Original-/Alternativtitel: Exists | Terror en el bosque | La Bête de la Forêt | 

Jahr: 2014

Regisseur: Eduardo Sánchez

Schauspieler: Samuel Davis (Matt), Dora Madison (Dora), Roger Edwards (Todd), Chris Osborn (Brian)

Vorwort:

Kategorie: Alle Tage wieder...

Ja, es ist wieder ein Bigfoot-Film. Und wieder ein Found-Footage Werk. Na Super. Zu meiner Verteidigung kann ich aber wenigstens sagen, dass ich zumindest letzteres nicht wusste, als ich mich dazu entschied, den Film zu sichten. Gut, auch wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihn mir angesehen. Aber ich hätte mich auch gefreut, wenn’s ausnahmsweise mal NICHT ein Found-Footage Film gewesen wäre. Aber als jemand, der irgendwann alle Bigfoot-Filme gesehen haben will (wieso habe ich mir diese Bürde selbst auferlegt??) darf man eben nicht wählerisch sein.

Zum Thema Bigfoot-Film habe ich ja schon alles gesagt, ebenso zum Found-Footage Film, und zwar in der Besprechung zum grausigen BIGFOOT-COUNTY, den ich mit sage und schreibe null Bieren abstrafte.

Nun, unser heutiges Werk ist von 2014. Neben den Siebzigern, so deuchtet es mir, sind die 2010er Jahre ja irgendwie die zweite „Goldene Ära“ des Bigfoot-Films (insofern man irgendein Film aus dieser Zeit als „golden“ bezeichnen könnte). Ich wüsste zwar keinen spezifischen Grund, aber  schon 2012 kamen gleich zwei Bigfoot Found-Footage Filme raus (neben BIGFOOT COUNTY auch der furchtbare BIGFOOT – THE LOST COAST TAPES). Ein Review zum 2010er Waldschrat-Vehikel NIGHTEBASTS wird irgendwann folgen.

EXISTS – DIE BIGFOOT LEGENDE LEBT(im englischen übrigens nur „Exists“, die deutschen und ihre Zusatztitel wieder) sticht aber insoweit hervor, da der Regisseur, Eduardo Sánchez, 1999 unter anderem die Co-Regie beim Horrorklassiker BLAIR WITCH PROJECT führte und anschließend seine Hände auch bei weiteren Filmen mit der Wackelkamera-Thematik im Spiel hatte.

Ich mag, wie bereits erwähnt, BLAIR WITCH PROJECT. Und ich mag Bigfoot (falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte). Vielleicht wird’s diesmal ja was? Ihr werdet’s gleich erfahren, denn sonst wird das Vorwort wieder länger als alles andere...

Story:

Since 1967, there have been over 3,000 Bigfoot Encounters in the U.S Alone.
Experts agree the creaturs are only violent if provoked.

Nach diesem Einstieg wird mit (noch etwas weniger wackelnden) Kamerabildern ein schöner Himmel und ne schöne Straße irgendwo in den USA bebildert (unter höchst dramatischer Musik, versteht sich). Während die Namen der Beteiligten eingeblendet werden, wird von irgendwelchen Leuten im Auto ne Go-Pro justiert, gefilmt und in die Kameras geglotzt. Anschließend wird Feuerwerk gekauft (das wird später nochmal „wichtig“. Warum auch immer man für nen Camping-Ausflug Feuerwerk kaufen sollte).

Dann beginnt der Film (jetzt so richtig!). Im Auto bei Nacht wird dem Vordermann mit nem Feuerzeug der Bart angekokelt. Anschließend stößt man offenbar mit irgendwas zusammen. War angeblich nur nen Hirsch, aber als in der Nähe rumgekreischt wird, stellt man fest: Das kann ja doch kein Hirsch gewesen sein!

So oder so geht’s weiter, alsbald nur noch zu Fuß, weil nen Baum auf der Straße liegt. Die Tür der Hütte steht auf, es wird rumgewitzelt, dann hört man wieder ein Gestöhne an der Hütte. Aber, Schwein gehabt, es ist nicht der Bigfoot, sondern ein harmloses Wildschwein, das in die Hütte rennt, sodass alles in helle Panik verfällt (oder besser: man sieht es nur für ne Sekunde sehr schemenhaft, bis es ganz ruhig in der Ecke steht. Anscheinend hat das Filmteam es da einfach hingestellt, weil das Schwein die Szene nicht so spielte, wie es sollte).

Weil also das kleine Schweinchen im Haus ist, schläft man lieber im Auto, wo in der Nacht diesmal Gestöhne zu vernehmen ist, das ganz sicher nicht zu einem Schwein gehört. Matt und Brian diskutieren, was es sein könnte und Brian fragt, ob es das Vieh sein könnte, das Onkel Bob damals gesehen habe, aber Matt will nichts davon wissen (ob die Hütte ein gar furchtsames Geheimnis hat?).

Am nächsten Tag wird dann erstmal im See herumgeschwommen. Es folgen diverse Aufnahmen der Go-Pros, wie die Kerle mit Mountain-Bikes ins Wasser springen.

Anschließend filmt Brian, wie sich Todd und seine Freundin in den Wald verziehen (eine Spanner-Figur gibt’s gefühlt ja auch in jedem Film dieser Art). Doch als er die beiden beobachtet, filmt er ausversehen auch eine haarige Gestalt am Abhang, wie sie schnell wegläuft. Das Paar bemerkt Brian, es kommt zum Streit, später läuft Brian weiter durch den Wald, auf der Suche nach dem Bigfoot. Wieder hört er irgendwas und später in der Nacht positioniert er sich in der Hängematte, raucht ne Kippe und wartet darauf, bis der Sasquatch kommt. Er filmt sich beim Rumschreien und döst irgendwann doch weg – bis er natürlich von etwas geweckt wird...

Inhalt:

Joa. So könnte man den Film gut beschreiben. Ein „Joa“ und ein „Schulterzucken“ – immerhin: Der Film hat mich nicht so wütend gemacht wie z.B BIGFOOT COUNTY und immerhin auch nicht so gelangweilt wie etwa THE CURSE OF BIGFOOT . Bis jetzt ist EXISTS objektiv einer der „besten“ Bigfoot-Filme, die ich gesehen habe. Aber in einem Subgenre, in dem die Messlatte so tief sitzt, ist das freilich auch keine große Herausforderung, wenn man mehr als 100 Dollar Budget hat und nicht einfach nur eine Handvoll Idioten mit Kamera durch den Wald laufen lässt.

Naja, im Grunde ist EXISTS – DIE BIGFOOT LEGENDE LEBT aber auch nicht mehr, als das: Eine Handvoll Idioten (die zumindest aber nicht so nervig und unsympathisch sind wie in anderen Filmen) latschen durch den amerikanischen Forst. In der Tat passiert nicht mehr. Es gibt keine wirkliche Dramaturgie, keine Höhepunkte, keinerlei Ideen. Immerhin beginnt die „Story“ aber auch sofort mit dem, was man sich von so einem Titel verspricht. Wo uns andere Found-Footage Filme mit unlustigen Gequatsche der „Figuren“ in der langweiligen Komposition auf den Sack gehen, beginnt EXISTS sofort mit dem eingemachten. Unsere Truppe fährt im Wald irgendein Vieh an und es dauert anschließend auch nicht lang, bis die ersten Attacken des Waldaffens geschehen (genauer gesagt schon nach knapp 25 Minuten – und danach geht’s mit Bigfoot-Gewalttaten auch munter weiter).

Dahingehend kann ich dem Film allerdings keinerlei Vorwürfe machen, im Gegenteil. Ich rechne es dem Film an, dass er seinen Protagonisten wenigstens zeigt! Am meisten regen mich ja die Filme auf, die die ganze Zeit Dramatik um den Bigfoot zu erzeugen suchen, ohne ihn auch nur kurz zu zeigen! In dieser Hinsicht kann Entwarnt werden (und anbei auch eine kurze Spoilerwarnung): Den Bigfoot sieht man hier nicht zu knapp und sogar sehr detailliert. Am Anfang erscheint er vorerst nur als schwarze Silhouette, es gibt ein paar durchaus gelungene Momente, in denen man sogar sein Gesicht gut erkennt, und am Ende sieht man ihn ganz ungefiltert in Ganzkörperaufnahme. Lobenswert ist hier sicherlich auch, dass man ihn nicht animiert hat, sondern einen durchaus realistisch anmutenden Anzug geschaffen hat. Hier hat man Geld und auch Mühe reingesteckt, dafür schon mal Daumen hoch! Über das Design des Bigfoots an sich kann man aber natürlich auch wieder streitet, ich persönlich stelle ihn mir anders vor, als hier gezeigt, aber das liegt im Auge des Betrachters. Auch könnte man sich darüber beschweren, dass der Bigfoot hier als brutaler Angreifer gezeichnet wird. Dies wird storytechnisch am Ende ziemlich leicht begründet, wobei man diesen „Twist“, wenn man ihn so bezeichnen möchte, auch schon relativ schnell erraten kann. Besonders kreativ war das Drehbuch hier nicht.

Und wenn wir schon beim Drehbuch sind – geschrieben wurd’s von Regisseur Sánchez selber und einer gewissen Jamie Nash, die u.a auch Sánchez Episode in der Found-Footage Anthologie V/H/S 2 schrieb. Ansonsten schrieb sie noch ein paar weitere Horror-Scripts und führte auch einige Male Regie, allerdings ausschließlich bei Filmen, die mir nicht bekannt sind. Von daher kann ich nicht beurteilen, ob sie dort auch so einfallslos war. Bei EXISTS ist  dies nämlich leider der Fall. Das Drehbuch ist klar die größte Schwäche des Films. Es ist schlichtweg ziemlich langweilig, absolut 0815. Die Charaktere sind absolut uninteressant und da sie einem komplett egal ist, verliert der Film gerade in den Momenten, die dramatisch oder sogar „traurig“ sein sollen. Es sind absolute Klischee-Abziehbilder: Todd ist der starke Kerl der die Leute mit nem Gewehr beschützen will, Brian irgendwie der Spaßvogel (wobei es zu keinem Moment witzig ist) und Bigfoot-Gläubige und die beiden Frauen... sind halt da und schreien rum. Zu guter Letzt haben wir dann noch Matt, der überhaupt keine Charakterisierung erhält. Außerdem erhält der Zuschauer die Hintergründe eh nur Häppchenweise: Irgendwann kommt raus, dass Matt und Brian Brüder sind und dass die Hütte die Hütte ihres Onkels ist (der diese seinen beiden Neffen aufgrund des Waldschrats nie überlassen wollte). Wirklich von Belang sind diese Hintergründe aber eh nicht und von Bedeutung für den Verlauf der Handlung sind sie ebenso nicht wichtig. Warum die Kerle allerdings zur Hütte gefahren wird, habe ich ehrlich gesagt nicht so verstanden: Sie filmen sich da nur selber, wie sie mit Fahrrädern in den See fahren und labern irgendwas von YouTube, keine Ahnung. Ausformuliert wird das nicht, aber egal. Aus dieser Grundlage hätte man ja auch so ne Story á la HEILSTÄTTEN machen können, wo sich YouTuber in ein angeblich verfluchtes Gebäude begeben. Anstatt mit Geistern halt nur mit Sasquatch (irgendwer wird mir diese super Idee jetzt bestimmt klauen).

Die Story ärgert nicht, aber erzeugte (für mich) auch keine wirkliche Spannung. Klar, bei nur 81 Minuten Laufzeit wird es so immerhin nicht langweilig, da man sich auch nie mit Nebensächlichkeiten aufhält. Das ist schade, denn ansonsten ist der Film doch durchaus kompetent gemacht. Wer Found-Footage Filme und die Wackelkamera nicht mag, wird auch hier genervt werde. Allgemein spart der Film viele negative Sachen des Subgenres glücklicherweise aber aus (dumme Dialoge, dumme Gags, allzu unlogische Handlungen der Charaktere) und ansonsten passt die Inszenierung, die Effekte und eben das Bigfoot-Kostüm. Die Akteure sind auch noch in Ordnung, jetzt nicht wirklich sehr überzeugend, aber auch nicht schlecht.

Fazit:

Viel mehr sei zum heutigen Bigfoot-Kandidaten nun auch nicht mehr gesagt, auch wenn die Review nun etwas kürzer geworden ist. War EXISTS enttäuschend? Nein, da ich nun wirklich nicht mit hohen Erwartungen herangegangen bin? War er gut? Nein, auch nicht wirklich, aufgrund des völlig uninteressanten Drehbuchs. War er ärgerlich? Nein, dafür war er zu actionreich und zu kompetent gemacht. Das ist für einen Bigfoot-Film ja schon als Erfolg zu verbuchen. Vier Biere. Da gab’s schon schlechteres.

 4/10 Punkte.

Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/exists zu lesen.