Original-/Alternativtitel: Il pianete errante / War Between the Planets

Jahr: 1966

Regisseur: Antonio Margheriti (als Anthony M. Dawson)

Schauspieler: Giacomo Rossi Stuart (Kommandeur Jackson), Pietro Martellanza (Dubrowski), Enzo Fiermonte (General Norton), Ombrella Colli (Leutnant Teri)

Vorwort:

Italians in Space, Teil. 2.

Tja, das ist es nun, review Nummer 100! Eigentlich hatte ich vor, zur Feier des Tages mal einen schönen Mega-Klassiker zu besprechen, oder einen meiner Lieblingsfilme… aber nach der langen, schreiblosen Zeit dieses Jahr habe ich in den letzten Tagen wieder viele Reviews vorproduziert, sodass ich auf einen Schlag locker sechs oder sieben Stück auf einmal veröffentlichen könnte. Das macht selbstredend keinen Sinn, wenn man jeden bzw. jeden zweiten Tag eines herausbringt, reicht das völlig. Trotzdem will ich sie nicht ewig auf Lager haben, bis ich für Review Nummer 100 irgendetwas „Besonderes“ fertig habe. Deswegen gehe ich weiter chronologisch vor und veröffentliche einfach in der Reihenfolge, wie ich die Kritiken geschrieben habe. Deswegen wird Nummer 100 auch eher unspektakulär. Aber es geht ja eh um die Zahl. 100 Reviews sind es seit Ende 2022 geworden, als ich mit detaillierteren, schriftlichen Reviews anfing. Das war damals noch Der Mann von Planet X auf Badmovies.de, eine hervorragende Seite, die mich wesentlich dazu inspiriert hat und die von jedem B-Filmfan regelmäßig frequentiert werden sollte! Am 17. Juni 2024 ging dann mein eigenes Projekt an den Start, einmaligefilmecke.de und nach langwieriger, nerviger Plackerei kann sie endlich auch auf diversen Suchmaschinen gefunden werden… nun, es werden bestimmt noch einige Schnapszahl-Reviews kommen (die nächste wäre wohl 250), aber heute nehmen wir mit etwas Gewöhnlicherem vorlieb (was für den Mainstream trotzdem noch sehr ungewöhnlich sein dürfte): Orion 3000.

Und zum italienischen Science-Fiction Film, bzw. gerade zu den Vertretern, die irgendwelche „futuristischen Abenteuer“ im Weltenraum (sic!) zeigen, habe ich mich schon in der Review von Dämonen aus dem All ausgelassen. Zur Erinnerung: Zwischen 1961 und 1967 drehte der gute alte Antonio Margheriti, am „bekanntesten“ wohl für Asphaltkannibalen eine Handvoll billiger Sci-Fi Ergüsse, die nach Bavas The Day the Sky Exploded von 1957 meines Kenntnisstandes die ersten Science-Fiction Vertreter vom Stiefel darstellten.

Nun, Dämonen aus dem All fand ich, wie meiner Review zu entnehmen ist, überraschend lustig und ebenso Raumschiff Alpha von 1966 (für eine Review zu diesem Trasher hatte ich leider, leider keine Zeit, sehr schade!) gefiel mir gut. Und da mir der gute Thomas Hortian schon vor einiger Zeit die Trash-Collection Hartbox Nr. 20 verkaufte, durfte ich mir nun Orion 3000 zu Gemüte führen – das ist ironischerweise sogar einer von beiden Filmen, den ich auf VHS besitze. Obwohl mein neu erstandener VHS-Player noch nicht angeschlossen ist…

Inhalt:

Auf der Erde gibt es große Katastrophen mit unbekannten Ursprüngen. Gewaltige Erdbeben in Europa, schlimme Überflutungen in Asien – das Ende der Menschheit droht. Kommandeur Jackson auf seiner Weltraumstation ist damit beauftragt, dem auf den Grund zu gehen. Mit dabei sind unter anderem sein Untergebener Dubrowksi, der um seine Familie auf der Erde fürchtet, sowie Leutnant Teri, die Jackson tatkräftig zur Seite steht. Schließlich entdecken sie, dass ein wandernder Lavaplanet für die Umweltkatastrophen verantwortlich ist. Sie wollen landen und ihn sprengen, um die Menschheit zu retten…

Besprechung:

Nun gut. Eigentlich gilt genau dasselbe für Orion 3000, was ich schon zu Dämonen aus dem All schrieb, und ebenso, was ich mir bei Raumschiff Alpha dachte. Es ist, das dürfte niemanden überraschen, Quatsch mit Soße, wie überhaupt die gesamte Margheriti-Reihe. Im Grunde ist es ja egal, in welcher Reihenfolge man sie schaut, und obgleich sie manche Charaktere teilen (und sehr, sehr viele Szenen, ist eben auch günstiger!), gibt’s nichts, was die Filme übergeordnet verbinden würde. Bei Dämonen aus dem All spekulierte ich schon, dass der erste Film aus der Reihe, den man sich betrachtet, wohlmöglich auch der unterhaltsamste sein könnte. Einfach aus dem Grund, weil das Setting und der Look da noch unverbraucht sind.

Gleichwohl bot Raumschiff Alpha eine überraschenderweise richtig „Story“ („dick“ im Sinne von „passt NICHT auf einen Bierdeckel) und darüber hinaus sehr schöne, einmalige Set-Pieces. Bei Orion 3000 sind nun aber schon Abnutzungserscheinungen zu erkennen, obwohl er ja vor Dämonen aus dem All gedreht wurde (oder gleich Back-to-Back und dann einfach hintereinander veröffentlicht, würde mich auch nicht wundern). Naja, jedenfalls kennt man die Hälfte schon, wenn man Dämonen aus dem All gesehen hat, und es würde mich nicht wundern, wenn Orion 3000 auch einfach die Szenen aus dem vorigen Film erneut recycelt.

Nichtsdestotrotz ist Orion 3000 meiner Ansicht nach aber Dämonen aus dem All auch in allen anderen Belangen untergeordnet. Erstmal das Offensichtliche, nämlich die Story. Nun gut, bei den Margheriti-Sci-Fi-Schoten erwartet wohl niemand Weltwunder, und eine Geschichte um außerirdische Yetis, die die Erde fluten wollen, worum es eben in Dämonen aus dem All geht, ist ja im Grunde sogar noch bescheuerter als ein wandernder Planet, der dagegen fast wie Hard-Sci-Fi wirkt. Aber da geht’s mir nur um den puren Unterhaltungswert, denn auf Realismus (haha) pfeift Margheriti trotz des zahlreichen Technobabbel natürlich eh.

Vielleicht liegts daran, dass bei Dämonen aus dem All mit Bill Finger und Charles Sinclair noch zwei durchaus alteingesessene Schreiberlinge an der Maschine saßen. Bei Orion 3000 teilten sich diesen Job lediglich zwei völlig unbekannte, nämlich ein gewisser Ivan Reiner und Renato Moretti, die ausschließlich für die Margheriti Science-Fiction Plotten erdachten und sonst nirgendwo Credits verdienten (ok, Moretti hatte noch ein paar unbedeutende Auftritte als Schauspieler). Da Ivan Reiner den Film auch produzierte (und interessanterweise ebenso auch die Italienisch-Japanische Koproduktion Green Slime), vermute ich mal, dass er sich das Geld für einen Drehbuchautor sparen wollte und sich einfach kurzerhand selbst an den Schreibtisch setzte. So einen Quatsch, dachte er sich, kann sich ja auch jeder ausdenken. Theoretisch richtig, aber sie dann mit Leben und Tempo füllen, das war nicht gerade seine Stärke. Auch bei 80 Minuten schleppt sich die Orion nur mühsam bis ans Ziel. Kurz heißt eben nicht automatisch kurzweilig, und das ist sehr schade.

Bei Dämonen aus dem All hat man die Laufzeit mit genug verschiedenen Szenarien gefüllt (Entführung, Anschläge, Kämpfe etc.), hier allerdings tut sich die ersten 45 Minuten mal so absolut NIX, was man nicht auch in fünf Minuten hätte runterrasseln können. Die Charaktere scheinen mir diesmal noch uninteressanter (falls das überhaupt möglich ist) und die lahmen Beziehungskisten werden nicht mal zu Ende geführt. Kommandeur Jackson ist in diesem Teil seltsam schlecht gelaunt und zeigt kaum eine emotionale Regung (Gemaule seiner Untergebenen wird im Kinski-Stil beantwortet, ergo mit einem „Du dumme Sau!“). Darüber hinaus hat er eine Beziehung mit Teri, ist gleichzeitig aber noch mit irgendeiner Frau auf der Erde verlobt (wenn ich das jetzt richtig verstanden habe), die auch prompt zu ihm fliegt. Die angedeutete Dreiecksbeziehung entfaltet sich aber nie, genauso wenig wie die Fehde zwischen Jackson und Dubrowski, die potenziell ja durchaus interessant hätte sein können – der stirbt aber später ohne großes Interesse einfach in der Lava.

Stattdessen laufen Leute in schwarzen oder silbernen Kutten durch ebenso silberne Räume. Selbstöffnende Türen gehen auf und zu, von den großen Katastrophen auf der Erde wird nur gelabert, anstatt dass man sie zeigt, und lange weiß man nicht einmal, worum es überhaupt im Kern geht. Dass die Gefahr sich später als „lebender Planet“ (fast wie in Solaris) entpuppt, dafür braucht das Skript wie gesagt schon mehr als die Hälfte der 80 Minuten. Nene, das ist einfach zu wenig, da gibt’s davor nix, was wirklich sehenswert wäre. Wenn es dann aber mal los geht, nimmt der Streifen auch nicht wirklich Tempo auf, aber immerhin passiert dann mal was. Dass die angedeuteten zwischenmenschlichen Konflikte überhaupt nicht gelöst werden – geschenkt. Immerhin gibt’s dann „Action“. Und da kann man sich als Fan von trivialen Science-Fiction Kinotopp nun wirklich nicht beschweren. Die meisten „Special-Effects“-Szenen (wenn man sie so denn nennen möchte) sind so ulkig und herzallerliebst simpel auf Playmobil-Niveau, dass man sich auch an ihnen erfreuen kann, wenn man sie schon in Dämonen aus dem All gesehen hat. Die starren Figuren an Fäden, gezogen durch Dunkelkammern mit ein paar Fahrradlampen im Hintergrund, dazu die bemalten Styroporkugeln, die Planeten sein sollen, und die Spielzeuggebäude. Das Bild dieser „Fernen Zukunft des Jahres 2000“ (was btw nur im Trailer erwähnt wird, also das Jahr 2000, wenn ich recht zugehört habe) ist schon faszinierend und man kann es kaum glauben, dass der Film damals außerhalb des Kinderprogramms ernst genommen wurde. Und fürs Kinderprogramm wurde er meines Erachtens nach nicht primär konzipiert, denn da gibt’s schon Tode und so weiter, aber gut.

Gut, dass man von den Katastrophen auf der Erde nur was hört, aber nix sieht, von mir aus. Dafür ist die Oberfläche des mysteriös-wandernden Planeten ganz lustig und das Innere sowieso. Auch wenn es drehbuchtechnisch da vollkommen drunter und drüber geht (die Rettungsmannschaft tauscht dort ernsthaft ohne erkennbaren Grund ihre Helme, ohne dass das Konsequenten hätte!), ist es der gelungenste Teil des Films. Margheriti gelingt dort am ehesten noch das, was man als „Atmosphäre“ bezeichnen könnte. Es dampf aus allen Ecken, seltsame Plastikröhren mit Sangria (was wohl Blut und Venen des Planeten darstellen soll) hängen von der Decke und die Lava fließt überall. Wirkt alles einfach wie ein zusammengewürfelter Kindertraum eines jungen Science-Fiction Fan, der am Tag zuvor zu viele Groschenromane gelesen hat. Ja, das trifft es ziemlich gut. Ansonsten tut Margheriti auch nicht viel – was soll er auch schon machen? Die Sets in der ersten Hälfte, also die Raumstationen, sind zu beengt und da tut sich eh nix interessantes.

Zu den Akteuren habe ich teils schon was in der Kritik zu Dämonen aus dem All gesagt. Giacomo Rossi Stuart ist als beinharter Kommandeur Jackson diesmal einen Ticken hölzerner, was aber auch am Drehbuch liegen mag, das ihn noch mal mehr emotionsloser, militärischer zeichnet. Enzo Fiermonte (im deutschen mit der Stimme von Peter Cushing) fällt am ehesten mit seiner geringen Gravitas eines alten Generals auf und Pietro Martellanza ist der einige im Cast, der in seiner Heul-Szene mal Emotionen zeigen darf (klappt so lala). Lustigerweise hat der Martellanza im hohen Alter sogar bei Marian Doras Melancholie der Engel eine Nebenrolle gehabt, das ist auch mal ne Karriere! Die Frauen sind, so leid’s mir tut, wieder nur schmückendes Beiwerk, ohne allzu viel zum Film beizutragen.

Die DVD der Trash-Collection enttäuscht wie fast immer nicht. Gute Bild- und Tonqualität, wenngleich ohne besondere Extras.

Fazit:

Orion 3000 ist am Ende ein insgesamt wenig aufregender Si-Fi Heuler aus den 60er Jahren, den keiner gesehen haben müsste, außer er ist nun wirklich großer Fan dergleichen. Ist man das, hat man keine 80 Minuten Freudenfeuerwerk, aber annehmbare Berieselung. Nicht so gut wie Raumschiff Alpha oder Dämonen aus dem All. Demnächst werde ich mir auch noch Margheritis Battle of the Worlds von 1961 anschauen, den habe ich mir nämlich beim letzten US-Import auf Blu-Ray bestellt. Man darf gespannt bleiben…

5/10 Punkten.