Original-/Alternativtitel: Hydra – verschollen in Galaxis 4
Jahr: 1967 / 1972
Regisseur: Harry Hope / Lee Sholem
Schauspieler: Grant Williams (Kurt Mason), Bobby Van (Danny), Ruta Lee (Dr. Turner), James Craig (Dr. Haines)
Vorwort:
Da zappt man durch Amazon Prime und schaut sich um, was es so zu sehen gibt. Und was findet man? Hydra – Verschollen in Galaxis 4. Ach, den hatten wir doch schon mal gesehen. Das war doch dieser italienische Bekloppten-Film, oder nicht? Mit irgendwelchen Affen im Weltenraum, so meinte ich mich zu erinnern. Aber wieso wird dann auch ein Raumkreuzer Hydra direkt daneben vorgeschlagen? Ach, das sind zwei verschiedene Film? Ach sooo… ja dann gehen wir dem mal auf den Grund.
Inhalt:
Die USA arbeiten inzwischen mit der Sowjetunion zusammen (wie auch immer es dazu gekommen ist, wird nicht erklärt), aber dafür machen die Chinesen Probleme. Die haben nämlich gerade eine neue Superbombe entwickelt, die die gesamte Welt vernichten kann. Nachdem eine Spionin sich Zugang zu dem „geheimen Labor“ (bzw. Vorgarten mit anschließendem Gartenhaus, so sieht es nämlich eher aus) verschafft hat, werden die USA informiert. Diese wollen gerade sechs Astronauten zur Venus schicken. Als der Fall Rot eintritt, werden jedoch drei der Astronauten gegen drei Wissenschaftlerinnen ausgetaucht – sie sollen im schlimmsten Fall im Weltraum eine neue Menschheit aufbauen. Und schließlich tritt genau dieses Szenario ein. Doch wie gehen die Astronauten damit um?
Besprechung:
Nun, dass der Science-Fiction Film der 1960er ein ziemlich trostloses Feld an Billigheimern darstellte, nachdem die goldene Zeit des Genres mit den 50er Jahren vorerst endete, habe ich schon in diversen Filmbesprechungen aufgeführt (Endstation Mars, Journey to the Seventh Planet, Hand of Death u.a). Hä, möchte nun mancher sagen, The Doomsday Machine kam doch 1972 raus? Ja, das mag stimmen, der Streifen wurde aber tatsächlich schon 1967 gedreht, doch dann ging der beteiligten Produktions-Klitsche „First Leisure“ (die ansonsten seltsamerweise laut Letterboxd nur den Naschy-Film The Werewolf Vs. Vampire Woman finanzierten. Äh, eine sehr seltsame Mischung). Irgendwann war offenbar wieder Kohle da und 1972 wurde der Film zu Ende gebracht, allerdings auch mehr schlecht als Recht, denn auf den Cast von 1967 konnte nicht mehr zurückgegriffen werden. Das war nun, äh, ein starkes Problem.
Aber welcher derartige B-Produzent kümmert sich schon um solche Dinge wie Logik oder Koheränz? Spontan würde mir ein derartiger Fall, also dass die Dreharbeiten jahrelang unterbrochen wurden und dann ohne den ursprünglichen Cast beendet werden mussten, nur bei Herschel Gordon Lewis und Bill Rebanes Rohrkrepierer Monster A-Go Go einfallen. Die Produktionsgeschichte macht schon nicht viel Hoffnung und das Ende, auf das ich noch zu sprechen kommen werde, zeigt schon, dass man sich 1972 einfach irgendeinen Schwachsinn herbeifantasierte, um die Story noch irgendwie schnell zu Ende bringen. Es ist der blanke Hohn, wirklich.
Allerdings ist das 1968 gedrehte Material alles andere als vielversprechend. Wer ein paar Drive-In Billigschoten des Genres aus den 60er Jahren gesehen hat (wie bereits erwähnt sind sie gerade eben bei Amazon Prime in großer Zahl verfügbar), der ahnt schon in der ersten lachhaften Szene, in der die Chinesin die geheime Militärstation der Regierung infiltriert, worauf das Ganze hinausläuft: Dummes Gequatsche in kleinen, ultra-billigen Sets und unendlichem Technobabbel, da man eben kein Geld hat, um Schauwerte zu liefern. Das kennen wir schon etwa von David L. Hewitts Reise ins Zentrum der Zeit, den es gerade auch auf Amazon zu sehen gibt. Warum ich gerade David L. Hewitts Trashfilm erwähne? Weil sich die Produzenten von The Doomsday Machine ausgiebig bei Hewitts The Wizard of Mars bedienten, was einige Szenen des Raumschiffs anbelangt. Alleine das lässt aufhorchen: Wenn man sich Szenen von David L. Hewitt, sicherlich neben Larry Buchanan einer der billigsten Produzenten im Bereich der Science-Fiction der 60er Jahre, ausleihen muss, dann lässt das in der Tat tief blicken. Damit hat sich’s aber noch nicht: Auch in Tohos Stock-Footage Angebot wurde sich ausgetobt und so nahm man einfach ein paar Szenen aus dem Katastrophenfilm Gorath: Ufos zerstören die Erde (deswegen sieht man in einer Szene aus eine japanische Flagge auf dem Raumschiff, was ja im Kontext von The Doomsday Machine gar keinen Sinn macht).
Dementsprechend hat The Doomsday Machine dann wenigstens annähernd etwas an Schauwerten zu bieten, wenn man es dem Film auch nicht wirklich anrechnen kann. Es ist eben alles geklaut und kopiert. Die Raumschiffszenen sind ganz ok, haben einen gewissen Trash-Charme, allzu spektakulär schauen sie sich allerdings auch nicht. Ansonsten gibt es noch eine kurze Zerstörungssequenz auf der Erde, wo eine Großstadt überflutet wird. Aufgrund der Tatsache, dass es sich dabei um Miniaturbauten handelt, gehe ich davon aus, dass auch diese Szene aus einem Toho-Film stammt, aber genau kann ich es nicht sagen, da ich Gorath vor Ewigkeiten gesehen habe und mir die Szene nichts Direktes sagte.
Das, was der Film selber auf die Beine stellt ist ernüchternd. Ganz großes Trash-Kino ist sicherlich die Infiltration der chinesischen Militäranlage zu Beginn. Die größer Superwaffe der Menschheit wird in einem roten Käfig in einer Butze untergebracht, die aussieht, als würde sie in einem Schrebergarten stehen. Die chinesische Agentin verschaffts sich zutritt, in dem sie den einzig vorhandenen Wachhund mit einer Katze ablenkt (!) und springt dann beherzt über die zwei Meter hohe Steinmauer. Schwupps, schon ist man drin und kann die doofen Wachen auch schnell ausschalten (und die Wissenschaftlerinnen mit ihren eigenen Zöpfen erwürgen, so wie es auch geschieht). Dass die ganze Thematik von wegen „Weltuntergang“ und „Atomkrieg“ demnach auch nie annähernd ernst wirkt, weil sich alles in kleinen, mitunter schäbigen Sets abspielt, ist selbstverständlich. Angereichert wird es, wer ahnt es schon, mit reichlich Stock-Footage von Raketenstarts und US-Militärbasen. The Doomsday Machine fügt dann nur noch das halbe dutzend an bekloppten Figuren hinzu, die sich wohl „Charaktere“ schimpfen sollen. Und dabei wären wir schon beim Drehbuch.
Ja, wir schauen in die Details bei Letterboxd und huch, wir sehen, dass der Skriptschreiber Stuart J. Byrne in seiner gesamten „Karriere“ lediglich The Doomsday Machine schrieb und sonst rein gar nichts. Ok, zugegeben, das ist nur auf seine Filmkarriere bezogen: Er war Pulp-Autor und übersetzte später sogar Bücher der Perry Rhodan Reihe ins Englische. Aber ein guter Schriftsteller (falls er das denn überhaupt war, ich habe keines seiner Werke gelesen. Wenn diese aber so gut geschrieben sind wie das Skript hier, dann war er auch kein guter Schriftsteller) macht eben noch keinen guten Drehbuchautor. Tatsächlich fehlt The Doomsday Machine alles, was ein potenziell gutes Science-Fiction Drehbuch ausmachen würde. Es ist voller dummer Logiklöcher, es ist voller absurder Dialoge (mein Favorit ist die Reaktion von einem der Astronauten, ich habe vergessen wer, auf eine der Frauen: „Du siehst echt hübsch aus. Ich hätte verdammte Lust, mit dir einen neuen Planeten zu bevölkern!“), hat keinerlei Gespür für Dramatik und spielt sich ehedem mehr wie eine billige Soap-Opera. Alarmstufe Rot, potenzieller alles zerstörender Weltkrieg? Keine sichtbare Reaktion. Erst wenn dann die Erde explodiert wird ein bisschen geheult und geschrien. Davor begnügen sich die Astronauten mit ein bisschen Geplänkel mit den „Wissenschaftlerinnen“, eines der Zitate habe ich oben schon angeben. So ungefähr muss man sich das vorstellen. Das immerzu top-geschminkte und mit den utopischsten 60er-Jahre-Frisen ausgestattete Frauenzimmer tut selbstverständlich nix von Belang, obwohl es ja qualifizierte Wissenschaftlerinnen seien, die extra von einem Computer ausgewählt wurden, die Menschheit im Notfall von Null wieder aufzubauen. Während man bangen sollte, ob die Erde nun explodiert, laufen stattdessen schon die ersten uninspirierten Beziehungskisten mit den Astronauten.
Theoretisch wäre es ja ein sehr interessantes Szenario, das in der Science-Fiction schon ein paar Mal verarbeitet wurde (jüngst etwa in ähnlicher Weise in dem Roman „Habitat“) – wie verhalten sich Menschen isoliert im Weltraum? Was würden sie tun? Wie würde es aussehen, eine neue Menschheit zu erschaffen?
Wie gesagt, die etlichen Dummheiten des Skripts, man muss es so sagen, machen dieses Ziel, falls es bei den Produzenten denn jemals bestand, zunichte. Hinzukommen ja die zahlreichen Logiklücken, die so offensichtlich sind, dass man sich fragt, ob Byrne überhaupt jemals ernsthaft über die Story nachgedacht hat. Eine neue Menschheit gründen. Mit sechs Personen? Wie, bitte, stellt er sich das vor? Man muss kein Biologe sein, um sich ausrechnen zu können, dass das hinten und vorne nicht ausgeht und eher endet wie bei den Habsburgern und ihrer berüchtigten Unterlippe.
Außerdem ergibt das ganze Unternehmen, sechs Personen für eine neue Menschheit in einer Rakete loszuschicken, schon deswegen keinen Sinn, weil sie ja nirgends hinkönnen. Am ehesten würde sich der Mars als neue Stätte der Menschheit anbieten, stattdessen ist zuerst die Venus das Ziel und dann Alpha-Centauri (oder so ähnlich), also gleich ein ganz anderes Sternensystem. Wenn man bedenkt, dass die Reisedauer zur Venus laut der Pressekonferenz zu Beginn schon mehrere Monate dauern soll, kann man sich ausrechnen, dass die Astronauten schon längst tot wären, bis sie Alpha Centauri erreicht hätten. Dass sie dann nach gefühlt wenigen Tagen schon in der Nähe von Centauri sind, muss man einfach so hinnehmen. Und dass gar von „intergalaktischen“ Reisen gefaselt wird, obwohl man nur bis zum nächsten Sternensystem fliegt, lasse ich einfach mal so stehen. Mag auch an der deutschen Synchronfassung liegen.
Auch die Schnittstelle von dem Material von 1968 und dem „neuen“ Material von 1972 fällt auf. Da man eben nicht mehr auf den alten Cast zurückgreifen konnte, haben die Astronauten nun durchgehend Helme auf, sodass man ihr Gesicht nicht sieht. Schließlich wird, SPOILER, am Ende ein dermaßen bescheuerter Twist aus dem Hut gezaubert, man glaubt es kaum. Irgendwelche kosmischen Geisterwesen nehmen die Astronauten in ihre Reihen auf, so viel habe ich zumindest verstanden. Was folgt ist ein langer Monolog irgendeiner „göttlichen Stimme“, die von „überall und nirgendswo“ herkommt. Ich könnte das hier jetzt Rezitieren, aber das ist es mir nicht Wert.
Zur Lachhaftigkeit der ganzen Chose tragen die Schauspieler bei. Die haben nämlich meiste Zeit absolut nichts drauf und bewegen sich auf Soap-Niveau, was wenigstens zum Skript passt. Da fehlts an Dramatik und Intensität an allen Ecken und Enden. Das Groß hatte eine uninteressante Karriere ohne nennenswerte Rollen (Ruta Lee beispielsweise, die so Ausdruckslos wie alle Schauspieler hier sind, spielte allerdings sogar in einer kleinen Rolle in Zeugin der Anklage oder Ein süßer Fratz mit Audrey Hepburn mit). Lediglich zwei Akteure könnte man als Science-Fiction Fan kennen: James Craig war etwa in Bert I. Gordons erster Regie-Arbeit, The Cyclops, topgebillt und spielte später auch den Mad-Scientist in dem von Ed Wood geschriebenen The Revenge of Dr. X. Am interessantesten ist hingegen Grant Williams, der einst den legendären schrumpfenden Mann bei Jack Arnold spielte oder auch die Monolith Monsters in einem meiner Lieblingsfilme, Das Geheimnis des steinernen Monsters, kämpfte. Das waren eigentlich auch schon seine beiden populärsten Auftritte gewesen, denn später musste er sich offenbar zunehmend in absoluten B-Filmen verkaufen. Er spielte etwa auch bei Al Adamson, was ebenfalls viel über den Stand seiner Karriere aussagt. Als sympathischer Held in solchen B-Filmen kann er taugen, hier allerdings spielt er ausgerechnet den asozialen Spinner der Truppe, der eine der Wissenschaftlerinen gar vergewaltigen will und auch seine Kollegen verprügelt. Konsequenterweise wird er in das Vakuum des Alls gezogen und verstirbt (was auch eine der „besten“ Szenen des Films ist: Er fliegt an Drähten herum und sein Gesicht wird mit etwas roter Farbe bestrichen).
Der Vollständigkeit halber sollen auch noch die Regisseure erwähnt werden. Der Regisseur des Materials von 1967, Harry Hope, drehte ansonsten nur einen B-Actioner von 1987, schrieb aber für Adamson z.B noch dessen Langweiler Death Dimension. Als wieder Geld da war. Wurde 1972 dann Lee Sholem angeheuert, der sich im Business nach solch tollen Meisterwerken wie Superman and the Mole Men oder Tobor the Great den Spitznamen „Roll Em Sholem“ verdiente. Und das zu Recht: Er arbeitete an mehr als 1300 Produkten, Filmen wie Serien, und soll dabei immer den Zeitplan eingehalten haben. Das verdient schon Respekt. Aber weder er noch Hope kriegen es auf die Reihe, irgendwas mit dem Stoff zu machen (gut, das kann man ihnen nicht verdenken). Ein, zwei Mal wird ein bisschen was mit Schatten gemacht, ansonsten ist das, was noch so etwas wie Atmosphäre versprüht, ein Kirmeslicht, dass das Innere des Raumschiffs in bunte Farben taucht – wieso auch immer.
Fazit:
The Doomsday Machine ist eine weitere Bestätigung dafür, dass das Science-Fiction Genre in den 60er Jahren seinen objektiven Tiefpunkt erreichte. Der Film ist teils dumm, teils lachhaft, und dabei durchweg unlogisch. Aber eben deswegen ist er für seine kurze Laufzeit von nur 75 Minuten (die Version auf Prime beinhaltet auch die nicht synchronisierten Stellen mit Untertiteln) zumindest nicht langweilig und irgendwie auch auf schräge Art und Weise sympathisch… zumindest wenn man etwas mit Trash anfangen kann. Alle anderen sollten es sein lassen.
6/10 Punkten.


