Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 1933

Regisseur: A. Edward Sutherland

Schauspieler: Lionel Atwill (Eric Gorman), Charles Ruggles (Peter Yates), Kathleen Burke (Evelyn Gorman), Randolph Scott (Jack Woodford), Gail Patrick (Jerry Evans)

Vorwort:

Weiter geht es mit altmodischen Horrorklamotten. Diesmal erneut mit einem Titel aus Eurekas hervorragendem „Creeping Horrors“-Paket, womit ich diese Box nun auch „abschließe“. In der Liste meiner Lieblingsschauspieler hatte ich ja auch Lionel Atwill genannt, zumindest unter denen, die ich gerne sehe. Vor allem seine Performance in Son of Frankenstein hatte mich von ihm überzeugt und so wanderte heute Murders in the Zoo in den Player. Ein Pre-Code Horrorfilm mit Lionel Atwill aus dem Hause Paramount – ziemlich vielversprechend also. Mal schauen, ob er abliefern kann.

Inhalt:

Tief im Dschungel Indochinas lässt der Leiter der Expedition, Eric Gorman, seinen Kollegen gefesselt und mit zusammengenähtem Mund zurück – weil er seiner Frau Avancen machte. Anschließend bringt er seine seltenen Tiere in den Zoo nach New-York, der allerdings in einer finanziellen Misere steckt. Dafür wird der Journalist Peter Yates angeheuert, der die Werbetrommel rühren soll und auf die Idee kommt, ein Bankett mit reichen Leuten der Stadt zu veranstaltet – inmitten von gefährlichen Tieren! Doch auf diesem kommt es zum plötzlichen Tod von Roger Hewitt, der eine Affäre mit Gormans Frau Evelyn hatte. Ein Schlangenbiss sei der Grund für den Tod, sodass eine großangelegte Suche beginnt. Unterdessen untersucht Jack Woodford die Schlange und Evelyn erkennt das grausame Wesen ihres Mannes...

Besprechung:

Vorneweg muss ich eine Sache aus dem Vorwort revidieren: Nicht, dass der Film vielversprechend wäre, nein, er erwies sich als ziemlich annehmbar. Allerdings würde ich ihn nicht wirklich als Horrorfilm klassifizieren. Es gibt keinerlei übernatürlichen Ereignisse oder etwaige kleine Science-Fiction Elemente wie vielleicht in Dr. Jekyll and Mr. Hyde oder Frankenstein. Es ist eher ein, für den Kontext seines Baujahrs, ziemlich harter Thriller und hätte auch gut und gerne ein spannender Whodunit sein können – was mich allerdings zum ersten kleinen Problem von Murders in the Zoo bringt. Das Skript schafft es nicht, richtig Spannung in die Sache zu bringen. Das liegt keineswegs daran, dass es generisch wäre oder dass es keine gute Grundidee gehabt wäre. Das Problem ist eher, dass man sehr schnell darauf kommt, dass Lionel Atwill der Mörder ist bzw. wird das Meilenweit antelegrafiert, sodass es selbstredend auch keine aufregende Auflösung geben könnte. Kurz dachte ich noch, dass Atwills erstes Opfer im Dschungel von Indochina irgendetwas damit zutun haben könnte, aber dem ist nicht so. Und es ist dementsprechend auch kein Spoiler, wenn ich sage: Atwill gibt den völlig enthemmten Killer.

Doch dies ist eigentlich auch der einzige Schwachpunkt, den man am Skript kritisieren könnte. Im Kontext des „düsteren“ Films der 30er Jahre bietet Murders in the Zoo eine höchst erfrischende Abwechslung. Statt Gothic, Burgen, Schlössern und Spinnenweben gibt’s ein bisschen exotisches Flair á la Island of Lost Souls, dessen finanzieller Erfolg Paramount dazu inspirierte, weiterhin im Genre zu arbeiten. Der Zoo ist ein wirklich hübsches Setting und die Tiere geben den Szenen hin und wieder ihren eigenen Flair, zumal Paramount auch nicht knausrig war. Er ist sicherlich nicht so prächtig ausgestattet wie bei Universal, aber trotzdem kompetent gearbeitet und es das, was man zu sehen bekommt, ist schön und ausreichend ausgestattet.

Das Interessante am Skript ist des Weiteren auch, dass Paramount hier den Weg der Literaturverfilmungen verließ. Während die beiden vorigen Horrortitel des Studios, Dr. Jekyll and Mr. Hyde sowie Island of Lost Souls, auf Weltliteratur basierte, hatten die Skriptwriter hier keine Vorlage. Die Arbeit, etwas Neues zu kreieren, fiel anschließend Philip Wylie und Seton I. Miller zu. Wylie hatte mit Island of Lost Souls schon überzeugt und Miller schrieb u.a an Scarface und Ministry of Fear von Fritz Lang mit. Dass das Skript lediglich darauf aufbaut, wie der Mörder gestoppt werden könnte, nicht wer der Mörder ist, habe ich iben bereits genannt, ansonsten gibt’s nicht viel zu meckern. Die 60 Minuten sind straight-forward aufgezogen und es gibt kein unnötiges Füllmaterial. Allerdings, tja, da kommt man eben nicht herum, konnten sie sich einen Comic-Relief Charakter nicht verkneifen. In diesem Falle ist es mal wieder ein Reporter, aber glücklicherweise ist es dieses mal NICHT Wallace Ford. An sich würde ich diese Figur wieder sehr kritisieren, aber der Streifen hatte wiederum das Glück, dass dessen Schauspieler die Rolle noch ziemlich geerdet und weniger nervig darstellt, als viele andere Beispiele aus anderen Filmen. Dafür wiederum wird sich mit Melodramatik zurückgehalten.

Also: Das Skript bietet vielleicht ein zwei kleine Sachen, die besser hätten gemacht werden können, aber es bietet willkommene Abwechslung und kommt zügig zur Sache.

Der Cast hilft dem Streifen ebenfalls. Allen voran ist logischerweise Lionel Atwill zu nennen. Auch seine Karriere war durchaus interessant: Er kam aus dem Theater und etablierte sich in der ersten Horrorfilmwelle als Star der zweiten Reihe mit Filmen wie eben Murders in the Zoo oder Der geheimnisvolle Doktor X. In Son of Frankenstein hatte er als Kommissar wohl seine beste Rolle, anschließend erlebte er allerdings einen heftigen Sex-Skandal, weil er in seiner Villa angeblich... nicht ganz jugendfreie Filme vorgeführt haben will und weil es dort anschließend zu ebenso nicht ganz jugendfreien Tätigkeiten gekommen sein soll, angeblich wurde dort auch eine Frau vergewaltigt. Es kam auch zu Gerichtsverfahren, wo er allerdings nur als Zeuge geladen war, was äußerst wichtig ist: Heutzutage wird es meistens so dargestellt, als hätte Atwill selber an den Verbrechen teilgehabt – er log offenbar, um seine Freunde zu schützen, aber sein Ruf war daraufhin stark beschädigt. Seine Rolle in der ganzen Sache wird wohl nie genau geklärt werden, aber das Ergebnis kam schnell: Universal besetzte ihn nur noch in Horrorfilmen wie eben die weiteren Vertreter der Frankenstein-Reihe. Seinen letzten Filmauftritt hatte ich hier, an der Seite von Bela Lugosi, mit Genius at Work (1945) schon besprochen. Aber auch privat soll Atwill nicht immer der netteste gewesen sein, so sagte seine Frau, als sie sich scheiden ließ, er hätte starke Alkoholprobleme.

Aber nun gut, ich kenne mich mit ihm dich zu wenig aus, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu dürfen. Aber es geht ja hier um seine Performance in Murders in the Zoo, und da kann ich sagen: Atwill liefert erneut ab. Als kalter Tierjäger, der zu allem Fähig scheint, verleiht er der Rolle wieder genügend Glaubwürdigkeit, ohne die der Film wesentlich weniger gut funktionieren würde. Es ist keine Jahrhundertrolle, aber eine durchaus wirkungsvolle. Die anderen Figuren sind da weitestgehend eher Beiwerk, funktionieren aber auf ihre Weise auch. Zuerst muss natürlich der Comic-Relief Charakter betrachtet werden, nämlich Charles Ruggles als Peter Yates (Bringing up Baby von Howard Hawks dürfte seine bekannteste Arbeit sein), der neue Angestellte für die Publicity des Zoos. Wie alle Comic-Relief Figuren jener Jahre ist er überaus ängstlich und erschrickt immer auf völlig übertriebene Art und Weise vor den Tieren. Er stottert, fällt in Ohnmacht und so weiter, und so fort. Manchmal war es ein bisschen zu viel, z.B die Szenen beim Bankett, aber überraschenderweise hielt es sich noch in Grenzen, zumal Ruggles die Figur irgendwie charismatisch rüberbringt. Außerdem ist Yates innerhalb der Story ja auch nicht unnötig, sondern hat hier und da wichtigen Einfluss.

Mit dabei ist auch noch Kathleen Burke, die für Island of Lost Souls den großen Wettbewerb für die Rolle der Panther-Frau gewonnen hatte. Hier fällt sie nun als Ehefrau von Atwill deutlich weniger auf, ihre Rolle ist aber ein überraschendes Beispiel einer starken Frau, die tatsächlich nicht einfach nur in Ohnmacht fällt. Sie nimmt es mit Atwill auf, und es gelingt ihr fast, seine Morde aufzudecken. Dass das Ehepaar, dass gen Ende dann in den Fokus von Atwill rückt, dann eher generisch ist, fällt auch weniger ins Gewicht. Randolph Scott (Supernatural, She u.a) als Wissenschaftler im Zoo Dr. Woodford und Gail Patrick als seine Frau sind in ihren Rollen aber trotzdem ganz gut, auch wenn diese ihnen nicht viel bieten.

Regisseur A. Edward Sutherland, der 1940 mit The Invisible Woman wohl sein bekanntestes Werk ablieferte, sonst aber im Genre nichts weiter hervorbrachte, filmt das Ganze gefällig, wenngleich nicht besonders stilistisch. Insgesamt ist der Film sowieso sehr kompetent gemacht, auch die Tierszenen sind sehr gut integriert. Gerade das Ende bietet dahingehend noch etwas Spannung, allerdings sei dazu auch gesagt, dass während den Dreharbeiten zu dieser Szene leider auch ein Puma starb. Ja, das waren noch ganz andere Zeiten, doch fast 100 Jahre später muss man den Film deswegen nicht mehr verurteilen. Des weiteren bemerkenswert ist auch, dass der Film für das Baujahr 1933 durchaus „brutal“ ist. Selbstredend gibt es kein Blut, aber Atwill geht skrupellos vor, will seine Frau vergewaltigen, tötet sie und wirft sie den Alligatoren vor. Er näht am Anfang seinem Opfer den Mund zu und sein eigener Tod, im Griff einer Boa Constrictor, schaut auch gekonnt umgesetzt aus.

Fazit:

Nun denn, Murders in the Zoo ist ein kompetenter und ordentlich gescripteter „Horror“-Thriller mit einem einer hübschen Atwill-Performance. Nicht mehr und nicht weniger.

6,5/10 Punkten.