Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 2021

Regisseur: Taylor Chien

Schauspieler: Bianca Haase (Lex), Michael Vlamis (Sam), Michelle Randolph (Bree), Brook O’Hurn (Chris)

 

Vorwort:

Wer denkt, dass ich immer nur alte Schinken schaue, der liegt im Unrecht. Richtig, zu 95% schaue ich Filme aus dem letzten Jahrhundert und zum größtenteils Reviewe ich hier auch nur ältere Filme. Manchmal aber, ziemlich selten zugegebenermaßen, schaue ich jedoch auch „neue“ Horrorfilme, meistens aus Zwang. Schließlich kann man nicht jedem Durchschnittsgucker irgendwelche Hammer- oder AIP-Filme unter die Nase halten, ohne sie sich zum Feind zu machen. So ist man manchmal ja gezwungen, Streifen aus dem Mainstream zu schauen. Und Amazon Prime ist dafür freilich eine Fundgrube. Neben diverseren älteren Filmen (momentan gibt’s etwa Das Pendel des Todes oder auch die RKO-Version von Das Ding gratis), kann man beim Streaming ja eine Hülle und Fülle an B-Horrorfilmen aus den 2000ern bis heute finden. Da sind ziemlich viele interessante Titel dabei, sodass meine Watchlist in den letzten Tagen stark anwuchs. Man braucht ja auch mal Abwechslung, deswegen gibt’s heute mal wieder Horror aus dem 21. Jahrhundert.

Inhalt:

Auf einer kleinen Insel bei Hawaii gibt es ein verlassenes Resort. Angeblich soll es verflucht sein; auf dem Zimmer 306 haben die Besucher Stimmen gehört und auf dem Spiegel unheimliche Botschaften gefunden. Angeblich soll dort das „Mädchen mit dem halben Gesicht“ ihr Unwesen treiben. Das Resort wurde schließlich aufgegeben und die lokale Bevölkerung spricht nicht mehr darüber, ja hat sogar einen Wachdienst engagiert, der das Resort bewachen soll.

Genau dorthin will die Autorin Lex nun aber mit ihrem Freund Chris und dem befreundeten Paar Bree und Sam reisen. Lex will dort Motivation für ihr neues Buch finden. Ihre Freunde schenken ihr die Reise zum Geburtstag, doch viel Zeit bleibt nicht, da das Schiff wieder um 19:00 Uhr ablegt. Zuerst finden sie im Resort nichts und sie wollen bei Dämmerung wieder gehen. Doch als der Rucksack von Lex plötzlich verschwunden ist, müssen sie zurückkehren. Bei Dunkelheit…

Besprechung:

Jaja, „Horror“ könnte man in Bezug auf The Resort doppelt interpretieren. Der Film soll „Horror“ sein, ist in Hinsicht auf Drehbuch und Logik allerdings auch, wie so viele Horrorfilme an sich, auch ziemlich horrible. Es ist eine typische billige Direct-to-DVD (oder heutzutage besser: Direct-to-Streamingdienst) Produktion, die sehr schnell im hiesigen Angebot untergeht und von niemandem besonders geschätzt werden dürfte (bis auf den Regisseur Taylor Chien vielleicht, der die Produktion als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent anführte). Es ist eben Horror für die Leute, mit Verlaub, die sich durch das aktuelle Angebot zappen und unwissentlich draufschalten, weil der Titel und die Inhaltsangabe doch ganz nett klingen. Mit großen Erwartungen dürfte kaum jemand an derlei herangehen, weder die Gelegenheits-Horrorschauer (und das meine ich völlig neutral), noch die harten Horror-Freaks (zu denen ich mich, mit Verlaub, zu zählen glaube). Wie auch immer: Egal welcher Gruppe man nun angehört, die Story dürfte für wirklich jeden nichts neues bieten. Es ist schon faszinierend, wie unoriginell ein Film sein kann. Man packt vier vollkommen austauschbare „Figuren“ auf eine mysteriöse Insel, in ein Haunted-House, wo sie dann nach und nach dezimiert werden. Am Ende gibt’s dann noch das klischeehafte SPOILER - „Alles nur eine Illusion“-Ende – SPOILER. Da gibt’s keinerlei Überraschungen oder auch nur einen Anflug von irgendwelchen Ideen, die man zuvor nicht zumindest noch nicht 1000-mal gesehen hat.

Aber nun gut, klischeehafter Horror, damit kann ich mich anfreunden, wenn es denn gut umgesetzt ist. Das ist The Resort natürlich nicht, wen wunderts auch? Die unterirdisch schlechten Bewertungen bei Letterboxd (1,4 von 5.0 Punkten, das schafft nicht einmal Manos: The Hands of Fate oder so komplette Durchfälle wie The Curse of Bigfoot) rühren sicherlich auch daher, dass sich die meisten Zuschauer schlichtweg gelangweilt haben dürften. 75 Minuten gelten heutzutage ja eh nicht mehr als „Abendfüllend“, ich habe da aber kein Problem mit. Meines Erachtens ist es sogar ein Problem des aktuellen Horrorkinos, das man meint, jeden Film auf zwei Stunden oder mehr zu strecken, gut gesehen hat man das bei The Last Voyage of the Demeter oder jetzt auch bei dem letzten Conjuring-Teil. Die meisten Horrorfilme sind für 80 – 90 Minuten ausgelegt, und wenn einer auch mal nur 70 Minuten dauert isses nicht schlimm. Besser zu kurz, als zu lang, ist da meine Devise. Wenn man allerdings selbst bei nur 75 Minuten so viel Zeit schindet, und das dann mit den dümmsten Methoden, dann fragt man sich schon, wer da unter welchen umständen das Skript heruntergeschrieben hat. Wenn man sich ein bisschen im Genre auskennt, oder allgemein im Horrorfilm, hat man doch eigentlich so viele Tropes, die man zusammenkleistern kann, dass wenigstens irgendwas dabei herauskommt, das wenigstens den Anschein von Originalität hat. Hier aber ist es wirklich das Seichteste vom Seichtesten, das Simpelste vom Simpelsten. Die Hintergrundstory des Resorts? Da sind halt irgendwelche Geister. Der Hintergrund des „Mädchens mit dem halben Gesicht“? Wurde halt von Touristen getötet. Die Motivation der Protagonisten bzw. der Protagonisten? Sucht Motivation für ein neues Buch. Wobei ich mich da auch immer frage, wieso man zu solchen Orten reist, ohne dort selber etwas zu schreiben. Als Autor selbst kann ich die Motivation und die Atmosphäre doch nur wirklich beziehen, wenn ich schreibe, während ich dort bin, aber gut.

Und dann die Figuren selbst: Vollkommen klischeehaft und, es tut mir leid, dümmlich. Da ist der Spaßvogel der dumme Witze klaut (die er btw auch von Sam Neil aus Jurassic Park klaut; zum Beispiel den mit dem Stromschlag), die Klickgeile Instagram-Frau, die „Autorin“ (die überhaupt nicht so wirkt, als sei sie kreativ oder überhaupt irgendetwas) und ein Hipster, der keinerlei Charaktereigenschaften hat. Überhaupt verbindet die Figuren keinerlei spürbare Chemie, dass sie befreundet sein sollen, kommt zu keiner Sekunde glaubwürdig rüber. Zumal sie über den Tod ihrer Freundin, die als erstes stirbt, auch in keinster Weise berührt zu sein scheinen.

Erst nach 45 Minuten, also nach mehr als der Hälfte, geht die „Action“ los. Ok, am Anfang wird noch einer der Wachmänner weggezogen, aber bis dahin – nix. Womit wird Zeit geschunden? Damit, dass die Reisegruppe zum Teil nacktbadet, kein Scherz. Oder dass sie ohne Orientierung durch die Insel laufen, ohne zu wissen wohin. Lustig ist auch, dass sie für den gesamten Trip auf der Insel nur sechs Stunden Zeit haben, weil dann das letzte Boot von dort ablegt. Trotzdem halten sie sich immer wieder mit schwachsinnigen Aktivitäten auf, wie einem Picknick, dem Besichtigen eines Wasserfalls oder dem schon angesprochenen Nacktbaden. Dass die Dialoge da auch nur Humbug sind, muss ich wohl kaum erwähnen. Das Skript passt einfach auf einen Bierdeckel, ist einfallslos und könnte von jedem innerhalb von einem Tag geschrieben werden. Und das meine ich nicht als Beleidigung, sondern als Fakt. Jeder, der nur ein paar Horrorfilme gesehen hat, könnte sowas fabrizieren, und das wahrscheinlich sogar noch besser.

Aber auch wenn es dann losgeht, passiert nicht viel. Das Geistermädchen läuft ein paar mal durch das Bild, einer der Vier wird von ihr zombifiziert und zieht sich das Gesicht ab (das war immerhin die einzige Szene des gesamten Films, wo ich sagen würde, dass sie irgendwie gut war). Das dümmliche Ende, das ebenfalls enorm einfallslos ist, habe ich ja schon angesprochen. Aber auch sonst gibt’s genug Logiklücken. Wieso zum Beispiel sind die Wärter nur Nachtsüber im Resort? Und warum überhaupt sind sie dort – um was zu bewachen, wenn’s doch sowieso leerstehend ist und es lebensgefährlich ist, da zu sein? Warum laufen die Figuren bei Gefahr ins Resort und nicht vom Resort weg?

Aber halten wir uns nicht damit auf, nach Logik zu fragen. Kommen wir zum Cast und, oh je, was soll man da noch groß zu sagen? Emotionen darstellen, kann keiner der Darsteller, die darüber hinaus auch keinerlei memorable Auftritte hatten, deswegen spare ich es mir jetzt, auf jeden einzelnen einzugehen. Lustig sind sie nicht, höchstens unfreiwillig, nervig aber immerhin auch nicht. Amüsant sind allerdings ihre Reaktionen, wenn sie z.B ihre Zombie (oder zu was auch immer das Geistermädchen sie gemacht hat – Geister, Ghoule?) Freunde sehen: „Geht’s dir gut? Was ist los?“.

Positiv, wenn man so will, ist immerhin der Look, der nicht so scheiße aussieht wie bei typischen Asylum-Werken. Auch die Regie von Taylor Chien, der hier nach dem völlig unbekannten Actioner Conrered von 2011 erst seinen zweiten Spielfilm ablieferte, ist annehmbar, aber äußerst konventionell. Manchmal erinnert es, zusammen mit der debilen Musikauswahl, eher wie ein Werbevideo, die „Gruselmomente“ hingegen sind aufgrund ihrer Einfallslosigkeit und vorhersehbar überhaupt nicht wirkungsvoll, da fehlt das Gespür für Timing und Atmosphäre völlig. Und die Erschaffung dergleichen, also von Atmosphäre, wäre bei dem Setting ja zumindest drin gewesen. Die Südseeinsel schaut schön aus, ebenso die verlassene Hotelanlage.

Die wenigen Effekte, die der Film bietet, sind, bis auf die eine erwähnte Ausnahme mit dem Gesicht, billigerer CGI-Murks, der Greenscreen ist in ein paar Szenen geradezu offensichtlich. Die Maske von den Ghoul-Freunden (oder Geistern oder was auch immer sie nun sind!!) sind auf dem Niveau von Halloween in der Nachbarschaft. Der gesamte Look des Films ist letztendlich ziemlich bieder, zu sauber, zu hochpoliert. Das zeigt mir mal wieder, was ich an Horrorfilmen von früher so schätze: Die Direktheit, das Handfeste der Effekte, der grobkörnige Look…

Fazit:

 The Resort ist ein typischer Horror-Schnellschuss der Neuzeit. Früher wäre sowas auf VHS verhökert worden oder in irgendeinem Bahnhofskino oder Grindhouse-Kino gezeigt worden. Da hätte sowas aufgrund der Zeit (70/80er) noch Charme gehabt, aber bei dem Digitallook der Neuzeit geht derlei flöten. Das Drehbuch und die Inszenierung sind nicht viel wert. Klang jetzt alles sehr negativ, aber gelangweilt hat mich der Streifen überraschenderweise doch nicht. Man kann sich über die Bräsigkeit des Films gut amüsieren, ebenso über die dämlichen Figuren. Trash, ja, und auch nicht nervig. 75 Minuten naive Berieselung. Ich weiß, ich bin wieder zu gutmütig, aber The Resort ging mir nicht auf die Nerven und hat in seinen besten Momenten, wenn auch unfreiwillig, unterhalten. Deswegen:

5/10 Punkten.