The Return of Chandu – Filmkritik

Original-/Alternativtitel: The Return of Chandu

Jahr: 1934

Regisseur: Ray Taylor

Schauspieler: Bela Lugosi (Frank „Chandu“ Chandler), Maria Alba (Nadji), Dean Benton (Bob), Lucien Prival (Sektenführer)

Vorwort:

Wir nähern uns der Veröffentlichung meiner Bela Lugosi Biographie. Da muss die Werbetrommel gerührt werden, und auch, wenn es noch etwas dauert, so kann ich mich doch nochmal den weniger beachteten Werken von Lugosi widmen. Und ein Kapitel seiner Karriere waren sicherlich die Serials – für jeden Schauspieler von Rang eigentlich eine Sache, die man tunlichst zu vermeiden hatte. Lugosi fing jedoch schon nach seinem Bankrott 1933 damit an, weil er das Geld nötig hatte. Nach The Whispering Shadow folgten noch so einige dieser Sorte. Eines der interessantesten dürfte aber The Return of Chandu sein, eine Fortsetzung des erfolgreichen Chandu the Magician von 1932, in dem Lugosi den Bösewicht Roxor gegeben hatte (der Streifen ist btw durchaus unterhaltsam und zu empfehlen).

Und wie es üblich war, wurde aus dem Serial auch eine Filmfassung editiert. Im Falle von The Return of Chandu ist es aber komplizierter. Also: Aus den ersten vier Episoden wurde The Return of Chandu editiert, eine knapp 70-minütige Filmfassung (eigentlich nur 60 Minuten, wenn man die einzelnen Chapter-Zwischentitel rauschneidet), und aus den letzten vier Episoden Chandu on Magic Island. Bis ich das verstanden hatte, war auch einige Zeit vergangen, zumal die erste Filmfassung auch gar nicht bei Letterboxd oder der IMDB erfasst sind.

Und so führte ich mir heute nochmal die erste Filmfassung zu Gemüte: The Return of Chandu!

Inhalt:

Die ägyptische Prinzessin Nadji ist Haus der Chandlers zu Gast. Sie hat große Angst, dass sie wieder, wie in Ägypten, bedroht und entführt wird. Als ein paar mysteriöse Gäste die gerade stattfindende Party betreten, spürt sie eine große Bedrohung. Nur der Onkel von Bob Chandler, Frank „Chandu“ Chandler, kann die Eindringlinge besiegen. Tatsächlich handelt es sich bei diesen um Mitglieder der „Ubasti“ eine Sekte, die den untergegangenen Kontinent Lemuria wieder an die Oberfläche holen wollen. Dazu müssen sie aber eine ägyptische Prinzessin opfern… Chandu setzt alles daran, Nadji zu beschützen!

Besprechung:

Wer der Meinung ist, Bela musste sich erst in den 40er Jahren bei Monogram unter Wert verkaufen, der irrt. Wer The Whispering Shadow gesehen hat, der weiß, dass er sich schon zwei Jahre nach Dracula in absoluten Billigheimern verdingte. Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass The Return of Chandu besser ist als die typischen Serials dieser Zeit. Nein, vielleicht nicht unbedingt „besser“ aber unterhaltsamer. Immerhin war auch der original Chandu von 1932 ein hübsches, pulpiges Abenteuerfilmchen, in dem mir Lugosi gut gefallen hat. Nicht, dass Lugosi mir in The Return of Chandu nicht gefallen würde, aber – meine Güte! Ein Schauspieler mit Stil und Klasse wie Lugosi hat es nun wirklich nicht verdient, in sowas mitzuspielen. „Selbst“ die Monogram-Filme wirken im Vergleich zu The Return of Chandu wie großes Künstlerkino. Doch der Reihe nach.

Erstmal muss man ja sogar sagen, dass die editierte Fassung des Serials den Vorteil hat, dass sie deutlich kürzer ist. Die Serialfassung bringt es auf knapp 195 Minuten, die beiden Filme auf knapp 130 Minuten, da fehlt fast eine Stunde. Um nerviges Füllmaterial kommt man trotz der zahlreichen Schnitte aber nicht herum, bzw. mangelt es selbst der kürzeren Filmfassung an Tempo und Dynamik. Dass man bei einem Abenteuerserial von 1934 bei weitem keine großen Stories erwarten sollte ist mir klar, und das tue ich auch gar nicht. Die Geschichte ist zweckmäßig: Nadji wird von nem bösen Kult bedroht, Chandu muss sie beschützen. Fertig. Eine überstehende Dramaturgie gibt es nicht, zumindest nicht in dieser Filmfassung. Man hofft zwar, dass es zum großen Ritual der Ubasti kommt, um Lemuria wieder an die Oberfläche zu holen, aber dazu kommt es (noch) nicht. Im Grunde passiert nicht mehr, dass die strunzdumme Nadji eine Handvoll mal entführt und von Chandu gerettet wird. Da entsteht keine Spannung (weil Nadji uns vollkommen egal ist), da entsteht auch nie große Dramatik, weil sich Chandu und die Ubasti bis zum Ende auch niemals wirklich gegenüberstehen. Und eine Charakterisierung, haha, wer würde sowas erwarten? Aber wie gesagt: Das will und sollte man einem Serial auch kaum vorwerfen, das liegt nun mal in der Natur der Sache, so ist ein Serial nun mal aufgebaut.

Was ich dem Serial eher vorwerfen will, das sind die mangelnden Schauwerte. Die tranige Inszenierung. Die Ödnis, die sich auf der Leinwand breit macht. Ich meine: Es ist ein Abenteuerfilm um einen nahöstlichen Zauberer und einen bösen Kult, der eine Prinzessin opfern will, um einen untergegangenen Kontinent wieder an die Oberfläche zu bringen! Da erwartet man doch… ein bisschen Action, ein bisschen Fantasy, ein bisschen Sense of Wonder. Ein bisschen verspielte Pulp-Elemente. Die Story ist auf dem Niveau eines Groschenromans, aber in einem solchen wird wenigstens was präsentiert. Hier hingegen herrscht gähnende Leere. Die einzelnen Episoden sind weitestgehend kreativlos heruntergekurbelt, ohne den Versuch, das alles auch nur irgendwer ansprechend zu gestalten. Ein „Attentat“ auf Chandu mithilfe eines Betäubungspfeils. Die Entführung Nadjis durch Sektenmitglieder, die sich als Museumsmitarbeiter tarnen. Sowieso tut Nadji nie auch nur irgendwas Sinnvolles. Sie ist weniger ein Charakter, sondern nur ein strohdoofer McGuffin, damit Chandu durch die Botanik spazieren kann. Sie und die gesamte Chandler-Entourage folgen in der letzten Episode etwa einem Polizisten, der behauptet, Chandu wolle sie sehen – nicht hinterfragend kommen sie mit und landen, wer hätte es gedacht, in der Höhle der Ubasti! Keine geheimnisvollen Tempel, keine Zaubersprüche, keine exotischen Schauplätze. Die Settings beschränken sich größtenteils auf 0815 Zimmer oder kalifornische Landstraßen, wo Chandu und sein Neffe herumfahren dürfen (ein Zeitraffer wird dann sogar auch noch über die Aufnahmen geklatscht). Da kommt kaum Freude auf. Und selbst wenn mal ein bisschen geboten wird, wie in der finalen Sektenhöhle, dann kommt da nicht viel bei rum. Ein paar dümmliche Kultisten mit dummen Verkleidungen, irgendeine Götterstatue, ein paar Feuerschalen… das war’s schon, was The Return of Chandu uns präsentiert.

Hinzu kommt die tranige Inszenierung von Regisseur Ray Taylor, der u.a 1936 das erste Flash Gordon Serial mitdrehte (und ohnehin nur auf Serials abonniert war). Schon klar: Bei B-Serials ging es ausschließlich darum, wie viele Szenen man an einem Tag dreht, aber das wirkt wirklich einfach so, als wenn Taylor die Kamera aufstellte, sie einschaltete und sich solange zurücklehnte, bis die Darsteller vor der Line wenigstens irgendwas ein paar Minuten gemacht haben. Da ist nie Bewegung drin, hinzu kommen ein paar missratene Set-Ups, wo irgendwelche Dinge im Weg stehen (wie Säulen oder Äste). Die Ausleuchtung ist ebenfalls nicht gut, zumindest im Print, den ich gesehen habe. Nein, da herrscht absolute Leere: Bei der Regie, bei der Kameraarbeit, bei der Ausstattung, und auch das Skript gibt sich wenig Mühe. Ohnehin absurd, dass da vier Schreiberlinge tätig waren, von denen drei aber ohnehin nie wieder was Anderes zur Papier brachten (der Vierte, Barry Barringer, schrieb u.a an The Death Kiss von 32 mit, wo sich Bela ebenfalls die Ehre gab). Höchstens tut er sich dadurch hervor, dämliche Kostüme zu tragen.

Bei den Akteuren sieht’s nicht besser aus. Insgesamt ist Lugosi hier ein wahres Leuchtfeuer und der Einzige, der das Interesse aufrechterhalten kann. Viel bekommt er als Chandu allerdings freilich nicht zu tun. Es ist aber schon eine nette Abwechslung, ihn mal als Helden der Geschichte zu sehen. Als solcher funktioniert er, auch wenn er mir in den bösen Rollen mehr gefällt, es ist nun mal so. Es ist aber auch keine Performance, wo er sein Herzblut verschüttete, aber es reicht selbstverständlich trotzdem. An einer Stelle darf er auch den Dracula mit den leuchtenden Augen raushängen lassen, ansonsten kann er sich auch unsichtbar machen und… joa, sonst nichts eigentlich. Und er prügelt sich noch, das war in den anderen Filmen ja auch nicht so seine Art. Ein paar kleine Gesten hier und da, einige theatralische Mimiken, das reicht schon.

Der restliche Cast ist dahingehend ausgesprochen nichtssagend. Maria Alba, die eine kurze und sehr unspektakuläre Karriere hatte, entspricht als Nadji vielleicht optisch ihrer Rolle, schauspielern kann sie allerdings nicht, ihre „Angst“ und „Besorgnis“ sind eher lachhaft. Aber wie gesagt, sie tut ja auch nichts außer rumstehend und sich entführen lassen. Chandus Neffe Bob wird von Dean Benton gespielt (der ebenfalls keine glorreiche Karriere hatte, woran das wohl liegt) und tut, Überraschung, auch absolut nichts. Was sollte er auch zu schaffen haben? Chandu ist der Hald, es gibt gottseidank keine Romanze, und so ist er jemand, der nominell einen „jungen Helden“ abgeben könnte, absolut unnötig. Die einzige wichtige Aufgabe, die er übernimmt, ist, Chandu und Nadji für ein paar Minuten herumzufahren. Als Gegenspieler taucht dann noch Lucien Prival (hatte hauptsächlich Statistenrollen, in Bride of Frankenstein spielte er etwa den Butler, in Hells Angels von Hughes einen deutschen General) als Sektenführer der Ubasti auf, aber auch er überzeugt kaum.

Nichtsdestotrotz ist es schändlich, dass The Return of Chandu, wie übrigens alle von Lugosis Serials, in eher, ähm, schlechter Qualität zur Verfügung stehen. Auf YouTube muss man ein bisschen rumsuchen, bis man eine Version findet, die ansehbar ist…

 Fazit:

Eine kurze Zusammenfassung dieses Mal: Die ersten vier Episoden von The Return of Chandu sind eine öde Angelegenheit ohne Abenteuer, ohne Effekte, ohne interessante Ansätze, dazu trist heruntergekurbelt. Wäre es nicht Lugosi, dann wäre es wahrlich ein Graus. So noch ansehbar, weil alles, was Lugosi tut, irgendwie noch ansehbar ist.

4,5/10 Punkten.