Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1957
Regisseur: László Kardos
Schauspieler: Charlotte Austin (Carol Adams), William Hudson (Dr. Jess Rogers), Ann Doran (Mrs. Ford) Jean Willes (Tracy)
Vorwort:
Nach längerer Zeit begebe ich mich wieder in eines meiner liebsten Themenfelder: Dem phantastischen Film der 50er Jahre. Was diesen ausmacht, dass muss ich hier jetzt nicht nochmal ausführen, das tat ich bereits in meiner allerersten Review hier zu Der Mann von Planet X (und überhaupt kommt ja bald mein MovieCon-Sonderband zu diesem Thema erneut heraus, da darf ich an dieser Stelle nochmal ganz unauffällig drauf hinweisen!).
Inzwischen bin ich in der Riege auch mit allen großen Produktionen durch und auch die bekannteren aus dem B-Bereich durfte ich bereits abhaken. Deswegen widme ich mich immer unbekannteren und kleineren Filmen – aber ich finde, dass die B-Movies der 50er eben auch einfach heimelig zu schauen sind.
Unser heutiges Corpus-Delicti ist zudem auch eine Mischung aus Horror und Science-Fiction, das klingt doch schon mal wundervoll. Und es geht um Männer, die zu Steinen werden, das gab’s so ebenfalls noch nicht. Also, was kann er, der Man Who Turned To Stone?
Inhalt:
Im Frauengefängnis gehen seltsame Dinge vor – der Sozialarbeiterin Trafy fällt auf, dass bereits zahlreiche Frauen unter seltsamen Umständen an Herzinfarkten starben und es gehen Gerüchte von nächtlichen Schreien um. Als ihre Kollegin Charlotte der Sache auf den Grund gehen will, stößt sie auf Widerstand von der Aufseherin Mrs. Ford und ihrer Kollegen. Nachdem sich eine weitere Frau erhängt, so scheint es, bekommt sie aber Hilfe von dem Psychologen Dr. Jess Rogers. Schließlich wird das Geheimnis gelüftet: Im Gefängnis gibt es eine Gruppe Wissenschaftler, die die Frauen nutzt, um deren Lebensenergie in sich zu transferieren, um länger zu leben. Kurz bevor ihre Lebensenergie zur Neige geht, verwandelt sie in Stein – und Eric, ein stummer Wahnsinniger, wird so bald zu Bedrohung.
Besprechung:
Ist das hier der erste Women-in-Prison Film, den ich je gesehen habe? Technisch gesehen schon, denn es gut nun mal, wie der Inhaltsangabe zu entnehmen ist, um ein Frauengefängnis. Mit den schmuddeligen Exploitation-Filmen, wie sie in den 70er Jahren aufkamen, hat The Man Who Turned To Stone aber natürlich nichts zu tun – wir sind ja schließlich noch in den braven 50er Jahren, auch wenn die ein oder andere Szene, im Verhältnis zu anderen Genre-Vertretern jener Jahre, etwas „härter“ ist.
Letztens hatten wir ja mit Hand of Death einen Drive-In B-Film der guten Art, sprich: Eine generische Story, aber das Ganze war handwerklich gekonnt und zügig inszeniert. Mit The Man Who Turned To Stone haben wir nun fast das Gegenteil. Nein, der Film ist nicht wirklich so richtig schlecht, bloß: Die Idee ist super, nur die Umsetzung ist leider sehr träge.
Die Grundidee ist nämlich wirklich sehr cool – ein geheimer Zirkel Wissenschaftler, der das Geheimnis des ewigen Lebens gefunden hat, nutzen ein Frauengefängnis als Schutz, um immer genügend Opfer für ihre Experimente zu haben. Im Grunde besteht der Film aus drei Teilen: Einmal der Teil mit den Untersuchungen von Dr. Rogers im Gefängnis, dann der „Horror“ Teil mit dem Amoklaufenden Eric und dann der Science-Fiction-Part mit den Experimenten, wobei dieser deutlich kürzer kommt. Leider aber wird daraus kaum etwas gemacht. Diese Grundidee „Im Frauengefängnis gehen seltsame Dinge vor und ein Psychiater muss es untersuchen“ böte eigentlich ein passables Grundgerüst, um daraus einen spannenden Thriller zu machen, der letztendlich in Horror/Science-Fiction mündet. Die Idee, dass die Lebensenergie der Opfer in die Wissenschaftler übertragen wird, ist jetzt vielleicht zwar nicht sooo originell, aber es würde doch genug für eine nette Mad-Scientist Plotte hergeben, die man effektiv in die Storyline mit dem Frauengefängnis integrieren könnte. Da könnte man besonders aus der eine bedrohliche, klaustrophobische Atmosphäre draus stricken. Das „Mysteriöse“ geht aber eh gleich weg, da schnell gezeigt wird, wer hinter den Tötungen steckt.
Und leider ist sowohl das Skript selbst, die Ausarbeitung dieser Grundidee, als auch die Umsetzung sehr träge. Es wirkt mehr wie eine Outline, eine Skizzierung der Handlungsabläufe, aber noch nicht wie ein fertiges Drehbuch. Die Charaktere sind eindimensional, die Dialoge platt und ein paarmal etwas krude, und Spannung will nicht wirklich aufkommen. Die Untersuchungen von Dr. Rogers sind kaum sinnvoll und eigentlich tut er auch nicht viel, es ist eher so, dass er in die Sache hineingezogen wird, aber ihr nicht durch eigenes zutun auf die Schliche kommt. Es entsteht einfach kein Drive in der Geschichte und vieles wird nur oberflächig angerissen – Potenzial wird an jeder Ecke verschenkt, aber der Film kocht nun mal auf Sparflamme. Ist ja auch eine Produktion von Sam Katzman, dem Corman der 40er (wie ich ihn nenne) – man betrachte nur seine Monogram-Titel der 40er Jahre á la The Ape Man (allerdings hatte er da Bela Lugosi, der mehr wert sein dürfte, als alle Filme, die Katzman je produziert hat, zusammen). Es ist ein typischer Schnellschuss fürs Drive-In Kino, und Schreiberling Bernard Gordon rasselte auch das Skript für den anderen Titel des Double-Features, The Zombies of Mora Tau, herunter. Sein bekanntestes Zutun zum phantastischen Film dürfte Fliegende Untertassen greifen an sein, aber der bleibt ja wegen Harryhausens Effekte, und nicht wegen der Story in Erinnerung. Ansonsten verfasste er auch das Drehbuch für Day of the Triffids, den ich aber als eher mittelmäßig in Erinnerung habe. Nein, Bernard Gordon war bestimmt keiner, der wirklich eine super Story hätte schreiben können, schon gar nicht für eine Katzman-Produktion.
Und das wäre auch das zweite Problem neben dem lahmen Drehbuch, das aus der vielversprechenden Grundidee nichts macht. Bisher habe ich die Katzman-Filme ja immer durchaus gut besprochen, aber das liegt natürlich nicht an ihm, sondern weil Lugosi in diesen aufgetreten ist. Katzman gab nie viel Geld für seine Filme aus, das will ich ihm auch gar nicht vorwerfen – aber bitte, ein bisschen mehr für die Augen hätte es schon sein können. Die Kulisse des Frauengefängnisses ist absolut langweilig, eben, weil’s überhaupt nicht nach einem Gefängnis aussieht, eher nach einer Jugendherberge. Da ist überhaupt keine Atmosphäre, kein Charme, und das spreche ich sonst fast allen Filmen der 50er Jahre zu. Hier aber fehlt das einfach weitestgehend – der Streifen sieht einfach recht langweilig und karg aus. Alles spielt in ein paar Räumen und es scheint, dass Katzman diesmal mehr Räume zur Verfügung hatte, als zu seiner Monogram Zeit, aber langweilige Räume bleiben eben langweilig, auch wenn sie mal etwas größer in der Anzahl sind. Und das „Labor“ der Wissenschaftler ist auch sehr karg, bis auf die Badewanne, in der die Opfer sitzen müssen, einer Art elektrischen Stuhl, der die Lebensenergie überträgt, und einem leuchtenden Kasten gibt es nichts! Man wirft Ed Wood immer vor, er würde ach so billig produzieren, ja, das mag ja auch sein, aber der hat wenigstens ein Labor zusammengeschraubt, was nach irgendwas aussah. Hier bleibt letztendlich nur ein Mann mit grauer Schminke, der in der Manier von Tor Johnson rumläuft, aber nicht so lustig ist wie ebenjener. Faul, ja ganz und gar dreist, fand ich die Szene, in der bewiesen werden soll, dass die Wissenschaftler eine steinerne Haut haben, wenn ihre Lebensenergie zur Neige geht. Einer sticht sich mit der Schere in die Hand, nur sieht man das nicht! Die Kamera hält auf das Gesicht und da wird ja jedem klar, dass der Schauspieler da einfach neben die Hand sticht. Da hätte man nur 10 Dollar für eine Plastikhand investieren müssen, aber nicht mal das wollte man machen. In England musste man sogar einige Szenen herausnehmen, damit man den Film verwerten durfte: Ich tippe mal darauf, dass die Szene, in der man die Erhängte findet, zensiert werden musste. Diese Stelle ist natürlich nicht brutal (man sieht nur die hängenden Beine), aber für das Jahr auch nicht alltäglich. Die Szene ist aber ohnehin schon deswegen komisch, weil keiner die Leiche sieht, nachdem dutzende Frauen den Raum betreten – erst wenn die Kamera draufhält, wird herumgeschrien.
Und die Regie von László Kardos (der ansonsten nur eine Handvoll weiterer nicht erwähnenswerter B-Filme herunterkurbelte) hilft dem Ganzen keineswegs weiter. Bei Hand of Death hat man gesehen, wie man es machen kann, hier herrscht totenstille hinter der Kamera. Kaum Bewegung, keine Ideen, keine Akzente, keinerlei Tempo, keine Dynamik, nichts. Mit dem Willen, ein bisschen mehr zu liefern und die 70 Minuten nicht so träge abzufilmen, wäre es etwas besser geworden. Immerhin aber die Schauspieler sind ganz ok. Charlotte Austin (Frankenstein 1970, Das Monster von Coney Island u.a) ist als Mitarbeiterin des Gefängnisses ganz nett, William Hudson (Attack of the 50ft Woman, Der Koloss) als „investigativer“ Held ganz passabel. Ann Doran (It! Terror from beyond Space u.a) als kalte, autoritäre Aufseherin ist ebenfalls zu gebrauchen.
Zu sehen ist der Film in annehmbarer Qualität auf YouTube, und auch im Bereich der 50er Sci-Fi Welle wurde ihm keine große Bekanntheit zu Teil. Auf Letterboxd und IMDB hat er nicht mal 500 Bewertungen.
Fazit:
The Man Who Turned To Stone ist so ein Beispiel, wo ich denke, dass ein Remake angebracht wäre – mit Tempo, mehr Geld, einer guten Kulisse und einem Drehbuch, das etwas Tempo draufhat, könnte man etwas richtig Gutes draus machen. So kann man es, wenn man diese Art Filme mag, mal mitnehmen, aber es ist bei weitem kein Werk, das wirklich memorabel wäre. Ja und bevor ich’s vergesse: Ich hab sogar das originale Kinoplakat an der Wand hängen, weil’s nett aussah und ich es relativ preiswert bei Heritage Auctions ersteigern konnte – aber ein gutes Plakat verspricht eben auch nicht immer einen schönen Film.
4,5/10 Punkten.