Original-/Alternativtitel: It Lives by Night

Jahr: 1974

Regisseur: Jerry Jameson

Schauspieler: Stewart Moss (Dr. John Beck), Marianne McAndrew (Cathy), Michael Pataki (Sheriff)

 

Vorwort:

Der Shocktober geht weiter, mal schauen, wie viele Filme ich diesen Oktober noch schaffen (und wie viel Muße ich für die jeweiligen Kritiken finde). Wir hatten Hammer, Slasher, nun kommt ein weiteres Thema, was ich gerne mag und was für den Fan durchaus ergiebig ist – Tierhorror der 70er Jahre. Jedes Jahrzehnt hat, filmtechnisch, ja so seine Gimmicks – und die 70er hatten den Tierhorror. Nach den Hippie-Jahren kam der Naturschutz in den Mainstream, man wurde „ökologischer“ und so kam es, dass die B-Filmproduzenten diese Stimmung in der Bevölkerung dadurch verarbeiteten, dass die Natur zurückschlägt – zumindest auf den Leinwänden. Und so griffen sie an, die Tierchen, in allen Formen und Farben. Das Genre hat einige schöne Filme hervorgebracht, natürlich Jaws, aber z.B auch Mörderspinnen, Panik in der Sierra-Nova oder Squirm. Aber auch sehr obskure Filme gab es, wie etwa Night of the Lepus (Killerkaninchen) oder The Godmonster of the Indian Flats (Killerschaf).

Ich mag die 70er Jahre. Ich mag Monster/tierische Killer. Und so habe ich mir heute The Bat People herausgesucht, der aufgrund des netten Covers schon länger auf meiner Liste stand...

Inhalt:

Das frisch verheiratete Paar John und Cathy machen Flitterwochen. Sie besuchen eine Höhle und stürzen dort in ein Loch, wo sie von Fledermäusen angegriffen werden. John verhält sich daraufhin komisch und leidet unter plötzlich auftretenden Anfällen. Die Ärzte wissen nicht weiter und bald kommt es zu Morden, die ihrerseits den Sheriff auf den Plan rufen... John verwandelt sich in eine Fledermaus!

Besprechung:

Nun kann ich ein weiteres Thema abhaken: 70er Jahre Horrorfilme über Fledermäuse. Immerhin gibt’s mit Schwingen der Angst von 1979 gleich zwei Filme dieser Art. Und beide sind nicht gut, wobei The Bat People der Schlechteste der Beiden ist – und auch im Allgemeinen handelt es sich um eine ausgesprochen trübe Angelegenheit.

Der Film ist von AIP. Wir erinnern uns: Gegründet Mitte der 50er von den Herren Roger Corman, Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson, die in den nächsten Jahren immerzu die Lieferanten für die hiesigen Drive-Ins waren. Heruntergekurbelt wurden die Streifen mit einem Budget von mindestens unter 100.000 Dollar (meistens weniger) innerhalb von maximal einer Woche. Wer B- oder Trash-Filme gerne hat, der wird AIP und ihre Art kennen. Und diese Art fällt zumindest mir öfters auf die Nerven, denn die Eigenart der AIP’schen Billigheimer war es nun mal (oder musste es wegen den Finanzen ja sein), viel Gerede zu Filmen, und wenig Monster. Und Letzteres war meistens ein Mann (oft Paul Blaisdell) im Gummikostüm – so viel zum Filmhistorischen, damit wir unseren Bildungsauftrag erfüllen. Und damit ich wieder Werbung machen kann: Die AIP-Filme der 50er bespreche ich natürlich in meinem MovieCon-Buch.

Aber Scherz beiseite: natürlich hat AIP später auch andere Arten von Filmen gemacht, aber bei The Bat People sind sie wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen, möchte ich sagen. Es wird geredet, geredet, geredet, dass einem die Füße einschlafen und am Ende wird kurz das Gummikostüm übergeworfen, damit man sich nicht vorwerfen lassen muss, dass man die Zuschauer komplett durch den Kakao gezogen hätte. Ich glaube, der Dialog in AIP-Chefetage lief folgendermaßen ab:

„Du, ich hab’ hier noch 50.000 Dollar, eine freie Höhle für zwei Tage und drei arbeitslose Schauspieler vom Arbeitsamt. Und so ne tolle Idee: Was wäre, wenn jemand von ner Fledermaus gebissen wird uns sich dann verwandelt?“

„Und dann?“

„Keine Ahnung. Schreib’ das Drehbuch bis morgen fertig und dann legen wir los!“

Anders kann ich es mir nicht erklären, denn selten sah ich ein so müdes Drehbuch. Meine Güte, ich bin doch wirklich niemand, der bei so einem Film etwas Neues erwarten würde! Aber so ein bisschen etwas, was man „Idee“ nennen könnte, die über „Mann verwandelt sich und läuft herum“, erwarte ich dann schon. Es ist ja bei AIP oft nervig gewesen: Die Filmplakate versprachen das blaue vom Himmel herab, doch was man dann zusehen bekam, war eher lachhaft (war ja schon beim ersten Monsterfilm des Studios, Ausgeburt der Hölle, so). Aber in den 50er Jahren war das immerhin noch etwas charmant und die Filme hatten da automatisch mindestens ein Grundmaß an Atmosphäre (und die Kostüme sahen, wenn sie denn mal auftauchten, ganz nett aus).

Hier aber gibt’s weder das Eine, noch das Andere. Es gibt so ziemlich gar nichts. Ich versuche wirklich immer, Filmen gutmütig gegenüberzustehen und wo viele schon lachend ablehnen (oder kopfschüttelnd abschalten), bleibe ich aus Prinzip bis zum Ende dran. Hier viel es mir aber echt schwer und ich gebe zu: Irgendwann habe ich das, was sich da auf dem Bildschirm abspielte, auch nicht mehr ganz so aufmerksam verfolgt. Es tut mir leid.

Das Drehbuch von Lou Shaw, der den Murks auch noch mit dem Geld, was er so über die Jahre im Straßengraben auflas, finanzierte, ist einfach sehr, sehr öde. Selbst die Idee ist nicht mal kreativ: Es ist halt einfach ein Aufguss der klassischen Werwolfgeschichte. Ein Mann wird von Fledermaus gebissen, läuft (oder fährt) herum und... joa, tötet ein paar Leute, wobei man das nicht mal sieht. Es ist schlimm, dass man hier nichts draus gemacht hat und dass man das auf 90 Minuten aufgebläht hat. Das sind, in dieser Form hier, mindestens 30 Minuten zu viel. Der Anfang ist ja noch irgendwo ok, wenn auch schwachsinnig. Also: Dr. John Beck und Cathy sind auf den Flitterwochen und zu „Forschungszwecken“ besuchen sie eine Höhle. Die Atmosphäre dort ruft „primitive Gefühle“ (haha) in Cathy wach, sodass sie über die Absperrung klettert – und prompt in irgendein Loch fällt. Das ist ja schon mal bescheuert, und was macht John? Der springt ihr hinterher! Dümmer geht’s nimmer, ehrlich! Wer denkt sich so einen Humbug aus?!

In dem Loch wird er dann halt von einer Fledermaus gebissen und das war es eigentlich schon. Wie sie wieder herauskommen sieht man übrigens nicht, denn wenn man eine Rettungsaktion hätte Filmen wollen, hätte man ja weitere Schauspieler gebraucht (und das hätte ja, unzumutbar, weitere Gagen gekostet!). Die restlichen 70 Minuten geht’s darum, wie John herumzuckt, Alpträume hat, sinnentleert durch die Gegend fährt und läuft und ein paar Leute tötet (was man, wie gesagt, nicht sieht. Lediglich das Ergebnis, sprich, die Leichen, darf man für etwa 20 Sekunden „bewundern“). Selbst im Finale aber, das ja etwas hätte rausreißen können, passiert nix! Der Sheriff wird von ein paar Fledermäusen blutig gebissen und erschießt sich selber, John läuft als Fledermaus durch die Höhle und Cathy auch – Ende.

Das, was passiert, ist ja schon langweilig, aber selbst das ist auch noch an so manchen Stellen unlogisch. Cathy regt sich die ganze Zeit auf, John wäre ja so schlimm krank und müsse ins Krankenhaus – und kaum ist er da will sie, dass er wieder geht. Es wird von „Behandlungsmethoden“ gefaselt, ohne dass erklärt wird, wie die aussehen. Der Arzt findet die Zuckungen von John davor auch gar nicht so schlimm (sei nur eine Allergie, aha...). Dass die drei Figuren, die vorkommen (Cathy, John und der Sheriff) allesamt so dreidimensional sind wie ein Strich, das erklärt sich von selbst. Cathy heult nur rum und ist besorgt, John... zuckt nur und liegt im Bett und der Sheriff redet geschwollen und langsam daher und wird dann auch noch übergriffig gegenüber Cathy. Dass die Figuren damit alle entweder unsympathisch oder langweilig sind, macht die Story nicht besser.

Wenn es denn dann wenigstens etwas für das Auge geben würde. Ich habe es schon öfters erwähnt: Ich liebe den Look von alten Horrorfilmen in der US-Natur. Ok, die wenigen Aufnahmen in der Prärie zu Anfang sind ganz ok, danach geht’s dann auf einmal in die Berge mit Schnee, ergibt keinen Sinn, aber sieht wenigstens für ein paar Minuten ganz nett aus.

Daneben spielt alles in langweiligen Räumen oder Straßen und in einer Tropfsteinhöhle, die stark an die Höhle aus Die Rache der schwarzen Spinne von Bert I. Gordon erinnert, aber ich will es nicht beschwören. Und Regisseur Jerry Jameson, der ansonsten auch noch so Top-Ideen wie Raise the Titanic verfilmte, trägt zur ausgesprochenen Tranigkeit bei. Alles dümpelt daher. Die Fledermausattacken wirken ohne Elan, ebenso wie alles andere. Bei den Dialogen wird es nur stumpf abgefilmt oder es gibt die übliche Shot-Gegenshot-Variante. Keine wirklichen Ideen oder sonstige Versuche, die inhaltliche Langeweile irgendwie durch eine bessere Optik zu verbessern. Die Spezialeffekte sind nicht der Rede wert. Kurz sieht man, wie sich Johns Hand in eine Fledermaushand verwandelt, der Effekt ging noch. Aber das „Kostüm“ des „Fledermausmenschen“ John am Ende ist eher unterwältigend und man sieht es eh nur sehr kurz im Halbdunkeln.

Die Akteure passen sich dem Ganzen an und sind vollkommen blass. Stewart Moss (gab sich ebenfalls die Ehre in Raise the Titanic) kann als Dr. John Beck wenigstens relativ glaubwürdig so tun, als hätte er einen Anfall, mehr verlangt seine Figur hier nicht. Marianne McAndrew (hatte sonst nur eine Handvoll unbedeutender Rollen) muss nur etwas traurig gucken und weinen (kriegt sie so mittelmäßig hin) und Michael Pataki (bekannter, u.a aus Halloween 4, spielte ebenfalls aber in Raise the Titanic mit!) als Sheriff muss nur... reden und übergriffig sein, super!

Fazit:

Kurze Rede und auch kurzer Sinn: The Bat People ist ein äußerst einschläfernder Vertreter des „Monsterfilms“, den man sich nur als Komplettist desselbigen zu Gemüte führen sollte. Alle anderen sind gut damit geraten, den Streifen tunlichst zu vermeiden. Wer es dennoch wagen will: Zu sehen gibt’s ihn auf YouTube. Vorher habe ich die enorm schlechten Bewertungen auf IMDB (2,4/10 Punkten, er war auch in den Worst 100) für übertrieben, jetzt denke ich, dass es durchaus gerechtfertigt ist, auch wenn es sicherlich noch unnötigere Filme gibt. Es ist kein „schlechter“ Film im Sinne davon, dass er lächerliche Effekte hätte oder zum Lachen komisch miserabel gearbeitet wäre – dann hätte man ja wenigstens lachen können! Er ist schlecht, weil er langweilig ist und man nichts von dem sieht, was man erwartet!

3,5/10 Punkten. (Es muss ja immer Luft nach unten sein).