Original-/Alternativtitel: Häxan: Witchcraft Through the Ages / Hexen /
La brujería a través de los tiempos
Jahr: 1922
Regisseur: Benjamin Christensen
Schauspieler: Maren pedersen (Maria the Weaver), Benjamin Christensen (Teufel), Oscar Stribolt (Mönch), Clara Pontoppidan (Nonne)
Vorwort:
Abt. Zurück zu den Anfängen.
Heute begeben wir uns, das erste mal in der Geschichte dieser Seite, wirklich ganz zurück zu den Anfängen. Der älteste Film, der hier besprochen wurde, war der Universal-Horror Das Geheimnis des Dr. Mirakel von 1932. Für viele typische Kinogänger ist das so uralt, so antik, so verstaubt, dass es wie aus einer anderen Welt wirken muss. Schließlich sind die Sehgewohnheiten heute um 180 Grad anders und es ist oftmals eine Herausforderung, diese Sehgewohnheiten zu brechen und sich Neuem zu widmen. Und ab und zu versuche ich dies freilich auch. Inzwischen schaue ich fast nur noch „alte“ Filme (aus der Sicht des Mainstreams) und ich habe mich an alles von den 30er Jahren bis heute gewöhnt.
Doch wer die Filmgeschichte ganz erfahren will (und das wollen wir doch, oder?), der muss ja auch zu den Anfängen zurück. Und das tun wir heute: Ab und zu müssen phantastische Stummfilme einfach sein! Viel gesehen habe ich aus der Riege noch nicht, lediglich Nosferatu, Der Golem – Wie er in die Welt kam, The Lost World sowie Der Mann, der lacht. Nicht allzu viel also, und viele Klassiker habe ich auch noch nicht gesichtet (Metropolis etwa). Das liegt natürlich daran, dass man Stummfilme aus heutiger Sicht nicht mehr einfach so „weggucken“ kann, bzw. man sollte dies nicht tun. Stummfilme benötigen Aufmerksamkeit, aber wenn man sich darauf einlässt, wird es einem mit einer besonderen filmischen Erfahrung vergütet. Und ohnehin muss man ja den Anfängen danken: Wo wären wir ohne Murnaus Nosferatu, ohne Langs Metropolis? Ergo: Wer den phantastischen Film vollumfänglich entdecken will, der kommt auch an den ganz, ganz, ganz alten Filmen nicht vorbei! Und heute habe ich mir ein ganz besonderes Werk vorgenommen: Häxan!
Inhalt:
Häxan. A cultural and historical presentation in moving pictures in seven parts informiert die Texttafel zu Beginn.
In sieben Akten präsentiert Benjamin Christensen die Geschichte und Symptome des Hexen-Mythos.
1: Die Vorstellungen alter Völker, wie die Welt und das Sonnensystem aufgebaut ist
2: Darstellung zahlreicher mittelalterlicher Zeichnungen über den Hexenwahn, dann die Darstellung eines Hexenhauses: Eine Bäuerin will einen Liebestrank, um einen Mönch zu verführen und eine Hexe hat einen Alptraum und es wird von Dämonen-Sichtungen durch Mönche berichtet.
3-5: Eine alte Frau, Maria the Weaver, wird der Hexerei angeklagt, als ein Mann schwer erkrankt. Sie wird gefoltert und berichtet vom Hexensabbat, der eingehend dargestellt wird. Die Mönche lassen daraufhin weitere Frauen verhaften und foltern und versuchen, sie zum Geständnis zu bewegen.
6-7: Ein Erklärungsversuch des Hexenwahns aus heutiger Perspektive.
Besprechung:
Zu Häxan kann man so viel schreiben, man bekommt so viele Eindrücke, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Es passt aber zu dem, was ich im Vorwort geschrieben habe: Es ist etwas, worauf man sich einlassen muss, es ist mitunter anstrengend, ja – aber es ist auch unheimlich faszinierend.
Und „unheimlich“ passt auch. Die Horror-Stummfilme, so gering leider an der Zahl, sind für mich sowieso etwas ganz Besonderes. Sie haben eine völlig unvergleichliche, heute nicht mehr zu reproduzierende Ästhetik. Wie bebilderte Schauermären, Volkssagen, eben, weil sie aus einer völlig anderen Zeit kommen, die wir heute nur noch durch vergangene Zeitdokumente erleben können. Die Jahrzehnte danach, die 50er etwa, die 60er und so weiter, auch sogar die 30er mit seinen Hollywood-Stars, diese Jahrzehnte sind in einer gewissen Weise greifbar, zumindest für mich. Aber die 20er haben einfach einen mystischen Touch, etwas Unwirkliches. Und das kommt in den Horror-Filmen der 20er Jahre eben ganz besonders hervor. Und ich finde diese Filme auch heute noch unheimlich, „gruseliger“ als alles, was bis zu Der Exorzist kam. Durch diese stummen schwarz-weiß Bilder (oder oft mit einem bestimmten Farbstich), die musikalische Untermalung, und eben diese ganz andere, oft surreale Ästehtik einer längst vergessenen Zeit, entsteht etwas, was wahrlich direkt aus einem Alptraum stammen könnte. Ich hoffe, ich konnte dieses Gefühl (insofern es auch andere gibt, die dies so sehen) irgendwie in Worte fassen, denn es ist freilich schwer, dies zu tun.
Und Häxan nimmt sich da sowieso eines ganz besonderen Themas an: Hexen! Gibt es sonst irgendwelche Stummfilme mit dieser Thematik? Und für mich ist das perfekt. Hexen sind da nicht mal das primäre Interesse, sondern das Ganze drumherum: Der mythologische Aberglaube des Mittelalters. Hexen, Dämonen, der Teufel, der in einer lauen Sommernacht im Wald ums Feuer tanzt. Mönche und Klöster, unförmige mittelalterliche Malereien von Tiermenschen, alte Frauen mit Kräutern, Hexenverbrennungen, Flüche, all sowas. Das ist eine eigene Welt, ein eigenes Feeling, das ich bedingt durch diverse Erfahrungen mag. Das europäische Mittelalter ist sowieso eine faszinierende Epoche, bestimmt aber auch durch die „falsche“ (?) Darstellung in der Popkultur. An der Stelle will ich auch einmal das hervorragende Spiel Kingdome Come: Deliverance erwähnen (in der es auch eine Hexenmission gibt). Diese Thematik hat eine Prise von Folk-Horror, so etwas wie The Witch: Eine Zeit, in der die Welt noch voller böser Dunkelheiten war, in der man noch an die Hölle glaubte und an einen bestrafenden Gott. Und wenn man das dann in die Ästehtik von Stummfilmen taucht, dann kommt Häxan heraus – ein unfassbar faszinierendes Werk!
So, diese Einleitung war diesmal untypisch, aber Häxan kann ich nun mal nicht mit einer konventionellen Kritik beikommen. Auch, weil es kein konventioneller Film ist. Es ist eine Mischung aus Doku und Spielfilm, dazu in Episoden-Unterteilt und, hui, für den Jahrgang 1922 aber sowas von gewagt! Wenn man so wollte, ist es ein Urvater der Anthologie, des Dokumentarfilms, der Exploitation, des Okkult-Horrors, ja überhaupt von Horror an sich. Hier gibt’s wirklich alles, was man davon erwartet: Walpurgisnacht mit tanzenden Dämonen, dem Teufel, Hexen auf Besen, auf Scheiterhaufen, Mönche, alte Hexenhäuser, Folterkammern und zahlreiches mehr. Wirklich ein exotisches Kabinett des Horrors. Wo soll man da anfangen? Am besten bei der Intention, die Regisseur Christensen damals wohl hatte: informieren und unterhalten bzw. gruseln. Fangen wir mit dem Informieren an.
Kann der Film heute noch als eine Art Dokumentarfilm herhalten? Im herkömmlichen Sinne sicher nicht. Durch das Internet und schon durch die weitere Entwicklung des Horror-Films sind alle Informationen, die Christensen liefert, quasi ein „alter Hut“. Die Foltertechniken sind bekannt, interessant sind die paar Close-Ups der Foltergeräte und wie sie angewandt wurden dennoch. Zu Anfang werden ein paar vorchristliche Vorstellungen erklärt, z.B wie sich die Ägypter den Aufbau der Welt vorstellten. Untermauert wird das von ein paar hübschen Bildern, aber irgendwie hat das noch nicht ganz zum Thema gepasst und es ist auch etwas sprunghaft. Von Ägypten geht’s gleich ins Mittelalter und so wirklich tiefgründig wird’s eh nicht. Christensen beschränkt sich auf platte Informationen, ohne irgendwie in Details zu gehen: Wann war der Hexenwahn, welche tieferen gesellschaftlichen Gründe gab es, was war der Kontext? Ein paar mittelalterliche Malereien werden gezeigt, dazu wird per Zwischentitel (wie auch sonst, ist ja n Stummfilm) immer erläutert, was es zu sehen gibt und, etwas amüsant, Christensen zeigt mit einem Stock auch immer auf das, was er gerade erwähnt, etwa wie ein Lehrer. Das ist durchaus ganz nett, wenn man sich für diese Thematik interessiert, aber auch heutiger Sicht ist das aus „dokumentarischer Sicht“ eher wenig lehrreich. Aber, Gott bewahre, ich will dies dem Film nicht ankreiden. Es ist eben auch eine etwas naive Herangehensweise, die simpel ist, aber auf der anderen Seite wiederrum auch etwas über die Zeit des Films selbst verrät – das wahrscheinlich sogar mehr, als über das Hexen-Thema selbst. Zur damaligen Zeit war der Informationsgehalt wahrscheinlich höher, aber ich glaube trotzdem, dass der Zuschauer nicht wirklich viel mehr dazu gelernt haben wird.
Aber dies ist auch nicht schlimm, denn dieser Teil, den man noch als „normalste“ Sequenz des Films beschreiben könnte, nimmt auch nur wenig Raum ein. Lediglich die erste Episode und das Ende besteht aus diesen Erklärungen (am Ende gibt’s noch etwas Freud’sche-Analyse, dazu komme ich noch).
Aber loben muss man dies trotzdem, denn Christensen geht ganz unverblümt an das Thema heran. Was 1922 noch möglich war, das, will ich sagen, war bis... gut und gerne 1960 nicht so ohne weiteres möglich gewesen (alleine schon wegen dem Hays-Code). Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Film von 1922 „härter“ ist als alles, was in den 30 bis 50 Jahren danach kam. Natürlich sind es keine Bluttaten oder andere Sachen (wobei auch das passiert), es ist vielmehr die Anstößigkeit. 1922, in christlichen Ländern wie Schweden und Dänemark sowas zu bringen, das zeugt von Mut, obwohl man auch, glaube ich, sagen kann, dass die 20er eine größere Kunstfreiheit hatten, als die Jahrzehnte danach. Kein Wunder, dass die Kirche sich hier echauffierte. Hier werden Babys gekocht, Finger gegessen, Dämonen werden vor laufender Kamera zur Welt gebracht, es wird gefoltert und nackt herumgetanzt und es gibt dämonische Frivolitäten, im wahrsten Sinne des Wortes. Natürlich ist dies hier und da, etwa was die Kostüme angeht, durchschaubar, aber 1922 war dies mit Abstand das Härteste, was es im Horror gab. Überraschend zeigefreudig und mutig in den Darstellungen!
Und diese sind, wie es schon oben leicht durchschien, absolut elektrisierend! Wie gesagt bekommt man wirklich alles geboten. Manche Meinungen sind ja... der Meinung, dass der Film besser wäre, wenn er eine durchgehende Story wäre und sich nicht mit dem Doku-Teil belasten würde. Dieser Meinung kann man sicherlich sein, aber da Christensen alles in sieben Episoden aufbaut, hat es eben ein bisschen den Charakter einer Anthologie. Und das Gute daran ist eben, dass er zahlreiche verschiedene Settings abarbeiten kann, ohne sie wirklich sinnvoll verbinden zu müssen. Und so ist Häxan ein Sammelsurium an verschiedenen kleineren Geschichten geworden.
Die erste Episode mit einer „Handlung“ nach dem Doku-Teil spielt dabei in einem waschechten Hexenhaus, in der ein Zaubertrank brodelt und böse Dinge von statten gehen: Die Leiche eines Diebes wird geliefert und eine Bäuerin möchte einen Liebestrank, um einen Mönch zu bezirzen. Auf der einen Seite hat diese Episode eine wunderbare, düstere Atmosphäre und Christensen ließ sich bei der Ausstattung wahrlich nicht lumpen: Mittelalterliche Gassen und das düstere Innere des Hexenhauses haben einfach ein rustikales, schauriges Feeling an sich. Und gleichzeitig gibt’s sogar Elemente, die erheitern, wer hätte es gedacht, aber: Wenn der fette Mönch nach der Einnahme des Trankes plötzlich grinsend hinter der Frau herrennt, dann ist das schon amüsant, und darüber hinaus sicherlich auch als kleine Kritik in Richtung Kirche zu verstehen, so könnte man denken, wenn auch nur Unterschwellig. Schließlich hatten die Mönche den weltlichen Gütern entsagt und hier frisst er sich auf sehr unredliche Weise den Wanst voll... kein Wunder, dass die Kirche sich da aufregte.
Hochkarätig geht es munter weiter: Eine Hexe durchlebt eine Art Fiebertraum und wandert durch eine Art himmlisches Schloss, wobei ich nicht genau verstanden habe, was genau das sein soll... so eine Art Vision des Teufels. Das hatte eine äußerst gelungene surreale Stimmung. Auch hier wird auch etwas die Ästhetik von den frühen phantastischen Stummfilmen von Georges Méliès eingefangen, wenn eine kuriose Truppe tanzend, wie Geister, hin und herspringen und plötzlich verschwinden. Klar sind die Effekte leicht zu durchschauen: Überlagerungen zweier Bilder oder einfach rückwärts abgespielte Sequenzen, etwa, wenn die Münzen der Hexe nach oben verschwinden.
Auch die Ausstattung der Hauptepisode, denn sie reicht bis zum Finale, ist sehr authentisch geworden. Im Mittelalter wird eine alte Frau der Hexerei beschuldigt, und das Geständnis wird ihr unter Folter abgepresst. Das hat natürlich den typische Charakter á la Der Hexenjäger oder Hexen bis aufs Blut gequält und auch wenn die Folterungen an sich nicht gezeigt werden, ist die Stimmung in der Folterkammer sehr bedrückend und düster. Die Nahaufnahmen der Gesichter tun ihr Übriges, denn selbstredend tragen die Darsteller mitunter große Mimiken auf, aber das musste bei Stummfilmen auch so sein (wobei die hier sogar teilweise zurückhaltend sind).
Das absolute Higlight ist dann aber die Darstellung des Hexensabbats, im Grunde nur eine Bebilderung des Geständnisses der alten Frau. Dies hat Christensen auch sehr geschickt eingefädelt, denn im Grunde wird im gesamten Film nichts „Übernatürliches“ dargestellt, bzw., als solches verkauft: Alles kann auch nur als Wahn, Vision und Lüge abgetan werden.
So oder so ist dieser Mittelteil das große Higlight und, für mich, gibt’s hier ein paar der besten Szenen der Horrorfilmgeschichte. Alles wird aufgefahren: Düstere Wälder, dämonische Puppen, große Teufel, Lagerfeuer und und und, es ist, als würde man eine mittelalterliche Malerei in Bewegung setzen. Es wirkt etwas wie ein Theaterstück, die Sets sind eben etwas „künstlich“, ebenso wie die Kostüme und die gesamte (starre) Inszenierung, aber etwas derartiges hat man und wird man so auch nicht mehr sehen können. Insgesamt gibt’s zwei Arten von Dämonen: Einmal die, die ohne zusätzliche Masken ausgestattet sind und einmal die, die mit Attrappen ausstaffiert sind. Und beide sehen durchaus furchteinflößend aus: Ob erstere mit ihren langen Fingernägeln, den Hörnern und den reptilienhaften Zungen oder zweitere Kategorie, die deutlich größer sind und noch unmenschlicher wirken. Und wenn diese dann beim Dampf der Kessel in finstrer Nacht Babys kochen (und das 1922!), eigenen Dämonen-Nachwuchs zur Welt bringen, oder plötzlich am Fenster stehen oder aus der Dunkelheit herankommen, dann hat das auch heute noch eine unfehlbare Wirkung. Wie es dem Kinopublikum damals ergangen sein muss, war bestimmt nochmal eine ganz andere Kategorie. Hinzu kommen noch Hexen auf Besen und ein Pferde-Skelett, welches herumspaziert. Dazu gibt’s noch stehende Tiere (sehr seltsame Kostümierungen, hier und da vielleicht auch etwas komisch). Im Grunde kann man jeden Effekt simpel durchschauen: Es sind alles Puppen, Theater-Sets, Masken, und simple illusionistische Kameratricks (auch Stop-Motion gibt es), wie sie eben damals gängig waren – aber Häxan ist in dieser drastischen, unverfälschten, künstlerischen und düster-ästhetischen Weise so einzigartig, dass man sich den Bildern unmöglich entziehen kann.
Zum Schluss präsentiert Christensen dann auch noch Erklärungsversuche für die Phänomene, sticht nochmal kurz in Richtung Kirche (die Hexen waren immer dort, wo die Richter waren, heißt es) und versucht sich noch etwas in Psychoanalyse: In einer letzten Episode werden einige Hexenfälle etwa mit dem Schlafwandeln erklärt, z.B den „Fall“ einer Nonne, die mit einem Messer nachts herumläuft und die Hände des Teufels sieht (in diesem Zusammenhang gibt’s auch noch ne lustige Episode, in der alle Nonnen im Kloster verrückt spielen). Als Erklärung dienen auch andere psychischen Problemen (z.B Kleptomanie, was sich mir allerdings nicht ganz erschlossen hat, wie das mit den Hexen zusammenhängt). In den Zwischentiteln spricht er dann auch immer von sich in der ersten Person, bricht praktisch die vierte Wand und zieht den Bogen zur Gegenwart – ist der Hexenwahn verschwunden, oder hat er nur andere Formen angenommen?
Also, sowohl inhaltlich als auch optisch muss man den Film in höchsten Tönen loben. Die Bewertung anderer Kriterien entzieht sich aufgrund des Alters des Films natürlich ein bisschen, da das Medium dort ja noch gar nicht „ausgewachsen“ war – mir fiel vor allem mal wieder auf, dass sich die Kamera niemals bewegt. Das gleicht Christensen aber durch zahlreiche Close-Ups der Beteiligten aus. Und diese kann man ebenfalls nur loben, vor allem Maren Pedersen als „Maria the Weaver“, bzw. als die der Hexerei Beschuldigte, passt durch ihr Aussehen perfekt in die Rolle und repräsentiert auch das Leid, das so viele Gequälte durch den Hexenwahn hinnehmen mussten. Pedersen spielte nur hier mit, denn Christensen sah sie zufällig auf der Straße und spannte sie gleich für die Produktion ein. Während des Drehs sagte sie ihm sogar, der Teufel sei ihr einmal erschienen, und dieses Zitat baute er gleich in einen Zwischentitel ein. Und auch Oscar Stribolts Darstellung des fetten Mönches darf nicht außer Acht gelassen werden, eine wunderbare Performance!
Gesichtet wurde eine restaurierte Version auf YouTube. Natürlich erlitt der Film zu seiner Zeit schändlicher Weise wieder mal die Forderung der Zensur. Die Kirche musste über sowas ja irgendwie meckern, aber auch sonst dürfte es genug Sittenwächter gegeben haben, die rumschreien – was angesichts der „Gotteslästerungen“ und Brutalitäten aber auch kein Wunder war. Glücklicherweise beinhaltet die restaurierte Fassung (105 Minuten) alle geschnittenen Szenen, darunter: Die Nahaufnahme, wie die Hexe der Leiche des Diebes den Finger abreißt, die Szene am Sabbat, wo die Hexen auf einem Kreuz herumtrampeln, die Szene mit dem Baby, das über einen Kochtopf gehalten wird, sowie einige Close-Ups von Foltergeräten und einige Szenen, die zu viel Nacktheit enthielten. Dies war dann wohl auch der Grund, warum Christensen seine Trilogie nicht realisierte, denn geplant waren noch zwei Fortsetzungen über Geisterbeschwörungen und Heiligenvisionen. Ein enormer Verlust für die Filmwelt, aber man muss schon dankbar sein, dass man diesen Film hier sehen kann.
Erwähnt sei auch die wunderbare Musik, die der Szenerie des Films sehr zuträglich ist – zumindest in der von mir gesichteten Version, wie sooft gibt es verschiedene musikalische Untermalungen.
Fazit:
Häxan ist ohne Zweifel ein unheimlich faszinierendes Werk, das sich der Horror-Fan keinesfalls entgehen lassen sollte. Es ist, für mich, einer der besten Horror-Filme aller Zeiten und die Bilder, die Christensen hier kreiert hat, sind sowohl wunderbar künstlerisch, als auch die Besten, die der Okkult-Horror je hervorgebracht hat. Mir würde kein Film einfallen, der Dämonen und Teufel so gut und unheimlich darstellt wie Häxan.
Folgerichtig ist die hohe Wertung. Natürlich ist es aber trotzdem eine irgendwie teils „anstrengende“ Sichtung gewesen, aber das bringen Stummfilme nun mal so mit sich. Deswegen: 8 Punkte für die Einzigartigkeit, für das Künstlerische, für die (damals) brutalen Bilder und diese wundervolle Schauer-Ästhetik, die so einzigartig sein dürfte. In der Tat ein Horror-Meisterwerk!
8/10 Punkten.