Original-/Alternativtitel: The Devil Said No | When the Devil Commands | Más allá de la tumba 

Jahr: 1941

Regisseur: Edward Dmytryk

Schauspieler: Boris Karloff (Dr. Julian Blair), Anne Revere (Mrs. Walters), Amanda Duff (Anne Blair), Richard Fiske (Dr. Sayles), Ralph Penney (Karl)

Vorwort

So, heute gibt’s mal ne ganz große Überraschung und Seltenheit: Horror aus den 40er Jahren, Mad-Scientist-Gedöns zum drölfzigsten Male, aber diesmal, und das ist der kleine, aber feine Unterschied, mit Karloff statt mit Lugosi. Das muss ab und zu ja auch mal sein. Passendes darf ich seit kurzem auch im Regal stehen haben: So Sammelboxen sind was Feines, ganz besonders die, in der alte Kamellen, die einzeln wohl kaum ne VÖ bekommen hätten (und wenn, dann sind sie schon sehr alt und kaum noch zu bekommen), auf Scheibe gepresst werden. Ein bekanntes Label, die solche (gerne auch mal gewaltigen) Sammelboxen rausbringen ist da ja Mill-Creek aus den US of A. Kürzlich haben die Kollegen mir das hübsche Paket „Thrillers from the Vault“ zugeschickt. Darauf: Acht „Klassiker“ (naja, nicht wirklich) von 1935 bis 1951, das Hauptaugenmerk liegt aber auf die Karloff’schen Vehikel der 40er. Das passt ja gerade und wenn ich schon dabei bin, arbeite ich nach Lugosis Filmographie nun die von Boris ab.

Rausgesucht habe ich mir als erstes (auch THE RETURN OF THE VAMPIRE ist drin, aber den habe ich anderswo gesehen) THE DEVIL COMMANDS von 1941. Karloff als Mad-Scientist, das reicht ja freilich, um einzuschalten...

Inhalt:

Ein mysteriöses, altes Haus an der Küste, in einer regnerischen Nacht. Eine Stimme aus dem Off erklärt bedeutungsschwanger:

„My Name is Anne Blair. My father was Dr. Julian Blair. This was my fathers house. In Barshom Harbour, in nights like this, when Lightning hits the night apart, why do people close the shutters that face towards my fathers house, and lock their doors and whisper? Why are they afraid? No one goes near my fathers house. No one dares. I dont know where my father is. I only know for one brief terrible Moment, he tore open the door to whatever lies beyond the grave. 7 years ago my father was head of the Science appartment of midland university. My father was famous. They were proud of him at the univeristy.“

Eben dort erklärt der gute Boris (als Dr. Blair, selbstverständlich) ein paar seiner Kollegen seine neuste Erfindung, die er an seinem Kollegen Dr. Sayles testet. Einen seltsamen Helm, der die Gehirnströme aufzeichnet. Seine Frau kommt auch noch vorbei und will ihn abholen, denn die Tochter, Anne, kommt heute von ihrem New-York Urlaub zurück. Kurzerhand stellt sie sich auch wieder als Versuchskaninchen zur Verfügung und lässt auch ihre Gehirnströme aufzeichnen.

Dann fahren die beide zum Bäcker, wo eine Torte für Anne darauf wartet, abgeholt zu werden. Julian steigt aus und gerade als er die Torte holen will, fährt ein Auto in seinen Wagen, in dem seine Frau auf ihn wartete – sie ist tot und Julian verfällt in Depressionen. Nach der Beerdigung jedoch sieht er, dass die aufgezeichneten Gehirnströme seiner Frau kurz weiterlaufen! Seine Kollegen und Anne halten davon natürlich nichts und Karl, der etwas doofe Freund (oder der Typ, der da halt rumsteht, wieso weiß ich jetzt gerade nicht) lädt Julian kurzerhand zur Séance bei Mrs. Walters ein, die mit seiner verstorbenen Mutter reden könne. Dr. Blair enttarnt das Spektakel zwar schnell als Lüge, will aber mit ihr seine Experimente fortführen. Mit ihrer „Energie“ (so habe ich es zumindest verstanden) glaubt er zu meinen, die Gehirnströmungen seiner Frau aufzeichnen zu können. Karl hilft, Mrs. Walters will die Experimente alsbald um jeden Preis fortführen und so zieht das Trio als nächstes in die Einsamkeit, um dort in Ruhe zu werkeln...

Besprechung:

Ja, THE DEVIL COMMANDS ist ein ganz typischer Vertreter seiner Zunft. Anders als die Lugosi-Filme (obwohl nicht mal so vom Inhaltlichen her), aber für Karloff zu diesem Zeitpunkt 1941 schon Althergebrachtes. Während Lugosi hauptsächlich in der Poverty-Row für Monogram und PRC werkeln musste, hatte Columbia sich um Karloff gekümmert und starteten den „Mad-Doctor“-Zyklus: THE MAN THEY COULD NOT HANG (1939), THE MAN WITH NINE LIVES (1940), BEFORE I HANG (1940) und eben THE DEVIL COMMANDS. Und zuvor hatte Universal ihn ja in BLACK FRIDAY (1940) ebenfalls als verrückten Wissenschaftler ins Rennen geschickt.

Gesehen habe ich davon bis auf BLACK FRIDAY noch keinen, deswegen habe ich hier auch noch keine Abnutzungserscheinungen gehabt. Wenn man die anderen Karloff-Vehikel schon gesehen hat, könnte THE DEVIL COMMANDS vielleicht weniger unterhalten, weil man das alles davor schon öfter gesehen hat, aber wie gesagt, für mich ist das der erste Columbia-Karloff.

Und da ich mich in letzter Zeit ja zuhauf mit Lugosis-Filmen auseinandergesetzt habe, muss ich es gleich vorwegschicken: Den Unterschied merkt man schon deutlich. Columbia war nun im Horror-Business kein Big-Player wie Universal, der wirklich richtig Mühe in die Genrefilme steckte, aber gegenüber Monogram und Co setzen sie sich trotzdem deutlich ab. Die Sets sind größer, besser ausgestattet, es gibt mehr Effekte, bessere Regie-Arbeit, kurzum: „Objektiv“ ist es eine bessere Produktion, aber da erzähle ich denjenigen, die die Poverty-Row kennen, wohl auch nichts Neues.

Aber was „objektiv“ nun besser wäre interessiert mich natürlich nicht. Es geht um den Unterhaltungswert und da kann ich sagen: Da liegt THE DEVIL COMMANDS mit den meisten Lugosi-Werken aus der Zeit auf einer Wellenlänge. Doch fangen wir vorne an, bei der Story. Die ist natürlich an sich nichts wirklich besonderes und Karloff verkörpert die Art von Figur, die er eben immer schon irgendwie verkörperte (meistens zumindest): Tragische Gestalten. Sein Dr. Blair ist per se auch nicht „Mad“, also Böse, sondern eher Bemitleidenswert. Seine Frau wird totgefahren und da kann man es ihm nicht verübeln, dass er alles daransetzte, sie irgendwie mit seinen Fähigkeiten aus dem Tode zurückzuholen. An sich tut er auch niemandem etwas Böses an, zumindest vorsätzlich. Die folgenden Opfer sind Unfälle und den Anstoß, die Experimente zu intensivieren, brachte ja auch nicht er, sondern das Medium Mrs. Walters.

Das war ja auch der Unterschied zwischen Karloff und Lugosi. Karloff war etwas gediegener und zurückhaltender, auch in seinen Rollen, während Lugosi theatralisch und oftmals vorzeige Bösewichte darstellte (z.B in DER RABE). Karloff war meistens derjenige, der schlechten Umständen zum Opfer fiel (die Ironie: Im echten Leben fiel dann Lugosi diesen Umständen zum Opfer).

An sich ist die Story also genretypisch, auch für den Jahrgang. Interessant ist aber, dass die Schnittstelle zwischen Okkultismus und moderner Wissenschaft gesucht wird, ein äußerst faszinierendes Thema, wie ich finde. Ansonsten würde mir zeitlich vor THE DEVIL COMMANDS auch kein weiteres Beispiel einfallen, in dem dies behandelt wird. Eine ähnliche Thematik verarbeitete später zum Beispiel noch THE LEGEND OF HELL HOUSE.

Das Problem ist nur, dass das Drehbuch von Robert Hardy Andrews (schrieb auch die anderen Columbia-Karloffs) und Milton Gunzburg (hat ansonsten keinen anderen Langfilm vorzuweisen) daraus, wie so oft das Problem bei 40er Jahre Horror, kaum etwas macht. Sowieso ist das alles sehr krude und ich habe echt nicht verstanden, was Karloff da wieder treibt. Also, halten wir fest: Ihm gelingt es, menschliche Gehirnströme optisch an einer Tafel festzuhalten (kennen wir heutzutage ja, ob das damals etwas Neues war, keine Ahnung). Als seine Frau stirbt, werden ihre Gehirnströme kurz weiter aufgezeichnet, sodass Karloff auf die Idee kommt... mithilfe von Elektrizität zu seiner verstorbenen Frau Kontakt aufzunehmen? Er setzt fortan also Mrs. Walters das Medium auf einen Stuhl, setzt sie unter Strom, und kann dadurch die Energien des Jenseits anzapfen? Äh, ich bin ja einiges gewöhnt und nehme alles gerne hin, aber das erschließt sich mir nun wirklich überhaupt nicht.

Aber ok, über den wissenschaftlichen Unterbau von derartigen Theorien in solchen Filmen will ich nun wirklich nicht streiten. Schade ist wie gesagt nur, dass dieses ganze Ding nicht weiterverfolgt wird. Es dient sonst nur dazu, dass Karloff halt immer wieder zum Mad-Scientists werden darf und damit man die nötigen dramaturgischen Schritte einführen kann, die nötig sind, damit am Ende der obligatorische Frankenstein’sche Mob vor seinem Haus stehen darf. Was hätte man aus dem Szenario herausholen können? Kontakt zur Geisterwelt durch Wissenschaft! Das hört sich interessanter an, als es sich hier spielt – mehr als ein kurzer Satz, wohl von einem Geist geflüstert (wie gesagt, es wird nicht aufgelöst oder sonst was) kommt nicht bei rum.

Aber ok, es soll ja eben auch nur 60 Minuten Unterhaltung bringen. Und das tut THE DEVIL COMMANDS durchaus. Es ist kein Klassiker, wird nie einer werden und es ist dadurch, dass das Potenzial der Grundidee auch nicht ausgeschöpft wird, eben eine Stangenware des 40er Jahre Horror-Hypes. Da aber eben Columbia und nicht Monogram am Steuer saßen, bekommt der Zuschauer trotzdem ein paar nette Schauwerte: Eine schön-schaurige Séance mitsamt Geistererscheinung (die von Karloff prompt als Fake enttarnt wird), eine Art „Okkulter-Energie-Orkan“ (ich kanns nicht treffender beschreiben), der sich am Ende entwickelt und das Haus zum Einsturz bringt. Ansonsten halten sich die optischen Effekte in Grenzen, aber die Ausstattung bietet auch etwas für das Auge. Am Anfang und Ende gibt es ein paar urige Miniaturaufnahmen des alten Herrenhauses an der Küste und Karloff darf natürlich mit allerlei seltsamen technischen Apparaturen á la Frankenstein hantieren. Da gibt’s Blitze, Rauch, Nebel und so weiter, so muss das sein, schön pulpig. Auch der Wechsel zwischen Universität und ländlichem Landhaus bietet etwas nette Abwechslung. Passend ist da, dass Regisseur Edward Dmytryk vor allem im Film-Noir zu Hause war, was sich hier, optisch, durchaus bemerkbar macht, etwa, wenn ein paar schöne Schattenbilder entstehen. Die Beleuchtung ist deswegen auch „Low-Key“, alles wirkt sehr düster und zusammen mit Donner und Regen bietet das eine hübsche Horror-Atmosphäre.

Kommen wir zu den Schauspielern. Karloff ist ja MEISTENS (siehe meine Kritik zu Voodoo Island) eine sichere Bank. Auch hier überzeugt er mühelos, trotz dessen, dass er den Film eher lustlos absolvierte, aber man kann es ihm ja auch nicht verdenken: Im Gegensatz zu Lugosi konnte er es sich leisten, sich eine Auszeit vom Film zu nehmen und ging hiernach ja zum Broadway.

Trotzdem also überzeugt er: Im Gegensatz zu Lugosi ist sein „Mad“-Scientist eher gediegen, spricht leise, geduldig und prägnant. Karloff funktioniert als Gentleman-Wissenschaftler, gerade in den ersten Szenen, wunderbar. Auch die Entwicklung vom lieben, engagierten Ehemann zum verbissenen Wrack bringt er optisch und schauspielerisch glaubhaft rüber. Er trägt den Film mühelos. Ansonsten muss sich der Cast auch kaum beweisen, bis auf die Rolle des Mediums Mrs. Walters, die als treibende Kraft hinter den Experimenten eine sehr wichtige Rolle einnimmt. Und sie wird als distanzierte, kalte, verbissene Person auch überzeugend von Anne Reveren gegeben. Im Horror sah man sie sonst nicht mehr, meistens aber in Nebenrollen von etwas größeren Produktionen.

Wichtig ist dann natürlich noch der obligatorische Hau-Drauf-Charakter, der dem Mad-Scientist treu ergeben ist. Der Beste in der Kategorie ist und bleibt natürlich der gute Tor Johnson, hier isses nun der schon vor seinem Unfall etwas doofe Karl. Mehr als Leute schubsen, gerade aus starren und schlagen (das zumindest macht er besser als Tor) muss sein Darsteller Cy Schindel auch nicht leisten. Offenbar hat er solche Charaktere öfters gespielt, zum Beispiel im Serial THE IRON CLAW (1941), wo er als Henchman angegeben wird. Große Rollen hatte er aber freilich nicht.

Der Rest des Casts ist nicht der Rede wert. Amanda Duff (hatte sonst keine erwähnenswerten Rollen mehr) muss als Tochter Blairs nicht mehr machen als etwas besorgt zu gucken und Dr. Sayles muss als sein Kollege genau dasselbe machen. Wie gesagt: Karloff trägt den Film mühelos und Anne Reveren gibt noch ne nette Performance hinzu, mehr braucht es an dieser Stelle nicht.

Von den Sammelboxen (und deren Qualität) von Mill Creek habe ich ja schon einiges gehört (nicht zu Letzt Dank der Reviews des Docs). Hier aber ist die Bildqualität wirklich gut, nur der Ton hätte etwas lauter sein können.

Fazit:

Nun denn, die letzten Worte. THE DEVIL COMMANDS ist, letztendlich, „nur“ Stangenware des 40er Jahre Horror-Hypes. Aber als solcher fand ich ihn ganz nett: Karloff spielt gut und es gibt ein paar hübsch-pulpige Momente zu bewundern – wieso also nicht?

6/10 Punkten.

Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/the-devil-commands zu lesen.