Original-/Alternativtitel: Five Fingers of Death

Jahr: 1962

Regisseur: Gene Nelson

Schauspieler: John Agar (Alex Marsh), Paula Raymond (Carol Wilson), Stephen Dunne (Tom Holland), Roy Gordon (Dr. Ramsey)

Vorwort:

Abt: John Agar in der Prärie – das kann ja nicht gut gehen...

Ja, wenn man sich mit dem phantastischen Film von früheren Zeiten beschäftigt, dann muss man auf diesen guten Mann zwangsläufig treffen. Und diese Seite soll ja auch etwas lehrreich sein, deswegen nutze ich diese Gelegenheit kurz. John Agar ist, wenn man so will, die Identifikationsfigur für den Monsterfilm der 50er Jahre, einem Genre bzw. eine Epoche, die ich über alles liebe. Eigentlich hat dieses Jahrzehnt, im Gegensatz zu anderen Dekaden, keine wirklichen Stars in seinem Genre hervorgebracht. Cushing und Lee kamen ja im Horrorbereich an die Spitze, ebenso wie Price und zuvor Karloff und Lugosi. Der Monsterfilm ging leer aus, hatte kein Gesicht, kein „Type-Casting Opfer“, so könnte man denken. Wenn man jemandem den Titel des B-Monsterkönigs geben will, dann zweifellos John Agar. Wir erinnern uns: Er wollte in Hollywood Fuß fassen, in „seriösen“ Filmen, startete in Nebenrollen in Western, Universal schickte ihn jedoch in die Prärie, wo er es mit Tarantula zutun bekam. In In den Klauen der Tiefe musste er Maulwurfsmenschen befreien und in der Fortsetzung von Der Schrecken vom Amazonas bekam er es mit dem Gill-Man zutun (und mit einem furchtbar schwülstigen Drehbuch). Doch er wollte mehr und verließ Universal – nur um dann mit Perlen wie Die Augen des Satans für immer dem Type-Casting zu verfallen.

Ich liebe diese Filme und deswegen auch kurze Werbung an der Stelle: In meinem Buch Sonderband: Die Monster- und Science-Fiction-Filme der 1950er Jahre vom MovieCon-Verlag widmete ich Agar ein spezielles Kapitel, deswegen werde ich hier zu ihm nicht mehr viel mehr sagen. Das Buch erscheint bald erneut, deswegen hier nur diese kurze Erinnerung, wenn’s soweit ist, kommt noch ne weitere Erinnerung.

Jedenfalls: John Agar ist irgendwie schon ein Star des phantastischen Films, irgendwie eine tragische Figur, aber das sind ja viele seiner Kollegen gewesen. Ich bin ein Fan von ihm, zweifellos, und dachte mir heute: Schon lange keinen Film mehr mit dem Agar gesehen... das ließ sich schnell ändern, schließlich sind die meisten seiner B-Filme auf YouTube erhältlich. Und so war es auch mit Hand of Death, einem 1962er Drive-In Monsterfilm...

Inhalt:

Bei seinen Experimenten hat der Wissenschaftler Alex Marsh in seinem abgelegenen Labor in Kalifornien zufällig ein Gas gefunden, das seine Opfer nicht nur lähmt, sondern auch noch für Tage hypnotisiert. Eine perfekte Kriegswaffe. Voller Eifer forscht er weiter, doch eines Nachts zeigt das Gas auch bei ihm Wirkung: Er hat seltsame Alpträume und als er erwacht, stirbt sein Kollege, als er ihn berührt. Voller Angst bittet er seinen Kollegen Dr. Ramsey um Hilfe, doch das Experiment fordert weitere Opfer. Auch seine Freundin Carol bringt er in Gefahr, die unwissend mit seinem Kollegen Tom Holland unterwegs ist... das Unheil nimmt seinen Lauf. Und Marsh verwandelt sich in eine tickende Zeitbombe.

Besprechung:

So muss ein Monsterfilm aus dem Drive-In sein! Sicherlich, Hand of Death ist bei weitem kein Meisterstück oder Klassiker in seinem Genre (Bei Letterboxd hat er nicht mal 400 Bewertungen...), aber es ist ein überraschend sauber gearbeiteter Film, über den ich tatsächlich nur positive Dinge zu berichten habe. Und das hätte ich echt nicht erwartet, denn nach seiner Hochphase in den 50er Jahren kamen für Agar ja noch wirkliche Z-Filme (Ich sage nur Larry Buchanan). Hand of Death ist aber noch von dem Hirntot der Monsterfilme Mitte der 60er entfernt und ist eher einer im Stile des vorigen Jahrzehnts. Und das ist definitiv positiv!

Das Drehbuch von ebenso-Produzent Eugene Ling (der ansonsten nur zwei weitere B-Filme schrieb) ist zwar nicht allzu kreativ, aber für ein Kaliber dieser Produktion völlig angemessen. Agar gibt den Wissenschaftler, der Opfer seiner eigenen Experimente wird. Dabei kommt das Skript zügig genug zur Sache und auch wenn es ein paar Dialoge gibt, die mit wissenschaftlichen Fachbegriffen um sich werfen, hält sich das angenehm in Grenzen. So ganz habe ich das aber trotzdem nicht verstanden: Agar experimentierte irgendwie mit Drogen und erschuf dabei ein halluzinatives Gas, das Menschen zusätzlich betäubt und hypnotisiert... naja, ok, da haben wir schon deutlich Seltsameres gehört. Und außerdem passt es ja zum Jahr: 1962 war die Kuba-Krise, kein Wunder, dass Agar bei dieser Entdeckung gleich daran dachte, „den Feind“ so leicht ausschalten zu können (auch wenn der Russe nicht namentlich erwähnt wird). Agar ist also in seinem Element und steht vor Chemikalien, er hat noch eine besorgte Frau und ein paar Kollegen, also alles wie gehabt.

Aber auch hier kann das Drehbuch positiv überraschen: Agar entführt als Monster ausnahmsweise mal nicht die Frau und Carol ist als ebensolche auch glücklicherweise nicht komplett hilflos, sie fällt bei seinem Anblick nicht mal in Ohnmacht. Das war damals ja regelrecht ein starker Frauencharakter und das fällt deswegen schon positiv auf. Aber auch ansonsten sind die Charaktere besser geschrieben als in vielen Konkurrenzwerken. Klar, in 60 Minuten lässt sich keine Figur tiefgreifend charakterisieren, aber Agars tragischer Doktor ist gut genug, um durch den Film zu führen. Auch Dr. Ramsey bringt noch ein paar zusätzliche Sympathiepunkte. Insgesamt ist das Drehbuch also wenig kreativ, es ist nun mal am Ende ein typischer Monster-on-the-Loose Film in Menschengestalt, vielleicht ein bisschen wie Der Schrecken schleicht durch die Nacht, nur ohne die Dr. Jekyll und Mr. Hyde Methode. Das wird den Fan nicht vom Hocker hauen, aber es reicht völlig aus.

Sehr zugute kommt dem Drehbuch die überraschend gekonnte Regie von Gene Nelson, der ansonsten seltsamerweise die Finger von Monstern ließ und eh nur wenig in der Filmographie stehen hat. Zusammen mit dem sehr Genre-erfahrenen Kameramann Floyd Crosby (Der Untergang des Hauses Usher, Das Pendel des Todes, Der Mann mit den Röntgenaugen u.a), zieht er den Film optisch recht dynamisch auf. Die Dialogszenen sind flüssig gestaltet, die Kamera bewegt sich und hält nicht einfach nur stumpf drauf (das kennen wir von anderen Regisseuren in diesem Bereich anders (Hust, Bert I. Gordon, Hust). Und wenn Agar später als Monster unterwegs ist gibt’s einige richtig schöne Kamerafahrten! Das hat mich echt positiv überrascht und auch die Alptraum-Szene im Labor war atmosphärisch inszeniert. Sogar einen gelungenen Gag gibt’s: Agar steigt als Mutant in ein Taxi und der Fahrer scheint von seinem Äußeren nicht verängstigt, sondern schmeißt ihn einfach nur raus. So wird ein B-Film auf Zelluloid gebannt und hier zeigt sich, dass man das auch optisch einigermaßen gekonnt machen konnte, selbst wenn es schnell, schnell gehen musste. Gut, allerdings wurde das Ding immerhin noch von Robert L. Lipperts Firma gemacht, die z.B auch Die Fliege produzierten, die waren schon etwas besser aufgestellt als z.B AIP. Dennoch: Handwerklich eine schöne Arbeit.

Der Cast überzeugt ebenfalls. Zu John Agar muss ich (hoffentlich) nicht mehr allzu viel sagen. Nein, er war sicherlich keiner, der ein super Mainstream-Schauspieler gewesen wäre, aber er hatte doch genug auf dem Kasten, um seine Figuren glaubwürdig und geerdet rüberzubringen, und außerdem hat er deutlich mehr Charisma als irgendein x-beliebiger B-Schauspieler aus jenen Tagen. Auch hier gibt er den Wissenschaftler mit Sympathie, man nimmt ihm zu Anfang seine Euphorie, und später seine Verzweiflung ab. Paula Raymond (Carol) kennt man noch aus Panik in New-York und wie gesagt ist ihre Frauenrolle hier besser angelegt als viele Vergleichbare. Auch sie spielt glaubwürdig genug. Ansonsten braucht es auch gar nicht mehr so viel, Agar und sie sind ausreichend für die kurze Laufzeit. Stephen Dunne hat als freundlicher und besonnener Kollege nicht allzu viel zutun, und Roy Gordon (The Wasp Woman, u.a) gibt den etwas alt-ehrwürdigen Doktor Ramsey ebenfalls gut, auch wenn er relativ schnell stirbt.

Das Monsterkostüm selbst ist jetzt nicht die Wucht und ist im Stil der AIP-Gummi-Monster der 50er gehalten, auch wenn eine Stufe simpler. Aber eben deswegen ist es auch recht effektiv, mit Agar hat man schon Mitleid. Die „Tötungs-Szenen“ (auch wenn Agar kein einziges Mal mit Absicht mordet), sind simpel, aber ganz in Ordnung. Die Verwandlung seiner Opfer in die verkohlten Leichen (oder was auch immer mit ihnen genau passiert), vollzieht sich dabei entweder im Off oder durch eine einzelne Überblendung.

Zu guter Letzt sei auch noch die sehr schöne Musik von Sonny Burke genannt. Der hat mir echt gut gefallen, gerade wenn Agar durch die Stadt rennt schafft das richtig schöne Retro-Atmosphäre. Den Soundtrack werde ich mir definitiv noch öfters anhören, das schafft auch nicht jeder Monster-B-Film!

Zu sehen gibt’s den Film auf YouTube, in bescheidener, aber noch annehmbarer Qualität. Lustigerweise galt der Film in den 80er und 90er Jahren sogar als verschollen, aber offenbar hatte Agar noch ne vergessene VHS-Kopie.

Fazit:

Hands of Death ist ein hübsches, kleines, vergessenes Drive-In B-Filmchen aus der Zeit, in der sich das Genre eigentlich im Niedergang befand. Eine effektive handwerkliche Seite, ein guter Soundtrack, ein nettes Kostüm und John Agar schafften 1962 innerhalb von 60 Minuten freilich keinen Klassiker – aber ein völlig solides Machwerk, dass sich der Genre-Fan ohne Sorge angucken kann. Agar-Fans sollten zugreifen.

6,5/10 Punkten.