Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 1946

Regisseur: Lesley Selander

Schauspieler: Carl Esmond (Charles Regnier), Leonore Aubert (Marie Audet), Douglas Dumbrille (Henry Borchard), Gerald Mohr (Inspektor Severen), Fritz Feld (Polizeipräfekt)

Vorwort:

Ach ja, momentan nimmts kein Ende mit dem 40er Jahre Horror. Heute haben wir dann auch das zweite Kunstwerk aus der Republic Pictures Horror-Box von Kino-Lorbeer. Nach The Valley of the Zombies, in dem es weder Zombies noch ein Valley gab, und der demnach eher wenig zufriedenstellend war, wagte ich mich nun an den zweiten Horror-Titel aus dem Poverty-Row Studio. The Catman of Paris, das ist ja schonmal ein cooler Titel, und das Plakat schaut ebenso sehr hübsch aus! Da die Kritiken allerdings eher, naja, schlecht sind und ich bei Republic Pictures nun auch keine Weltwunder erwarten, waren meine Erwartungen eher gedämpft...

Inhalt:

Paris, 1895: Der berühmte Schriftsteller Charles Regnier, der jüngst mit seinem staatskritischen Werk auffiel, kommt nach zwei Jahren Weltreise wieder in sein Heimatland zurück. Doch etwas scheint sich mit ihm verändern zu haben. Als er sich mit seinem Freund Henry Borchardt in einem beliebten Restaurant trifft, bekommt er einen Migräneanfall und geht an die frische Luft – wo er eine Vision von Katzenaugen hat´. Wenig später kommt es zum Mord und eine seltsame Gestalt ermordet einen Bibliothekar, der Unterlagen über einen heiß-diskutierten Gerichtsfall, den Regnier in seinem Buch seltsam genau beschreibt, zum Gericht bringen wollte. Der Verdacht fällt natürlich direkt auf Regnier, doch der Polizeiinspektor Severen will nicht daran glauben – schließlich wurde der Bibliothekar offenbar von einem wilden Tier umgebracht, denn er weiß krallenartige Verletzungen auf. Der Polizeipräfekt jedoch glaubt an etwas Übernatürliches: An die alte Legende eines Katzenmenschen!

Derweil bekommt auch Regnier sorge, ob er etwas mit dem Mord zutun haben könnte. Wenig später wird nämlich seine Verlobte Marguerite ermordet. Regnier wendet sich an die Tochter seines Verlegers, Marie, und Henry versucht, die beiden über die Grenze nach Spanien zu schmuggeln...

Besprechung:

Ja, Sapperlot! Dass ich bei der Poverty-Row Mal überrascht werde, das hatte ich ja nun gar nicht erwartet – schon gar nicht von einem Republic Picture Titel von 1946, wo die Horrorwelle ja schon ganz und gar in ihren letzten Zügen lag. Ehrlich gesagt verstehe ich die schlechten Kritiken gegenüber dem Katzenmann auch nicht. Überhaupt ist er sehr unbekannt (nicht Mal 500 Bewertungen bei Letterboxd), und die, die ihn reviewten haben, gönnten ihm selten viele Sternchen. Nun werde ich also das Gegenteil tun und für den Katzenmann von Paris einstehen.

Also: The Catman of Paris ist ein kurzweilig, stylisch inszenierter, hübscher und kurzweiliger B-Horrorfilm der guten alten Schule, der sich vor den größeren Produktionen dieser Jahre keineswegs verstecken braucht! Klar, in Sachen künstlerischer Inszenierung kommt der nicht an die Val-Lewton Werke heran, oder in Sachen Größe an die Universal-Produkte, aber mich wundert ziemlich, dass Republik das hinbekommen hat. Während Valley of the Zombies ja storytechnisch schnarchig und von den Sets eher weniger interessant war, schaut der Katzenmann optisch wirklich erste Sahne aus.

Die größte Stärke des Films ist zweifelsohne das Setting: Paris im Jahre 1895 (was zwar nicht explizit erwähnt wird, aber man kann es sich durch das Veröffentlichungsdatum des Buches ausrechnen). Klar: Republic kann die französische Hauptstadt der Jahrhundertwende vielleicht nicht so extravagant darstellen wie es etwa Universal in Murders in the Rue Morgue konnte, aber Republic ließ sich nicht lumpen. Zwar spielt das meiste in Räumen, es gibt nur eine Handvoll Szenen auf den nächtlichen Straßen der Stadt, aber dafür sind die Zimmer sehr schön und vor allem authentisch ausgestattet (würde ich zumindest so sagen aus heutiger Sicht, bin ja kein Zeitzeuge). Auch die Kostüme der Akteure und Statisten, die Mäntel, die Schnurrbärte vor allem, ihr ganzer „Habitus“ passt in diese Zeit. Nun gut, der französische Akzent war hier und da vielleicht etwas zu viel, aber gut. Insgesamt nimmt man dem Streifen ab, in dieser Zeit zu spielen, auch wenn berühmte Wahrzeichen wie etwa der Eiffelturm oder Notre-Dame außen vor bleiben. Insgesamt wirkt der Film dafür, dass er in Paris spielt, allerdings etwas zu steril, z.B in der Straßenszene. Es wirkt eher wie eine kleinere französische Stadt, als Paris, aber das wäre meckern auf hohem Niveau. Ich würde sogar soweit gehen, dass der Film optisch ein bisschen, aufgrund der Zeit, in der er spielt, an Hammer oder die AIP-Filme erinnert, wenn man diesen Vergleich würde ziehen wollen. Auch die Geschichte mit einem alten Fluch, einem alten Wesen/Monster, hätte als exotischer Eintrag in den Hammer-Kanon gepasst.

Aber nun erstmal zur eigentlichen Story. Und klar: Da hat Catman nicht unbedingt einen originalitätspreis verdient. Es ist im Grunde einfach nur eine weitere Adaption des klassischen Werwolfs-Stoff, der ein paar Jahre zuvor durch Chaney Junior in Der Wolfsmensch berühmt gemacht wurde. Ob es nun ein Katzenmensch oder ein Werwolf ist, tut im Finale nichts zur Sache, auch optisch unterscheidet sich das nicht Mal sooo stark. Gleichzeitig hängte man sich aber auch an Val Lewtons Filme an, optisch und dadurch, dass man den Film in der Vergangenheit spielen ließ (wie etwa The Body Snatcher) – auch der große Klassiker Cat People wird seinen Einfluss gehabt haben. Aber natürlich macht ein Film um einen mordenden Katzenmann neugieriger, als die x-te Werwolfsgeschichte.

Geschrieben wurde das Drehbuch von Sherman L. Lowe, der ausschließlich in der Poverty-Row zugange war, hauptsächlich mit Western. Aber auch für das Serial The Monster and the Ape von 1945, von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe, erdachte er die Geschichte. Die für den Katzenmann ist insgesamt eher zweckmäßig, aber es ist ihm anzurechnen, dass er die Figuren mehr charakterisiert, als es andere Poverty-Streifen getan haben. Protagonist Charles Regnier ist als Star-Autor und Weltenbummler für den Zuschauer tatsächlich von Interesse und sein Schicksal war zumindest für mich sogar bedeutsamer als das von Chaney Junior im großen Universal-Vorbild. Auch dass die Polizei Mal nicht untätig rumsteht, sondern tatsächlich ermittelt, und die Frau der Geschichte mehr tut, als nur in Ohnmacht zu fallen (gut, das tut sie tatsächlich am Ende auch, aber davor schießt Marie noch auf den Katzenmann). Und ich danke Lowe auch innigst dafür, keinen Comic-Relief Charakter eingebaut zu haben! Ein Segen ist das ja inzwischen. Zwar gibt es in einer Szene einen etwas exzentrischen Charakter, aber das war noch bodenständig und regte sogar etwas zum schmunzeln an, so sollte es sein. Der Film nimmt sich insgesamt von hinten bis vorne ernst, und er hat keinen Grund, es anders zu handhaben. Lustig ist aber freilich auch Henrys Vergleich von Frauen und Regierungen: „You know, governments are like women. They weep and they pout and threaten, but the more you scorn them, the more they respect you.“

Wenn ich etwas kritisieren müsste, wäre es, wie gesagt, das Ende. Ich sage es nicht oft, aber hier hätte sich der Film gerne noch etwas mehr Zeit nehmen dürfen, denn natürlich ist der Auftritt des „Monsters“, und darauf fiebert man ja hin, das Highlight eines solchen Filmes, und hier ging er auch ziemlich schnell vorbei. Ohnehin gibt es noch einen „Twist“ (den ich auch tatsächlich nicht habe kommen sehen), der aber so manches im Film etwas... merkwürdig aussehen lässt. Also, Spoilerwarnung:

Nun, am Ende ist nicht der übliche Verdächtige, Charles, der Katzenmensch, sondern Henry. Der wollte ja bekanntlich nur das Beste für seinen Protegé, jedoch wirft das auch wieder Fragen auf, denn... wieso tötete er dann überhaupt Marguerite? Ok, das könnte man noch, aus Henrys Sicht, so rechtfertigen, dass diese Ehe Charles nicht gut tut. Aber wieso lässt er dann Charles Handschuhe am Tatort zurück, um den Verdacht auf Charles zu lenken? Was bringt ihm das? Und wieso lässt er Charles durch Visionen glauben, er sei der Katzenmensch? Und wieso gibt er Marie im finale nur Platzpatronen, wenn er genau weiß, dass er sie später als Katzenmensch angreifen will? Dass er zu Anfang die Charles belastenden Dokumente stiehlt, das ergibt ja Sinn, aber der Rest nun leider nicht. Wer wollte, könnte den Streifen rückblickend deswegen wieder zerfetzen, aber das wäre auch Unrecht.

Spoiler Ende.

Auch die Regie weiß hier und da durchaus zu gefallen und schlägt typische Monogram- oder PRC-Titel um Längen. Leslie Selander (The Vampires Ghost, Flight to Mars u.a, asnonsten zahllose B-Western) schafft einige coole Szenen mit Schatten, besonders der überdimensionale Schattenwurf des Katzenmanns mit seinen Krallen in der ersten Szene, in der er zuschlägt, entfaltet seine Wirkung. Auch sonst ist die Kamera beweglich, keineswegs starr, und die einzelnen Settings, z.B das Edelrestaurant mit Theaterbühne, ist schön lebendig. Besonders vortrefflich ist die Verfolgungsjagd zwischen den Kutschen von Henry und der Polizei, die für die damalige Zeit für ein Poverty-Row Studio sehr gekonnt umgesetzt wurde – mit Rückprojektionen, Schnitten und so weiter wird die Illusion nur dadurch getrübt, dass man beim Umkippen der Kutsche die Drähte sieht, an der die Kutsche festgezurrt wurde.

Bei den Schauspielern ist es etwas schwieriger. Als geplagten Charles mag ich Carl Esmond, der u.a mit Ray Milland in Ministry of Fear spielte oder sogar niemand geringeren als Jules Verne in einer kleinen Rolle im ansonsten leider öden From the Earth to the Moon darstellte, eigentlich. Er geht die Rolle geerdeter an, übertreibt mit seinen Gestiken nicht. Andererseits ist er vielleicht an anderer stellte zu zurückhaltend. Als sein Love-Interest weiß Leonore Aubert (ihre größte Rolle hatte sie in Abbott and Costello meet Frankenstein) ebenfalls den Umständen entsprechend zu gefallen. Douglass Dumbrille ist als väterliche Figur Henry ebenfalls charismatisch und glaubhaft, ebenso wie Gerald Mohr (The Angry Red Planet, Invasion U.S.A von 1952 u.a) als Inspektor, der lange Zeit den übernatürlichen Unterbau ablehnt. Auch sehr gefallen tut der Deutsche Fritz Feld (der seinerzeit sogar in Der Golem als Statist anfing) als Polizei-Präfekt wegen seiner etwas untypischen Art und seinem Akzent, der doch ziemlich deutlich hervorsticht.

Zu den „Effekten“ seien dann auch noch ein paar Zeilen gesagt. Im Grunde gibt es keine, außer die Maske des Katzenmanns. Und diese ist... naja, anders. Etwas dran am Werwolf, aber so wirklich wie eine Katze schaut es jetzt auch nicht aus, aber das wäre auch schwierig umzusetzen gewesen. Auch gibt es keine Verwandlung mit Überblende wie beim Werwolf übrig. Charles hat seine Vision (von einem Eismeer, einem Gewitter und einer Boje im Meer, wieso auch immer) und dann taucht der Katzenmensch auch schon auf. Nur die finale, ebenfalls obligatorische Rückverwandlung findet on-screen statt.

Der Print von Kino-Lorbeer ist darüber hinaus sehr ansehnlich, sehr scharf, sehr klar. Top!

Fazit:

Nun denn, The Catman of Paris war in der Menge der Horrorfilme der 40er, die ich mir in der letzten Zeit angesehen habe, eine erfreuliche Überraschung. Der Streifen ist mit knapp 60 Minuten kurzweilig, dazu schön gestaltet und hat einfach seinen Charme. Ich empfehle ihn klar für Fans des Jahrzehnts!

7/10 Punkten.