Original-/Alternativtitel: Smile 2
Jahr: 2024
Regisseur: Parker Finn
Schauspieler: Naomi Scott (Skye Riley), Rosemarie DeWitt (Elizabeth Riley), Dylan Gelula (Gemma)
Vorwort:
Heute haben wir mal wieder eine Premiere auf dieser Seite. Ein Film, der gerade im Kino läuft wird besprochen (bei Cuckoo und Krazy House war das ja nicht der Fall, die habe ich vor dem regulären Kinostart hier kritisiert). Ab und zu schaue ich nämlich, man glaubt es kaum, auch aktuelle Filme. Bei diesem Vorwort kann ich auch mal wieder ausholen, denn das bietet sich bei Smile 2 ja an, denn den ersten Teil habe ich hier ja nicht besprochen (was aber auch gar nicht nötig wäre, dazu komme ich gleich). Jedenfalls: Als ich mir den Überraschungshit Smile letztes Jahr zu Gemüte führte, war es in der Tat eine absolut nervenzerrende Angelegenheit. Zwei Stunden purer Terror und viele Szenen sind mir nachhaltig im Kopf geblieben. Smile ist für mich deswegen sogar der gruseligste Film, den ich bisher je gesehen habe und ich will gar nicht wissen, wie die Erfahrung gewesen wäre, wenn ich in im Kino gesehen habe.
Diese Erfahrung wollte ich nun aber wie gesagt mit dem ersten Teil machen und setzte mich der Nerventerror freiwillig aus...
Inhalt:
Joel hat Tage des Horrors durchgemacht und erkannt, dass der Dämon, der ihre Freundin getötet hat, absolut real ist. Nun zieht er drastische Schritte und will sich durch einen Mord an jemand anderen befreien. Dies gelingt ihm durch glückliche Umstände auch, doch schließlich stirbt er kurz darauf durch einen Autounfall.
Später will die Popsängerin Skye Riley nach einem Jahr auf Drogenentzug neu durchstarten. Die Proben für ihre neue Show und ihre Rückenprobleme lassen sie jedoch wieder zu einem Drogendealer gehen, um dort zusätzliche Schmerzmittel zu bekommen. Dieser leidet offenbar an Halluzinationen und erschlägt sich schließlich in ihrer Gegenwart mit einem Gewicht. Es dauert nicht lange, bis auch Skye Dinge sieht, die nicht real sein können...
Besprechung:
Ich zitiere hier jetzt mal ganz frech Wikipedia: „Der Regisseur und Drehbuchautor Parker Finn bekundete im Dezember 2022 daher sein Interesse an einer Fortsetzung, merkte gleichzeitig aber an, dass er sich mit zukünftigen Filmen nicht wiederholen, sondern originelle Wege gehen wolle“
Das klingt doch eigentlich gut, oder? Ein Horror-Überraschungshit bekommt nach zwei Jahren eine Fortsetzung und der Regisseur setzte sich selbst das Ziel, den Film NICHT zu wiederholen.
Tja, genau das hat er dann aber getan. Vorneweg: Ob man Smile gesehen hat oder nicht ist für diese Fortsetzung überhaupt nicht von Belang. Hätte man das Intro weggelassen, dann hätte auch Smile 2 der erste Teil und Smile der zweite Teil sein können – und umgekehrt. Tatsächlich variiert Finn lediglich alles, was er im ersten Teil schon gemacht hat. So ziemlich jeden Schock gab es so exakt im ersten Teil, was sehr, sehr schade ist. Wie immer böten sich hier so viele Möglichkeiten, stattdessen wird drehbuchtechnisch wirklich der Weg des einfachsten Widerstandes genommen – das, was im ersten Teil funktionierte, wird wiederverwendet. Und wenn es denn storytechnisch mal neue, interessante Ansätze gibt, dann schnipst Finn mit den Fingern und lässt sie sofort faul zu Staub zerfallen (alles ist ja nur irgendwie eine Illusion. Die faulste aller Lösungen). Am Ende ist Smile 2 dasselbe wie der erste Teil und „originell“ ist das hier keineswegs mehr, zumindest das Drehbuch ist es nicht.
Der erste Teil hat eben funktioniert, weil man die Schocks wirklich nicht hat kommen sehen. Zumindest ich wurde einige male wirklich enorm überrascht und wie im Vorwort angesprochen, durch die geschickte visuelle Technik, den Sound, die Effekte und den „neuen“ (ja, das gab’s schon in It Follows, ich weiß) Ansatz wurden es wirklich zwei Stunden pure Anspannung. Man vertraute den Bildern nicht mehr – und man wurde am Ende trotzdem ein ums andere Mal überrascht.
Spoiler hier für den ersten Teil:
- Die Szene mit der Psychiaterin zum Beispiel. Die finde ich genial und ist mitunter die beste Szene im gesamten Film. Dass jemand vor der sitzt und genau dann ruft diese Person an – und das, was vor dir sitzt, entpuppt sich nicht als das, was es zu sein scheint. Ich weiß noch, dass ich damals wirklich „geschockt“ war, als dieser „Twist“ kam. Das war perfekt. Aber eben auch nur ein einziges mal mit dieser Wirkung machbar
- Am Ende lässt der Dämon Rose glauben, gewonnen zu haben, nur um ihr dann zu zeigen, dass alles Illusion war und sein kann. Ich habe auch kurz geglaubt, dass Rose das Ding besiegt hatte – bis ihr Freund zu grinsen anfing. Auch eine perfekte, verstörende Szene. Ebenfalls nur einmal machbar, wenn man originell sein will.
Und auch alles andere, was in Smile so gut klappte, war nur einmal mit derselben Wirkung machbar: Die grinsenden Leute, die paranoide Atmosphäre. Und genau das wiederholt Finn hier. Die Idee, dass jemand anruft, obwohl dieser in deiner Gegenwart ist – wird exakt so wiederholt. Grinsende Leute, die auf einmal auf dich zu rennen? Wird ebenfalls wiederholt. Personen, die gar nicht existieren und nur eine Illusion sind? Dass der Dämon dich glauben machen lässt, dass du gewonnen hast? Wird wiederholt. Bei vielen Szenen im Kino wusste ich sofort, wohin das führt, auch wenn es erst später herauskam. Bei vielen Momenten weiß man, wenn man den ersten Teil gesehen hat, was wie passieren wird. Zumal die Szenen im Mittelteil nicht nach einer kohärenten Dramaturgie angeordnet wären: Der Schockeffekt bei Minute 43 könnte auch vor dem Schockeffekt bei Minute 30 spielen. Im ersten Teil machte es Sinn, Schock auf Schock folgen zu lassen, weil der Zuschauer noch nicht wusste, was kommt, und weil man so an dem Zerfall der Protagonistin teilhaben konnte. Doch in Smile 2 funktioniert das eben nur bedingt. „Spannend“ wird der Streifen so leider erst gen Ende, weil erst dann angedeutet wird, dass es in eine neue Richtung gehen könnte. Aber bei dieser Andeutung bleibt es dann leider auch. Und dass das Opfer des Fluchs diesmal eine prominente Person ist, ändert im Endeffekt ja auch nichts, die Tricks, um Horror zu erschaffen, bleiben ja gleich.
Was aber auch freilich nicht heißt, dass Smile 2 nicht gruselig wäre. Auch hier ist man mehr oder minder gepackt und durch die geschickte Kameraführung, den Schwenks und Schnitten, erwartet man dauerhaft, dass irgendwo irgendwas plötzlich geschieht. Hinzu kommt der „knirschende“ Soundtrack – das klappt, um zu gruseln, in der Tat, nur die Wirkung ist nicht mehr so extrem wie im ersten Teil. Das, was am meisten erschreckt, dürften dann tatsächlich die Jump-Scares sein, und das ist für einen Horrorfilm ja eher ein schlechtes Urteil. Für Jump-Scares braucht man per se nicht so viel Geschick, wie für Horror, der durchgehend terrorisiert. Die Jump-Scares hier sind freilich auch gut gelungen, aber sie sollten eben nicht das „erschreckendste“ an einem Horrorfilm sein.
Dafür bekommt man mehr, ich will nicht sagen deutlich mehr, Brutalität, aber die Steigerung auf eine FSK18 ist schon erkennbar. Schon das Intro zeigt, wohin es geht: Drastischere Effekte, die in Richtung Gore gehen. Da werden Gesichter zertrümmert, Augen ausgestochen, Leute so malträtiert, dass die Gedärme verteilt sind. Das ist durchaus gut gemacht, aber wirklich „gruselig“ sind diese Splatter-Szenen natürlich nicht. Ob es das wirklich gebraucht hätte, sei dahingestellt. Ich hätte lieber auf die Gore-Szenen verzichtet, und dafür neue Arten von Schocks bekommen.
Hervorragend sind mal wieder die „Monster-Effekte“ geworden, wenn man sie denn so nennen möchte. Schon im ersten Teil fand ich das Monster-Design hervorragend und war wirklich überrascht und wegen des coolen Aussehens fasziniert. Hier klappt das natürlich nicht mehr so, wie bei den restlichen Schauwerten auch, aber der finale „Auftritt“ des Dämons macht ordentlich was her, was die Art angeht, wie es denn herauskommt (im wahrsten Sinne des Wortes). Eine weitere Szene fand ich dann ebenfalls noch sehr, sehr gelungen und diese wird mir definitiv länger im Kopf herumspuken: Ich sage nur „Augen“.
Also, inhaltlich bleibts beim Gleichen, auch optisch gibt’s keine neuen Ideen. Kamera-Drehungen, Schwenks, Schnitte, lange Zooms und Close-Ups halten den Zuschauer immer Aufmerksam für neue, etwaige unschöne Sachen, die plötzlich im Hintergrund oder an den Bildseiten auftauchen könnten. Das ist nach wie vor einwandfrei inszeniert.
Die Schauspieler geben ebenfalls ihr Bestes. Naomi Scott überzeugt als Popsängerin, die schon vor den Erscheinungen nicht ganz auf der Höhe ist, dann aber immer mehr zerfällt – nichtsdestotrotz finde ich die Performance von Sosie Bacon aus dem ersten Teil für intensiver. Außerdem würde ich sagen, dass man nicht so lange ruhig bleiben würde, wie es Scotts Charakter hier tut – wenn ich derlei sehen würde, würde ich mich schneller einweisen lassen, aber ok. Sehr gut ist auch Rosemarie DeWitt als ihre erfolgssüchtige Helikoptermutter sehr überzeugend gibt. Vergleichbar wäre sie vom Prinzip mit der Psychiaterin aus dem ersten Teil. Ansonsten gibt es keine weiteren Figuren, die von tiefergreifendem Belang wären. Einmal, weil sie nur am Rande auftauchen oder eben nicht real, bzw. nur Illusionen des Dämons sind.
Fazit:
Smile 2 ist eine Fortsetzung der schlechten Art – es gibt nichts Neues und die hervorragenden Momente des ersten Teils werden nur neu aufgewärmt. Ohne freilich dasselbe Ergebnis erzielen zu können. Nichtsdestotrotz bleibt Smile 2 aber ein guter Horrorfilm, der einige Schocks bietet und vor allem optisch erneut überzeugend ist. Ein dritter Teil wird kommen, prognostiziere ich jetzt mal, denn das Ende deutet es an. Ich werde ihn mir ansehen, kann aber nur hoffen, dass Parker Finn dann sein Versprechen einlöst und etwas mehr Originalität bietet. Das Thema bietet es ja nun an: Wieso nicht einen Dämonenjäger auf das Ding loslassen? Es wirklich bekämpfen? Seine Hintergründe zeigen? Oder es gibt die angeteaste „Pandemie“.
Man wird sehen.
7/10 Punkten.