr wohlwollend gegenüberstehe und 2) Filme mag, in denen eine kleine Gruppe gegen Monstren kämpft, im isolierten Rahmen, gerne auch in der Postapokalypse. Und genau darum geht es hier: Die „Slime People“ (wer auch sonst) haben L.A „überrannt“ (oder eher, wenn ich mir ihre Gangart so anschaue: sehr langsam eingenommen) und es mithilfe von Nebel, der sich verhärtet, isoliert. Tja, damit fängts schon an. Das gesamte Skript ist von vorne bis Hinten hoffnungsloser Schwachsinn! Jedes Mal frage ich mich bei sowas, ob sich die Autoren nicht wenigstens kurz Gedanken dabei gemacht haben. Ich meine: Man sitzt doch dort für viele Stunden an der Schreibmaschine, da MUSS denen doch mal auffallen, dass das irgendwie alles nicht so viel Sinn ergibt. Oder das man es wenigstens sinnig erklären sollte. In diesem Falle waren’s zwei, nämlich Blair und Joseph F. Robertson, wohl irgendwie verwandt. Joseph jedenfalls tat sich später u.a als Produzent und Regisseur für Erwachsenenunterhaltung hervor, und dafür wird sein Talent wohl noch gerade so ausreichend gewesen sein…

Ohnehin kommen durchgehend mehr Fragen auf, als antworten geliefert werden. Also, wir halten fest: Robert Hutton fliegt mit seinem Flugzeug nach L.A und findet es leer vor. Kurz darauf trifft er ausgerechnet genau auf die Handvoll Leute, die in L.A noch leben, also auf den Eierkopf von Professor und seine nichtsnutzigen Töchter. Woher kommen die bitte? Wo war Hutton mit dem Flugzeug unterwegs? Lange unterwegs kann er mit dem kleinen Privatflugzeug (nehme ich zumindest mal an) nicht unterwegs gewesen sein -  und in der Zwischenzeit wollen die lahmen Slime-People schon ganz L.A übernommen haben? Und überhaupt: Was macht der Professor und seine Töchter dann da an dem bedeutungslosen kleinen Privatflugplatz? Warum fahren die mitten in der Postapokalypse da herum, anstatt sich irgendwo zu verbarrikadieren? Und dass sie Hutton sofort mitnehmen wollen, ohne dass sie ihn kennen, ist in der Postapokalypse vielleicht auch nicht unbedingt die beste Taktik zum Überleben.

Ohnehin geht’s munter weiter. L.A wurde grausam von den Slime-People übernommen, aber Zeit für eine ausführliche Reportage hatte man trotzdem, die dann sogar noch in die Filmstation gebracht wurde, damit man dort Hutton die Vorgeschichte der aktuellen Lage irgendwie erklären konnte. Tja, wenn man Budget für aufwendigere Szenen gehabt hätte, hätte man nicht auf pseudodokumentarische Reportagen im Stile der 50s zurückgreifen müssen, wo die Gefahr durch Monster oder Aliens ja sehr gerne via Zeitungsschlagzeilen oder besorgte Nachrichtensprecher vermittelt wurde. Aber da wurde die Gefahr ja gezeigt, hier ist für die Autoren erstmal die oberste Regel „Tell, dont show“ gewesen. Geredet wird von „harten Kämpfen“ zwischen der US-Armee und den Slime-People. Schön und gut, die sieht man nur nicht. Stattdessen stümpert sich der Reporter durch den Nebel und quatscht irgendwas von einer „Wand“, die die Slime People mithilfe ihres Nebels erschaffen hätten. Womit wir beim größten Geheimnis des Films Wesen: Die verflixte Barriere, die die Slime People geschaffen haben wollen! Die einzige effektive Waffe, die die Slime People heranschafften, war offenbar eine einzige Nebelmaschine, denn immer, wenn sie auftauchen, sieht’s aus wie bei John Carpenters The Fog. Aber nicht nur das: Der Nebel wird offenbar zu Stein, und die daraus entstehende Barriere hat LA umschlossen. Wirklich erklärt wird das nicht, und diese „Wand“ sieht man aufgrund des Nebels auch nie, aber ok, bitteschön, wenn das der Grund sein soll, dass die Figuren eben sinnlos in L.A herumkraxeln, dann kann man das ja akzeptieren. Der zentrale Konflikt des Streifens ist es nämlich daraufhin, aus L.A zu entkommen und diese Wand dementsprechend zu überwinden. Da quatsch der Professor von „Chemikalien“, mit der man die Wand zerstören könne – lustig, da Hutton zu Anfang per Flugzeug über das Meer ja schon IN die Stadt eindringen kann. Erklärt wird das damit, dass die Wand nicht über das Wasser reichen könne – anstatt aber einfach mit dem Flugzeug wieder abzuhauen, will der Professor die Wand mit Salz zerstören. Aha.  

Also, inhaltlich ist das ein Kuddelmuddel, da weiß man gar nicht mehr, was die Leute da jetzt was warum wie tun wollen. Das ist so herrlich bekloppt naiv und unbedarft, sodass der ganze Film einfach eine leicht-bekömmliche Grundstimmung bekommt. Da muss man nicht hinterfragen, da kann man einfach nur das Gehirn ausschalten und sich den Quatsch anschauen. Irgendwie entsteht aber deswegen sogar Spannung, weil man wissen will, was sich das Skript als nächstes ausgedacht hat…

Aber auch abseits davon gibt’s Spaß. Das wichtigste Element sind natürlich die titelgebenden Schleim-Menschen. Ok, eigentlich schleimen sie nicht, zumindest siehts nicht so aus als ob. Eher erinnern sie an Steinkreaturen oder so, vielleicht sogar eher an Fischmenschen. Egal, die Kostüme haben schon etwas und erinnern an Blaisdells Kreaturen á la Die letzten Sieben oder The She-Creature. Und man hat sich sogar die Mühe gemacht, gleich DREI Kostüme anzufertigen, was das ohnehin schon mickrige Budget wahrscheinlich nicht verkraftet hat, denn weder Hutton noch die Stuntmänner wurden je für ihre Arbeit bezahlt. Angeblich soll es acht Kostüme gegeben haben, aber man sieht maximal drei Slime-People in einer Szene, was auch nicht gerade den Anschein einer „gewaltigen“ Invasion macht. Entstanden sind sie, wer errät es, natürlich durch Atomstrahlung, oder besser gesagt durch Atomtests – die offenbar in der Kanalisation von L.A stattgefunden haben müssen, denn zu Anfang heißt es immer, die Slime People seien durch die Gullis an die Oberfläche gekommen. Nein, die Kostüme haben was, und gottseidank bekommen sie auch genug Screentime. Die Action beschränkt sich zwar auf ein bisschen Gekloppe im Stile von unbeholfenen Wrestling-Kämpfe (von denen man aufgrund der dauerhaft arbeitenden Nebelmaschine auch nicht immer alles sehen kann), aber ich habe das gerne. Von L.A selber wird indessen nichts gezeigt, theoretisch hätte das auch in jeder x-beliebigen Stadt spielen können, denn alles spielt in irgendwelchen Häusern und auf Feldern. Ohnehin gibt’s auch nicht viel Zerstörung – der Kampf zwischen der U.S Armee und den Slime-People, letztere eh nur mit ein paar Speeren bewaffnet, muss also äußerst friedlich verlaufen sein.

Optisch passt sich der Streifen an das inhaltliche Niveau an, wobei keine allzu großen Patzer wie etwa bei Ed Wood zu verzeichnen sind, immerhin konnte man ja auch draußen drehen. Regie führte, zum ersten und auch letzten Mal, Robert Hutton, den wir aus ähnlich gelagerten Filmen wie Invisible Invaders von 1959 (an der Seite von Agar) oder ihn The Man Without a Body sehen durften. Als Regisseur hat er dementsprechend nicht viel auf der Pfanne, es wird zwar alles eingefangen, was zu sehen sein soll, aber doch recht uninspiriert. Die Kamera hält halt drauf, Bewegungen oder besondere Kniffe fielen ihm dabei aber nicht ein. Statisch ist der Film trotzdem nicht, weil die Truppe ohnehin dauernd von A nach B fährt – oft ohne zu wissen, wohin überhaupt. Dass sie am Ende trotzdem immer genau da landen, wo sie landen müssen, nenne ich einfach mal Glück.

Tja, der Cast versprüht dann auch keine Untergangsstimmung, im wahrsten Sinne des Wortes. Ziemlich entspannt wirken unsere Freunde im Angesicht der Apokalypse. Hutton als Protagonist Tom soll zwar der Held sein, bleibt aber ziemlich blass, ebenso wie Robert Burton als Professor, der wirklich nie die Miene verziehen kann – selbst wenn seine Tochter entführt wird. Für die auch das gleiche gilt. Ohnehin sind die Frauen hier, wer hätte es gedacht, wieder nur dazu da, sich entführen zu lassen. Der Einzige, der in seiner Rolle wirklich etwas lebendiges ausstrahlt, ist der immer gern gesehene Les Tremayne, der sowieso etwas Sympathisches, Geerdetes an sich hat, man siehe nur The Monolith Monsters oder seine kleine, aber nette Performance als General in Kampf der Welten. Für mehr als einen Tag konnte man ihn offenbar aber nicht bezahlen, denn sein bekloppter Schriftsteller-Charakter geht leider ziemlich schnell drauf.

Fazit:

Insgesamt kann man schnell sagen, dass The Slime People, im Gegensatz zu manch anderen Produktionen dieses Kalibers, ziemlich gut wegguckbar ist. Aufgrund der dämlichen Story kommt man über die redseligen Passagen hinweg und ansonsten gibt’s genug Monster-Action mit den amüsanten Kostümen. Der Hartgesottene wird den gut bewältigen können!

6/10 Punkten.