Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 1939

Regisseur: Allan Dwan

Schauspieler: Jimmy Ritz, Harry Ritz, Al Ritz, Lionel Atwill (Walter Stevens), Bela Lugosi (Butler), Anite Louise (Norma), Patsy Kelly (Hausmädchen), Edward Norris (Jack)

Vorwort:

Da sind wir wieder beim Thema Horrorkomödien aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Wie wir gesehen haben, kann das entweder durchaus gut werden (Genius at Work, Zombies on Broadway), oder aber so lala (Spooks Run Wild, Ghost on the Loose). Über die Comic-Reliefs dieser Jahre muss ich dann, glaube ich, keine Worte mehr verlieren, das habe ich schon oft genuggetan.

Heute allerdings widmen wir uns mal wieder etwas aus Lugosis-Biographie. Der Anlass dazu, da werde ich bald mehr zu sagen können. Jedenfalls wollte ich mir nun The Gorilla von 1939 zu Gemüte führen, einen der ersten Filme, die Lugosi nach der Rückkehr des Horror-Hypes drehte. Mir war vollumfänglich bewusst: Es ist eine Horrorkomödie mit einem dieser damals erfolgreichen Humor-Trios (in diesem Falle die Ritz-Brothers) und Lugosi soll hier auch nur ne kleine Nebenrolle haben. Aber überall, wo sein Name draufsteht, das wollen wir uns doch mal angesehen haben, nicht wahr?

Inhalt:

Walter Stevens, ein reicher Geschäftsmann, erhält eines Abends eine Nachricht des „Gorillas“ – so nennt sich ein berüchtigter Mörder, der seine Opfer immer 24-Stunden zuvor durch eine Nachricht informiert, dass sie sein nächstes Opfer sein werden. Dazu erhält er einen Anruf, es geht offenbar um Schulden in Höhe von 250.000 Dollar. Doch statt die Polizei anzurufen, beauftragt er ein Detektiv-Trio, die Ritz-Brothers, damit, für seine Sicherheit zu sorgen.

Am nächsten Tag kommt auch seine Nichte Norma mit ihrem Verlobten Jack zu besuch. Ihr Vater war der Besitzer einer Versicherungsfirma, und sie ist mit ihrem Onkel die alleinige Erbin. Etwa später treffen dann auch die Detektive ein und versuchen alles, um den Gorilla ausfindig zu machen – dennoch verschwindet Stevens plötzlich spurlos. Wo ist der Gorilla? Und was macht eigentlich der seltsame Butler währenddessen?

Besprechung:

Tja, waren meine Befürchtungen berechtigt? Ja und Nein. Ja, der Film ist nicht lustig, was für eine Horrorkomödie ja schon eher, naja, nachteilig ist, aber ich fürchte, Zombies on Broadway war wirklich diese eine große Ausnahme. Allerdings muss ich sagen, dass die Ritz-Brothers in dieser Menge an Horrorkomödien und Comic-Reliefs dieser Jahre schon mit ihrer brillanten Unlustigkeit maximal herausragen, das muss man erstmal schaffen. 

Auf der anderen Seite wurden meine Befürchtungen aber auch nicht erfüllt, denn: Lugosi hat gar keine kleine Nebenrolle! Es ist zwar nicht ein großes Spotlight, aber er hat einige wunderbare Szenen im Film (und überhaupt auch die amüsantesten).

Erstmal zur Story, denn an der kann ich eigentlich nichts aussetzen. Es ist ein klassischer Old-Dark-House Ansatz, eben angereichert mit ein paar komischen Figuren, wie wir es etwa aus Spooks Run Wild kennen. Hinzu kommt eine eigentlich ernstgemeinte Krimi-Geschichte um „The Gorilla“, einem Serienmörder, der seine Opfer immer 24-Stunden darüber informiert, dass sie sein nächstes Opfer sein werden. Wie so oft ist die Polizei offenbar vollkommen unfähig, denn jeder der Adressaten gibt folgerichtig den Löffel ab.

Es ist kein großes Maß an Kreativ, aber doch zweckmäßig und es ist alles dabei, was das Herz der zweiten Horrorwelle 1939-1945 begehrt: Ein Old-Dark-House mit Geheimgängen, Donner und Regen, ein seltsamer Butler, und ein Kerl, der seinen Gorillaanzug spazieren gehen darf (allerdings ist es diesmal nicht Ray „Crash“ Corrigan, der sonst ja für jeden Affenfilm der Dekade gebucht wurde). Hinzu kommen mit Lugosi und Atwill zwei hervorragende Akteure des Genres. Das ist eine nette Prämisse, die man mit Gespür und ein paar Kniffen in einen völlig annehmbaren 60-Minüter verwandeln könnte. KÖNNTE. Leider sind dem Streifen aber drei Namen in die Parade gefahren, namentlich die Ritz-Brothers. Wobei – die könnte man vielleicht sogar auch noch in Schutz nehmen, denn die wollten den Film auch erst gar nicht machen, waren vertraglich gegenüber 20th Century Fox dazu verpflichtet. Und verließen das Studio anschließend auch in Richtung Universal, völlig zu Recht, möchte ich annehmen.

Nein, die Hauptschuldigen, das waren dann wohl doch die Drehbuchautoren Rian James und Sid Silvers, die sich beide nicht gerade durch gewichtige Skripts einen Namen gemacht hatten. James schrieb vor allem Abenteuerfilme, Silvers vor allem Stories, die irgendwie mit dem Broadway und mit Tanzen zutun hatten (legen die Titel seiner unbekannten Filmographie nahe). Die Grundlage des Drehbuchs ist ja schön und gut, und ich kann ja auch vieles verzeihen, weil ich vieles gewohnt bin: Dass das Skript keine großartige Spannung aufbaut, dass es am Ende einen Erklärbären gibt, der das Geschehene irgendwie noch logisch darstellen soll, damit der Zuschauer nicht mit den zahlreichen Fragen sitzenbleibt, die das Skript bis zu den letzten paar Minuten nicht erklärt. Dass es völlig konstruiert ist. Dass es redundant bis zum geht nicht mehr ist (von den 60 Minuten gehen locker 20 Minuten für unnötiges Gerenne durch das Haus drauf, ohne das dies einen gesteigerten Mehrwehrt hätte). Naja, am Ende bleiben trotzdem ein paar eklatante Fragen übrig (wie bitteschön kommen die Ritz-Brothers vom Stuhl in den Schrank, wenn das Licht ausgeht – sie können sich ja nicht mehr erinnern, wie sie dorthin gekommen sind, und am Ende wird diese Frage auch nicht beantwortet!).

Nein, das alles macht The Gorilla natürlich wahrlich nicht zu einer Glanzleistung, aber auch nicht zu einem Film, der übermäßig langweilig wäre. Nein, das Schlimme ist der Humor, von dem ich nicht glauben kann oder will, dass er damals als „lustig“ empfunden wurde. Mein Gott! Man muss sich schon wirklich Mühe geben, um ein solches Maß an Stumpfsinn in eine Komödie zu packen. Eine Handvoll Gags immer wieder abgespult und totgeritten, dazu die furchtbare Gesichtskirmes Jimmy Ritz und dieses völlig überzogene Gehabe! Welche Witze haben wir denn, ich kann ja ne Liste machen:

- Der Gorilla steht hinter irgendeiner Person, die es nicht bemerkt, und alle anderen sind vor Schock erstarrt und bringen kein Wort mehr heraus. Haha...

- Jimmy Ritz fordert den anderen Ritz-Brother (kann die anderen zwei nicht auseinanderhalten) dazu auf, irgendeine belanglose Information in sein Notizheft aufzuschreiben

- Die Ritz-Brothers sind schwer von Begriff und verstehen das Gesagte erst ein paar Sekunden später, woraufhin die Reaktion auch völlig übertrieben ist (etwa als sie erfahren, dass sie es mit dem Gorilla zutun bekommen werden)

- Völlig übertriebene Angst mit grauenhafter Grimassenschneiderei. Gefühlte Stunden schlottert Jimmy Ritz vor sich hin, als er realisiert, dass der Gorilla vor ihm steht, dazu diese nervige Art zu reden... einfach nur grausam in jeglicher Hinsicht, wobei ich die Penetranz des Skripts ja schon fast bewundere

- Ein paar noch ziemlich harmlose Slapstick-Einlagen (z.B das Bügelbrett hinterm Wandschrank. Das ist noch ok, wenngleich es auch schon damals eine uralte Klamotte gewesen ist)

Jetzt kann und will ich diese humoristische Bankrotterklärung wie gesagt nicht komplett auf die Ritz-Brothers schieben, die anscheinend auch kein großer Fan dergleichen waren. Wie ihr Humor in den anderen Filmen aussieht, vermag ich nicht zu bewerten, da ich sie nicht kenne. Gleichzeitig aber haben sie hier auch einfach kein Charisma, keine Präsenz. Es ist einfach nur ein strohdoofes Trio. Ich hätte The Gorilla lieber als typischen Horrorfilm gesehen, meinetwegen dann mit einem etwas höheren Comic-Relief Anteil.

Also, das Skript ist nicht mehr als ein Showcase für die Ritz-Brothers, halt nur ein enorm schlechtes. Ein Glück haben wir, dass die anderen Qualitäten des Streifens dann noch dazu führen, dass man sich den Film als Fan durchaus mal anschauen kann, bzw. sogar sollte. Wenn man ein Fan von Lugosi ist, muss man einschalten! Der Film ist einer der wenigen Komödien aus dieser Zeit, die mich wirklich zum lachen gebracht haben. Und nein, wie gesagt, es liegt nicht an den Ritz-Brothers, sondern an Lugosi selbst. In einer Szene, eigentlich die beste des Films, packt er völlig unerwartet, völlig aus dem Nichts einen absolut fantastischen Wrestling-Move aus und schmeißt einen der Ritz-Brothers gekonnt zu Boden! Das habe ich nicht kommen sehen und ich musste mehrfach zurückspulen, um diese Szene nochmal zu sehen. Köstlich! Auch abseits davon ist Lugosi als etwas seltsam-wirkender Butler charismatisch wie eh und je. Er ist selbstredend ein Red-Herring, eigentlich aber die Nettigkeit in Person und für das Skript selbst im Prinzip auch entbehrlich. Aber seine Präsenz, seine Art, die Dialoge vorzutragen, der Wrestling-Move oder die Szene, in der er Norma zu deckt (kurz sieht es so aus, als würde er sie mit der Decke ersticken) spielen dem Film so gewaltig in die Hände. Da kann man nur sagen – Lugosi 10, Ritz-Brothers 0. Abgesehen von Lugosi sorgt höchstens der Name des Gorillas für einen kurzen Schmunzler: Er heißt Poe.

Auch Lionel Atwill als Stevens gibt noch einen kleinen Bonus, obgleich seine Screen-Time noch geringer ist als die von Lugosi. Auf der anderen Seite spielt er als Hausherr die wichtigste Rolle im Film, zumindest storytechnisch her. Es ist eine normale Performance von ihm, er bekommt nun mal auch keine Möglichkeiten, seine Präsenz besonders auszuspielen.

Zu den Ritz-Brothers muss ich nicht mehr sagen, die anderen Akteure sind noch normal. Anita Louise und Edward Norris geben ein klischeehaftes, völlig generisches Leinwandpaar ab, das auch keine gesteigerte Rolle einnimmt. Und Patsy Kelly als Hausmädchen fällt nur dahingehend auf, dass sie nur am Schreien ist. Mein. Gott. Das Klischee der schreienden Frau in Nöten ist ein Witz im Gegensatz zu dem, was Kelly hier spielen musste. Furchtbar.

Regisseur Allan Dwan (Sands of Iwo Jima mit John Wayne und Agar u.a, war bereits seit Stummfilmtagen im Geschäft) filmt das ganze annehmbar, aber ohne großartige Einfälle – da hätte man mehr Atmosphäre aus dem Setting herausholen können. Zugute kommt dem Film aber noch, dass das Gorillakostüm durchaus ansehnlich ist.

Eigentlich wollte ich den Streifen aus meiner neu erworbenen „Son of Kong“ DVD-Box schauen, aber die Qualität war dort derart miserabel, dass ich auf die YouTube-Version zurückgegriffen habe. Ist jetzt auch nicht schlimm, denn die DVD-Bok kostete bei Amazon auch nur 10 Dollar, was im Endeffekt vielleicht 65 Cent pro Film entspricht.

Fazit:

Kurzum: The Gorilla ist als Horrorkomödie ein großer Schuss in den Ofen sondergleichen, die Ritz-Brothers sind hier unlustiger, als die gesammelte Schlagkraft aller Horror-Comic-Relief Figuren der 40er – eine Leistung, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Nur Sammy Petrillo aus Bela Lugosi Meets a Brookly Gorilla war noch schlimmer, aber das sollte ja nun wirklich kein Maßstab sein. Für Lugosi-Fans ist der Film hingegen ein gefundenes Fressen, der Ungar spielt hier im Kleinen ein ums andere Mal ganz groß auf. Hinzu kommen eine annehmbare Old-Dark-House Atmosphäre. Bela erhält Mal wieder die Bestnote, der Film an sich nicht wirklich.

5,5 von 10 Punkten.