Original-/Alternativtitel: The Demonic Christmas Tree | Mordercza choinka
Jahr: 2022
Regisseur: Rhys Frake-Waterfield
Schauspieler: Sarah Alexandra Marks (Faith), Judy Tcherniak (Morrigan), Kelly Rian Sanson (Becky), Sarah T. Cohen (Cindy)
Vorwort:
Creature-Feature und Monsterfilme erfreuen sich auf der Mattscheibe seit vielen Jahrzehnten hoher Beliebtheit; In den 50er Jahren traten sie zumeist in Form von durch Strahlung mutierten Tieren und Menschen auf und so suchten riesige Spinnen (TARANTULA, 1956, oder DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE, 1958), rachsüchtige Blutegel (ATTACK OF THE GIANT LEECHES, 1959) oder undefinierbare Schmiermassen (DER BLOB, 1958, oder DAS GRAUEN SCHLEICHT DURCH TOKIO, 1958) die Filmleinwände heim. In den 60er Jahren waren es dann zumeist Alien-Kreaturen und Riesenechsen (Kaijus), in den 70ern dann wieder Tiere, die durch den bösen Menschen jetzt nicht mehr wie in den 50er Jahren an Riesenwuchs litten, sondern vor allem verhaltensgestört wurden. Niedliche Tierchen wurden so zu blutdürstigen Bestien: Böse Killerkaninchen (RABBITS, 1972), Monsterschafe (GODMONSTER OF INDIAN FLATS, 1973) und MÖRDERSPINNEN (1977) sind da nur ein paar absurde Filmtitel, die verdeutlichen, dass das Creature-Feature bereits die verrücktesten Kreaturen auf den Bildschirm zauberte und nie müde wurde, immer beklopptere Ideen zu entwickeln. An der Stelle könnte man über den Monsterfilm bestimmt mehrere Seiten füllen, aber der heutige Film geht dann doch in eine etwas andere Richtung:
In den letzten Jahren kam dann ein neues „Subgenre“ auf, dass ganz auf der Asylum-Haiwelle mit ritt und nun diverse Haushaltsgegenstände und anderweitig leblose Objekte mit billigen Animationen zum Leben erwachen und auf die Menschheit losgehen ließ. In den 70ern waren es noch die bekannten Killertomaten, in den 2010ern sind es jetzt ein KILLERSOFA (2019), Killerdonuts (ATTACK OF THE KILLER DONUTS, 2016) oder eine Killerjeans, wie jüngst in SLAXX aus dem Jahre 2020. Eine ganze Welle an filmisch bisher völlig unbeachteten Dingen werden aktuell in billigsten Direct –to-Video Produktionen verwurstet und so war es ja nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch in der aktuellen Jahreszeit ankommt: der besinnlichen Weihnachtszeit. Und dies ist der Fall in THE KILLING TREE aus dem Jahre 2022. Warum der Titel im deutschen einen anderen englischen Titel bekommen hat, ist mir völlig schleierhaft, denn in den USA kam er als „Demonic Christmas Tree“ raus, was aber eigentlich auch aufs selbe rauskommt. Unschwer zu erahnen ist, worum der Film handelt und so fackeln wir auch nicht lange und begeben uns direkt in diese cineastische Offenbarung hinein...
Inhalt:
Der Film beginnt in der ersten Szene zugegebenermaßen recht atmosphärisch, sieht hier nicht mal sooo schlecht aus und das Fehlen eines „totalen“ Billig-Looks (an dem viele Filme aus der Riege logischerweise leiden) lässt etwas Hoffnung bei mir aufkommen. Zugegeben: bisher habe ich nicht allzu viele Werke aus diesem Subgenre gesehen, und diese waren dann doch eher, ähem, ernüchternd. Jedenfalls werden wir innerhalb des Gothic-Schlosses Zeuge, wie eine alte Frau über Gott und die Welt redet und dann ein Ritual beginnt, um ihren Ehemann aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Dieser war, muss man wissen, allerdings ein unartiger Bube und der „Mörder der zwölf Weihnachtsmorde“ wie wir direkt einer dezent rumliegenden Zeitung entnehmen können.
Damit der Film dem Titel gerecht wird, legt die Alte natürlich einen Christbaum in die Mitte des schlampig hingezogenen Pentagramms (Wieso? Weil das vom Ritual verlangt wird, natürlich! Wieso nicht, sollte man eher fragen!)
Ist der Zauberspruch gesprochen, erwacht der Killer-Baum in einem POV-Shot mit grüngefärbter Linse und wundert sich über seinen neuen Körper. Seine Ehefrau kann dies nicht nachvollziehen, doch das kann ihr eh egal sein, denn der Baum wird seinem Namen schnell gerecht und tötet seine Helferin kurzerhand, ohne sich vorher zu bedanken. Während sie am Boden zuckt und mit dem Tot ringt, erwählt der straffällige Nadelbaum bereits sein nächstes Opfer aus: Eine junge Frau, die er vor seiner Festnahme nicht mehr erwischen konnte (nach welchen Kriterien das mordende Gehölz seine Opfer auswählt beziehungsweise auswählte bleibt ebenso schleierhaft wie der Sinn des Films).
Der Baum macht sich also auf den Weg und springt in einer grässlichen Animation durch das Fenster des Schlosses in die neue Freiheit. Nachdem wir nun also unseren Protagonisten (mehr oder weniger) in einem zugegeben irgendwie lustigen Anfang (mehr oder weniger) etabliert haben, geht es nun weniger lustig weiter, denn sogleich bekommen wir mit voller Wucht die grausamsten und am schlechtesten geschauspielerten Dialoge aller Zeiten um die Ohren gehauen. Ein weiterer Makel ist, dass die deutsche Synchronisation nicht nur extrem schlecht, sondern auch extrem leise ist, sodass man des Öfteren den Lautstärkeregler bedienen muss. Naja, weiter im Text:
Weiter geht’s also mit Faith (anscheinend das letzte Opfer des Weihnachts-Mörders). Als frischgebackene Vollwaise sitzt sie in einem Hochglanzzimmer, streicht traurig über das Bild ihrer ermordeten Eltern und spult eine groteske Gesichtskirmes ab, während sie sich mit ihrer Freundin über die Morde unterhält. Durch eine Rückblende erfahren wir aber auch wenigstens, warum der jetzige Mörderbaum all diese Taten begangen hat: Früher war er einst ein abgewrackter Rocker mit John Lennon Brille, der zusammen mit seiner Frau eine „Botschaft“ verbreiten wollte, weil die Menschen „die Bedeutung“ von Weihnachten vergessen hätten. Logischerweise muss er deswegen etliche, anscheinend zufällig ausgewählte Leute massakrieren. Wir sehen: Der Film hat einen zutiefst philosophischen, soziologisch-gesellschaftskritischen Subtext. In einer weiteren ulkigen Szene sehen wir, wie er in ein Haus einsteigt und sein nächstes Opfer ermordet (bzw. sehen wir es nicht, denn das Opfer liegt scheinbar nicht im Bett, sondern daneben auf dem Bode, sodass man das Löffel-Abgeben von ebenjener Person leider nicht erkennen kann).
Wieder in der Gegenwart darf er dann den ersten richtigen Mord in seiner neuen Holzform begehen (der Mord an seiner Frau war im Affekt, das zählt nicht so richtig) und das in der unsinnigsten Form, die man hätte wählen können. Während das Gehölz mit einer Karte auf der Suche nach dem Haus von Faith ist, kommt ein (anscheinend) Betrunkener vorbei, der Streit sucht, und wird schlussrichtig von zwei, naja, „tentakelartigen Armen“ des Baums erdrosselt. Nachdem sich Faith von einem befreundeten Ehepaar verabschiedet, wird ein ganz und gar sinnbefreiter Subplot in die Wege geleitet, indem sich zwei Frauen über ihre Beziehung unterhalten (wirklich folgen kann man dem Ganzen durch die sinnbefreiten Dialoge und der Lautstärke nicht.)
Schnitt zur recht leblosen Party im Untergeschoss, die Faith nach dem Drängen ihrer Freundin aufgesucht hatte (warum wird da überhaupt gefeiert?!), auf der es weiterhin völlig belanglose und hölzerne (passt ja zum Protagonisten) Dialoge zu bestaunen gibt. In einer weiteren Rückblende sehen wir weiterhin, wie der selbsternannte Weihnachts-Rächer nach seinem Tagewerk (sprich: Das ermorden Unschuldiger, hier die Eltern) das Haus von Faith verließ und der daraufhin Flüchtenden seltsam hinterherläuft.
Als nächstes muss das befreundete Ehepaar dran glauben, als der Weihnachtsbaum die Straße versperrt: Daraufhin der Mann „Ist das ein Baum?“ – „Denkst du, jemand von Faiths Freunden hat ihn hier vergessen?“
Wer solche dummen Fragen stellt, hat’s nicht anders verdient – die beiden werden vom Baummörder dahinrichtiggehend schnell gemeuchelt.
Zurück auf der Party entscheiden zwei Gäste zu gehen, (haben die hier Namen? Kann sein, ist aber eh egal. Wahrscheinlich hab ich’s nur nicht gehört...), da die eine die negative Ausstrahlung von Faith nicht ertragen könne (sehr empathisch). Sie gehen zum nahen Pool, denn was sollte man im Dezember auch sonst machen? Außerdem begibt sich Faith mit ihrer Freundin Becky, die sich warum auch immer noch schnell als etwas Unförmiges (ich bin mir nicht sicher, was dieses Kostüm darstellen soll) verkleidet hat, und begibt sich mit ihr nach draußen um zu „plaudern“. Dort entschuldigt sie sich dafür, dass sie nicht immer für sie da gewesen sei und erläutert ihr, dass irgendein Freund von ihr wegen Prüfungsangst zusammengebrochen sei und daraufhin eingewiesen wurde (ich erwähne den Inhalt dieses „Gesprächs“ nur, weil ich darauf hinweisen möchte, dass man beim Betrachten dieses Werks auch schnell eingewiesen werden kann).
Weiter geht’s mit den beiden am Pool, die weiterhin dumm rumlabern. Becky kommt außerdem auf die glorreiche Idee, mit Faith Tennis zu spielen (ich hinterfrage das nicht mehr!) und verbindet ihr hierzu auch noch die Augen (wieso?!). Am Pool wird das Liebesspiel der beiden indessen vom Weihnachtsbaum gestört, der beide wieder mit seinen Tentakeln umbringt und in Stücke reißt. Auch Becky erleidet dieses Schicksal bereits nach zwei Schlägen und Faith flieht ins Haus, wo die anderen Gäste nach ihrem „Nervenzusammenbruch“ abhauen. Draußen werden sie natürlich prompt massakriert und im Haus trennt sich die Freundesgruppe: Eine versucht durch den Garten abzuhauen, wird aber von einem „Ninja-Stern“ des Baums getötet. Als wäre das nicht schon dumm genug, sieht man den Faden, an dem der Stern hängt, etwas zu offensichtlich. Ich gehe mal davon aus, das war so gewollt (natürlich, Selbstironie, und so)
Im Haus findet die eine derweil eine Schrotflinte, deren Salven sich aber als Wirkungslos erweisen: Sie wird mit einer Lichterkette stranguliert.
Irgendwie bleibt Faith mit ihrer Freundin übrig und versteckt sich. Die folgenden Handlungen sind kaum wiederzugeben, sie entziehen sich meiner dahinschwindenden Aufmerksamkeit. Jedenfalls singt der Baum kurz, streitet sich mit einem leblosen Weihnachtsbaum in der Ecke und lacht ununterbrochen auf nervigste Art und Weise. Zum Schluss stirbt Faiths Freundin noch, sie selbst kann aber in den Wald fliehen, wird aber dort doch noch vom sadistischen Christbaum gefunden und mit Lametta gefesselt. Doch haltet ein, Rettung naht: Ihre Eltern kommen als leuchtender Baum vom Himmel hinab und verwandelt den bösen Weihnachtsbaumkiller kurzerhand in einen Haufen brennendes Gestrüpp. Faith lebt, irgendwie kehren auch ihre Freundinnen zurück und... es gibt ein Happy End! Nur nicht für den Zuschauer. Puh...!
Besprechung:
Fangen wir mit dem positiven an: Der Film hat lediglich eine Laufzeit von 74 Minuten. Das negative: Jede Minute nach den ersten Zehn ist eine zu viel.
Letztendlich ist THE KILLING TREE nicht mal ein übermäßig schlechter Film, natürlich im Kontext seines Genres, versteht sich. Wer Asylum-Schrott und 1 Euro DVDs aus der Krabbelkiste kauft, wird an derart schlechte Synchronisationen, Schauspieler und Effekten gewöhnt sein, weswegen man sie auch nicht nochmals erwähnen muss (man merkt: ich bin kein Fan von Asylum und Konsorten, im Gegenteil). Überraschend ist höchstens, dass die Kamera mal stillhält und sogar einige Bewegungen vollführt, anstatt wie in anderen Werk epileptisch zu wackeln. Alles andere hier entbehrt jeglichen Geschicks und Talents und obwohl der Look und die Szenerie wie gesagt nicht mal soooo schlecht aussehen (sie passen halt nur nicht zur Weihnachts-Thematik), ärgert der Film dennoch durchgehend. Bei vielen Filmer solcher Art ist das Gimmick und der Titel, die Idee, schon das Beste, doch das macht an sich noch keinen guten Film. Killersofas, -Donuts oder eben –Weihnachtsbäume mögen irgendwie lustig sein, doch die Idee läuft sich hier so schnell tot, dass die billigen Auftritte des titelgebenden Baums nach dem ersten Mal nur noch Schmerzen und entnervtes Augenrollen verursachen, zumal jegliche Kreativität fehlt. Es gibt keine weihnachtliche Schneeatmosphäre (es liegt ja nicht mal Schnee und die Produktion war sich wohl zu fein (oder hatte kein Geld) um Kunstschnee heranzuschaffen), kein Witz, keine interessanten Ideen und im Grunde hätte man jedes andere Objekt benutzen können – es macht eh kein Sinn, dass der Baum die Kills mit Tentakeln vollzieht, anstatt mit den ihm zur Verfügung stehenden Waffen, wie beispielsweise mit Weihnachtskugeln, Tannennadeln oder weiß der Geier was – alles wäre sinnvoller gewesen, als Tentakel! Ok, er erwürgt ein paar Mal mit Lichterketten, aber das war’s auch schon. Der Rest ist unnützer CGI Brei der billigsten Sorte und passt überhaupt nicht zur eigentlichen Idee, aus der man wirklich etwas Lustiges hätte machen können. Außerdem nimmt sich der Film auch, wie gesagt, komplett ernst, zumindest kommt’s mir so vor. Kein Humor, keine Selbstironie, nichts außer einer 0815 Handlung, dummen Dialogen und grausamen Effekten. Weder blutig, noch kreativ, sondern in jeder Form vergessenswerter Einheitsbrei, wie es ihn zuvor schon dutzende Male gab und wie es ihn in Zukunft noch dutzende Male geben wird. Eigentlich bin ich Weihnachts-Horror immer aufgeschlossen; Die Jack-Frost Filme mag ich doch ganz gerne, KRAMPUS ebenso – erstere bieten nämlich etwas Selbstironie und nutzen die Thematik aus und letzterer bietet eine äußerst gelungene Atmosphäre. Etwas, was THE KILLING TREE komplett abgeht. Und apropos Weihnachtshorror – schlimm, dass Drehbuchautor Craig McLearie auch Jack Frost und den Krampus in billigsten Schundfilmen verwurstete: Einmal in CURSE OF JACK FROST und in RETURN OF KRAMPUS, beide aus dem Jahre 2022. Ernsthafte Produktionen lassen sich in seiner Vita nicht finden. Abgesehen davon, dass es hier kein Krümelchen Logik bei den handelnden Figuren gibt, quält er uns auch noch mit Füllszenen, um sich über die 70 Minuten zu hieven.
Einen ganz schlimmen Job macht aber Regisseur Ryhs Frake-Waterfield, der hier nicht nur am Drehbuch mitarbeitete, sondern auch, nach einem kurzen Blick in die IMDB, bisher nur ähnlichen Schrott zusammenwürfelte und bei CURSE OF JACK FROST die Produktion übernahm. Vor kurzem machte er sich ja auch durch WINNIEH THE POO: BLOOD AND HONEY einen „Namen“, der aber, wie ich hörte, ebenfalls nichts aus seinen Prämissen macht und nur durch die Verwurstung der bekannten Kinderfiguren teilweise sogar eine Kino-Auswertung erfuhr. Der Mann scheint jedoch von seinem Talent überzeugt, denn die IMDB kündigt bereits jetzt 23 „bevorstehende“ Produktionen an, die alle Titel haben, die direkt aus dem Asylum-Mockbuster Generator stammen können. Über die „Schauspieler“ möchte ich auch nicht mehr viele Worte verlieren: sie sind durch die Bank weg allesamt absolut furchtbar, nervig und strohdoof, dass man glatt den Bildschirm einschlagen möchte.
Fazit:
Was gibt’s da noch groß zu Schlussfolgern? Für mich war THE KILLING TREE ein absoluter Schuss in den Ofen, ein unendlich dümmlicher Billigfilm, der mich regelrecht wütend gemacht hat. In, ok, gut, in fast allen Belangen bodenlos schlecht und nervig bis zum geht nicht mehr... setzen, Sechs!
2/10 Punkten.
Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/the-killing-tree zu lesen.