Original-/Alternativtitel: New Year’s Evil

Jahr: 1980

Regisseur: Emmett Alston

Schauspieler: Roz Kelly (Diane Sullivan), Kip Niven (Richard Sullivan), Grant Cramer (derek Sullivan)

Vorwort:

Ich versuche auf dieser Seite ja, die gesamte Horrorgeschichte abzudecken (immerhin die des 20. Jahrhunderts). Und hin und wieder muss dementsprechend auch etwas aus den 80er Jahren sein – und was war das Genre, welches diese Dekade auszeichnete? Natürlich der altbekannte Slasher, der seit Carpenters Halloween einen gewaltigen Output erfuhr... kaum ein Genre brachte so viele Klassiker hervor, aber auch so viele schäbige B-Filme, die durch selbstzweckhafte Gewaltausbrüche locken wollten. Bisher habe ich dieses Genre stark vernachlässigt, lediglich Death House hatte ich hier in einem der ersten Reviews besprochen. Und wie man dort nachlesen kann, ist es auch leider kein wirklich memorabler Genre-Vertreter. Ich hoffte also, dass ich mit New Year’s Evil aka Rocknacht des Grauens endlich mal wieder gute Slasher-Kost bekam...

Inhalt:

Diane Sullivan ist ein bekannter Discjockey und zum diesjährigen Silvester plant sie eine ganz besondere Show: Sie macht eine großartige Feier in ihrem Club und sendet diese live in alle Zeitzonen. Während der Sendung allerdings ruft ein Mann an, der sich als „Evil“ ausgibt und ankündigt, in jeder Zeitzone zum Neujahr jemanden zu töten, der ihr wichtig ist. Schnell wird klar, dass sein Ziel ist, sie selber zum Neujahr umzubringen. Derweil sitzt ihr Sohn alleine in ihrem Büro und ihr Ehemann ist auch nicht zugegen...

Besprechung:

Jaja, wie gesagt, leider ist’s mit dem Slasher-Genre so eine Sache. Eigentlich mag ich dieses auch, vom Konzept, vom Feeling, von den Ideen her. Wenn ich mir denke „heute schaue ich mir mal wieder nen Slasher an“, dann ist das kein schlechter Gedanke und ich hoffe jedes mal auf eine nette Unterhaltung (logischerweise). Nur die Endresultate sind meistens, leider, ernüchternd. Auf einen guten Slasher kommen ja mindestens fünf, die einfach einfallslos dahinsiechen. So ist es auch mit New Year’s Evil und das finde ich ziemlich schade. Es ist ja Grundessenz des Genres, dass jeder Slasher irgendein Gimmick hat (oder haben sollte) und oftmals halten eben Feiertage oder Jahreszeiten her – und die meisten aus diesem Metier finde ich auch zumindest unterhaltsam. Silent Night – Deadly Night, Christmas Evil oder natürlich Halloween. Und ohnehin muss man bei einem Slasher ja natürlich keinerlei großartige Ideen mitbringen: Mit etwas Kreativität, guter Atmosphäre und brutalen Kills ist man doch schon bedient. Und trotzdem kriegen es viele Slasher trotzdem nicht hin, New Year’s Evil ebenfalls.

Warum?

Tja, das liegt mal wieder am absolut müden Drehbuch. Nein, die Inszenierung von New Year’s Evil ist natürlich auch kein Weitwurf, aber wenn das Drehbuch doch nicht so lahm wäre! Die Inhaltsangabe ist eigentlich schon alles, was im Film passiert, es ist wirklich bis auf das Mindeste reduziert. Killer killt halt, mehr ist es auch nicht. Dass Gimmick mit der Rocksendung zu Neujahr ändert an diesem Prinzip nichts, die Charaktere sind vollkommen belanglos und es gibt keine Überraschungen oder sonst irgendwas, was diesen Film abheben könnte. Dass er zu Silvester spielt, dürfte der einzige Grund dafür sein, dass er in irgendeiner Weise noch aus der Masse seiner Genre-Kollegen heraussticht. Jeder, wirklich jeder, der sich im Genre auskennt, dürfte sich so eine Geschichte innerhalb von fünf Minuten ausdenken können, ja sogar eine Bessere! Irgendein Gimmick, irgendein Feiertag, ein „psychotischer“ Mörder und fertig! Lustig ist ja, dass Drehbuchautor Leonard Neubauer zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, also 1980, bereits 66 Jahre alt war und zu diesem Zeitpunkt bereits seit sieben Jahren nichts mehr zu Papier gebracht hatte (seinen ersten Credit bekam er bereits 1940, danach kam nicht mehr viel nach). Ich frage mich, ob man nicht jemanden hatte auftreiben können, der, nun ja, etwas mehr an der Zielgruppe, dem Zeitgeist oder überhaupt dem Genre war. Denn Neubauer grast einfach nur die üblichen Klischees ab und das wäre ja nicht mal verkehrt, wenn er es gut machen würde. Der Killer aber ist uninteressant und hat kein Gimmick, ironischerweise zieht er erst zum Ende die Maske auf, zuvor sieht man dauerhaft sein Gesicht, was dem „Grusel“ ja nicht zuträglich ist. „Mitraten“, wer der Killer ist, in den meisten Slasher ja ebenfalls eher unwichtig, das kann man hier auch vergessen, da es nirgendswo Hinweise oder Motivationen für die Mordserie gibt – erst im Finale darf der Killer ein völlig überzogenes, sinnloses Motiv herauskramen, was mich dort aber auch schon nicht mehr die Bohne interessiert hat.

Das Schlimmste aber ist, dass die Kills keinerlei Dramaturgie besitzen. Die Opfer sind uns völlig gleichgültig und haben Null Gewicht für den vorhersehbaren Verlauf der Handlung. Man hätte auch den dritten Kill an erste Stelle setzen können und andersherum. Mordszene reiht sich an Mordszene, das stumpft zusehends ab und wird leider relativ schnell langweilig bzw. kann erst gar nicht irgendwelche Spannung erzeugen – hier ist alles ohne Belang, ohne Bedeutung. Es passiert halt einfach. Die Polizei macht nichts, die Protagonistin wirkt halt „ein bisschen nervös“ und es wird zwar behauptet, dass ihr die Opfer etwas bedeuten, doch davon hören und sehen wir nichts. Und ohnehin macht das lahme Gimmick des Mörders, dass er zu jedem Neujahrsbeginn irgendwen umlegt, keinen Sinn – so schnell kann er mit seiner Karre doch gar nicht zwischen den Zeitzonen hin und herspringen??

 Also die Story gibt dementsprechend kaum etwas her. Wenn es denn dann wenigstens etwas für das Auge gäbe, doch auch auf diesem Gebiet herrscht hier Stille. Kommen wir erstmal zur Hauptattraktion, den Rock-Club, von dem DJ Sullivan aus sendet. Das soll einer der angesagtesten und beliebtesten Schuppen sein? Das ist dann aber ziemlich traurig, denn da kommt kaum Stimmung auf, haha. Der Club ist ziemlich karg eingerichtet und die Tanz-Szenen, oh Gott, die sind eher unfreiwillig komisch. Das ist doch kein Tanzen, sondern sinnloses, zielloses hin und her zappeln und wie die Kamera da durch die „Menge“ (man sieht nie mehr als vielleicht ein Dutzend Person, mehr kamen wohl nicht rein in diesen total exklusiven Club) fährt regte ebenfalls höchstens zum Schmunzeln an, aber immerhin. Über Musik lässt sich ja bekanntlich streiten, aber der Rock-Soundtrack ist ebenfalls ziemlich trocken und austauschbar. Regisseur Emmet Alston bekommt es einfach nicht gebacken, da irgendeine Dynamik aufzubauen – bei den Szenen im Club versucht er es ja zumindest, scheitert allerdings an den oben genannten Punkten. Die Dialog-Szenen sind ziemlich steif und hölzern. Und die Dialoge etwas komisch, z.B beim Finale: „I’m evil“ – „Why? Why would you?“ – „Because. I’m fed up“. Ah ja. Spoiler: Die Wahre „Motivation“ des Mörders (der zuvor auch in der Irrenanstalt war, wo auch sonst) ist, dass Diane „so wie alle anderen Frauen“ ist, die der Killer zuvor hatte. Klingt vollkommen logisch.

Auch das Eingemachte, die Kills, können nicht überzeugen. Sie sind überraschend unblutig (man sieht nicht mal, wie das Messer in den Körper einsticht) und vollkommen 0815: Messer und eine Plastiktüte, mehr gibt’s nicht. Atmosphärisch ist das so ebenfalls nicht, bei einem Silvester-Slasher würde es doch sooo viel mehr geben, da habe ich spontan beim Schreiben schon mehr auf der Pfanne: Warum nicht mal jemanden mit Feuerwerk verbrutzeln, jemanden mit Blei vergiften, auf dem Raclette verbrennen oder mit den Spießen vom Fondue-Set die Augen ausstechen? Alleine daraus könnte man etwas besseres stricken, als es hier getan wird.

Reißen die Schauspieler noch etwas raus? Ha, wer’s glaubt. Roz Kelly (war wohl mal im Fernsehen relativ bekannt, im Film aber freilich nicht) als DJ Sullivan ist ne ziemlich langweilige Nummer und passt zur öden Stimmung in ihrem Club, auch scheint sie die ganze Sache mit den Morden nicht so wirklich zu interessieren und selbst wenn der Mörder sich ihr offenbart verzieht sie kaum eine Miene. Der Killer wird von Kip Nieven dargestellt, der, wenn er den netten Verführer mimt, zwar ganz ok ist, als irrer Mörder selbst aber kaum glaubwürdig ist, vor allem im Finale, wenn er seine Motivation erklären darf. Lustig ist auch Grant Cramer (Killer Clowns From Outer Space) als Sullivans Sohn Derek, der entweder dämlich-traurig dreinblickt oder Kleidungsstücke zerbeißt und dumm in den Spiegel guckt, kein Scherz. Andere „Charaktere“ von Belang gibt es nicht.

Der Streifen kam ja vor einiger Zeit bei Wicked Vision in einem Mediabook, gut, dass ich da nicht zugegriffen habe – und das liegt nicht an Wicked, die ja immer höchste Qualität liefern! Stattdessen hatte ich das „Glück“ gebraucht die UK-Blu-Ray von 88Films für einen schmalen Taler zu bekommen. Die Qualität ist ganz gut, ist eben eine zweckmäßige VÖ. Mehr braucht der Film auch nicht.

Fazit:

New Year’s Evil ist das Beispiel für einen generischen 80s Slasher. Irgendwo ein Gimmick, das etwas bieten könnte, am Ende aber nur dazu verwendet wird, um die uralte Plotte zum x-ten Mal abzuspielen. Langweilige Charaktere, langweilige Story, langweilige Kills, keine Atmosphäre. Ich will Filme immer gutmütig bewerten, wirklich immer. Aber hier hilft es nun mal nix.

4/10 Punkten.