Hells Gate – Filmkritik
Original-/Alternativtitel: Le porte dell’inferno / Gate of Hell
Jahr: 1989
Regisseur: Umberto Lenzi
Schauspieler: Giacomo Rossi Stuart (Dr. Johns), Barabara Cupisti (Erna), Lorenzo Majoni (Manfred), Gaetano Russo (Maurizio), Pietro Genuardi (Paul), Andrea Damiano (Laura)
Vorwort:
Habe ich schon erwähnt, dass ich große Hartboxen absolut liebe? Sie bieten speziellen Filmen die perfekte Verpackungsart, die eben auch das besondere Etwas mitbringt. Sieht im Regal sehr cool aus, ist freilich aber leider auch nicht gerade platzsparend – und schon gar nicht günstig. Neue Hartboxen kosten momentan mindestens 30 Euro und zahlreiche „Raritäten“ schlagen gerne im Bereich 40 – 100 Euro zu buche (die wertvollste Hartbox, die ich habe, dürfte die von Die Teufelswolke von Monteville sein). Jedenfalls bevorzuge ich die große Hartbox inzwischen gegenüber dem Mediabook. Schade ist lediglich, dass die große Hartbox auf den deutschen Markt beschränkt ist und dass es zu 95% Horrorfilme sind, die in dieser Verpackungsart herauskommen. Ich hätte gerne auch mal Film-Noir in großen hartboxen, aber egal.
Die bekanntesten Labels in diesem Bereich haben in den letzten 20 Jahren jedenfalls sehr, sehr viele „schöne“ Titel (und zahlreiche Schundfilme, wenn man böse ist) in ihren Hartboxen-Reihen herausgebracht. Allen voran X-Rated, die manch einem als bestes Hartboxen-Label gilt. Da sind aber auch so manch dubiose Filme dabei, mit denen selbst ich nichts anfangen kann (oder will). Nichtsdestotrotz bin ich eigentlich immer auf der Suche nach Hartboxen und da hatte ich nun Glück. Der wunderbare Laden Filmcult in Bochum hatte letztens hunderte Hartboxen, hauptsächlich X-Rated VÖs, reinbekommen, und nun auch noch 50% Rabatt auf alles gegeben. Da musste ich natürlich zuschlagen und für 68 Euro erstand ich eine Handvoll schöner Boxen. Darunter: Killerhunde, Monster im Nachtexpress, Die Stimme des Todes, Ghosthouse, The Creeper und auch das heutige Corpus Delicti, Hells Gate. Das ist schon ein sehr guter Preis für solch schöne Hartboxen und so tat ich mir den ersten Streifen von diesem Update zuhause sogleich an…
Inhalt:
Die Höhlenforscher Dr. Johns (Giacomo Rossi Stuart), Erna (Barabara Cupisti), Manfred (Lorenzo Majoni) und Maurizio (Gaetano Russo) arbeiten an einem riskanten Experiment. Maurizo hat bereits 78 Tage isoliert in einer Höhle verbracht und damit einen Weltrekord aufgestellt. Sie wollen die Auswirkungen auf Geist und Körper untersuchen, doch kurz bevor die Presse eintreffen soll, beginnt Maurizio in Panik zu geraten. Er hat Visionen von Giftschlangen und brennenden Kreuzen und die Kamera in der Höhle schalten sich aus. Er erreicht noch Dr. Johns per Telefon, erzählt aber nur von Stimmen und dass „sie“ bald kommen würden. Als der Kontakt abbricht, entscheiden sie, in die Höhle hinabzusteigen.
Spontane Gesellschaft erhalten sie dann von den Studenten Paul (Pietro Genuardi) und Laura (Andrea Damiano), die zu Forschungszwecken in die Höhle wollen. Angeblich sei diese mit der nahen Kirche verbunden. Tatsächlich findet Laura in den Stollen eine Krypta und auf einer Steintafel wird ein grausamer Fluch geschildert: 1291 wurden die sieben schwarzen Mönche wegen ketzertum hingerichtet und sieben Jahrhunderte später sollen sie wiederkehren, um wiederum sieben Ketzer zu ermorden. Und tatsächlich wird Laura kurzdarauf mit einer Axt erschlagen!
Besprechung:
Na, das war ja mal wieder was. Bei Hells Gate handelt es sich wieder um so eine typische Italo-Produktion am Ende der Glanzzeit der italienischen Genrejahre. Spätestens ab Mitte der 80er Jahre war die Luft raus, es kamen immer weniger Genre-Filme vom Stiefel Europas und die, die kamen, die wurden auch immer schlechter (falls es noch schlechter ging, mögen manche Italo-Hasser jetzt rufen). Das Thema hatten wir ja schon bei der Besprechung von Monster Shark und The Ogre. Mit letzterem hat Hells Gate auch gemeinsam, dass es sich lediglich um einen TV-Film handelte, auf dem Ende des Jahrzehnts ohnehin immer mehr Italo-Filme zu sehen waren.
„Verbrochen“ wurde das Werk vom allseits bekannten Umberto Lenzi, der erst 2017 von uns ging und für immer für seinen anrüchigen Cannibal Ferox in „Erinnerung“ bleiben wird. Der Streifen gilt als brutalster Kannibalenfilmen (ich fand ihn eher öde; ohnehin hat Lenzi mit Man from Deep River den ersten Menschenfresserfilm aus Italien abgeliefert) und auch sonst hatte Lenzi überall dort seine Griffel, wo gerade Lire zu holen war. Großangriff der Zombies ist durchaus unterhaltsam, Das Labyrinth des roten Todes ist einer seiner Gialli und mit Black Demons drehte er auch einen der letzten Zombiefilme des Landes.
Insgesamt denke ich, dass Lenzi aber zumindest einer der kompetenteren Regisseure seiner Zunft war, zumindest irgendwie besser als z.B ein D’Amato oder ein Mattei. Jetzt bin ich mir da aber nicht mehr so sicher. Ok, handwerklich ist Hells Gate noch aushaltbar, halt nur sehr billig, aber wie wir bei The Ogre sehen konnten, konnte man inszenatorisch auch bei TV-Filmen etwas mehr rausholen. Aber Lenzi hat eben auch das Skript geschrieben, und zwar zusammen mit seinem angetrauten Eheweib Olga Pehar, die ihn etwa auch bei Black Demons unterstützte. Naja, dass die Genrefilme aus Italien nie für ihre großartigen Stories bekannt sind/waren, ist ja eine Tatsache. Aber so ein bisschen etwas sollte im Handlungsverlauf nun schon passieren.
Die Grundidee ist dabei auch durchaus gefällig. Ich mag Höhlenfilme (gerne auch aus Italien, z.B Alien – die Saat des Grauens kehrt zurück. Gut, ist jetzt auch der einzige Höhlenfilm aus Italien, der mir so spontan einfällt). Und ich mag verfluche Geister und so’n Zeuch. Also: Verfluchte Mönchsgeister in einer Höhle, das sollte doch eigentlich ausreichen für eine 0815-Story, oder? Ja, es ist eine 0815, aber wie schon bei The Ogre ist erneut zu sagen, dass lediglich der Anfang und das Ende wirklich von Belang sind. Dazwischen passiert nichts, was für den Plot von erhöhter Wichtigkeit wäre. Ohnehin ließe sich dieser mal wieder auf „Höhlenforscher gehen in Höhle, laufen herum und sterben nach und nach“ herunterbrechen. Da gibt’s keinerlei Twists oder anderweitige spannende Ideen (und die „Twists“ die am Ende kommen, sind entweder voraussehbar oder alte Hüte). Nene, da passiert mal wieder nix interessantes, selbst innerhalb der Gruppe gibt’s keine Konflikte. Zigmal wird durch dieselben Gänge gelaufen und die Dialoge, haha, naja, die sind immerhin zum Lachen. Die deutsche Synchro wertet den Film ausnahmsweise mal auf, denn so Aussagen wie „Die Geister sehen aus wie Kreuze“ (was sie nicht tun), „Unser leben ist nicht mehr Wert als das der Spinnen“ oder „Wissen Sie, wie man diese Kirche nennt? Verfluchte Kirche!“ sind da schon die Highlights. Ulkig ist auch die Szene, in der die Höhlenforscher die Tonbandaufnahme der ermordeten Laura abhören und dann schlussfolgern, dass sie „so schnell ermordet wurde“, dass sie nicht mal mehr Zeit zum schreien gehabt habe. Obwohl man sie auf dem Tonband sehr wohl laut schreien hört. Und Lenzi, naja, ich weiß nicht, was der sich dabei gedacht hat, um ehrlich zu sein. Der Streifen läuft 90 Minuten, vielleicht war es auch eine Vorgabe des Fernsehsenders. Dementsprechend muss er das hauchdünne Skript strecken, wo’s nur geht. Und tut das insbesondere in den lachhaften Spinnenszenen, in denen die Mönche, verwandelt als Kreuzspinnen, den armen, eingeklemmten Maurizio seeeeeeeehr langsam dahinmeucheln. Zum Schießen ist er wohl zu dumm, denn er trifft die Spinnen nicht, und auf die Idee, dass man handgroße Spinnen einfach wegschmeißen kann, kommt er offenbar auch nicht. Ehrlich, die Spinnenszene zieht sich ewig und wird mit jeder Sekunde, in der sie noch Spannung behaupten will, nur noch lächerlicher. Und wenn Lenzi sonst keine Ideen hat, stellt er die Kamera halt einfach schräg oder legt den Charakteren weitere unnötige Monologe in den Mund. Ach ja, und doof wie Brot sind sie selbstverständlich auch. Die erfahrenen Höhlenexperten laufen blindlings in den Höhlen herum, trennen sich immer wieder, lassen die Walkie-Talkies fallen usw.
Immerhin sieht die Kulisse durchaus gut aus. Wirklich groß ist die Höhle nicht, eine etwaige klaustrophobische Stimmung, und das würde sich bei dem Sujet ja anbieten, kommt gar nicht erst auf. Und „Spezialeffekte“, haha, die gibt’s ebenso auch nicht. Als „Geysir“ reicht ein kleiner Wasserstrahl, dafür hat Lenzi zahlreiche Feuer- und Nagelmaschinen gemietet, die er ordentlich laufen lässt, wenn mal wieder „Horror“ aufkommen soll. Wirklich ärgerlich ist aber, dass man die Mönche so gut wie nie zu Gesicht bekommt. Bis zum Ende sieht man sie lediglich einmal als Schatten. Und wenn sie dann auftreten, sind es nur ein paar grenzdebile Typen, die etwas Asche im Gesicht haben. Selbst beim Splatter wird nicht allzu viel geboten; einmal ein gespaltener Schädel, ein herausgeflogenes Auge (das hat ja Tradition in Italien) und ein paar Dolchstöße in die Körper. Und zum Ende zaubert Lenzi dann noch einen uralten, uninspirierten Twist aus dem Hut, aber das habe ich ja schon erwähnt…
Tja, was soll man da noch zum Cast sagen? Der ist immerhin nicht ganz so unfähig wie der Rest, aber freilich auch kein Feuerwerk des Talentes. Barbara Cupisti als Erna kann wenigstens gut schreien und verzweifelt rumtun, und Giacomo Rossi Stuart kennen wir als jüngeren Mann z.B sogar aus The Last Man on Earth mit Vincent Price oder Caltiki. Mehr als Quatsch zu erzählen hat er nicht, ohnehin ist seine Charakterentwicklung nicht ganz stimmig; zuerst lehnt er alles Übersinnliche ab, kaum sieht er ein brennendes Kreuz in der Höhle, heult er rum und will gar schon seine Steuernummer abgeben (!), weil er meint, es hätte ja eh keinen Sinn mehr. Die restlichen Akteure fallen nicht wirklich auf.
Die Bildqualität der X-Rated Hartbox bewegt sich auf, würde ich sagen, VHS-Qualität. Bei so einem Film ist das aber gourtierbar, das gehört halt irgendwie auch dazu.
Fazit:
The Hells Gate ist, das ist keine Überraschung, ein objektiv ziemlich dümmlicher, ja gar nichtssagender Film, in dem sich so gut wie nichts tut. Sei es jetzt Story, Schauspiel oder sonstige Themen, bei denen man bei Horrorfilmen Wert legen möchte. Dennoch bietet er irgendwie eine unfreiwillige Komik, und bei 90 Minuten war mir jetzt auch nicht wirklich langweilig. Ein typisches Beispiel von „wird schnell vergessen werden, war als Italo-Fan jetzt aber auch nicht ärgerlich“.
4,5/10 Punkten

