The Black Samurai – Filmkritik
Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1977
Regisseur: Al Adamson
Schauspieler: Jim Kelly (Robert Sand, „The Black Samurai”), Bill Roy (Janicot), Marylin Joi (Synne), Essie Lin Chia (Toki), Biff Yeager (Pines)
Vorwort:
Heute haben wir hier mal wieder etwas sehr Ungewöhnliches vorliegen. Zumindest für diese Seite. Aber Abwechslung ist das A und O beim Film und auch wenn ich ab und zu auch in Genres abseits des Horrors wildere, so reviewe ich diese Filme zu 99% gar nicht hier. Eine Ausnahme war vor geraumer Zeit der US-Western The Rare Breed mit James Stewart.
Heute habe ich mir deswegen etwas ganz Obskures herausgepickt. Einen billigen Blacksploitation-Film, wie am Filmtitel unschwer zu erkennen ist: Der große Klassiker Black Samurai.
Nein, natürlich handelt’s sich nicht um einen Klassiker, sondern nur um einen weiteren Action-Güllestreifen aus der Trash-Werkstatt von good ol’ Al Adamson, der zumindest den Trashfilmfans (oder True-Crime-Kennern) bekannt sein dürfte – und auch dort dürfte er sich keinen allzu guten Namen gemacht haben. Aber dazu später mehr.
Tja, wie kam ich aber nun auf eine solche Schote? Naja, ich war auf der Suche nach ein paar Horrorfilmen, so aus den 60er Jahren, und da traf ich auf Blood of Draculas Castle, ebenfalls von Adamson. Und als ich seine Filmographie durchging sprang mir der Titel Black Samurai sofort ins Gesicht. Es brauchte einfach mal etwas Abwechslung und da kam mir so ein absurder Action-Film gerade Recht…
Inhalt:
Wir befinden uns in Honkong (bzw. gehe ich davon aus, dass Adamson einfach ein bisschen Stock-Footage gekauft hat und dann ins nächste China-Town gezogen ist). Dort verfolgern ein paar zwielichtige und hässliche Gestalten eine Frau, die alsbald von ihrem Chauffeur in ein kleines, hässliches Haus mit Pool kutschiert wird. Im Radio auf der Fahrt hören wir: Sie ist die Tochter eines Politikers, der sich gegen den Drogenmarkt in Honkong stark macht und alsbald in die USA reisen soll. Ihre Tochter, Toki, soll mitkommen – das passt den Drogenhändlern mal so gar nicht, Entführern sie glatt beim Sonnenbaden und erschießen ihre nutzlosen Beschützer. Dann gibt’s das Intro (mit sehr schönen Animationen; fast das beste am Film) und wir befinden uns am Tennisplatz von Robert „Black Samurai“ Sand.
Der macht grad Urlaub und als ihn ein paar Regierungsaffen wieder zum Weltretten beordern wollen, lehnt er entrüstet ab. Doch dann platzt die Bombe: Der Drogenhändler, Zuhälter und Satanist Janicot steckt hinter der Entführung von Toki – die mit Sand früher schonmal eine Affäre hatte (oder so). Jetzt ist der Black Samurai aber wütend und fährt mit seinem schwarzen Superauto sofort los – wohin? Tja, zu den bösen Buben halt, die offenbar sofort von Sand wissen und ihn verfolgen. Wie das endet ist klar; Das Auto von Janicots Schergen explodiert, nachdem es einen Hang herunterfällt.
Alsbald erhält Sand von seinem Informanten bei der Polizei, Pines, eine Einladung von Janicot höchstpersönlich. Woher Pines die hat und warum Janicot seinen Erzfeind gleich zu seiner Party einläd? Unwichtig. Jedenfalls nimmt Sand an und hält, angekommen auf der „Party“ (mitsamt mexikanischem Gesangschor) erstmal ein Schwätzchen mit Janicots Helferin Synne. Irgendwie kommt’s da zum Streit und nachdem Sand die Satanisten verprügelt, flieht er. Doch der Kampf ist noch lange nicht vorbei…
Besprechung:
Ja, Black Samurai sorgt für gehörige Abwechslung, denn es ist endlich mal wieder so ein richtig bekloppter Trash-Film, den man nach Herzenslust zerreißen kann, ohne sich dafür schämen zu müssen – weil er’s nun mal echt nicht anders verdient hat. Ja, manche möchten meinen, dass alle Filme hier auf dieser Seite Trash-Filme wären, aber da widerspreche ich. Über B-Film und Trash-Film habe ich hier einen kleinen Artikel geschrieben, denn es gibt nun schon viele Sachen, die passieren müssen, damit ein B-Film zum Trash-Film wird. Und Black Samurai erfüllt sie alle: Ein dummes Skript, eine hirnlose Regie und Schauspieler, die man schlecht als solche bezeichnen kann.
Und deswegen hat The Black Samurai meine ohnehin niedrig liegenden Erwartungen glatt übertrumpft. Denn vor geraumer Zeit lief, wir erinnern uns, bei SchleFaZ ja auch das Adamson-Werk Der Einzelkämpfer aka Death Dimension. Der war zwar auch dümmlich, aber leider hauptsächlich langweilig. Naja, The Black Samurai ist nicht gerade spannend, bietet dafür aber genug Szenen, die zum lachen anregen.
Nun aber erstmal zu Adamson selber, wie versprochen. Der kam über seinen Vater zum Filmgeschäft, half diesem 1960 bei den Dreharbeiten des Westerns Half Way to Hell und gründete 1966 seine glorreiche Produktionsgesellschaft Independent-International Pictures (American International Pictures, der Name war ja schon vergeben). In den Folgejahren drehte er allerlei Quatsch für die hiesigen Drive-Ins und Grindhouse-Kinos, wie z.B den schon erwähnten Blood of Draculas Castle (1969), Blood of Ghastly Horrors (1968, den habe ich vor Ewigkeiten mal gesehen, habe aber kaum noch Erinnerungen dran), den Biker-Film Satans Sadists oder den semi-Trashklassiker Frankenstein Vs. Dracula, der auch Lon Chaney Juniors letzte Rolle war. Als in den 70er Jahren dann durch die Bürgerrechtsbewegung und der allgemein steigenden Gewalt im Kino Blacksploitation-Werke boomten, da hängte sich Al dran und drehte auch dort einige, wie etwa Mean Mother von 1974. Erst Ende des Jahrzehnts paktierte er dann mit Jim Kelly, der zuvor durch seine Rolle in Enter the Dragon einige Bekanntheit erlangt hatte.
Trotz dieses Outputs dürfte Al Adamson von den „großen“ Trash-Auteuren im Bekanntheitsgrad weit hinten liegen. Eigentlich sind seine Filme durch die Bank weg sehr schlecht bewertet und so wirklich große Fans scheint er nicht zu haben. Bekannt sind seine Werke ohnehin nicht, hinderte Severin aber vor ein paar Jahren nicht, ALLE seine Filme in EINER Box zu verscherbeln. Da mir diese durch die Lappen ging, habe ich leider keinen Adamson Film in der Sammlung. Die Severin-Box wird inzwischen für glatte 700 Euro auf Ebay vertickt, was bei 32 Langfilmen (inklusive Doku über Adamsons Leben) immerhin knapp 21 Euro pro Film bedeutet. Naja, wenn ich Millionär wäre, würde ich ja vielleicht zuschlagen, so aber muss man wohl oder übel auf eine Neuauflage von Adamsons-Werken warten. Aber wir haben ja YouTube, wo die meisten seiner Filme eh verfügbar sind, wenn auch nicht in Top-Qualität. Aber da passt man sich immerhin dem Inhalt an.
Und zu dem kommen wir jetzt. Die Story habe ich ja bereits zusammengefasst, zumindest zum Teil, wenn man sie denn so nennen wollte. Es ist eher eine Outline, eine grobe Idee, die Adamson hier von einem gewissen B. Readick und Marco Joachim zusammenstöpseln ließ. Angeblich, denn ich habe da so meine Zweifel und vermute, dass das einfach ein Pseudonym von Herrn Adamson waren, denn: A) hat B. Readick sonst nie wieder irgendwas mit dem Thema Film zutun gehabt und Marco Joachim schnitt Anfangs der 70er lediglich ein paar Bruce Lee Episoden zu Filmen zusammen und war Anfang der 2000er noch für zwei sehr unbekannte Musikvideos als Monteur zuständig. Ach ja, und basieren tut das Ganze auf einer Pulp-Novel von Autor Marc Olden (die ich bei Gott natürlich nicht gelesen habe). Wenn wir auf dessen IMDB-Profil schauen, trifft uns zudem glatt der Schlag, denn dort steht, dass sein Black-Samurai angeblich bald nochmal verfilmt werden soll…
Tja, seltsam, seltsam, denn ein solches Skript könnte nun wirklich jeder innerhalb von ein paar Tagen herunterrasseln. Es ist eine völlig anspruchslose, dämliche, unlogische, hirnverbrannte und ziellose Ansammlung an Action-Szenen, die nur notdürftig durch ein halbgares Story-Gerüst zusammengehalten werden. Lieblos wird eine Szene an die nächste Geklatscht, ohne das jemals so etwas wie eine Dramaturgie aufkommen würde. Schon die Grundidee „Superkämpfer wird für Kampf gegen Bösewicht arrangiert“ verdient ja keine Originalitätspreise, aber Adamson macht daraus ja auch nichts. Dass Oberfiesling Janicot nicht nur Drogenhändler und Zuhälter, sondern auch ein international agierender Satanist ist, das ändern an der Chose nichts, außer dass Adamson ein paar Bekloppte um ein Feuer tanzen lassen kann. Und apropos Bekloppte – ja sind denn alle hier völlig bekloppt geworden?! Dass man es selbst bei so einer simplen Story nicht hinbekommen hat, Logikfehler zu umschiffen, das ist schon ein Wunder. Weder wird erklärt, wer Robert „The Black Samurai“ Sand ist, noch wieso er von den Leuten in Anzügen (ich gehe mal aus es sind irgendwelche Regierungs-Fuzzis) angeheuert wird. Und auch sonst ergibt einfach nichts Sinn: Woher weiß Sand immer, wohin er fahren soll? Klar, er bekommt die Infos von Pines, der wohl irgendwie bei der Polizei arbeitet, aber woher bekommt er alle wichtigen Informationen über das Treiben von Janicot? Und noch wichtiger: Wenn er es weiß, wieso überlässt er die Arbeit einem einzigen Mann, anstatt selber tätig zu werden?
Ohnehin passt es natürlich nicht: Janicot soll ein international-agierender Oberschurke sein, hat aber nur ein paar dutzend Trottel als Handlanger und muss in irgendwelchen abgeranzten Schabracken hausen. Seine „Satanisten-Feier“, zu der er Sand ohne erkennbaren Grund ja auch noch einlädt (bzw. gibt er die Einladung erst Pines, der sie an Sand weiterleitet – wieso so kompliziert?), spottet jeder Beschreibung. Eine hässliche Halle mit einem mexikanischen Musikchor (warum?!) und einem Geier (oder Raben oder was auch immer – irgendein Vogel halt) der sinnlos herumschreit. Das Skript ist einfach nur „Sand fährt von A nach B und verprügelt Leute“ und auch unser Held selber stellt sich sehr dümmlich an, das haben wir ja in der Jetpack Episode gesehen. Wenn er schon einen Jetpack hat, wieso infiltriert er Janicots Anwesen nicht, wieso landet er dazu im Wald neben an, wo er doch auch einfach so hätte hinfahren können?! Ohne Jetpack. Und dann fährt er auch noch OHNE nach der entführten Frau gesucht zu haben! Hinzu kommen völlig belanglose und ziellose Dialoge.
Aber ich will nicht allen Schwachsinn, der das Drehbuch zu bieten hat, abklappern. Denn die „Action-Szenen“ bieten ja auch noch was. Immerhin sind diese, so kommt es mir vor, ein bisschen besser als in Der Einzelkämpfer, was aber immer noch nicht viel heißen mag. Choreografiert wurden sie von Kelly höchstpersönlich. Und es mag ja sein, dass der gute Mann kämpfen kann, trotzdem sehen die Kämpfe total bescheuert aus und erinnern mitunter an Cüneyt Arkins (siehe Dünyayi Kurtaran Adam) Kampf-Spasmen, besonders wenn Kelly irgendwelche Stangen zur Hilfe nimmt, um damit gleich eine Reihe an Feinden zu Boden zu befördert (die sich auch offensichtlich schon fallen lassen, bevor Kelly sie überhaupt berührt). Ansonsten kennt man es ja. Tritte, Schläge, Rumgeeiere, Gesichtskirmes und so weiter, unterlegt von Bud-Spencer mäßigen Soundeffekten, was manchmal aber auch nach hinten losgeht: Es gibt einen Schlag und man hört zwei Treffer auf der Tonspur. Es wird nur überraschend wenig geschossen, lediglich im Intro wird geballert. Dementsprechend ist der Film relativ blutleer und es fliegen nur Fäuste und Füße – ach ja, und Steine auch, mit denen Kelly die „Ureinwohner“ im Wald erschlägt. Ja, und bevor ich’s vergesse: Kelly, Janicots Schergen und die Kleinwüchsigen fliegen auch… ja, Janicots Armee ist schon drollig. Man muss sich schon Mühe geben, um einen solchen Haufen an unfähigen Trotteln zusammen zu kriegen. Zwerge, Ureinwohner, einen Raben und absurd schwache Handlanger. Janicot selber rührt nämlich keinen Finger und scheint mir auch selber sehr unfähig, wirklich „satanisch“ ist er ja nicht gerade.
Womit wir auch schon bei der Ausstattung wären: Die ist, Obacht, ebenfalls erbärmlich. Alles spielt in Hinterhöfen, Landstraßen, Wäldern und billigen Zimmern. Eben dort, wo Adamson keine Drehgenehmigung brauchte und es keine Leute gab, denen er mit seinem Kindergarten auf den Sack gehen konnte. Und Licht brauchte er auch nicht, mitunter erkennt man, z.B in den Katakomben im Finale, nicht gerade viel – was zugegebenermaßen aber auch an der Qualität der YouTube-Version liegen könnte. Lediglich bei den „Satanisten“-Szenen hat sich Adamson noch eine Feuerschale und ein paar doofe Masken aus dem Kreuz geleiert. Da lässt er seine Statisten dann blöd ums Feuer tanzen, aber solange es mich belustigt ist ja alles gut.
Die Fähigkeiten des „Meisters“ himself, also von Al Adamson, sind auf demselben Niveau. Also niveaulos, wenn man böse wäre. Nein, er tut eigentlich ja auch gar nichts in seiner führenden Funktion. Er lässt Kelly halt im Raum stehen und seine Lines murmeln, oder gegebenenfalls seine Kampfszenen durchführen. Kamera an, zack, fertig. Die Dialogszenen sind ohne jedwede Dynamik vorgeführt, einfach stupide abgefilmt, und die Action-Sequenzen sind auch nicht besser. Die Autoverfolgungsjagd ist den Umständen entsprechend noch gourtierbar, die Kampfszenen zeugen aber nicht davon, dass Adamson ein Auge für das Genre gehabt hätte, das sah man ja insbesondere in Der Einzelkämpfer, der in Sachen Action noch erbärmlicher war.
Aber wie gesagt, es regt zum Lachen an. Zusammen mit Kellys 70s Mode, den absurden Schergen von Janicot (Zwerge, Ureinwohner, Trottel aller Art) und der allgemeinen Soundkulisse (feine Disco-Musik und nervtötende Schreie) ergibt das, naja, ich will nicht sagen großen Spaß, aber gediegenes Amüsement. Besonders der Endkampf mit Janicots rechter Hand (ich merke mir die Namen dieser unbedeutenden Leutchen ja nicht) ist einfach wunderbar: „Come on, muscle man, come on, muscle man, get me, get me…“ in Endlosschleife. Besonders drollig, da man den Dialog nachsynchronisiert hat, und man deutlich erkennt, dass niemand während des Kampfes seinen Mund bewegt.
Zu den Schauspielern kann und möchte man da ja fast nichts mehr sagen. Aber auch gilt wieder: Sie sind besser als in Der Einzelkämpfer, bzw. fallen nicht so negativ aus. Jim Kelly muss ja nichts schauspielern und wenn er nicht gerade kämpft, verzeiht er auch keine Miene. Bill Roy als Janicot, der für Adamson ansonsten nur noch in Nurse Sherri vor die Kamera trat, ist hingegen ein schwarzes Loch an Charisma. Als großer Satanisten-Anführer sollte er ja irgendwas sein… rhetorisch schlagfertig, böser, finster, charismatisch… nix isser, der steht einfach nur dumm da und säuselt seine hirnverbrannten Monologe vor sich hin. Aber auch sonst sind alle Akteure Schlaftabletten. Bill Yeager (hatte sogar kleine rollen in Edward mit den Scherenhänden und Ed Wood) ist einfach nur langweilig, und auch die Frauen im Bunde sind ausgesprochen ausdruckslos. Marylin Joi (kleine Rollen u.a in Mansion of the Doomed und anderen Blacksploitation-Actionfilmen) als Janicots Helferin ist höchstens lachhaft und ihr „Endkampf“ mit Essie Lin Chai, die natürlich auch zu keinem Zeitpunkt irgendwas Sinnvolles tut, regt höchstens zum Schmunzeln an.
Gesichtet wurde der Streifen wie gesagt auf YouTube, wo ihn irgendjemand vor knapp einem halben Jahr hochlud. Also beeilt euch, wenn ihr ihn sehen wollt, bevor jemand wegen Copyright ankommt – wobei ich nicht weiß, bei wem die rechte für Adamsons Nachlass liegen. Bei Severin, vermutlich? Der Mann ist nämlich schon lange tot, seit er in den 90er Jahren von dem Handwerker, der sein Haus renovieren sollte, umgebracht und anschließend einbetoniert wurde. Ja, es stimmt – und diese Story ist zumindest interessanter als The Black Samurai… Gott hab ihn Seelig, den Adamson…
Fazit:
The Black Samurai ist selbstredend ein Trash-Klopper, der in allen Belangen kläglich versagt: Handlung, Action, Schauspieler, Regie… alles ist entweder dumm oder sinnlos. Es ist kein Film, bei dem man pausenlos lachen müsste, aber für 80 Minuten gibt’s trotzdem genug amüsante Szenen, sodass ich die Sichtung nicht bereue. Die untenstehende Wertung ist deshalb rein als Trash-Wertung zu verstehen.
6/10 Punkten.