Original-/Alternativtitel: The Rider of the Skulls | Le cavalier des crânes |

Jahr: 1965

Regisseur: Alfredo Salazar

Schauspieler: Dagoberto Rodriguez (El Charro de las Calaveras), Pascual García Peña (Cleófas), Alfonso Ortiz (Perico)

Vorwort:

Ach ja, der mexikanische Film... der mexikanische Horror-Film besser gesagt! Wahrscheinlich bringen (oder besser: brachten) die Bewohner dieses schönen Landes die verrücktesten Genre-Vertreter der Geschichte auf die Leinwände. Bisher hatte ich aber kaum etwas damit zu tun gehabt, und das vorwiegend aus zwei Gründen:

Erstmal sind die meisten mexikanischen Filme von früher kaum zu bekommen, da sie, bis auf wenige Ausnahmen (K. Gordon Murray sei an der Stelle gedankt! Jerry Warren hingegen sei verflucht) nie außerhalb der Landesgrenzen aufgeführt wurden.

Zweitens hatte ich mit denen, die ich bisher gesehen hatte, eher, ähm, schlechte Erfahrungen gemacht: Irgendwann vor längerer Zeit sichtete ich mal ROBOT VS THE AZTEC MUMMY von 1958, der eher ernüchternd war. Selbiges war bei THE ATTACK OF THE MAYAN MUMMY (1964) der Fall (Ok, Nein, der war eigentlich wirklich grottig, da zu 95% der Laufzeit nichts passiert ist), aber da will ich die Mexikaner mal nicht die Schuld geben, sondern Importeur Jerry Warren – der hat nämlich diverse ausländische Filme aufgekauft, und mit ultra-langweiligen, neu gedrehten Szenen entstellt. Der Originale THE AZTEC MUMMY von 1957 wird da (hoffentlich) wohl besser gewesen sein. Aber auch als Regisseur hatte Warren nichts auf dem Kasten (siehe dazu das aufschlussreiche Review vom Doc zu THE INCREDIBLE PERTRIFIED WORLD).

Und auch der „neuere“ Mexiko-Horror (ok, da habe ich bisher auch nur zwei gesehen) á la René Cardona Jr. konnte nicht nicht überzeugen. SOS-SOS-SOS BERMUDADREIECK (nur echt mit dem dreifachen SOS) von 1978 war aber eigentlich ganz ok, ROMINA von 2016 hingegen, den ich irgendwann mal auf Netflix sichtete, war bodenlos.

Dann aber stieß ich auf die Werke des „goldenen Zeitalters“ des mexikanischen Horrorfilms, der so etwa Ende der 50er einsetzte, als auch in den USA und Großbritannien der Horror-Film wieder Dank des SHOCK!-Pakets von Universal und den Hammer-Filmen erfolgreicher wurde. Da entstanden dann etliche interessante Werke wie etwa VAMPIRO oder DER SARG DES VAMPIRO, die auch internationale Anerkennung fanden.

Wie ich jetzt dazu kam? Nun, es war Indicator, bzw. deren schöne Filmbox mit dem anziehenden Titel „Mexico-Macabre“, mit vier Filmen aus den Archiven der Alameda-Studios (mitsamt eines kleinen Büchleins mit Hintergrundinfos, aber genug der Werbung). Lange Zeit standen sie herum, aber Ende letzten Jahres sichtete ich direkt hintereinander THE CURSE OF THE CRYING WOMAN sowie THE WITCHS MIRROR – und war enorm positiv überrascht. Es waren beides sehr schöne Gothic-Horrorfilme mit herrlicher Atmosphäre und schönen Effekte. Dass in der Box auch der etwas lahme BRAINIAC (den hatte ich ebenfalls mal vor einiger Zeit auf DVD gesichtet hatte) enthalten ist, wird da komplett entschädigt.

Doch um diese Filme soll es hier gar nicht gehen (obwohl ich auch dazu ein Review plante, aber die Zeit, jaja...) – jedenfalls wurde ich so dazu gebracht zu schauen, was die Mexikaner denn noch so in dieser Zeit fabrizierten. Die „Santo“-Filme waren mir schon vom Namen bekannt, doch für diese Interessierte ich mich gar nicht so sehr. Jedenfalls entdeckte ich etliche, dutzende absurde Horror-Filme mit wunderschönen Plakaten! Monster, Werwölfe, Vampire, Kopflose Reiter, Revolver-Helden, die gegen Dämonen kämpften, Außerirdische und vieles mehr. Ich hatte auf Letterboxd eine Liste erstellt, die inzwischen 92 Titel umfasst, und ein jeder davon wäre wohl für eine Review auf dieser Seite hier geeignet (darunter sogar einer, der eine weitere meiner Fachgebiete abarbeitet: Ein mexikanischer Bigfoot-Film! Aber dazu kommt noch ne Review, versprochen! (Falls ich ihn auftreiben kann)).

Tja, das Mexiko-Fieber hatte mich erfasst, und so machte ich mich auf die Suche nach den Titeln... und ja, die meisten werde ich wohl aufgrund meiner mangelnden spanischen Sprachkenntnisse niemals sehen (verdammt!), aber einige sind dennoch auf Englisch verfügbar. So auch EL CHARRO DE LAS CALAVERAS aka THE RIDER OF THE SKULL von 1965. Ach, was las sich das herrlich: Ein maskierter Revolverheld bekommt es mit dem Werwolf, Dracula und mit dem kopflosen Reiter zu tun! Den musste ich sehe, und so kam es dann auch...

Inhalt:

Schöne Gitarrenklänge und kurz darauf auch ein netter Gesang (keine Ahnung worüber, spreche ja kein spanisch). Dann kommt auch schon unser Held vorangeritten, während die Namen der Darsteller über den Bildschirm flimmern. Anmutig reitet er durch die Prärie bis das Bild schwarz wird und die Titelmelodie verstummt. Und dann kommt er auf einer Mauer angelaufen, unser Held in Schwarz, Stilecht mit Sombrero und Revolvergürtel, unser El Charro de las Calaveras, vor dem alle Banditen erzittern! Und was sieht er? Einen Friedhof, mit Totenschädel und Ratten, die sich hinter ebenjenen verstecken. Und dann taucht er schon auf, der garstige Werwolf. Hinter einem Baum kommt er hervor und stößt ein Heulen aus. Sogleich fällt er einen armen Tropf an, ringt ihn nieder und beißt sich in seinem Hals fest. Unser Held kommt angeritten, doch da ist der Werwolf schon hinfort (bzw. hat er sich etwas entfernt, aber eigentlich müsste man ihn trotzdem noch mit Leichtigkeit sehen... egal). Der Charro findet nur noch die kalte Leiche vor und irgendwo lacht eine Alte: „One more victim for the werewolf!“

Dann finden wir uns in einem gemütlichen Heim vor. Der Diener Cléofas fragt bei der Herrin des Hauses nach, wie es dem Kind, Perico, gehe. Dieser sei sehr nervös, aber es ist nun eingeschlafen. Ob die Behauptungen wahr sind, fragt sie – nein, das könne er nicht wissen, aber die Wahrheit ist, dass bizarre Dinge geschehen. Er sei nur hiergeblieben, weil er Perico so gernhabe und weil er ein „Macho“ sei (dass sagen zumindest die englischen Untertitel). Von wegen, denn als er den Charro sieht, wie er durch das radförmige (!) Fenster des Hauses blickt, erschrickt er so gleich und stammelt nur noch vor sich hin. Die Mutter holt den Vater, der den Charro hereinholt. Der stellt sich als „Riders of the Skull“ vor und die Mutter kennt ihn auch noch („Theres been much talk about him“). Und da er ein Edelmann ist, entschuldigt er sich natürlich auch, falls er sie erschreckt hat. Er berichtet über den Fund der Leiche und Perico wacht nun auch auf: Seit er das Monster gesehen hat, sei er krank, so die Mutter. Daraufhin der Charro: „Childish Nonsense!“

Vielleicht, findet die Mutter, aber warum seien dann all die Arbeiter verschwunden? Der Charro informiert sich erstmal und bietet selbstverständlich seine Hilfe an. Cleófas richtet sofort einen Raum für den Helden her (den Besten, wie er beteuert). Als nächstes wohnen dann wir einer Trauerkolonne bei, die das letzte Opfer des Werwolfs begraben wollen. Zusammen mit Perico fragt der Charro nach, doch der Cousin des Opfers (dem übrigens das gesamte Gesicht abgebissen worden sei, meine Güte) sagt, der Wolf sei zu intelligent, um gefasst zu werden, obwohl man sogar zahlreiche Fallen aufgestellt habe.

Später, wieder Zuhause, entschuldigt sich der Vater , er müsse nun seine Pillen nehmen. Die Mutter ist dahingehend besorgt, aber der Charro zeigt Verständnis für die Nervosität.

Dann gibt’s n Bild des Vollmondes und die Hexe darf wieder zum Himmel schreien: „The moon! The full moon! The beast is loose!“

Dann öffnet sich eine Tür und die Klaue des Werwolfs kommt zum Vorschein. Dieser schleicht sich dann ans Bett von Perico, der das aufgrund des dezenten Rumgestöhne des Viehs glücklicherweise bemerkt und schreit. Ohnmächtig fällt er aus dem Bett, aber der Charro ist schon zur Stelle. Halluzinationen seien das, findet die Mutter, aber da gibt’s schon den nächsten Schrei. Der Charro hechtet nach draußen, springt beherzt über die Steinmauer und findet ein totes Mädchen vor.

Drinnen macht sich die Mutter über den Charro sorgen und befiehl Cléofas (der trägt nun auch nen schönen Sombrero), er solle nach dem Helden sehen. Nene, findet der, die „Kälte der Nacht“ würde ihm zu sehr wehtun, ansonsten würde er ja rausgehen. Als der Charro dann doch kommt, springt er schreiend auf und haut ab, nur um dann wieder zu kommen und auf Perico aufzupassen (natürlich wimmert er wieder lautstark). Schnitt zum Vater, der vom Klopfen aufgeweckt wird und sich sein Gesicht seltsam reibt.

Cleófas erschreckt sich zeitgleich vor der Katze (der er auf den Schwanz getreten hat) und fällt um. Derweil befragt Charro den Vater, doch der habe nichts Verdächtiges bemerken können. Die Mutter geht zurück zu Perico und findet Cleófas sitzend vor (er sei nicht Ohnmächtig geworden, er habe nur geschlafen. Jaja, so sind sie, die Mexikaner, mitten in der Nacht erstmal ne Siesta halten). Charro befragt Perico nach dem Angreifer, der diesen als Gorilla-Ähnlich beschreibt. Draußen sucht Charro nach Spuren, findet jedoch nichts.

Beim Tee fragt Perico dann nach der Herkunft des Helden: Seine Eltern seien von Banditen getötet worden und daraufhin schwor er, sich dem Bösen entgegenzustellen. Er tötete jeden Banditen und ließ einen Totenschädel hinter sich. Sein Name sei egal, er sei einfach ein "Zeichen" der Gerechtigkeit. Der Vater verabschiedet sich und die Mutter zeigt sich erneut besorgt. Auf Befehl des Charros werden alle Türen und Fenster verschlossen, denn erneut steht der Mond hoch am Himmel. Der Vater reibt sich im Bett die Augen, der Charro stromert draußen umher und dann passiert es: Der Vater geht zum Fenster, sieht den Vollmond und erleidet größte Schmerzen. Er fällt zu Boden und verwandelt sich in ein Skelett. Nein, doch nicht, erst in ein Skelett, dann in einen Werwolf mit gestreiften Hemd.

Draußen folgt Perico dem Charro, der davon verärgert ist, es sei doch viel zu gefährlich. Aber es bleibt keine Zeit: Der Werwolf kommt schon, doch verschwindet nach einem Schuss sofort wieder und kehrt ins Zimmer zurück, wo er sich zurückverwandelt. Als normaler Mensch schaut der Vater zusammen mit Charro nach der Mutter und später erklärt letzterer dieser, was es mit dem Wolf auf sich hat. Es könnte jeder sein, aber früher oder später würde der Werwolf einen Fehler machen, findet der Charro. Dieser begibt sich wieder auf Spurensuche und trifft auf dem Friedhof auf die Hexe (genannt „Andra, Rider of the Skulls“). Lachend bittet sie dem Charro, ihr zu folgen. Sie belebt das letzte Opfer des Werwolfs, der den Sarg öffnet und die Geschichte des Werwolfs erzählt. Und, dass der Vater von Perico der Werwolf ist. Die Hexe lacht und der Werwolf läuft erneut durch die Nacht, wo ihn der Charro nun stellt. Doch Schüsse können ihm nichts anhaben (Ich gehe mal davon aus, dass der Charro das Monster auch trifft, zumindest auf der kurzen Entfernung). Als er ihm folgt, fällt er allerdings in eine Grube und wird vom Ungetüm mit Steinen beworfen, ehe er ihm seinerseits mit einem Wurfmesser Schaden zufügen kann. Der Werwolf flieht nach Hause, wo er die Mutter mit einem Biss in den Hals tötet. Der Charro lässt aber nicht locker und hält Perico davon ab, ins Schlafzimmer zu gehen, um ihm den Anblick zu ersparen.  

Der Werwolf verwandelt sich indessen wieder zurück und der Vater realisiert, was er getan hat. Doch erstmal müsse er ein Versteck finden...

Zuhause weint Perico bitterlich, dass er nun alleine ist. Was soll aus ihm werden? Doch der edle Charro nimmt den Jungen selbstverständlich unter seine Fittiche – und Cléofas? Den natürlich auch. Folge ist eine herzhafte Umarmung seitens Cleófas, und der Charro flüchtet ins Haus. Danach suchen die drei draußen anscheinend nach Hinweisen, doch Cleófas verpisst sich dann doch lieber ins sichere Haus. Der Charro aber, na der sucht tapfer weiter und findet den Wolf schließlich auch irgendwo in der Tundra. Es folgt ein harter Kampf (ohne dass Cleófas eingreifen würde, der guckt nur zu) und der Werwolf stürzt schließlich von einer Klippe. Cleófas wird deswegen ohnmächtig, und Perico sieht, dass sein Vater der Werwolf war.

Zurück im Haus zeigt der Held nun seine „Identität“ und setzt seine Maske ab (nachdem die beiden bei ihrem Leben geschworen haben, nie etwas über ihn zu erzählen). Cleófas daraufhin: „Hey Daddy, you are wholesome!“ (Na dann).

Die drei reiten also neuen Abenteuern entgegen. Und was das ist, das zeigt sich, als wir eine Fledermaus herumfliegen sehen (ok, nicht wirklich fliegen, eher wird die an dem Faden durch die Gegend geworfen). Sie landet und „Dracula“ (hihi) steht vor nem armen Tropf, stößt ihn zu Boden und saugt ihm das Blut aus. Daraufhin kehrt er in seine... abgewrackte Hütte zurück, wo sein ärmlicher Sarg für die Mittagsruhe steht.

Die Gruppe um Charro reitet weiter und als es Mitternacht ist, erwacht Dracula erneut und fliegt als Fledermaus davon.

In einem Haus im Dorf weint die Tochter derweil über ihre Mutter. Ihr Ehemann will den Doktor holen, obwohl es draußen so gefährlich sei. Er sei bald zurück, versichert er nichtsdestotrotz (wir wissen, dass das nicht passieren wird). Natürlich wird auch er von Dracula getötet und die Tochter eilt zum Tatort, als sie Schüsse hört, und fällt in Ohnmacht, als sie den Übeltäter erblickt (das würde ich auch). Dracula aber hat ein neues Ziel gefunden: „Oh, she is gorgeous. A creature so beautiful is what I need. A Vampire! I will turn her into a Vampire!“.

Genau dann kommt aber die Gruppe des Charros an und Cleófas will sich erstmal ausruhen und legt sich hin. Dracula verwandelt sich wieder in seine Fledermaus-Gestalt und fliegt über ihre Köpfe davon. Cleófas flieht, Perico und Charro sitzen komischerweise wieder auf ihren Pferden: „Whats happening?“ – „I dont know. He shouldn’t have run like crazy!“ Mir scheint es, als hat der Charro durch seine Maske eine eingeschränkte Sicht. Oder hat er bereits Demenz und vergessen, dass Dracula hier herumschwirrt?

Cleófas kehrt zum Pferd zurück und der Charro befiehlt den beiden, bereits in die Stadt zu reiten. Er selbst macht sich auf die Suche nach dem Meister der Dunkelheit, der sich wieder zurückverwandelt (hier erneut die Szene, die schon bei seiner ersten Verwandlung eingefügt wurde). Jedenfalls kommt es zum Kampf, aber der Vampir entkommt und Charro findet nur die Leiche, während Dracula wieder zu seinem Versteck zurückkommt (schön: hier sieht man sehr deutlich den Faden, an dem sie aufgehängt ist).

Im Dorf bedankt sich die Tochter für die Unterstützung und Cleófas beteuert, dass er sie beschützen wird, bevor er zum Einkaufen geschickt wird. Charro verspricht ihr, das Versteck des Unholds zu finden.

Später, in der Nacht: Dracula fliegt zu seiner Angebeteten und klärt sie über seinen Plan auf. Just in dem Moment kommt Cleófas Hacke dicht zurück und taumelt in ihr Zimmer. Anstatt dass der Nichtsnutz einmal etwas macht, hält er Dracula für eine Halluzination, woraufhin dieser mit der Frau natürlich fliehen kann (Beim Sturz fällt Cleófas sogar gegen ein großes Kreuz, dass im Zimmer steht, also einfacher hätte man es ihm nicht machen können, aber sogar dort versagt er!)

Charro und Perico kommen ebenfalls hinzu und die drei machen sich sofort auf die Suche nach Dracula (erneut). Dieser ist aber schon auf dem Friedhof damit zu Gange, seine neue Frau in den Sarg zu legen und sie zu beherrschen.

Charro und ne Gruppe von Fackelträger (wohl der obligatorische wütende Mob aus dem Dorf) macht sich bereit, während Cleófas und Perico selbst aufgebrochen sind, um Dracula zu stellen – auch er könne beweisen, dass sie keine Idioten wären (Spoiler: Nein, wird er nicht). Während nachts also die nun unter dem Fluch Draculas stehende Frau aus dem Sarg entsteigt, schleichen sich die beiden hinter einer Mauer zum Friedhof. Dracula befiehlt seiner neuen Dienerin derweil, zum Charro zu fliegen und ihn herzulocken. Und dies gelingt auch, denn als sie zu ihm geht, klärt sie auch auf, wo Dracula sich befinde und sofort reitet unser Held zu ihm, um ihn zu vernichten. Folgerichtig kommt es zum großen Kampf. Dracula lässt sich erstmal in die Fresse boxen und wird nur dank seiner neuen Gehilfin vor der vorzeitigen Niederlage bewahrt. Mithilfe eines schwachen Schlages mit einem Stock befördert sie den Charro ins Reich der Träume. Doch Dracula hat die Rechnung ohne Cleófas und Perico gemacht – doch diese fliehen natürlich sofort wieder, aber immerhin hat Charro nun Zeit, wieder aufzuwachen. Und genau im richtigen Moment, denn gerade als Dracula Cleófas verfolgt, trifft Charro den bösen Buben mit einem Stock von hinten mitten ins Herz (anscheinend), dass dieser sogleich als mausetote Fledermaus am Boden liegt.

Charro nimmt die ohnmächtige Frau (keine Angst, sie werde sich bald erholen) und die Gruppe läuft dem Sonnenaufgang entgegen. Aber halt, bevor der geneigte Leser jetzt denkt, dies wäre schon das Ende – ein letztes Abenteuer kommt noch:

Auf einer einsamen Straße reitet er nämlich, der kopflose Reiter, und metzelt bei Gelegenheit auch gleich einen hilflosen Bauern nieder. Der Reiter reitet zu irgendwelchen Ruinen, schlendert dort herum, dann sehen wir eine Frau rauchend über irgendwelchen Akten brüten. Sie geht zu einer Kiste, öffnet sie, und ein Kopf starrt sie an – und der spricht zu allem Überfluss auch noch zu ihr: „Re-attach me to my body!“

Völlig schockiert macht sie das, was jeder machen würde: In Ohnmacht fallen. Der Kopflose wird derweil von einem Skelett in Kutte besucht: „Rest, the day of vengeance is coming.“

Die Gruppe um Charro wird im lokalen Laden derweil darüber informiert, dass es einen weiteren Mord des kopflosen Reiter gab. Charro fragt den Besitzer wer das sei und Cleófas zeigt sich natürlich wieder sehr verängstigt.

Dann fährt ein Auto an einem Haus mit einem wirklich sehr großen, aber sehr flachen Pool (oder was auch immer das sein soll) vor. Die Frau, die den Kopf in der Kiste fand, klärt gegenüber dem angekommenden Professor auf: Sie ist die Sachen ihres toten Großvaters durchgegangen und fand dabei die Kiste mit dem Kopf, der zu ihr Sprach: Diesen habe ihr Vater vor langer Zeit einem Banditen abgenommen, um dessen Gehirn zu studieren. Sie fragt den Professor um Rat und dieser meint, sie müsse ihn schnellstens loswerden (Potzblitz! Da hätte sie nie selber draufkommen können!). In der nächsten Szene wird die Kiste folgerichtig vergraben.

Dann sehen wir die Gruppe von Charro fröhlich Karten spielen. Cleófas macht sich über die Vorkommnisse lustig („They are just a bunch of superstitious old men, a man riding without a head?“) und bricht in krächzendes Gelächter aus (Dracula und ein Werwolf, damit hattest du keine Probleme, aber wehe ein Mann reitet ohne Kopf durch die Gegend!)

Charro hingegen glaubt, er könnte bald auftauchen, aber Cleófas will seine Nacht lieber mit schlafen verbringen, anstatt Nachforschungen anzustellen. Die Frau macht sich im Haus derweil ebenso für das Bett fertig, draußen klingeln die Glocken und Charro begegnet dem Kopflosen auf einer langen, leeren Straße, so ein richtiger Western-Showdown. Ein paar Mal reitet er auf ihn zu und sticht mit dem Schwert nach ihm, ein paar Mal weicht Charro aus und schießt etliche Salven auf ihn (natürlich ohne Erfolg), während der Kopf im Zimmer der Frau weiter rumstöhnt.

Am nächsten Tag ist der Professor wieder da. Ob sie verrückt werde, fragt sie: „No way. There are some supernatural things that human intelligence cant understand“ (Der Professor ist neuen Dingen aber mal aufgeschlossen). Nun schlägt er vor, den Kopf zurück ins Grab seines ursprünglichen Besitzers zu legen, dann würde der Spuk schon aufhören.

Cleófas lacht sich derweil wieder kaputt über die „Lügen“ des Charros, was den kopflosen anbelangt. Um ihn zur Ruhe zu bringen, will Charro mit ihm in der nächsten Nacht den Pferdespuren folgen, um das Geheimnis zu lüften. Widerwillig erklärt er sich dazu bereit.

Inzwischen fährt dann auch die Frau mit dem Professor vor, die die Kiste mit dem Kopf der lokalen Polizeistation übergeben. Wenig später kommen dann auch wieder die zwei Skelette in den Kutten zurück zu ihrem kopflosen Freund und informieren ihn darüber, dass sein Haupt wieder in der Stadt ist, er müsse ihn sofort abholen gehen! Gesagt getan. Charro und Cleófas sehen ihn wenig später auf der Straße in Richtung Dorf reiten und „verstecken“ sich schnell NEBEN den Bäumen an der Straße, nicht dahinter. Wie konnte der kopflose Reiter die nur übersehen? Hat der denn keine Augen im Kopf?

In der Polizeistation macht der Kopflose schnellen Prozess mit dem quarzenden Polizisten und kann endlich wieder seine Murmel auf seinen Stumpf stecken. Vom Tumult geweckt, sieht die Frau nach dem rechten und trifft auf den nun nicht mehr so Kopflosen: „Now, my punishment will end. Andy you will pay for what your grandfather did to me!“

Natürlich fällt sie in Ohnmacht und der Bösewicht kann sie so leicht mitnehmen um... sie zu foltern, nehme ich an. Doch Perico bekommt das Ganze auch noch mit und reitet schnell Charro nach, der mit dem wimmernden Cleófas die Ruinen besichtigt. Schnell werden sie dort aber von den Skeletten hinterrücks überwältigt und zusammen mit der Frau angebunden. Nun will der nicht-mehr-Kopflose sie köpfen, wie es mit ihm vor 100 Jahren passierte. Aber da hat er die Rechnung ohne... den lieben Herrgott gemacht? Es beginnt zu donnern und die drei wenden sich dem Himmel zu: „So you order me to return to my grave? I will not!“ (Gut, diesen Befehl habe ich aus dem Donner nicht rauslesen können, aber egal.)

Wenigstens hat so Perico Zeit, den Charro loszubinden. Die Skelettmänner wollen fliehen, werden vorher aber noch von einem Blitz niedergestreckt, doch strecken will der nicht-mehr- Kopflose die Segel deswegen noch nicht. Ein letztes Säbelduell fechtet er noch mit dem Charro aus, doch der Sieger ist natürlich letzterer. Er streckt den nicht-mehr-Kopflosen nieder und die drei stampfen mit der Frau der Ferne entgegen. Unter lieblichem Gesang natürlich... FIN!

Besprechung:

Ja, das war was... ein Trash-Brett aller erster Kajüte, aber ein durchaus Positives. Ein Trash-Film der liebenswerten Sorte: Naiv, schlecht gemacht, aber doch irgendwie sympathisch und vor allem unterhaltsam, dank einiger primitiver Schauwerte! Dracula, der Werwolf, der kopflose Reiter. Meine Güte! Aber der Reihe nach.

Wie der Inhaltsangabe zu entnehmen ist (wurde sogar mein erstes Lang-Review, ach wie ist dat schön!), handelt es sich im Grunde ja um eine Anthologie – verbunden sind die drei Geschichten nicht, lediglich durch den „Reiter der Schädel“, der nach der ersten Story fortan mit seinem Ziehsohn Perico und dem bekloppten Cléofas (auf den komme ich noch zurück) durch die Lande streift (und am Ende jedes Abenteuers dem Sonnenuntergang (oder –Aufgang) entgegengeht. Wie wundervoll). Theoretisch ließe sich das ja unendlich wiederholen (Serien wie SUPERNATURAL lebten von diesem Prinzip ja im Grunde 15 Staffeln lang), es gibt ja ebenso unendliche Arten von Monstren oder übernatürlichen Geschöpfen, die der Cowboy bekämpfen könnte. Allerdings unterscheiden sich die Episödchen (gehen alle so knapp 25 Minuten) eigentlich auch nicht untereinander, bis auf die Art des Monsters halt. Der Charro kommt in ein Dorf, irgendwelche Leute werden getötet, er Sitz in irgendwelchen Häusern, läuft umher, trifft irgendwann auf den Übeltäter und tötet ihn schließlich. Weder nimmt er besondere Untersuchungen vor, noch stellt er sich sonderlich geschickt an (im Gegenteil: In der ersten Episode konnte er ja nicht mal die arme Frau Mutter vor dem garstigen hombre-lobo retten). Außerdem scheint er mir aufgrund seines Topflappens vor dem Gesicht (bzw. später aus nicht genannten Gründen eine schwarze Maske, die sein gesamter Kopf einhüllt) etwas Probleme mit der Sicht zu haben (siehe die Inhaltsangabe: Er sieht den Werwolf auf 10 Meter nicht, ebenso wie die Fledermaus des Vampirs). Dahingehend sind auch ein paar Dialoge etwas absurd: Die Leute, die vor kurzem (da ist auch die Frage, was das das zeitliche angeht: Innerhalb welcher Spanne passiert das Ganze? Woche, Tage, Jahre? Oder ist Mexiko derart von Monstern überzogen, das man in jedem Dorf auf solche trifft?) auf einen Werwolf und auf „Dracula“ (hihi) getroffen sind, halten den kopflosen Reiter natürlich erstmal für irgendeine dumme Dorflegende der Hinterwäldler.

Und wo wir schon bei den Dialogen sind: Im letzten Review (THE APE-Man mit Bela Lugosi, 1943) sagte ich, dass ich Comic-Reliefs Hasse und das ich sie nie, nie, niemals lustig finde. Das war bis jetzt auch so, aber dann kam der dicke Cleófas des Weges gelaufen (oder besser: getorkelt, wahlweise gesprungen) und belehrte mich eines Besseren. In Reviews (davon gibt’s sowohl auf der IMDB als auch auf Letterboxd aber sowieso nicht viele) las ich aber auch, dass einige den Film eben auch genau wegen diesem Charakter weniger unterhaltsam fanden, und ich dachte, mir würde das genauso gehen.

Und Nein – Cléofas ist natürlich nicht wirklich „lustig“. Nur irgendwie passt er zur gesamten Art des Films: Ultra-billig, aber irgendwie doof-sympathisch. Seine Sprüche und seltsames Verhalten waren manchmal so drüber, dass es zum Lachen war (einige Beispiele wurden ja in der Inhaltsangabe geliefert). Ok, am Ende war’s vielleicht ein bisschen zu viel, denn in wirklich jeder Szene, in der er da ist (und das sind einige) heult er entweder rum wie ein dummes Balg, lacht wie bekloppt oder kaspert irgendwie rum (letzteres insbesondere in den Szenen, in denen sich unser Held mit den Bösewichten verprügelt. Da hilft der Cleófas nicht, sondert feuert nur an).

Ebenso überraschend wenig nervig (nämlich gar nicht) war das Kind, also Perico, der wohl zur Identifikation für das junge Publikum dienen sollte (und ich gehe mal sehr stark davon aus, dass das hier als Kinder-, oder zumindest als Jugendfilm konzipiert war, auch wenn es ein, zwei durchaus „brutalere“ (zumindest im damaligen Kontext) Momente gab, etwa den Tod der Mutter. Da hält die Kamera auch auf die blutige Leiche). So, Perico ist nicht nervig wie viele andere Kindercharaktere aus jenen Jahren, sondern durchaus ganz sympathisch, weil er im Gegenteil zu Cléofas auch nicht nutzlos wie ein Kropf ist, sondern unserem Charro de las Calaveras auch beherzt hilft und dem Werwolf nen Stein über den Schädel zieht. Hut ab dafür!

So, und nun zu unserem Helden der ganzen Story, dem Reiter der Schädel, dem Charro de las Calaveras. Ja, was soll man da sagen? Ist halt einfach nen typischer Cowboy-Held, der bis auf seine „Ich bin der Rächer der Armen und Kämpfe selbstlos gegen das Böse“-Attitüde keine Charakterisierung erhält, aber wer hätte das schon erwartet? Und außerdem braucht er das ja gar nicht, es reicht, wenn er „Dracula“ (hihi), dem Werwolf und dem kopflosen Reiter einen auf den Kopf haut. Gut, über das Auftreten kann man anderer Meinung sein: Mit dem Topflappen vor dem Gesicht sieht das ganze schon etwas „dubios“ aus, um es mal so auszudrücken, vor allem wenn er zu Anfang durch das Fenster spioniert. Außerdem scheint er von den Dorfbewohnern sofort erkannt zu werden und diese bringen ihm auch bedingungsloses Vertrauen entgegen. Im Laufe des Films bekommt er dann ja irgendwann eine richtige Maske, die seinen gesamten Kopf einhüllt, wobei das, wie gesagt, auch nicht wirklich erklärt wird. Anscheinend mögen die Mexikaner ja maskierte Helden (schließlich war Santo ja auch einer, und die Lucha-Libre Wrestler sind ja auch heute fast alle Maskiert, etwa Kalisto, Sin Cara, Rey Mysterio und Co. Wollte hier auch einfach mal erwähnen, dass ich dem Wrestling auch alles andere als Fremd bin, obwohl ich noch keinen Santo-Film gesehen habe. Müsste ich dann aber auch mal bei Gelegenheit dringend nachholen, diese Bildungslücke. Die Liste wächst und wächst...)

Nur einmal darf sich unser Held ohne Maske zeigen (wie Santo) und dann entpuppt er sich als gewöhnlicher... Typ mit Oberlippenschnurrbart. Den seltsamen Kommentar Cleófas habe ich in der Inhaltsangabe ja schon rezitiert.

Die Akteure sind dabei... wie soll man das aus heutiger Sicht beurteilen? Die drei aus unserer „Heldentruppe“ sind aus meiner Sicht völlig in Ordnung, auch Perico, der Kindercharakter. Sein Darsteller, Alfonso Ortiz, hatte allerdings anscheinend keine große Karriere, die IMDB Listet lediglich sechs Einträge (diesen hier inbegriffen), und EL CHARRO DE LAS CALAVERAS war auch sein letzter Auftritt als Kinderdarsteller, seinen letzten Filmauftritt absolvierte er dann nach einer langen Pause in einem Western, andere Horrorfilme drehte er anscheinend nicht mehr. Im Gegensatz zu unsrem Spaßvogel Cleófas, der von einem gewissen Pascual García Peña gemimt wird (wie gesagt, ob man ihn jetzt lustig oder nervig findet, muss jeder für sich selbst entscheiden) – er hatte jedenfalls eine ausgiebige Karriere im mexikanischen Film, die IMDB gibt bis 1976 153 Auftritte an, u.a auch in LAS LUCHADORAS VS EL ROBOT ASESINO (1969), der sogar hierzulande als HORROR-MONSTER SCHLAGEN ZU vermarktet wurde (Der wandert folgerichtig auf meine Watch-List), oder etwa in LA MUERTE EN EL DESFILADERO (1963, da geht’s ebenfalls um einen maskierten Reiter). Ansonsten trat er anscheinend auch in vielen Western auf und ich gehe mal davon aus, dass er immer solche Comic-Relief Charaktere geben durfte.

Die Karriere von Dagoberto Rodríguez (unserem Helden) erstreckte sich dabei zwischen 1944 bis 1977 und brachte es auf (glaubt man der IMDB) 123 Titel – und auch hier lassen sich so hübsche Titel wie MISIÒN SUICIDA (1973), SANTO CONTRA LA MAFIA DEL VICIO (1971, beide mit Santo) oder ebenfalls LA MUERTE EN EL DESFILADERO finden. Ansonsten spielte er wohl überwiegend in, Überraschung, Western. Ich spekuliere einfach mal, dass man ihn hier vielleicht als einen ebenso maskierten Helden für eine Filmreihe etablieren wollte, was, wie gesagt, eigentlich ne ganz gute Idee gewesen wäre. Ich würde mir auf jeden Fall weitere Filme ansehen. Zu erwähnen ist aber auch, dass er anscheinend gedoubelt wird, und zwar nur in der Szene, in der er kurz die Maske abziehen darf. Die IMDB listet unter „El Charro de las Calaveras“ nämlich auch noch einen gewissen Fernando Osés, der im Film allerdings ohne Credits auskommen muss. Anhand des Fotos spielt er wohl wirklich nur benannte Szene, in dem der Charro sein Gesicht zeigt (wieso überhaupt? War der Schauspieler hinter der Maske so hässlich, dass man dafür nen zweiten Schauspieler anheuern muss?). Ich spekuliere mal, dass Osés ebenfalls Wrestler oder Ringer war (sieht in dem IMDB-Foto so aus), denn er spielte auch in einigen Santo-Streifen mit. Auch etliche Horror-Drehbücher scheint der gute Mann gehabt zu haben.

Die Nebencharaktere agieren dann allerdings etwas hüftsteif oder driften in absurde Gefilde ab, etwa die alte Hexe vom Friedhof, die nur debil lachen kann, oder die schöne Frau, die von „Dracula“ (hihi) manipuliert wird und mit gehobenen Händen ihre Opfer verfolgt, was etwas lachhaft aussieht. Ansonsten kommt neben unseren Hauptakteuren aber auch niemand für eine längere Zeit als die jeweilige Episode läuft vor, sodass das nicht wirklich auffällt. Durch Elan fällt aber unsere Hexe ganz „positiv“ auf, diese diabolische, grenzdebile Lache kriegt sie schon gut hin. Laut IMDB war es eine gewisse Margot Wagner, die hier auch erst ihren dritten Filmauftritt absolvieren durfte. Mit Horror hatte sie allen Anschein nach nicht allzu viel an Hut, ihr erster Auftritt war aber LA MUERTE PASA LISTA (auf Deutsch etwa „Aufruf zum Tod“) von 1962, der auf IMDB keine und auf Letterboxd nur zwei Bewertungen hat, aber da auf dem Plakat ein Totenkopf abgebildet ist, gehe ich mal aus, dass da irgendwas horribles passiert. Und da geht’s übrigens auch um einen maskierten Reiter (warum ist das nur so beliebt bei denen?).

Die Regie ist etwas... holprig, ebenso wie der Schnitt und die Kamera. Letztere bewegt sich eher selten, und wenn dann nur minimalst, aber es gibt durchaus den ein oder anderen ganz schönen Shot (etwa der volle Mond hinter den Wolken, oder der finale Kampf zwischen dem Maskierten und dem kopflosen Reiter beim Sonnenuntergang). Ansonsten präsentiert es sich eher amateurhaft, etwa bei den anderen Kampf-Szenen (Der Charro de las calaveras schlägt in die Kamera, es gibt einen Schnitt zum Bösewicht, der daraufhin „getroffen“ umhertaumelt. Das erinnerte mich dezent an TURKISH STAR WARS). Wenn diese Technik mal nicht angewandt wird, erinnern die Kämpfe an ungeschickte Wrestling-Matches (etwa beim Werwolf) oder an stümperhafte Schwertduelle im Theater (beim kopflosen Reiter), aber es sieht jedenfalls amüsant aus. Angeführt wurde alles vom Drehbuchschreiber und Regisseur Alfredo Salazar (vielleicht verwandt mit der „Schlaftablette“ des mexikanischen Horrorfilms, Abel Salazar? Dessen Leistungen fand ich sowohl in CURSE OF THE CRYING WOMAN und BRAINIAC ziemlich unmotiviert, das nur am Rande), der zahlreiche Drehbücher für solche Produktionen schrieb (darunter auch für einige Santo-Filme) und hier das erste Mal Regie führte. Und dies fortan bei noch 10 weiteren Filmen tat, allerdings nicht mal nur Horrorfilme. Der einzige weitere Interessante Film seiner Regie-Vita wäre HERENCIA DIABÒLICA von 1993, in dem eine Clown-Puppe morden geht. Das wäre doch mal ein Review: Ein mexikanischer Horrorclown-Film von 1993! Den Film gibt’s sogar in grottiger VHS-Qualität auf YouTube (allerdings wieder nur auf Spanisch, Menno. Ich müsste mal einen Spanisch-Kurs belegen). Als erstes Opfer des "Draculas" hat er sich sogar als Cameo eingeschlichen.

Man könnte dem Film jetzt vieles vorwerfen, aber nicht, dass der gute Herr hier keine Kreativität gezeigt hätte. Allgemein erinnert es mich etwas an Ed Wood, auch was die Effekte angeht, vor allem die Gummifledermäuse an den Fäden, das hat irgendwo schon diesen Charme „wir haben halt nichts besseres, machen es aber einfach trotzdem“, wie sie auch seine Radkappen-Ufos aus Plan 9 hatten. Und die sind ja natürlich das Highlight des Films, und was für welche. Fangen wir mal beim ersten, dem Werwolf, an. Der geht irgendwo noch in Ordnung, zumindest für nen B (oder besser Z)-Movie aus Mexiko aus den 60er Jahren. Natürlich ist das einfach ne billige Zottelmaske, zusammen mit nen paar alter Fellstiefel und ausrangierten Handschuhen, auf die man ein paar Hundehaare draufgeklebt hat. Dazu grunzt der Herr noch ein bisschen und voila: Da hatte der knausrige Produzent schon sein Ungeheuer. Obskur finde ich da ja eher, wie die Verwandlung von statten geht – normalerweise verwandelt sich der an Lykanthropie Erkrankte bei Vollmond sofort in einen Wolf. Dies geschieht auch hier, allerdings mit einer Zwischenstufe, die ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen habe. Der Mann wird Ohnmächtig, fällt hin (so weit, so gut) wird dann zum Skelett und erst dann zum Werwolf. Wieso, weshalb, warum, wir fragen nicht.

Die Werwolf-Episode hat dann aber auch die Hexe, die sich über die Morde des Wolfes beömmelt und unserem Helden einige „wichtige Hintergrundinfos“ bescheren darf. Sie haust auf einem alten Friedhof (im Gegensatz zu Ed Wood hat Salazar sogar draußen gedreht und auch noch ein paar Plastikschädel (oder echte, wer weiß) neben die Kreuze hingelegt). Gruselig sieht die Hexe nicht aus, in der Tat wurde sie nicht mal geschminkt oder ähnliches. Interessant ist da noch zu erwähnen, dass sie irgendwie... keinerlei Funktion in der Story selbst einnimmt. Weder ist sie für den Werwolf verantwortlich, noch kontrolliert sie ihn oder nutzt ihn aus, sie ist halt einfach da und findet’s lustig, wenn er über irgendwelche Bauern am Wegesrand herfällt. Dahingehend scheint unser Held es auch nicht als nötig zu betrachten, sie zu bestrafen oder zu bekämpfen. Im Zuge ihrer Szenen darf man sich sogar noch über einen Zombie freuen (mit einer schlechten Schlammmaske im Gesicht), der sich in schönster Manier aus seinem Sarg erhebt um die Geschichte des Werwolfs zu erzählen, aber irgendwas Neues erfährt man da nicht. Wunderbar.

Dann die Story mit „Dracula“ bzw. mit dem Vampir. Dieser dürfte auch der schlechteste der drei Antagonisten sein. Bis auf den Umhang hat er wirklich absolut GARNICHTS mit Vampiren zu tun, wie man sie aus Filmen, Serien, Comics, Büchern, Mythen oder überhaupt irgendwoher kennt. Statt spitzen Zähnen, einem „edlen“ Aussehen oder irgendwas Anderem hat er einfach eine starre Vollmaske, die mich etwas an den Neandertaler aus THE NEANDERTHAL MAN von 1953 erinnerte. Irgendwie... verdreckt, verkrustet, mit Schuppen, keine Ahnung, wie soll man das beschreiben (man schaue sich einfach die Fotos an). Sieht jedenfalls ziemlich komisch aus, aber wenn er so überkandiert spricht („you will be my wife“, bla bla bla) ist das schon ganz amüsant. Was sind schon Bela Lugosi oder Christopher Lee, wenn man sowas hier haben kann? Ebenso sind die schon erwähnten ganz klassischen Gummifledermäuse an Fäden, die durch das Bild gezogen werden, einfach schön anzusehen. Die „Verwandlung“ zu diesen vollzieht sich natürlich recht oberflächlich mit einem Schnitt zwischen Vampir und der besagten Gummifledermaus. Getötet wird er übrigens auf etwas untraditionelle Weise, man schmeißt ihm einfach ein Holzstück in den Rücken, aber wenn’s das Herz trifft, ist’s ja egal, ob von vorne oder hinten.

In der dritten Episode kommt dann der gute alte kopflose Reiter (und sein Kopf gleich auch noch, der allerdings separat in ner Holzkiste). Diese Legende (mit der ich mich überhaupt nicht auskenne, hab, bis jetzt, auch noch keinen Film gesehen, wo diese Figur vorkommt) wurde in Mexiko schon mal verwendet, und zwar 1957 in EL JINETE SIN CABEZA (den ich natürlich auch mal sichten muss). Natürlich ist das einfach damit gelöst, dass man irgendjemanden nen Mantel über den Kopf gezogen hat und aus dem Loch guckt jetzt einfach irgendein Plastikstumpf. Ihm zur Seite gestellt werden dann zwei Skelette, besser gesagt die ehemaligen Banditen-Kumpel des Reiters. Der darf sich auf seinem schwarzen Ross dann auch auf den leeren Straßen des Kaffs bekämpfen (im Hintergrund läuft da n Straßenhund umher). Noch schöner als der kopflose Reiter ist aber sein Kopf an sich, das ist einfach eine absolut billige Pappmaché-Maske, die er sich am Ende wieder auf den Hals setzen darf. In der Kiste darf sie dann flüstern und Befehle erteilen (wenn sich die drei Fragezeichen da nicht für ihre Folge „der sprechende Totenkopf“ haben inspirieren lassen). Am Ende gibt’s sogar noch Stock-Footage von einem Gewitter, und per Blitz werden die Knochenmänner niedergestreckt. Das Unwetter passt allerdings auch absolut null mit dem restlichen Bildmaterial zusammen, in dem offenbar die Sonne scheint (aber wer wäre ich, mich darüber zu beschweren). Anscheinend hat sich Salazar aber eh nicht für das Wetter interessiert, denn Dracula kann hier auch seelenruhig in der Sonne umherspazieren, ohne zu Staub zu zerfallen.

Die Dreh-Locations sind dabei eigentlich ganz nett – ist halt einfach das mexikanische Hinterland, aber das sieht ganz schön aus, sogar in der grottigen Bildqualität. Und auf der Gitarre wird nur am Ende und am Anfang herumgeklimpert.

Wo gibt’s den Film zu sehen? Nirgendswo. Auf YouTube gibt’s nur die mexikanische Version und den gesamten Soundtrack, was mich schon etwas wundert (dieser ist übrigens recht unauffällig, verstärkt in manchen Momenten aber die hübsche Geisterbahn-Atmosphäre). Ne Version mit englischen Untertiteln gibt’s als DVD, die ich mir importieren lassen musste – aber ich scheue natürlich keine Mühen, um solche Perlen zu erleben. Die Sound- und Bildqualität ist dabei so, wie man es von einem absolut vergessenen Z-Movie aus Mexiko anno 1965 erwarten darf: ziemlich schlecht, aber noch gourtierbar.

Fazit:

Viele Worte für einen Film, der in Deutschland wahrscheinlich höchstens von einer Handvoll Leute (wenn überhaupt) gesichtet wurde und jemals wieder gesichtet werden wird. Mit seinen 79 Minuten ist EL CHARRO DE LAS CALAVERAS für Trash-Spezialisten eine durchaus nette Angelegenheit, die sich gut weggucken lässt. Hat doch auch alles, was man so braucht: Nen Werwolf, nen Vampir, nen Kopflosen Reiter, ne Hexe, nen Zombie, nen maskierten Revolverheld und einen Bekloppten, der Witze reißt (ok, letzteren braucht man nicht unbedingt). Sieben Biere auf der Skala! Mal schauen, was Mexiko noch so hervorbringt. Mir sind sie auf jeden Fall jetzt schon sympathisch!

 7/10 Punkten.

Edit: Da dies eine "alte" Review ist, gibt sie es sie auch unter https://badmovies.de/reviews/el-charro-de-las-calaveras zu lesen.