Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1943
Regisseur: William Beaudine
Schauspieler: Dick Purcell (Johnny Smith), Tim Ryan (Lieutenant Burke), Helen Parrish (Marie Morgan), Frank Faylen (Speed), Paul McVey (Adams Morgan)
Vorwort:
Abteilung M&M. Das steht dabei für Monogram & Murders. Ja, dank YouTube lebt der Freund von obskuren alten Filmen in glücklichen Zeiten, hat man doch ein simples Tool, um eine Hülle und Fülle an solchen Werken zu sichten, die früher (zumindest in den USA) alle Jahre vielleicht mal im Fernsehen liefen. So kann man die Welt des Whodunit von Früher, und die ist ja wirklich riesig, gut entdecken. Das tat ich ja schon einmal mit Fog Island und The Black Raven, die allerdings von PRC (Producers Releasing Company) stammen. Heute schauen wir uns mal wieder ein Werk von dem Poverty-Row Studio schlechthin an, nämlich, natürlich, Monogram: The Mystery of the 13th Guest.
Inhalt:
Eine junge Frau, Marie Morgan, betritt das Haus ihres Großvaters, das seit 13 Jahren leer steht. Sie erinnert sich an das Familientreffen damals: Der Großvater erklärt, dass er bald sterben werde, und dass er seine gesamte Familie für hinterhältig hält. Deswegen gibt er sein Testament an seine Enkelin Marie, die den Brief an derselben Stelle 13 Jahre später öffnen soll. Genau dies tut Marie nun und auf dem Zettel ihres Großvaters steht nur „13-13-13“. Bevor Marie sich jedoch umsehen kann, wird sie von einem mysteriösen Fremden überwältigt. Der Taxifahrer holt die Polizei (ohne auch nur Anstalten zu machen, ihr zu helfen) und diese fährt in Form von Leutnant Burke und seinem identischen Helfer Speed vor. Marie wurde inzwischen an den Tisch gesetzt, an dem vor 13 Jahren der Großvater seine Rede hielt. Der Doktor stellt fest: Marie starb durch einen Stromschlag.
Gleichzeitig trifft der Privatdetektiv John Smith ein. Er wurde von Adams Morgan eingestellt, Maries Onkel, und er sollte auf Marie aufpassen. Schließlich ergibt sich folgendes Bild: Ein fremder tötet die Morgans und drapiert sie genau in der Konstellation am Tisch im Morgan-Haus, wie sie dort vor 13 Jahren beim Großvater saßen. Als jedoch die echte Marie eintrifft stellt sich heraus, dass die tote Marie nur jemand war, der sich als sie ausgibt. Wer war diese Frau? Wer ist der Fremde? Und was hatte es mit dem leeren Stuhl auf sich, den es damals bei Großvaters Rede gab…?
Besprechung:
Jaja, dass die Drehbuchautoren in der Poverty-Row für gewöhnlich nicht die hellsten Kerzen auf dem Hollywood-Kuchen waren, das dürfte jedem bewusst sein, der sich mit der Materia ein bisschen auskennt. Wie ich in der Review zu The Strange Case of Dr. Rx (der ist zwar ein B-Movie von Universal, aber das Prinzip lässt sich da gut veranschaulichen) mal anführte: Bei simplen Horrorfilmen á la The Devil Bat oder The Ape Man – mein Gott, wen interessiert es da, wenn die Plotte nicht ganz logisch und kohärent ist? Richtig, niemanden. Oder mich zumindest nicht.
Bei Whodunits und Murder-Mysteries allerdings ist das schon eine andere Sache. Da ist die Story ja schon, sagen wir mal, der Kern der Sache, und nicht nur lausiges Beiwerk zu irgendwelchen Mad-Scientist oder absurden Monstren. Was ich sagen will: Die Story ist bei Nicht-Horrorfilmen der Poverty-Row deutlich gewichtiger und genau da fällts halt auf, dass diese nicht unbedingt immer das Originellste oder Logischste sind.
Wobei ich die Originalität von The Mystery of the 13th Guest gar nicht bemängeln will. Klar, es ist aus den Versatzstücken des Genres zusammengekleistert, alles, was man so kennt, ist vertreten: Ein Old-Dark-House mit Geheimraum und Mordvorrichtung, ein trotteliger Comic-Relief, eine geldsüchtige intrigante Familienbande und zwei Gesetzeshüter, die in Konkurrenz zueinanderstehen. Gut, für 60 Minuten reicht das völlig aus, auch wenn sich das Skript zum Großteil nur im Kreise dreht und ziemlich redundant ist. Die Polizei fährt vom Morgan-Haus zur Polizeiwache und umgekehrt, Familienmitglieder tauchen auf und treten wieder ab und Mitten drin versteckt sich halt ein Kerl mit Maske in einem geheimen Raum und beobachtet die Leute.
Wie sooft bei Monogram ist das Skript ein einziges Kuddelmuddel, wenig durchdacht und ohnehin durchsetzt von Logiklöchern. Ein Wunder mal wieder, dass es gleich drei Leute brauchten, um es herunterzurattern, namentlich ein gewisser Charles R. Marion, der vor allem zahlreiche Bowery-Boys Filme schrieb (darunter auch Spooks Run Wild mit Bela Lugosi), dann Tim Ryan (der auch bei den Bowery-Boys als Hauptautor dabei war, u.a Bela Lugosi Meets a Brooklyn Gorilla schrieb und hier auch eine Rolle hat – ein Allround-„Talent“ sozusagen) sowie Arthur Hoerl, der uns unter anderem mit dem legendären Trash-Werk Reefer Madness sowie mit dem Superman-Serial von 1948 beglückte. Ja, man sieht, da waren große Geister am Werk. An sich ist die Grundidee vielleicht nicht wirklich originell, aber sie ist trotzdem völlig ausreichend für einen passablen Whodunit mit Atmosphäre, denn wie oben beschrieben, ist ja für alles gesorgt, was man von einem „Mystery-Thriller“ jener Jahre erwartet.
Tja, und damit meine ich auch die Logiklöcher. Eigentlich könnte man den Protagonisten an sich ja schon als Logikloch bezeichnen. Johnny Smith, ein sehr cooler Name btw (Ironie), ist ja ein Privatdetektiv, der aber offenbar wirklich alle Rechte hat. Er darf bei den offiziellen polizeilichen Ermittlungen immer dabei sein, die Zeugen mit der Polizei vernehmen und höchstpersönlich selbst mal eben die Verhaftung der gesamten Morgan-Familie befehlen, ohne triftigen Grund wohlgemerkt. Ohnehin ist ja die Frage, warum er überhaupt angeheuert wurde – wohlgemerkt um Marie Morgan zu beschützen, die am Anfang prompt stirbt, und Johnny interessiert dies nicht einmal sonderlich (gut, da muss man eigentlich noch mehr zu sagen, deswegen mach ich später noch nen Spoiler-Teil). Das ist aber noch weniger störend, ist halt nun mal so. Auch dass die Polizei nie auf die Idee kommt, das Morgan-Haus, wo ja gefühlt täglich ne neue Leiche liegt, mal unter die Lupe zu nehmen, verursacht Kopfkratzen. Zwar vermuten sie, dass es irgendwo einen geheimen Raum gibt, aber naja, warum auch danach suchen, ne? Auch dass immer wieder irgendwelche Leute alleine im Morgan-Haus rumlaufen, obwohl dort durchgehend gemeuchelt wird (das kennen wir ja schon aus The Invisible Ghost) ist recht ulkig. Erst am Ende kommt die Obrigkeit mal auf die Idee, dort eine Wache zu positionieren, die aber auch prompt umgehauen wird, super.
Nein, das „lustigste“ ist, dass der Titel keinen Sinn ergibt. Denn wer nun der mysteriöse „13. Gast“ ist bzw. sein sollte wird NIE geklärt. Spielt weder bei der Aufklärung der Morde ne Rolle, noch fragt irgendwer danach, es wird einfach ignoriert, obwohl es zu Anfang als DAS zentrale Geheimnis hochgespielt wird. Was dachten sich die Drehbuchautoren nur dabei? Ok, wenn man irgendwas an den Haaren herbeiziehen wollte, dann würde höchstens der Gedanke passen, dass der dreizehnte Stuhl eben für den Tod höchstpersönlich reserviert war. Naja, wenn man sich daran erinnern, dass die bei Monogram nur ein paar hundert Dollar pro Drehbuch bekamen (was hier ja zusätzlich noch durch drei geteilt werden musste, wenn man annimmt, dass die Autoren sich den Lohn untereinander gerecht aufteilten), wäre mir sowas auch egal.
Ohnehin ists am eine ein saukomplizierter Plan aller Beteiligten. Deswegen ein Spoiler-Teil, aber ich glaube mal kaum, dass man bei einem Monogram-Film von 1943 Spoiler-Warnungen ausgeben müsste. Egal, sonst beschwert sich wieder jemand.
Also: Der Mann mit der Maske, der im Morgan-Haus in der Geheimkammer sitzt, ist Onkel Adams. Genau der Onkel Adams, der auch Johnny Smith angeheuert hat, um auf seine Nichte Marie aufzupassen. Die erste Marie, also die, die am Anfang stirbt, war auch gar nicht Marie, sondern eine Unbekannte, die sich so um operieren ließ, dass sie wie Marie aussieht. Zusammen mit Tom Jackson wollten sie so wohl an das Erbe herankommen (wo die Frau, die sich am Anfang als Marie ausgibt, jedoch die Erinnerung an ein Familientreffen hat, bei dem sie gar nicht anwesend war, sowie den Zettel von der echten Marie hat, wird nicht klar). Also: Onkel Adams sitzt in dem Geheimraum und ermordet alle Familienmitglieder, die das Haus betreten, inklusive der Fake-Marie. Ja, dazu fällt mir dann jetzt auch nichts mehr ein. Warum Onkel Adams Johnny überhaupt engagiert hat, darüber wage ich nun nicht zu spekulieren. Spoiler-Ende.
Also, das Drehbuch ist schwachsinnig. Aber immerhin hält es bis zum Ende die Spannung aufrecht, weil man gespannt ist, was Monogram diesmal aus dem Hut zaubert. Einen Twist, der annähernd Sinn ergibt (was bei Monogram ja mal eine echte Überraschung wäre), oder wieder nur Quatsch mit Soße? Wie wir gesehen haben, war es mal wieder letztere Variante.
Nun denn, ich will mich nicht beschweren, irgendwie mag man Monogram dafür ja auch, oder? Denn ansonsten ist der Film doch durchaus nett anzuschauen. „Inszeniert“ vom legendären William „One-Shot“ Beaudine (inszenieren as in: Kamera aufstellen und Schauspieler machen lassen. Der Name „One-Shot“ kam nicht von ungefähr), präsentiert The Mystery of the 13th Guest den typischen „Monogramn-Charme“. Das muss man eben mögen, aber wenn man diese Billigheimer-Art mag, dann kann man 60 Minuten gut damit rumkriegen. Beaudine zeigt wie immer kaum Anstalten, irgendwelche Kniffe einzusetzen, aber, auch wie eigentlich immer, kurbelt er alles zumindest kompetent herunter und Längen gibt es auch nicht – das hat Monogram bei 60Minuten-Filmen ja auch nicht immer geschafft. Die Sets sind wenig abwechslungsreich oder spektakulär und das Ganze mutet manchmal ein bisschen wie ein billiges Provinzpossenspiel an. Wenige Räume, hauptsächlich das Morgan-Haus, dienen als Kulisse. Dieses bietet aber immerhin ein bisschen Atmosphäre, auch wenn man allzu viel davon nicht zu sehen bekommt.
Die Akteure allerdings lassen sich für die Poverty-Row sehen. Das Investigator-Duo Johnny und Burke, die sich immer gegenseitig necken, haben genug Chemie, die sind eigentlich ganz amüsant. Johnny wird von Dick Purcell annehmbar gespielt, der hauptsächlich in der Poverty-Row zugegen war, so u.a auch bei King of the Zombies oder gar als Captain America höchstpersönlich im gleichnamigen Serial. Sein Counterpart ist der bereits erwähnte Tim Ryan, der die Plotte wie gesagt nicht nur mitschrieb, sondern auch hauptsächlich in der Poverty-Row werkelte, u.a bei Charlie Chan Filmen. Er ist ebenfalls durchaus ganz lustig und kann außerdem gut lachen, wenn er sich mal wieder über Johnny amüsiert.
Und wer wie immer nicht fehlen darf, dass ist der dumme Trottel aka „Comic-Relief“, diesmal in Form von Frank Faylen (der hauptsächlich nicht in der Poverty-Row war, sondern Kleinstrollen in A-Produktionen bekam, immerhin) als inkompetenter Helfer von Burke. Faylen hat das Glück, dass sein Comic-Relief nicht so übertrieben ist, wie in vielen anderen Filmen dieser Art. Man hätte seinen Charakter auch komplett rausstreichen können, ohne dass die Story dadurch etwas verloren hätte, aber in dem ganzen unlogischen Konglomerat darf er ruhig seine Possen reißen, die von „zumindest nicht nervig) (er schläft immer ein) bis tatsächlich ganz lustig reichen (er hebt den Hut zum Gruß, während er im Auto sitzt, und setzt ihn danach nicht auf seinen Kopf, sondern auf das Autodach). Der restliche Cast fällt kaum auf. Lediglich Helen Parrish (mir bekannt lediglich aus dem Karloff-Lugosi-Lorre-Vehikel You’ll find Out) ist noch zu erwähnen, die in der uninteressanten Rolle der Marie Morgan aber kaum Chancen hat, irgendetwas besonderes zu tun, außer rumzuschreien.
Den Streifen gibt es in annehmbarer Qualität, wie auch fast den gesamten Monogram-Output, auf YouTube zu sehen. Das hätte sich das Studio sicherlich nicht gedacht, dass irgendjemand diesen Film 80 Jahre später mal so kritisieren würde. Jaja, was die Zeit alles hervorbringt…
Fazit:
The Mystery of the 13th Guest ist ein äußerlich formaler und inhaltlich schwachsinniger Whodunit im typischen Monogram-Stil. Wer diese Art von Filmen mag, der wird 60 Minuten berieselt, wer nicht, der kann es sich sparen. Da ich zur ersten Gruppe gehöre, habe ich die Sichtung keineswegs bereut.
Großzügige 6/10 Punkten.