Original-/Alternativtitel: Turkish Star Wars |  Der Mann, der die Welt rettet

Jahr: 1982

Regisseur: Çetin İnanç

Schauspieler: Cüneyt Arkin (Murat: Der Mann, der die Welt rettet), Aytekin Akkaya (Ali, sein Sidekick), Hikmet Taşdemir (Der böse Zauberer), Hüseyin Peyda (Der Höhlenmann aka Bilgin)

Vorwort:

Als Trash-Liebhaber hat man ja irgendwann alles durch, so glaubt man. Zuerst denkt man, Sharknado wäre das Paradebeispiel für Trash, bis man immer tiefer in das Rabit-Hole hinabsteigt: Irgendwann trifft man auf Ed Woods Plan 9 From Outer Space oder auf Phil Tuckers Robot Monster, auf The Room oder auf The Beast of Yucca Flats. Klar ist: „Schlechte“ Filme gibt es wie Sand am Meer, aber die wirklich, wirklich schlechten Filme sind sehr rar. Schlechte Filme, die zu Legenden und Klassikern geworden sind. Und den wohl absurdesten, nicht berühmtesten, aber absurdesten Vertreter dieser Art habe ich mir auch endlich angeschaut: Es handelt sich um... (Trommelwirbel)

DÜNYAYI KURTARAN ADAM aka DER MANN, DER DIE WELT RETTET aka TURKISH STAR WARS!

Dieser Film ist freilich nicht nur der berühmteste Vertreter des phantastischen Bosporus-Kinos, sondern, seit er auf Bootlegs auch außerhalb Ankaras auftauchte, längst ein Klassiker, auch außerhalb der Fachkreise. Einer der heißesten Anwärter für den Titel als der schlechteste Film aller Zeiten, und auch wenn diese Zeile heutzutage allzu inflationär Verwendung findet, so ist es bei Dünyayi Kurtaran Adam ganz sicher nicht der Fall, wie jeder, der auch nur eine Szene aus dem Film gesehen hat, bezeugen kann. Ganz spontan flimmerte gestern dieses Machwerk also über meine Leinwand und wieso, das ist Mal wieder eine makabre Geschichte, die aber auch zum Film passt. Ich führte mir Bert I Gordons Ascalon – Das Zauberschwert zu Gemüte und anderthalb Stunden später ging es gleich mit dem anatolischen Drogen-Trip weiter. Doch was hat Bert I Gordons 1962er Fantasy-„Epos“ (zumindest für seine Verhältnisse) mit der türkischen Science-Fiction Offensive 20 Jahre später zutun, mag sich einer fragen? Nun, ganz einfach: Irgendwie kamen mir einige Szenen aus Ascalon bekannt vor und tatsächlich – ich hatte diese schonmal in Zusammenschnitten von unserem heutigen Besprechungsobjekt gesehen. Und so entschied ich mich spontan, diesen Klassiker endlich nachzuholen.

Inhalt:

Die Erde ist in großer Gefahr: Eine böse Macht will die Menschheit zerstören und während einer Raumschlacht stürzen Ali (Aytekin Akkaya) und Murat (Cüneyt Arkin) auf einem Wüstenplanet ab. Dort treffen sie auf zahlreiche Monster und werden für eine Art Turnierkampf gefangengenommen. Sie können jedoch fliehen und finden Unterschlupf in einer Höhle, wo sie von Weisen Biglin (Hüseyin Peyda) über die Vergangenheit aufgeklärt werden. Die Aufgabe für die beiden ist klar: Den bösen Zauberer (Hikmet Taşdemir) besiegen, der es seinerseits auf die Gehirne der Beiden abgesehen hat. Ein epischer Kampf entbrennnt...

Besprechung:

Ganz leicht könnte man diese Kritik mit den Worten Zur Story muss man wohl nichts mehr sagen einführen, aber halt: Klar, die Story interessiert bei diesem Massaker der Debilität wohl kaum jemanden (und den Film retten könnte wohl auch ein Oscar-Drehbuch nicht), aber gerade weil Dünyayi Kurtaran Adam als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten gilt, sollte man ihm wenigstens das zubilligen: An sich ist die Geschichte nicht mal so schlecht. Klar, es ist einfach etwas billig Zusammengeklöppeltes aus allerlei Versatzstücken, aber es ist eine richtige Story, so mit Anfang und Ende und so (auch wenn es in der Mitte etwas wirr ist). Zur Verteidigung kann man sogar anführen, dass der „Final-Cut“ nur eine verstümmelte Version der Originalfassung ist, die angeblich so um die 150 Minuten ging! Leider haben die türkischen Verleiher dieses Magnum Opus der Space-Operas zerschnitten, weil die normalen Features immer viel kürzer waren und man wohl Angst hatte, die lange Laufzeit würde die Kundschaft vergrämen (bei den „Effekten“ war wohl niemand besorgt). Jedenfalls wurde fast eine Stunde weggeschnitten, sodass hier und da die Stimme aus dem Off das zusammenfassen muss, was ansonsten per Dialog erklärt worden wäre. Die „Lore“ dieser fiktiven Welt, die Regisseur Çetin İnanç uns hier präsentiert, wird am Anfang des Films dem Zuschauer ja gleich um die Ohren geschmissen. Zum einen kam ich mit den Untertiteln nicht ganz mit, weil einfach sehr schnell gefaselt wird, zum anderen macht es aber auch so nicht viel Sinn (und spielt eigentlich ja eh keine Rolle).

Also: Die Menschheit wurde von einem Kometen getroffen und zersplitterte, sodass zahlreiche kleine Erden entstanden. Irgendwie spielt auch ein Atomkrieg eine Rolle und nun will eine böse Macht die Erde bekämpfen. Joa, so weit, so gut, da raus ließe sich ja eigentlich eine nette Science-Fiction Plotte spinnen, aber das hatte die türkische Variante von Schwarzenegger/Chuck-Norris/Rambo/x-beliebiger-Actionheld wohl kaum auf dem Schirm: Das Drehbuch (insofern es eines gab) wurde nämlich vom Mann, der die Welt rettet, höchstpersönlich fabriziert: Cüneyt Arkin, die türkische Eiche (oder was sonst für Bäume da am Mittelmeer wachsen), auch was das schauspielerische Talent angeht. Ausdruckslos holzte sich Arkin ab Mitte der 60er durch so ziemlich jeden türkischen Action-Reißer und gab immer den Mann, der den Tag (oder die Welt) rettete. Die meisten seiner Werke sind außerhalb seines Heimatlandes nie veröffentlicht worden, bei SchleFaZ lief aber schonmal Karamurat (1976), wo Arkin den typischen Helden gibt, spricht: Er prügelt und springt wie von Sinnen durch die billigen Kulissen.

Während man Dünyayi am Anfang noch so etwas wie eine Story zubilligen will, die mehr als eine grobe Idee ist, verstrickt sich der Film im Laufe der Zeit in einem Feuerwerk aus seltsamen Expositionen und grenzdebilen Monologen, hauptsächlich vom Höhlen-Jesus geflüstert, der weiterhin von Religionen, dem Islam, der Vergangenheit und dem menschlichen Geist faselt, was für niemanden, außer für die direkt Beteiligten (und wohlmöglich ja nicht mal die) zu begreifen sein dürfte. Neben diesen im Grunde obsoleten Versuchen, dem Kinderfasching in der Wüste eine tiefe „Philosophie“ zu geben, beschränkte sich Arkin mit den „Ideen“ offenbar bei den Filmen, die er selber gesehen hat (oder bei denen sich die Crew ein paar Dinge „auslieh“): Alte magische Artefakte (Indiana Jones), Weltraumschlachten mitsamt magischem Bösewicht (Star Wars) und irgendwas mit Endzeit (Mad Max und Co). Aber es ist ja, wie oben gesagt, sowieso völlig egal, denn alles andere disqualifiziert den Film ja eh als ein seriöses Produkt von Tugend und Verstand.

Erstmal ist es aus heutiger Sicht natürlich unglaublich faszinierend zu sehen, wie unfassbar dreist und unverschämt diese Produktion ist. Es ist unglaublich, dass sich da einfach irgendein Z-Regisseur aus’m Mittelmeer bei den damaligen Top-Produktionen bedienen konnte, ohne, anscheinend, irgendwelche Konsequenten davonzutragen. Weltraumschlachten, Stock-Footage, Soundtrack: Alles geklaut! Alles geräubert, stibitzt, gemopst bis auf die letzte Note, das letzte Raumschiff! Einfach so hat man hunderte Meter von Star Wars genommen und spontan dort eingefügt, wo es auch nur irgendwie Sinn ergab (oder auch keinen ergab): Die Weltraumschlacht zu Anfang besteht ausschließlich aus Star Wars IV, nur hat man unsere beiden Osmanen mit Motorradhelmen vor die Leinwandgesetzt. Sinnig ist das natürlich alleine schon deswegen nicht, weil der Todesstern in Dünyayi gar nicht vorkommt... Der Soundtrack aus Indiana Jones erschallt dann auf der Tonspur, wenn der von John Williams sich gerade von den Strapazen erholen musste. Aus heutiger Sicht faszinierend, aus damaliger Sicht das Maximum der Unverschämtheit. Wo die Italiener nur Ideen billig kopierten, oder Leute wie Corman und Co., immer auf der aktuellen Erfolgswelle mitschwammen, wo Leute wie Jerry Warren ausländische Filme kaputtschnitten und mit eigenem Material anreichert, da sind die Türken in Sachen Dreistigkeit nochmal drüber, aber Lichtjahre drüber. Ich frage mich wirklich, ob irgendjemand am Set, ob nicht mindestens Çetin İnanç oder der Produzent kurz innehielt und sich fragten: Moment, könnte das nicht illegal sein?

Vermutlich dachten sie aber eh, dass niemand diesen Schwachsinn außerhalb der Landesgrenzen sehen würden (falsch gedacht). Ich frage mich, ob George Lucas das irgendwann mitbekommen hat, und wie er darüber denkt. Dem ist ja schon das Holliday-Special peinlich, da müsste er das hier ja erst recht verbrennen wollen, auch wenn er nicht verantwortlich für dieses filmische Verbrechen hier ist... zur Relativierung kann man aber wieder sagen: Angeblich hatte man eigene Sets und Raumschiffe gebaut, die dann aber bei einem Sturm zerstört wurden, sodass man sich spontan behelfen musste. Ist eine Erklärung für fehlende eigene Effekt-Leistungen, aber entschuldigt natürlich nicht die unverblümte Piraterie fremden Eigentums. Zumal dieses ja auch hundsmiserabel eingefügt wurde: Hätte man sie Raumschlachten aus Star-Wars wenigstens kompetent in den Rest eingefügt, aber Nein: Dieselben Szenen werden wieder und wieder in schlechtester Qualität wie bekloppt ins Bild geworfen, da vergeht einem Hören und Sehen. Ohne Sinn und Verstand wird gefaselt von Schlachten und bösen Mächten, da passt Bild und Ton nicht mehr zusammen, da kriegt man ne Ahnung, wie ein LSD-Trip im Delirium ausschaut.

Die „Spezialeffekte“, wenn man sie denn so nennen möchte, die der Film dann selber auffährt, toppen alles bisher Dagewesene. Mir würde spontan kein Film einfallen, der in Sachen Lächerlichkeit, Doofheit und „Das sieht nach Karneval aus“ diesen hier schlagen würde, und ich habe schon viel gesehen. Am ehesten würde ich es mit Santo and Blue Demon vs the Monsters vergleichen, oder auch mit El Charro de las Calaveras. Aber erstmal sind diese doch um einige Jahre älter und zweitens hatte Dünyayi mit 300.000 Dollar ein deutlich höheres Budget. Gut, der Dracula aus El Charro de las Calaveras ist ungefähr auf demselben Niveau und auch der Zyklop und das Alien aus Santo and Blue Demon vs the Monsters würden hier gut hineinpassen. An sich will ich auch nicht mal sagen, dass die Monstren und Gegner hier viel, viel schlechter wären, das, was sie so besonders macht, ist die Quantität, in der sie auftauchen, bzw. die Art wie sie auftauchen. Es ist ein Sammelsurium an Bekloppten, die man sonst wirklich nirgendswo finden dürfte. Mumien, ein Robby der Roboter Verschnitt, Leute mit Chinesen-Masken, seltsame Teufel, rote Plüsch-Yetis, Toilettenpapier-Mumien, Skelette, Stormtrooper-Kopien und zahlreiche Verrückte, die mir grade nicht einfallen bzw. für die ich keine Worte finde, da sie jeder Beschreibung spotten. Da wird aufgefahren, was man in der gesamten Türkei an alten Kostümen zusammenkratzen konnte und das ist ja schon zum Lachen. Schon zu Anfang werden sie völlig random eingeschnitten: Ali und Murat reiten durch die Wüste und irgendwelche Ungetüme springen sinnfrei in die Kamera – das nenne ich mal türkische Jumpscares!

Lustiger wird’s aber freilich noch durch Arkins „Kampfkünste“. Die Kämpfe entlockten mir mitunter ein lautes Lachen, erinnern an Kirmes-Attraktionen (Arkin lässt seine Feinde um sich im Kreise drehen) oder an schlechteste Wirtshausschlägereien. Entweder Arkin und sein Kollege drehen sich tretend im Kreis und schlagen stumpf zu (mitsamt Bud-Spencer-Geräusche) oder Arkin springt alleine wie von Sinnen von Trampolin zu Trampolin (die man immerhin nicht sieht, so ein fähiger Regisseur war Çetin İnanç dann doch). Wirre Rumfuchtelei (irgendwen trifft man am Ende ja schon) oder völlig sinnfreie Aktionen (mein Favorit: Arkin steckt sich das Schwert seines Gegners in den Mund und haut die Klingen an beiden Seiten ab) verwandeln die alle fünf Minuten stattfindenden Prügeleien in ein wahres Fest der Freude. Vor allem die letzten zwanzig Minuten fahren so viele grenzdebile Gestalten und „Taktiken“ unserer Kung-Fu-Türken auf, die lassen die Längen, die der Film in der Mitte aufgrund seiner obskuren Monologe des Höhlen-Greises hat, völlig vergessen (doch, jetzt würde ich die 150 Minuten Version gerne sehen!). Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, man muss es einfach selbst gesehen haben. Auch die Soundeffekte, dieses übersteuerte Schreien, Grunzen, Quietschen und was sonst alles noch zu hören ist – prima, ganz großes Kino wie es Hollyschrott niemals vollbringen könnte, selbst wenn sie es wollten.

Und außerdem ist’s ja bluternst, im wahrsten Sinne des Wortes. Dünyayi sieht sich selbst als todernstes Science-Fiction Drama, als brutale, ernste Heldengeschichte: Da werden dutzende Kinder vor laufender Kamera massakriert und gefoltert, während die Väter getötet werden, da trinkt der Bösewicht Blut und lässt die Hirne schmelzen (auch die des Zuschauers) und es steht nicht mehr oder weniger die Zukunft der menschlichen Rasse auf dem Spiel. Und auch Cüneyt Arkin nimmt sich ernst, aber wie. Der Mann hat zwei Gesichtsausdrücke auf der Platte: Stumpf gucken oder eine völlig freidrehende Gesichtskirmes, die er immer dann zelebriert, wenn die Action naht: Und ich kann versichern, beide Gesichter sind sehr amüsant...

Was gibt es sonst noch: Die Cantina-Bar, mitsamt „Aliens“, ist eine simple Höhle mit ein paar Sitzbänken und Arkin fackelt auch nicht lange, den Besuchern Saures zu geben. Dann haben wir noch diverse alte Ruinen (ganz nett) und das „Hauptquartier“ des „Zauberers“ (so wird der Bösewicht in den Untertiteln genannt). Dieser scheint diese Wüstenwelt auch mit einer Handvoll lobotimierter Vollhirnis beherrschen zu können. Mehr als seinen seltsamen Stab, ein paar Ninja-Sterne aus Pappe und einer „Gehirnmanipulationsmaschine“ (zwei Lämpchen und ein Kabel) sowie ein paar Computer (immerhin: moderner als die der deutschen Ämter, nehme ich an) hat er nicht in seinem Loch stehen. Ach ja, Zaubern kann er auch noch. Neben „der Macht“ Leute herumschleudern zu können (seltsamerweise benutzt er diese Fähigkeit nicht im Endkampf mit Arkin), kann er sich teleportieren und Leute töten, in dem er drei Mal laut „Jo Köhle Jackson“ (ich hab es hier mal vom Hörensagen wiedergegeben) ruft. Einmal benutzt er diesen Zauberspruch bei seiner Bediensteten, die Ali verführen sollte. Natürlich beißt dieser nicht an, sodass der Döner-Darth-Vader sie in eine Spinne verwandelt. Da solche Tierchen in der Türkei offenbar nicht zu beschaffen waren, baute man hier einfach das Material aus Ascalon ein – mitsamt der Hexe. Ob der Bert das wusste, das man seine wunderbaren Effekte einfach so schamlos klaute? Ich fürchte tatsächlich nicht... jetzt rotiert er im Grabe.

Der Zauberfussel ist aber ohnehin sehr lustig. Manchmal färbt er das Bild rot und immerzu palavert er was vom menschlichen Gehirn und das er es erforschen müsse, um die Menschen zu vernichten (eigentlich ist er doch selber ein Mensch, wie ich es verstanden habe? Zumindest sieht er menschenähnlich aus. Ach, egal). Seine Maske aus goldenem Papier und sein seltsam dreinblickendes Helferlein (der im gesamten Film nur ein Wort sagt) sind aber wenigstens kreativ und sehen cool aus.

Was kann man ansonsten noh sagen, oder, was ist noch beschreibbar? Bevor ich zum Finale komme, müssen einige Logiklöcher ja freilich noch angesprochen werden:

- Ali wird vom bösen Zauberer ja offenbar gehirngewaschen und schlägt Arkin bewusstlos, um das Schwert zu bekommen. Nur um es dann dem quasselnden Höhlen-Eremiten zu geben, der ja auf seiner Seite steht. Hä?

- Warum explodiert der Gang, als Ali sich aufmachen will, den Zauberer zu bekämpfen? Lagen da noch Landminen herum? Oder wurde die Erklärung dafür weggeschnitten. Wenn man den Machern positiv gegenübersteht, kann man das als Entschuldigung mal hinnehmen...

- Und die größte Frage: Warum zum Geier schlägt Arkin wie ein Besessener auf Steine ein? Was haben die ihm getan? Hatte er in der Kindheit einen Steinschlag erlebt?

Ohnehin ist diese Episode eine der besten des Films. Was Luke auf Dagobah an Training ableistete, pah, da lacht der Arkin drüber! Wie er da auf die Felsen eindrischt, mit diesem manischen Blick eines schizophrenen Alkoholikers, das ist... das ist einfach nur... einfach nur schön! Das sind einfach so Momente, da fragt man sich, was man sich am Set gedacht hat. Was würde ich geben, um ein Making-Of von diesem Murks zu sehen!

Das Finale verdient ebenfalls ein paar Worte. Die ersten 40 Minuten des Streifens vergingen im Fluge, dann, so um die ein Stunde Marke, wurde es kurz etwas öde. Da kam das Gequatsche von keine Ahnung was, von menschlichen Gehirnen, von den Religionen, vom Glauben, was auch immer. Aber das Finale, meine Güte, da haben alle, und ich meine ALLE am Set nochmal alles gegeben. Alle Monster, alle Gestalten, alle kamen zur letzten Sause nochmal her, frisch vollgetankt mit Vodka und synthetischen Drogen, vor allem der Kameramann. Da wird sich im Kreise gedreht, da wird rumgeflogen, da wird herumgeschnitten das man teils nichts mehr erkennen kann. Da fliegen die Köpfe der Plüsch-Bigfoots, da fliegen die abgeschlagene Arme, da explodieren die Steine, DA FLIEGT ARKIN SELBER. Springend über die Kamera hinweg, hüpfend und sausend von Monster zu Monster. Und am Ende haut er den bösen Zauberer in zwei Teile (nachdem er ihn noch mit etwas auf die Nase drücken ärgert) und dieser Effekt ist der krönende Abschluss: Man zeigt einfach zwei Mal das Bild vom daliegenden Bösewicht, nur ist einmal die linke und dann die rechte Seite geschwärzt. Un-fass-bar. Und unerreicht, bis heute.

Aber nochmal zu den Beteiligten selber. Regisseur Çetin İnanç, immerhin ein verifizierter Vielfilmer des nahöstlichen Kinotops (auch wenn das nicht viel heißt), hat wenigstens genug handwerkliche Kompetenz, um eine Kamera zu halten und einzuschalten, so weit so gut und meistens wird auch das gefilmt, was gefilmt werden soll. Der Schnitt ist wie gesagt teils völlig hakelig, rumpelig und wirr, vor allem im Finale. Die Kamera schafft ab und zu ganz nette Bilder (wegen der hübschen Landschaft) und zeigt sich sehr kreativfreudig, was Winkel oder andere... Experimente angeht. Die Schauspieler sind neben Arkin äußerst limitiert, eine objektive Bewertung fällt aus offensichtlichen Gründen weg. Hüseyin Peyda gibt den Obi-Wan-Verschnitt aus der Höhle, der für die pseudophilosophischen Einschläge in Form monotoner Monologe zuständig ist, er spielte unter anderem auch noch im türkischen Rambo Korkusuz von 1986. Seine Tochter, die selbstverständlich der Love-Interest von Arkin ist, wird von Füsun Uçar nicht gespielt, zumindest kann man das nicht „schauspielen“ nennen, denn sie tut nicht mehr als zu schauen und immer dann zu grinsen, wenn Çetin İnanç es verlangte. Und zu guter Letzt haben wir noch Arkins Sidekick Ali, „gemimt“ von Aytekin Akkaya, der öfters mit Arkin „spielte“ und sogar in Einer gegen das Imperium zu sehen ist. Immerhin beweist er Witz: Von seiner bekloppten und völlig sinnfreien Pfeiferei zu Beginn oder seine brillante Idee, die Höhle der vom bösen Zauberer Gequälten durch etwas Lachen zu „verschönern“ (eine der besten Dialoge des Films). Andere Schauspieler gibt es nicht und ohnehin wäre es müßig, hier über die Akteure herzuziehen – in dieser Umgebung wäre jeder Schauspieler aufgeschmissen. Außer Arkin, der hat die Plotte ja selbst zu verantworten, da darf man sich gerne über seine Steinorgien lustig machen.

Zu sehen gibt’s den Film nur im O-Ton mit Untertiteln, aber in einer teils umwerfenden optischen Bildqualität auf YouTube. Ansonsten erschien er ja nur in der Türkei und meines Wissens nach ist nur noch eine 35mm Kopie bekannt. Und diese muss gehütet werden wie ein Schatz!

Fazit:

Dünyayi Kurtaran Adam ist ein in seiner Absurdität einzigartiger Film. Ist er der schlechteste Film aller Zeiten? Unter den Bedingungen, dass dieser mal im Kino lief und ernst gemeint ist? Ja, vielleicht ist er das tatsächlich. Vielleicht ist er handwerklich (Kamera, Schnitt, Umsetzung) gesehen nicht der inkompetenteste, aber doch zumindest der Absurdeste. Wenn man „schlecht“ als „schlecht“ im Sinne von „nicht unterhaltsam“ begreift, dann ist Dünyayi Kurtaran Adam bei weitem nicht der schlechtesten Filme aller Zeiten! Über weite Strecken ist er äußerst unterhaltsam und faszinierend und es gibt dutzende Werke, die in Sachen Entertainment um Meilen nicht zu ihm aufschließen können. Dementsprechend: Der Trash-Fan, der Fan von B-Filmen und allgemein von Obskurität auf Zelluloid muss zugreifen!

8/10 Punkten.