Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1942
Regisseur: Herbert I. Leeds
Schauspieler: Lloyd Nolan (Privatdetektiv Michael Shayne), Marjorie Weaver (Catherine Wolff), Helene Reynolds (Anna Wolff), Olin Howland (Inspektor Meek)
Vorwort:
Nach The Mystery of the 13th Guest geht es munter weiter mit Mystery-Thrillern und Whodunits der guten, alten Zeit. Wie bereits in der Review zum 13ten Gast erwähnt, bietet YouTube uns da eine Hülle und Fülle Genrevertretern aus den 30er und 40er Jahren, von der Poverty-Row bis zu respektablen B-Movies der größeren Studios wie 20th Centuy Fox oder Columbia. Gesichtet wurde inzwischen auch The Devil Plays von 1932, ein wenig spektakulärer Whodunit, sowie Lady in the Death House von PRC mit Atwill in der Hautrolle, der überraschend unterhaltsam und, man mag es bei PRC kaum für möglich halten, spannend war! Da ich an jenem Tag aber nicht die Zeit (oder eher: Die Muße) fand, diesen hier mit einer Review zu beglücken, hält nun The Man who Would’nt Die dafür her. Es ist schon interessant: Ich meine, bei den Poverty-Row Filmen ist es nicht verwunderlich, dass sie einfach auf YouTube zu finden sind, da existieren die Studios ja schon gar nicht mehr. Doch selbst die B-Filme der Majors gibt’s auf YouTube in guter Qualität. Offenbar scheren die sich überhaupt nicht um ihre vergessenen Schwarz-Weiß-Produktionen jener Tage. Und es ist sehr schade, da gibt’s schließlich so einige kleine Reihen, von denen ich gerne mal ein Box-Set sehen würde: The Saint mit George Sanders von 20th Centuy Fox, The Crime Doctor mit Warner Baxter von Columbia oder nun eben auch die Michael Shayne-Reihe, ebenfalls bei 20th Century Fox, mit Lloyd Nolan.
Inhalt:
In einer stürmischen Nacht bringt der reiche Dudley Wolff mit seinen Bediensteten einen scheinbar Toten in einen nahen Wald, wo sie ihn verscharren. Beobachtet nur von einem alten Mann. Gleichzeitig jedoch stattet Dudleys Tochter, Catherine, ihm und ihrer Schwiegermutter Anna einen Besuch ab. In der Nacht wird sie jedoch von einer mysteriösen Gestalt überrascht, von der sie glaubt, es sei ein Geist. Er schießt auf Catherine, die aber überlebt. Da es zur gleichen zeit donnert, will niemand ihr Glauben schenken, zumindest gibt dies auch ihr Vater vor: Tatsächlich hat er jedoch Erde im Zimmer gefunden und zu seinem Schreck ist das Grab im Wald geöffnet. Catherine holt derweil den Privatermittler Michael Shayne herbei. Er gibt sich als ihr Ehemann aus, um ungestört im Wolff-Anwesen zu ermitteln…
Besprechung:
Nun, viel weiter als die knappe Inhaltsangabe geht dieser Film auch nicht. Im Grunde bestand der Unterschied zwischen Mystery-Thrillern bei Major-Studios und denen aus der Poverty-Row, und das darf ich jetzt einfach mal so pauschal sagen, lediglich in der Optik, sprich im Budget. Dass die Skripts bei großen Studios wie Universal oder auch eben Fox zwangsläufig immer besser gewesen seien ist ein Trugschluss. Ich hätte mir The Man who Would’nt Die auch gut als Monogram- oder PRC-Schote vorstellen können. Ok, The Man who Would’nt Die hat mehr Logik als etwa ein The Mystery of the 13th Guest (was auch alles andere als schwer zu erreichen ist), aber als durchdachte Krimi-Kost dürfte The Man who Would’nt Die trotzdem bei weitem nicht durchgehen.
Die Story ist nun wirklich klischeehaft und passt zu den B-Movies jener Jahre. Da war Horror, wie wir wissen, eben durch die Universal-Monsterfilme angesagt wie eh und je, und wenn auch die anderen Studios, bis auf RKO, nie selber große Reihen im Genre starteten, so wurden zahlreichen B-Filmen zumindest ein „Mystery“-Anstrich verpasst. The Man who Would’nt Die klingt so ein bisschen nach Horror und am Anfang könnte man den Streifen ja fast für einen Zombiefilm halten (und als solcher hätte er auch durchaus funktioniert). Drehbuchautor Arnaud d’Usseau (der neben Theaterstücken u.a sogar Horror-Express mit Cushing und Lee schrieb!) verwandelt die Buchvorlage der Krimireihe (von der ich bis heute noch nie gehört habe) in einen 60-minüter, der tatsächlich mehr Wert auf Humor, denn auf Mystery- oder klassische Krimi-Elemente legt. Die, die vorhanden sind, sind dann aber natürlich auch wenig originell. Ein klassisches Old-Dark-House, eine Leiche, die verschwindet, ein Privatermittler. Die reine Krimi-Story passt hier auf einen Bierdeckel: Mann wird begraben, kommt wieder, versucht eine Frau zu erschießen. Privatermittler kommt, muss Fall lösen. So weit so gut. An sich ist das wirklich unspektakulär, zumal der Streifen als Whodunit absolut nicht taugt: Es gibt keinerlei Hinweise für den Zuschauer, aus dem er auf das Motiv oder die Identität des Killers schließen könnte und am Ende wird halt irgendeine konstruierte Geschichte aus dem Hut gezaubert (fast wie man es aus zahlreichen Gialli kennt, haha). Der Detektiv sammelt keinerlei Hinweise oder kombiniert. Ereignis A führt zu Ereignis B, ohne dass er viel selbst dazu beitragen müsste. Das Ende ist dann auch sehr konsturiert und etwas wirr. Ich will es nicht vorenthalten, deswegen SPOILER
Also, es ist so. Früher war Anna Wolff mit einem gewissen Zorah Bey verheiratet, einem Zauberkünstler. Als sein Schiff auf der Überfahrt in die USA jedoch sank und er als vermisst gemeldet wurde, heiratete Anna Dudley, der nichts von dem früheren Ehemann ahnte. Als Bey jedoch wiederkehrte, erpresste er Anna, die inzwischen zumal eine Affäre mit dem Arzt von Dudley, Dr. Haggard, begonnen hatte. Als sie die Erpressersummen nicht mehr stemmen konnte, schlug sie Bey vor, zusammen einen Plan zu entwickeln, um Dudley zu erpressen. Der Plan sah vor, dass Bey vor Dudley vorgeben sollte, er wüsste von dessen Probleme mit den Ermittlungsbehörden des Staates. Dudley schlug Bey nieder, dieser spielte seinen Tot vor und Dr. Haggard machte nicht. Anschließend sollte Bey Dudley damit erpressen. Doch Dr. Haggard und Anna hintergingen auch Bey und begruben ihn tatsächlich. Doof nur, dass Bey ein Überlebenskünstler war und sich aus dem Grab befreite… SPOILER ENDE
Und da das selbst für 60 Minuten bei weitem nicht reicht, wird halt hier und da viel Humor beigelegt. Das würde dem Film potenziell das Genick brechen, habe ich doch schon sehr oft hier erwähnt, naja, der Humor der 40er Jahre ist eine seeeeehr schwierige Sache. Und sicherlich: Hier gibt’s keine Schenkelklopfer, aber, und das wird letztendlich das Überraschendste am Film sein, wohl dossierte Gags und etwas harmlose Situationskomik. Gut ist, dass Protagonist und Detektiv Michael Shayne nicht zum dauerspinnenden Comic-Relief degradiert wird. Er gibt den selbstbewussten Kerl, der immer einen flotten Spruch auf Lager hat, aber dennoch auch ernst sein kann. Die Krimi- und Humor-Elemente sind ohnedies klar voneinander getrennt. Der Anfang setzt auf Mystery, die Ankunft von Shayne wieder auf Humor, und so wechseln sich diese „Episoden“ bis zum Ende ab. Wenn es „dramatische“ Szenen gibt, werden diese nicht von doofen Witzen unterbrochen oder umgekehrt. Das ist schon mal eine Stärke.
Gut, einen dämlichen Comic-Relief gibt’s noch in Form vom Polizeiinspektor Jonathan Meek, der nicht nur eine absolut dämliche Frisur hat, sondern auch der typischen Comic-Relief Zunft jener Jahre angehört: Er ist inkompetent, schwer von Begriff und kriegt nichts auf die Reihe. Das hält sich aber in Grenzen und ist deswegen erträglich. Und auch wenn man die wirklich lachen muss, so gibt’s doch die ein oder andere amüsante Episode, etwa als Catherines echter Ehemann zu Besuch kommt und erfährt, dass sich Shayne bereits als ihr Ehemann ausgegeben hat. Dass ich keine Ahnung habe, woher Shayne und Catherine sich kennen, mag sicherlich daher rühren, dass The Man who Would’nt Die bereits der fünfte Teil der Filmreihe ist. Im Großen und Ganzen dürfte es aber vollkommen irrelevant sein, in welcher Reihenfolge man sie sich zu Gemüte führt.
Also: Die Story ist nicht der Rede wert, zeigt aber immerhin, dass die Mischung Mystery-Komödie auch in den 40er Jahren funktionieren konnte, wenn man denn wusste, wie man es zu machen hat. Das hätte arg in die Hose gehen können, insofern bin ich da schonmal positiv überrascht.
Wie man es bei B-Filmen der Majors gewohnt ist (zumindest in den 40er Jahren), sieht The Man who Would’nt Die ziemlich nett aus. Die Sets sind, wenngleich nicht vielfältig oder abwechslungsreich, schön anzusehen. Das Old-Dark-House, das altmodische Anwesen der Wolffs, verbreitet, gerade bei Regen und Donner, wohliges Grusel-Feeling. Hinzu kommt ein uriges Mad-Scientist Labor mit Frankenstein’schen Apparaturen, wo es blitzt und funkt; hat nix mit der Geschichte zutun, aber vielleicht hatte Fox dergleichen noch in der Requisitenkammer stehen, da dachten sie, das könnte man einfach mal dareinsetzen. Irgendwie kam mir das Set auch bekannt vor… vielleicht wurde es schon in The Gorilla verwendet? Wer weiß, wer weiß; wundern würde es mich nicht. Die wenige, kurzen Ausflüge zu anderen Sets, sind dahingegen nicht der Rede wert. Fast alles spielt in der Wolff-Villa.
Durchaus gefällig ist auch die Regie von Herbert I. Leeds, der mit Krimis durchaus Erfahrung hatte: Er inszenierte bereits Mr. Moto in Danger Island, Charlie Chan in City of Darkness, und aus der Michael Shayne Reihe ebenfalls noch Time to Kill sowie Just off Broadway. Allzu dynamisch mag das aufgrund der enge der Sets und des begrenzten Drehplans (ich tippe auf zwei Wochen Arbeitszeit und nicht mehr) mag es nicht sein, aber dafür gibt es den ein oder anderen atmosphärischen Shot. Sehr schön sind die Auftritte des Mörders geworden, wenn er nachts im Dunkeln auftaucht und seine Augen zu leuchten anfangen.
Die Akteure lassen ebenfalls nichts anbrennen. Lloyd Nolan, der den Privatdetektiv in allen 12 Filmen der Reihe zwischen 1940 und 1947. Ansonsten trat er auch gerne in größeren Rollen in Film-Noir auf, gesehen habe ich ihn u.a noch in The Street with No Name an der Seite von Richard Widmark. Tatsächlich ist er in der Rolle des schlagfertigen, witzig-spritzigen Privatermittlers durchaus sympathisch. Er overacted nicht, findet genau den richtigen Weg zwischen Witz und Ernsthaftigkeit, wenn die Rolle ihm bestimmt auch nicht viel abverlangt hat. Gute Chemie hat er mit Marjorie Weaver (spielte ebenfalls in zwei Charlie Chan Filmen) als Catherine, die ebenfalls nicht übertreibt und ebenso nicht in öde Klischees abfällt. In der Rolle ihrer Mutter Helene Reynolds hat bis auf das Ende nicht viel zu tun, zuerst dachte ich auch, sie sei erst die Schwester von Catherine, weil sie nicht viel Älter aussieht als Weaver (tatsächlich ist sie sogar nur ein Jahr älter, gut, ich habe mich aber vertan, sie ist lediglich die Stief- und nicht die leibliche Mutter). Sie erinnert eher an die typische Femme-Fatale, hatte aber eine überschaubare, wenig aufregende Karriere. Erwähnenswert ist sonst nur der Inspektor mit der dummen Frisur, Olin Howland, den die meisten Monsterfans kennen, wenn auch nicht unbedingt mit Namen: Er war das erste Opfer des Blobs im Original und der Obdachlose in Formicula!
Fazit:
The Man who Would’nt Die ist dahingehend eine nette Überraschung, dass er als Mystery-Thriller tatsächlich funktioniert. Er ist ansprechend gedreht und inszeniert, wenn auch der Krimi-Part nicht wirklich aufregend ist. Für 60-Minuten Berieselung ists völlig ausreichend. Ich werde mir den Rest der Reihe mal vormerken. Später wanderte diese übrigens doch noch in die Poverty-Row zu PRC, als 20th Century Fox sie nicht mehr haben wollte…
6/10 Punkten.

