Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1943
Regisseur: James P. Hogan
Schauspieler: George Zucco (Dr. Morris), David Bruce (Ted), Evelyn Ankers (Isabel), Turhan Bey (Eric), Robert Armstrong (McClure)
Vorwort:
Wenn wir schon dabei sind, können wir die „Universal Horror Collection Volume 2“ Blu-Ray (bzw. sind es vier an der Zahl im Packel) gleich abhaken. Nach The Mad Doctor of Market Street und The Strange Case of Dr. Rx (beide mit Atwill), steht nun also The Mad Ghoul von 1943 an. Ebenfalls von Universal produziert (was man bei der Box ja eigentlich gar nicht erwähnen müsste, aber aus irgendeinem Grund ist da ja auch der von Paramount produzierte Murders in the Zoo drinnen), ist es diesmal ein Film mit einem weiteren „größeren“ Namen des B-Horrors der 40er Jahre: George Zucco. Mehr soll im Vorwort aber auch gar nicht mehr gesagt werden, schauen wir hinein, was der verrückte Ghoul bringt!
Inhalt:
Dr. Morris, Professor an der Universität, erzählt seinen Schülern von einer seiner neusten Forschungserkenntnisse. Irgendwelche alten Völker waren im Besitz eines seltsamen Gases, dass „Death in Life“ bringt (oder „Life in Death“ wie Dr. Morris alternativ formuliert). Nachdem er die Studentenschaft in die wohlverdienten Semesterferien schickt, bietet er seinem Schüler Ted an, ihm bei seinen Forschungen zu helfen. Auch verkündet er ihm gegenüber, dass er das Gas sogar schon selber herstellen konnte. Er führt Ted in sein Privatlabor im Keller seines Hauses und zeigt ihm einen scheinbar toten Affen, dessen Herz dennoch schlägt. Weiter erklärt er, dass er das Gas aus den Herzen kürzlich Verstorbener und einer bestimmten Art von Kräutern herstellen konnte.
Die beiden schaffen es, den Affen wieder vollständig ins Leben zurückzuholen, doch den Gedanken, es auch bei Menschen zu probieren, schlägt Ted schnell aus. Doch in Wahrheit plant Dr. Morris natürlich schon genau das. Als Ted mit seiner Freundin und Sängerin Isabell zu besuch kommt, versucht er Isabell bereits einzureden, sie solle sich nun einen anderen, erwachseneren Mann suchen. Später sperrt er Ted dann schließlich ins Labor und dreht das Gas frei. Daraufhin verwandelt sich Ted in den „Mad Ghoul“, der alles tut, was Dr. Morris ihm zuflüstert. Er wird zu dessen Werkzeug, muss Operationen an Leichen auf dem Friedhof durchführen, um weiteren Saft aus den herzen zu bekommen, und soll schließlich auch Isabells heimlichen Freund Eric töten. Währenddessen heftet sich der Reporter McClure auf die Spur des mörderischen Duos...
Besprechung:
Ja, das ist diesmal doch wirklich mal eine richtige Mad-Scientist Geschichte, nicht eine, die es nur behauptet, wie es bei The Strange Case of Dr. Rx der Fall gewesen ist. Dass es aber auch eine ist, die im Genre keineswegs überrascht, muss ich ja eigentlich nicht extra erwähnen – das Drehbuch erfüllt mal wieder vollumfänglich (fast) alle Klischees des 40er Jahre Horrors. Eigentlich könnte man mit den Genre-Filmen dieses Jahrzehnts auch Bingo spielen. Was haben wir also?
- Einen Mad-Scientist
- Ein hübsches Labor (das ist ja wirklich obligatorisch)
- Ein hanebüchenes Experiment, das weder wirklich erklärt wird, aber im Laufe des Films trotzdem noch mehr Verwirrung stiftet
- Und, die wichtigste Ingredienz, will ich fast sagen: Einen Reporter, der als Comic-Relief fungiert
Aus diesen Bausteinen könnte nun eigentlich jeder ein Skript bauen. Und wie wir bei The Strange Case of Dr. Rx gesehen haben, war der Universal-Führungsriege in den 40er Jahren ja nun wirklich keine Story zu blöde, um sie trotzdem zu realisieren. Ein Glück haben wir aber, dass The Mad Ghoul skripttechnisch nicht so dämlich ist wie Dr. Rx. Es ist natürlich nicht gerade eine Meisterleistung, aber tut das, was es soll: Dem Zuschauer eine klassische Genre-Story auftischen, die nicht mehr sein will, als nötig.
Geschrieben wurde das Drehbuch diesmal von Brenda Weisberg (auch Frauen wilderten in den Horror-Gefilden, sie war etwa an The Mummy’s Ghost und Weird Woman beteiligt) sowie Paul Gangelin (schrieb etwa das Lorre-Karloff-Vehikel The Boogeyman will get you und später gar noch den Trash-Oberhammer Angriff der Riesenkralle). An sich ist das Drehbuch völliger Durchschnitt: Es tut sich immer gerade genug, dass der Zuschauer die 65 Minuten dranbleibt, ohne aber jemals wirklich an Tempo oder Spannung zuzulegen – dazu ist es in den Charakteren, als auch im Aufbau einfach zu generisch. Diesmal fungiert urzeitliches Gas als Unruhestifter, Beziehungsweise wird erst gar nicht spezifiziert, woher genau das Gas kommt bzw., wer es herstellte. Da Morris immer von „natives“ redet, die Menschenopfern ihren Göttern darbringen, würde ich zumindest von irgendwelchen amerikanischen Indigenen ausgehen – aber es ist ja letztendlich auch völlig egal.
Das ist ja erstmal nicht die schlechteste, wenngleich nicht unbedingt logischste Idee. Im Grunde könnte man das ja auch einigermaßen in die Gegenwart verfrachten, wenn man sich ein bisschen mehr Zeit nehmen würde, das Ganze zu erklären. Das passiert natürlich nicht, und so bleiben bezüglich des Gases einige Fragen auf. Erstens: Woher weiß Dr. Morris überhaupt von dem Gas? Hat er ein Rezept für das Gas auf einer alten Steintafel gefunden, oder was? Zweitens: Was bewirkt es denn jetzt konkret überhaupt?
Halten wir fest: Die „Natives“ konnten aus Herz...“Saft“ (oder was auch immer Dr. Morris da aus den Herzen extrahiert) kürzlich Verstorbener und bestimmten Kräutern (welche genau wird natürlich nicht spezifiziert) ein Gas erschaffen, dass... Menschen wieder zum Leben erweckt? Die Nebenwirkung ist aber, dass sie 1) nach einiger Zeit wieder zu sterben scheinen und 2) in gewissen Abständen zu halbtoten, leicht zu kontrollierbaren Geschöpfen mit grauer Schminke im Gesicht werden.
Bei Punkt Eins habe ich scheinbar geschrieben, da zumindest das erste Testsubjekt von Dr. Morris, das kleine Äffchen, nach kurzer Zeit wieder den Löffel abgibt. Warum allerdings Ted nach der Berührung mit dem Gas nicht stirbt, wird nicht erklärt – ok, das kann man noch hinnehmen, wenn man davon ausgeht, dass das Gas auf Mensch und Tier unterschiedliche Auswirkungen hat. Wieso aber Ted dann ab und zu ohne Vorwarnung zu diesem „Ghoul“ wird, allerdings nicht. Was war bitte der Zweck des Gases im alten Ägypten, wenn deren „Konsumenten“ zu solchen gefährlichen Subjekten mutierten?
Durchdacht oder kohärent ist die ganze Nummer also keineswegs. Es ist nicht mehr als ein Gimmick, das alles ins Laufen bringt. Aber es ist auch mal etwas anderes, als die übliche „Gehirntransplantationsnummer“ oder irgendwas mit Gorillas (oder beides, wie wir jüngst bei Dr. Rx sehen „durften“). Lustig ist auch, dass die Polizei im gesamten Film absolut nichts tun. Nur in zwei Szenen tauchen sie auf, einmal kurz, um das geräuberte Grab anzuschauen (tätig scheinen sie daraufhin nicht zu werden) und später, um Isabel bezüglich Ted zu befragen. Abgeschossen wird der Ghoul-Ted selbst von den Leuten im Theater (oder sollten das irgendwelche Polizisten in Zivil sein? Ach, ist auch egal).
Die Charaktere, immerhin, verhalten sich dafür weitestgehend normal. Weitestgehend deshalb, weil es seltsam ist, dass niemand überhaupt auf die Idee kommt, dass Dr. Morris irgendwas im Schilde führen könnte – obwohl dieser schon etwas „auffällig“ ist, und seine Fäden nicht gerade vorsichtig spinnt. Lustig finde ich seinen Monolog am Anfang, wie er Isabel „unterschwellig“ davon überzeugen will, dass sie Ted doch für ihn verlassen soll, nachdem sie ihm mal eben so mir nichts dir nichts anvertraut, dass sie Ted nicht mehr liebt:
„Its perfectly natural now that you should turn to a more sopisticated man. A man who could share your great joy in music, a man who knows the book of life and could teach you how to read it.“
Abgesehen davon würde doch jeder merken, dass Dr. Morris nicht ganz normal ist. Erstmal spielt George Zucco ihn auch so (dazu komme ich gleich) und außerdem: Wie bitteschön ist die Szene zu erklären, in der sich Ted im Theater in einen Ghoul verwandelt? Kurz bevor er zum Ghoul-Ted wird, sperrt Dr. Morris Isabell vorsichtshalber aus dem Raum aus – und geht dann mit Ted spontan zum Friedhof, um sich dort eine neue Ladung Herzenssaft zu holen! Wie ist er ungesehen aus dem Theater heraus- und wieder hereingekommen? Und was hat Isabell in der Zwischenzeit gemacht? Offenbar ist sie wirklich so naiv, denn gegenüber der Polizei nimmt sie Dr. Morris bis zum Ende in Schutz.
Also: Das Skript ist mal wieder ziemlich löchrig und Quatsch mit Soße, aber immerhin bietet es gerade genug Substanz für einen klassischen Mad-Scientist-Unfug. Und, wie bei den vorigen zwei Reviews schon gesagt: Universal ließ sich auch bei ihren B-Movies nicht lumpen, die schnell heruntergekurbelt wurden, um sie zügig als zweiten Teil eines Double-Features anzubieten (Im Falle des Ghouls zusammen mit dem eher öden Son of Dracula mit Lon Chaney Jr.). Die Universal B-Movies sind gegenüber den „Hauptfeatures“ natürlich eindimensionaler ausgestattet, aber schauen immer noch richtig nach Film aus (anders als so mancher Poverty-Row-Schnellschuss, das mutete manchmal eher nach Theater an). Die Sets sind nicht gerade vielfältig (fast alles Wichtige spielt in Dr. Morris Haus und dessen Labor, daneben gibt’s eine Handvoll Ausflüge ins Theater oder zum Friedhof), aber ausreichend ausgestattet. Das Mad-Scientist-Labor ist wie gewöhnlich ansehnlich (wenngleich es kaum genutzt wird), ebenso der Friedhof, der ein bisschen klassische Universal-Grusel Atmosphäre aufkommen lässt. Das Theater ist dazu ein passender Kontrast.
Auf dem Regiestuhl nahm der nicht gerade Horror-Affine James P. Hogan platz (es sollte sein einziger Genre-Beitrag bleiben). Die meiste Zeit filmt er alles routiniert ab, hier und da gelingen ihm aber dennoch gute Shots. Genannt sei etwa der Schattenwurf von Ted, als er Eric in einer dunklen Gasse erschießen will (obwohl es auch keinen Sinn macht, denn eigentlich hätte Eric Ted sehen müssen). Auch die finale Konfrontation zwischen Ted und Dr. Morris ist durchaus ansehnlich eingefangen, hinzu kommt die letzte Szene am Friedhof. Meistens ist es aber völliger Durchschnitt.
Der Cast passt sich dem Gesamtbild an: Annehmbar, aber nicht herausragend. Als Frankenstein’scher Grabräuber-Ghoul ist David Bruce (Calling Dr. Death u.a, ansonsten hauptsächlich B-Ware abseits des Horrors) sowohl in seinen „normalen“ Szenen, während den Verwandlungen, als auch im Ghoul-Zustand ganz nett. Allerdings spielt er meiner Meinung nach nicht wirklich „nuanciert“ sprich, es gibt keine Zwischenräume zwischen den Zuständen. Entweder er ist der müde Ghoul, der nette Student, oder er reist bei der Verwandlung schon die Augen auf. Ohnehin sind die Verwandlungen etwas theatralisch-hölzern, da hätte er sich etwas zurücknehmen können, aber das ist schon ok so. Als seine Freundin Isabel ist Evelyn Ankers (gab sich u.a in Son of Dracula und Ghost of Frankenstein die Ehre) nicht wirklich auffallend, aber auch nicht im negativen. Gut singen kann sie meiner Meinung nach aber nicht.
Turhan Bey fällt als ihr Freund und Klavierspieler Eric dann schon eher auf. Bey spielte u.a schon den Kharis-Beherrscher in The Mummy’s Tomb und kam im Laufe des Jahrzehnts auf ein paar Nebenrollen in weiteren Horrorfilmen (u.a in The Climax mit Karloff). Irgendwie hat er etwas Bedächtiges, Charismatisches an sich.
Völlig vergessen habe ich bisher auch die Figur des Reporters McClure, gespielt von Robert Armstrong, der natürlich in King Kong und Son of Kong dabei war. Hier allerdings ist seine Rolle mal wieder der typische „lustige, ulkige“ Reporter-Fatzke, der aber immerhin mehr tut als die Polizei und Dr. Morris auf die Spur kommt. Dafür bezahlt er folgerichtig auch mit dem Leben und dem Zuschauer bleibt weitere Slapstick erspart. Allerdings würde ich ihn noch zu den aushaltbaren Comic-Relief Figuren zählen.
Der wichtigste Name im Cast (obwohl Turhan Bey zumindest auf dem Plakat Top-Billing erhält) ist dann selbstredend George Zucco. Den richtigen Durchbruch erlebte er im Horror der 40er nie, etablierte sich aber als Akteur der zweiten, oder doch eher, dritten Reihe der Horror-Stars. Mit Lugosi ließ er sich u.a in Voodoo Man und, vielleicht, auch in Return of the Ape Man sehen, da ist man sich aber uneinig, ob er wirklich unter dem Make-Up steckte. Insgesamt hat er schon eine gewisse Gravitas, die aber bei weitem nicht mit der eines Karloff, Lugosis, oder Atwills mithalten kann. Man nimmt ihm den besessenen Hochschulprofessor ab, aber wirklich bedrohlich wirkt er nie. Auch, weil er den Professor, der so tut, als wäre er weiterhin ach so nett, ein bisschen zu „offensichtlich“ spielt, if you know what I mean. Das sieht man ja auch bei den Dialogen (für die Zucco aber natürlich nichts kann). Aber bei seiner Art, Isabell, Eric oder auch Ted zu besänftigen und zu beschwichtigen, würde eigentlich jeder sofort merken: Der Doktor tut nur so.
Letzte Worte zu den Effekten. Die Maske, natürlich angefertigt von Universals Make-Up Meister Jack Pierce, erinnert ein bisschen an Karloffs Die Mumie, allerdings weniger runzelig. Es ist am Ende doch etwas unspektakulär, da es einfach ein bisschen nach grauer Schminke aussieht, ähnlich wie in The Man who Turned to Stone. In Sachen Gewalt darf man ebenfalls nicht zu viel erwarten. Die Entnahme des Herzssaftes findet immer Off-Screen statt.
Fazit:
So, nun die richtigen letzten Worte. The Mad Ghoul ist, so wie schon die beiden vorigen Atwill-Streifen, ein generischer, aber solide gemachter Second-Part eines Universal Horror Double-Feature, zuzüglich eines etwas abgefahrenen Skripts. Wer nicht zu viel erwartet, und den Output des Horrors in den 40er Jahren etwas abgewinnen kann, der wird mit The Mad Ghoul zumindest akzeptable 60 Minuten haben. Wie immer: Nicht mehr, nicht weniger.
6/10 Punkten.