Original-/Alternativtitel: /
Jahr: 1943
Regisseur: Sam Newfield
Schauspieler: George Zucco (Amos Bradford), Byron Foulger (Weatherby), Glenn Strange (Andy), Noel Madison (Bardoni), Charles Middleton (Sheriff), Wanda McKay (Lee), Robert Livingston (Allen)
Vorwort:
Da ich mit Fog Island gerade schon dabei war, mich mit Whodunits aus (ganz) alten Tagen auseinanderzusetzen, mache ich da doch gerade einfach weiter. Diesmal habe ich mir The Black Raven herausgepickt, den man auch für ein Karloff-Lugosi-Vehikel halten könnte. Tatsächlich handelt es sich aber nur um den handelsüblichen Poverty-Row-Billigheimer der 40er. Mit dabei wieder George Zucco und das Ding wurde auch wieder von den „bekannten“ Producers Releasing Corporation (aka PRC) herausgebracht (was ich aber vor der Sichtung nicht wusste, ehrlich!). Da sich Fog Island ja als Quatschfilm aller erster Güte erwiesen hatte, der aber wenigstens irgendwie unterhaltsam war, lag die Erwartung zumindest nicht im Keller…
Inhalt:
Amos Bradford betreibt das Gasthaus „The Black Raven“ an der kanadischen Grenze. Als Nebendienstleistung bietet er Gangstern und anderen Leuten an, sie ungestört über die Grenze zu schmuggeln.
Heute jedoch bekommt er Besuch von einem alten Kollegen, den er hintergangen haben soll. Dieser will ihn töten, doch Amos kann ihn überwältigen und fesseln. Doch bevor er sich ihm widmen kann, kommen weitere Besucher. Einmal der Gangster Bardoni, der über die Grenze fliehen will. Dann der Bankangestellte Weatherby, der 50.000 Dollar unterschlagen hat und ebenfalls nach Kanada fliehen will. Und dann die Vermählten Lee und Allen, die heiraten wollen, und dazu nach Kanada müssen, da der Vater von Lee, der einflussreiche Winfield, gegen die Ehe ist. Dieser taucht plötzlich auch auf und will die Verlobten trennen. Auch erkennt er Weatherby aus der Zeitung wieder und knöpft diesem seine 50.000 Dollar ab. Wenig später wird Winfield jedoch erschossen gefunden – wer hat ihn getötet und das Geld an sich genommen? Und zu allem Überfluss konnte sich Amos alter Kollege auch noch aus seinen Fesseln befreien und läuft nun im Haus herum…
Besprechung:
Sie können es ja doch, die Leutchen von PRC! Überraschung, Überraschung: The Black Raven ist zwar kein Überflieger, aber zumindest ein, für die Zeit der 40er, solider Whodunit, der akzeptabel gescriptet, gespielt und gewerkelt ist. Besonders positiv ist natürlich, dass der Streifen sogar Sinn ergibt! Auch hier gehen die Leute zwar hauptsächlich durch die Türen und Gänge des bescheidenen Sets (echt, man müsste ein Trinkspiel machen: jedes Mal wenn jemand einen Raum betritt einen Heben!), aber dieses mal hat das sogar Sinn und verfolgt eine Story – zwar eine, die am Ende sehr konventionell ist und sich im Fahrwasser generischer Whodunits, wirklich überraschend ist hier nix, aufhält, aber immerhin.
Vielleicht liegts ja daran, dass der Drehbuchschreiberling (wie ich bereits in der Kritik zu Fog Island erwähnt hatte; das waren bei PRC chronisch unterbezahlte Schlucker) Fred Myton ein routinierter Fließbandhersteller für derlei Drehbücher war. Er schrieb u.a auch den „berühmt-berüchtigten“ Western Terror of Tiny-Town (der, wo nur Kleinwüchsige mitspielen. Den muss ich sehen!), sondern auch PRCs Werwolf-Hobel The Mad Monster (ebenfalls mit George Zucco), Dead Man Walk (mit Dwight Frye) und, natürlich, einen Haufen kleiner B-Western, die heute kein Schwein kennen dürfte. Myton bedient sich den althergebrachten Regeln: Ein paar Leute kommen an einem Ort an, jeder hat irgendwelche Probleme, insbesondere mit dem späteren Mordopfer. Ebenfalls positiv gegenüber Fog Island: Hier gibt’s ein Mordopfer, das zwar nicht On-Screen stirbt (wir sind ja schließlich in den vom Hays-Code geplagten 40er Jahren), aber immerhin während der aktiven Handlung. In diesem Falle ist es der korrupte… Politiker, Geschäftsmann? Keine Ahnung, der „im Bundesstaat“ sehr mächtige Tim Winfield, der dem armen Bankangestellten Mr. Weatherby mal eben 50.000 Dollar abknüpft, die dieser zuvor unterschlagen hatte (heute wären das immerhin knapp 920.000 Dollar). Jeder hat natürlich irgendein Motiv und auch wenn’s natürlich nicht hochkomplex hergeht, wirkliche Hinweise zum Miträtseln bekommt der Zuschauer freilich nicht präsentiert, kriegt’s der Film wenigstens hin, eine gewisse Grundspannung bis zum Ende (der Mord findet passend zur 30-Minuten marke statt) aufrechtzuerhalten. Zwar wird, wie gesagt, daraufhin auch hauptsächlich durch Räume und Türen gegangen, aber immerhin nicht auf Teufel komm raus. Echte Überraschungen gibt’s nicht, aber dafür auch keine Momente, wo man sich denkt, was das jetzt wieder soll.
Bevor der Mord stattfindet kann der Streifen ebenfalls bei der Stange halten. Die Charaktere werden sinnvoll eingeführt, bekommen nur das Mindeste an Hintergrundgeschichte mit, was somit auch nicht zu viel ist. Glücklicherweise gibt’s diesmal auch nicht (wie bei Fog Island, das dient eben gut als Negativbeispiel) eine unnötige Romanze; Im Mittelpunkt steht stattdessen Zuccos Gangsterkneipe, was ja kein uninteressantes Faktum ist und fein als zentraler Handlungsort dient. Dieser ist außerdem überraschend atmosphärisch eingefallen. Ein altes Gasthaus bei Nacht mitten in einem Sturm im Nirgendwo. Das gefällt gerade mit den zwar nicht spärlich, aber auch nicht übermäßig eingerichteten Poverty-Row Sets und versprüht den Charme alter B-Filme, denen ich einfach nicht böse sein kann.
Der Cast macht ebenfalls nicht viel falsch. George Zucco hat hier im Gegensatz zu Fog Island deutlich mehr zu tun und absolviert seine Lines auch, so scheint es mir, etwas motivierter, vitaler. Außerdem ist seine Figur, jemand, der Gangster via sein Gasthaus über die Grenze nach Kanada schleust, auch interessanter. Hinzu kommt Glenn Strange, der später hauptsächlich dafür bekannt wurde, in den letzten drei Universal-Horrorfilmen der Frankenstein-Reihe ebenjenes Monster darzustellen; das bedurfte natürlich keiner schauspielerischer Raffinesse, und bestimmt ist Strange auch keiner gewesen, der bei den Oscars übergangen wurde. Hier gibt er so eine Art Comic-Relief, den etwas trotteligen Handlanger von Zucco, der ängstlich und ungeschickt ist. Überraschenderweise funktioniert das sogar, weil Strange mit Gestik und Mimik nicht übertreibt und die Szenen auch nicht übermäßig viel Screen-Time bekommen.
Der Rest des Casts besteht hauptsächlich aus unbekannten Gesichtern, die in Produktionen der großen Studios meistens ungenannte Statistenrollen übernahmen. Byron Foulger als schüchterner, ängstlicher Bankangestellter Weatherby gibt seinen Part glaubwürdig ab, ebenso wie Noel Madison, der die Rolle des Gangsters schon in den 30er Jahren in ein paar B-Filme verkörperte. Als Sherriff hat Charles Middleton hingegen nicht viel mehr zutun, als ein paar Fragen zu stellen (oder, andersherum, ohne jedwede Beweise Leute als Mörder zu beschuldigen).
Regisseur ist ein alter bekannter, nämlich Sam Neufeld aka Sam Newfield, der für PRC in den 40er Jahren zahllose Filme drehte (darunter ihre Horrorfilme und Affen-Vehikel wie Nabonga) und auch in den 50er Jahren gut im Geschäft blieb (z.B mit Lost Continent von 1951). Auch der schon benannte Terror of Tiny Town geht auf seine Kappe. Er war ein typischer Vielfilmer seiner Zeit, der in der Crew aufgestiegen war, und genug vom Handwerk verstand, um einen Film mit wenig Budget unter Zeitdruck hinzubekommen. Das tut er auch hier, nur eben ohne irgendwelche inszenatorische Raffinesse, was Angesicht der Atmosphäre und dem Spielort eigentlich hier und da ganz gut funktioniert hätte. Lediglich mit Schatten versucht er in ein, zwei Szenen etwas mehr hinzubekommen.
Fazit:
Tja, eigentlich will ich bei Kritiken immer eine Mindestanzahl an Wörtern erreichen. Das hat jetzt nicht funktioniert, weil The Black Raven eben ein sehr konventioneller B-Whodunit ist, zu dem es nicht viel zu sagen gibt. Damals wie heute gilt: Damit kann man 60 Minuten ganz ok verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.
6/10 Punkten.