Original-/Alternativtitel: Shark: Rosso nell'oceano | Le Monstre de l'océan rouge | Devil Fish
Jahr: 1984
Regisseur: Lamberto Bava
Schauspieler: Valentine Monnier (Dr. Stella Dickens), Dr. Bob Warner 8Dino Conti), Michael Sopkiw (Peter), John Garko (Sheriff Gordon)
Abt. Italo-Sommerquatsch mit Sergio Lamberto Bava
Vorwort:
Hach ja, die Italiener und der Haifisch. Eine passende Mischung ist es ja: Seit Spielberg mit Der weiße Hai das Tierhorrorgenre revolutionierte (und das Kino allgemein), fand der gemeine Stiefelbewohner eine neue Möglichkeit, sich bei dem Hype anzuhängen, der grad im Horror-Kino los war. Und es bietet sich ja an: Im „Hai-Genre“ braucht man ja nicht viel unbedingt viel Geld investieren, das war damals so und ist auch heute so (Stichwort Asylum und Konsorten). Es geht ja nicht darum, einen guten Film zu machen, sondern ein paar schnelle Lire zu verdienen. Deswegen ließen die Italiener nach Der weiße Hai auch eine Reihe an Sharksploitation-Werke auf die Welt los. Gesehen habe ich davon bisher einmal Shakka – Bestie der Tiefe (1989) vom guten alten Joe (D’Amato) sowie den ganz besonders dreisten Rip-Off The Last Jaws – der weiße Killer (1981) von Enzo G. Castellari, der von Anolis vor einiger Zeit ja sogar mit einem Mediabook bedacht wurde. Nun, besonders viele Erinnerungen hab ich an beide nicht und besonders gut waren sie deswegen wohl auch nicht.
Seit einiger Zeit hatte ich meine Augen aber auf Devil Fish aka Shark: Rosso nell’oceano, der im deutschen auf den Titel Monster Shark hört (warum nicht einfach Monster-Hai?? Ohnehin ist der Titel technisch gesehen falsch). Das Cover sah cool aus und ich hatte eh vor, ein paar mehr Italo-Filmchen zu sichten und zu besprechen. Wieso also nicht?
Inhalt:
An der Küste Floridas wird ein Mann ohne Beine gefunden. Der Doktor ist sich nicht sicher, was genau den Mann tötete, doch bald zeigt sich, dass in den Untiefen des Meeren etwas Geheimnisvolles lauert. Die Meeresbiologin und Delfinforscherin Dr. Stella Dickens (Valentine Monnier) und ihr Kollege Dr. Bob Warner (Dino Conti) bemerken zudem ein seltsames Geräusch, das ihre Tiere verrückt spielen lässt. Kurzerhand holen sie den Techniker Peter (Michael Sopkiw) ins Boot, der das Geräusch identifizieren soll. Zeitgleich hat Sheriff Gordon (John Garko) Probleme mit einem Mord an einer Frau und das nahe Institut scheint ebenfalls in der Sache drinzuhängen...
Besprechung:
Ja, egal wie ich den Film auch immer bewerte, ich kann wenigstens sagen: Es war keine Enttäuschung! Liegt aber auch einfach daran, dass meine Erwartungen nicht gerade hoch waren. Um genau zu sein habe ich eine absolute Katastrophe erwartet, bedingt durch die enorm niedrigen Bewertungen, die ich bisher gesehen hatte. Auf Letterboxd 2,1 von 5 Punkten, auf der IMDB sogar nur mickrige 2,8 von 10, was schon wirklich sehr schlecht ist. Dementsprechend hatte ich mich auf Langeweile gefasst gemacht, auch aufgrund des Entstehungsjahr. Anno 1984 war der Italo-Horror ja schon auf dem absteigenden Ast und hatte seine besten Zeiten freilich hinter sich: Die Budgets und die Produktionsqualitäten sanken und zusammen mit den miserablen Bewertungen ergab das nun mal keine große Hoffnung.
Zuerst bestätigte sich das Bild auch: Der Look des Films ist nicht gerade so wirklich hochwertig, Atmosphäre ist größtenteils nicht vorhanden, sowohl von den Schauplätzen als auch von der Inszenierung her. Es passiert jetzt nicht allzu viel, gerade zu Anfang gibt’s ein paar nervige und unnötige Romanzen-Szenen und bis auf zwei abgebissene Beine gab’s keine Action.
Aber als der Monsterhai dann nach einer gewissen Zeit auftauchte, hatte der Film mich wieder. Ich hatte erwartet, dass Bava (Sohn des großen Mario) aufgrund fehlenden Geldes auf Stock-Footage von gewöhnlichen Haien zurückgreifen muss, wie es D’Amato bei Shakka tat (zumindest soweit ich mich erinnere). Wenn das so gewesen wäre, dann hätte ich die Bewertungen nachvollziehen können, aber glücklicherweise hat man hier eine ulkige Monster-Plastikattrappe zusammengeschraubt, deren Attacken durchaus Spaß machen. Das Ding sieht aus wie ne Mischung aus Kugelfisch, Piranha und Hai und hat zusätzlich sogar noch Tentakel und ist ein Gen-Experiment! Bis zum Finale taucht er jetzt nicht oft auf und wenn, dann sieht man ihn auch nur kurz und undeutlich, aber die billigen Plastikzähne oder Gummi-Tentakel in Aktion können dem Freund von billigen Tierhorror schon Freude bringen. Glücklicherweise verzichtet Bava darauf, sein Zugpferd bis zum Ende zu viel oder ganz zu zeigen, sodass die Illusion sogar noch gewahrt wird. Unterwasser wird das Monster nur als Silhouette gezeigt, was sogar ziemlich effektiv ist. Klar, es ist als Attrappe erkennbar, aber es ist deutlich besser als Shakka, Last Jaws oder Der Polyp, wenn man diesen Vergleich noch ziehen wollte. Blutig wird es allerdings nicht wirklich: Die abgebissenen Beine werden deutlich gezeigt, aber ansonsten gibt’s keine durchgebissenen Torsi oder andere Bluttaten zu sehen, was vielleicht etwas verwundert: Jaws ist definitiv brutaler.
Ansonsten ist das Ganze aber eher lahm. Neben den völlig generischen „Heldencharaktere“, also der Delphin-Frau, ihrem Assistenten und dem ach so coolen Peter, gibt’s dann ja noch die Nebenhandlung mit dem Institut. Das Ganze wird auch etwas mysteriöser Aufgebaut (Der Auftraggeber des Mords wird lange nicht gezeigt, am Anfang kennt man auch die Gründe für den Mord nicht) als es sich am Ende präsentiert. Natürlich zaubert der Bösewicht zum Schluss noch einen abstrusen Masterplan und völlig unlogische Beweggründe dafür aus dem Hut. Wirklich interessant sind diese Charakterkisten aber nicht und die Dialoge, naja, die sind manchmal etwas komisch. Beispiel gefällig? Polizist kommt zum Doktor und fragt nach der Todesursache der armen beinlosen Wasserleiche: „Auf den ersten Blick würde ich sagen es war ein Hai. Und zwar ein Großer. Aber ich bin nicht sicher. Sehen Sie: Der Biss ist sauber wie der eines Hais, aber der Abdruck der Zähne verwundert mich. Ebenso die Größe des Bisses. Meiner Meinung nach rührt die Verletzung von etwas anderem her. Etwas Größerem als einen Hai“ Ja, was denn nun? Hai oder „etwas Größerem?“
Wundert mich ja stark, dass ernsthaft sieben, ja SIEBEN Namen am Drehbuch beteiligt waren, wenn auch nur vier davon die Credits für das finale Skript bekommen haben. So eine Story könnte sich jeder, der in irgendeiner Weise etwas kreativ ist, innerhalb von 5 Minuten ausdenken und weder Charaktere oder Dialoge zeugen von großer Schaffenskunst in dieser Riege. Neben Lamberto Bava stammt die Grundidee dann auch noch von Luigi Cozzi und Sergio Martino. Fehlt nur noch, dass der D’Amato noch seinen Senf dazu gegeben hätte. Für das Skript selber waren dann Gianfranco Clerici (Nackt und Zerfleischt, New-York Ripper u.a), Vincenzo Mannino (The Last Jaws u.a), Hervé Piccini (hat sonst nur zwei weitere Credits) und Dardano Saccheti (Dämonen 2 für Bava) zuständig. Man sieht: Hier ist die Creme de la Creme des italienischen Schlock-Films vertreten. Nur irgendwie ist da trotzdem nichts bei rausgekommen, was nach „da hat jemand viel nachgedacht“ aussieht.
Schauspielerisch werden, erwartungsgemäß, keine Bäume ausgerissen, aber der Cast ist jetzt auch kein Totalausfall. Aufgrund des oberflächigen Drehbuchs schafft es aber auch keiner der Akteure, irgendwie im Gedächtnis zu bleiben. Am ehesten ist das noch bei Peter der Fall, der Techniker des draufgängerischen Typus und sein Darsteller Michael Sopkiw bringt das ganz glaubhaft rüber. Seine Karriere dürfte sogar noch interessanter sein als die Handvoll Figuren, die er innerhalb seiner kurzen Laufbahn darstellen durfte: Nachdem er wegen Drogenschmuggels seinen Job als Seemann verlor ging er kurzerhand in die Schauspielerei und ließ sich neben dem Monsterhai auch noch in 2019: After the Fall of New York, Amazonas: gefangen in der Hölle des Dschungels und Blastfighter sehen, heute soll er, laut Wikipedia, sein Geld mit dem Verkauf von Gläser für Pflanzen her. Eine kleine, aber illustre Lebensgeschichte würd ich mal sagen. Ansonsten fällt der Cast auch nicht auf. Valentine Monnier (hatte ihren größten „Erfolg“ auch in 2019: After the Fall of New York) als Dr. Dickens gibt ihre Figur geerdet und durchaus selbstbewusst und Sheriff Gordon wird von Gianni Garko (bekannt u.a aus den Sartana-Western) auch noch entsprechend gespielt. Die restlichen Figuren sind ansonsten nicht der Rede wert.
Lamberto Bava hat sicherlich nicht den Ruf oder das filmische Erbe wie sein Vater es schuf. Sein berühmtestes (und von mir noch nicht gesehenes Werk) ist sicherlich Dämonen. Hier macht er einen zweckmäßigen Job und holt wohl das Beste aus dem Drehbuch und den vorhandenen Effekten raus, ohne großartige Bilder zu erschaffen – was bei der Kulisse aber auch schwierig wäre. Die meisten Szenen spielten auf dem Boot bzw. auf dem Meer oder in gewöhnlichen Räumen und das schafft nun mal auch keine Atmosphäre. Und sogar der Soundtrack von Fabio Frizzi, der mit der musikalischen Untermalung von Woodoo eines der besten Stücke des Horrorfilms aller Zeiten schrieb, fährt hier nicht mit viel auf – manchmal wirkt seine Musik sogar fehl am Platz.
Fazit:
Devil Fish ist bestimmt nicht so schlecht wie sein Ruf oder wie es die Bewertungen erwarten lassen würden. An sich ist es ein eher generischer, müder Tierhorrorfilm der Marke Italia, der aber durch ein paar nette Creature-Feature Effekte für den Trash-Fan aufgewertet wird. So ist er zwar immer noch nicht „gut“, aber zumindest doch „gourtierbar“, ohne sich ärgern zu müssen.
5,5/10 Punkten.