Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein – Filmkritik

Original-/Alternativtitel: Dracula Vs. Frankenstein

Jahr: 1971

Regisseur: Al Adamson

Schauspieler: J. Carrol Naish (Dr Frankenstein), Regina Carrol (Judith), Zandor Vorkov (Dracula), Lon Chaney Junior (Groton), Angelo Rossitto (Grazbo der böse Zwerg)

Vorwort:

Man mag es ja kaum für Möglich halten, aber es gab mal Zeiten, da waren Titel wie ebenjener Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein… ERNST gemeint. Unfassbare, wilde Zeiten waren das. Ok, die deutschen Verleiher waren ja immer sehr kreativ (und oberblöd) was Titel für Importfilme anging (gerade Horrorfilme wurden ja gerne „Reißerisch“ beworben). Der Originaltitel Dracula Vs. Frankenstein ist nun immerhin etwas geerdeter und trifft den Nagel zwar nicht auf den Kopf, aber beschreibt immerhin ein bisschen genauer, worum es in diesem ungeheuerlichen Machwerk so geht. Das muss ja NEU, ANDERS und SCHOCKIEREND sein, genau so quasi, wie es uns das Filmplakat anpreisen will…

Inhalt:

Auf einem Friedhof wird das Frankenstein Monster ausgebuddelt. Graf Dracula ist ebenfalls dort unterwegs und tötet den Wärter. Unterdessen ist die Las Vegas Sängerin Judith auf der Suche nach ihrer Schwester, von der sie schon lange nichts mehr gehört hat. Sie fährt zu ihrem letzten Wohnort, eine Hippie-Kommune an einem Strand in Kalifornien. Dort trifft sie auf Mike, der ihr erklärt, dass es in der Gegend seltsame Morde gegeben hat. Die Spur führt schließlich zu einem Horror-Kabinett auf dem örtlichen Jahrmarkt, der von Dr. Frankenstein geführt wird. Dieser hat sich mit Dracula verbündet, um das Frankenstein-Monster wiederzubeleben. Gleichzeitig hat er mit Groton, einem axtschwingenden Irren, und dem bösen Zwerg Grazbo, zwei Verbündete…

Besprechung:

Ach, erwähnte ich, dass wir es erneut mit einem Werk aus der Adamson’schen Schmiede zutun haben? Glatt zum dritten mal infolge nun, nach The Black Samurai und Dracula und seine Opfer. Drei Mal Al Adamson, mein Gehirn scheint das nicht mehr zu verkraften, mein Denkmuskel scheint durch diese Überdosis Schwachfug bereits schwer geschädigt, denn… ich fand Dracula Vs. Frankenstein (um nun beim leichteren US-Titel zu bleiben) eigentlich sogar ganz nett. Ich bleibe dabei, dass Adamson ein Stümper war, dieser Eindruck wird durch Dracula Vs. Frankenstein zusätzlich in Stein gemeißelt, aber immerhin ein solcher der, sei’s auch nur den Umständen geschuldet, durchaus unterhaltsamen Schwachsinn rumbringen konnte. The Black Samurai war ja so dämlich und dümmlich, dass er wieder lustig war. Und Dracula und seine Opfer war als C-Horrorfilm der 60er irgendwie netter Quatsch, den man gut wegschauen konnte. Und, Überraschung, genau da reiht sich Dracula Vs. Frankenstein ein. Natürlich ist’s Trash, da muss man nicht diskutieren – aber immerhin ein leicht bekömmlicher.

Das liegt aber, wie wir auch schon bei Dracula und seine Opfer evaluierten, sicherlich weniger an Al Adamson, als an dem, was er zur Verfügung hatte. Denn auch in Dracula Vs. Frankenstein hatte er richtige Schauspieler – und was für welche! Dazu gesellen sich nette Set-Pieces und eine schwachsinnige, aber lustige Story. Doch der Reihe nach.

Ja, kommen wir erstmal zum Drehbuch. Da tut Adamson das, was Universal seinerzeit schändlicher Weise versäumte. Frankenstein meets the Wolfman hatten wir 1943 schon, und ja, Dracula traf in den beiden House-Filmen (House of Frankenstein und House of Dracula) indirekt auf Frankensteins Monster, aber es gab nie einen offiziellen Kampf zwischen den Grafen und dem Monster… gut Abbott and Costello meet Frankenstein fällt mir gerade noch ein, aber jedenfalls hat Universal nie einen Film extra um diesen Kampf der Monstren herumgebaut. Und das wäre zu den Zeiten der Monster-Mash-Filme der 40er Jahre ja durchaus möglich gewesen.

Und genau diese historische Lücke wollte Adamson nun füllen. Gut, schon 1969 wurde der spanische Los Monstruos del Terror in den USA zum Teil als Dracula Vs. Frankenstein vermarktet, aber Adamson „zauberte“ uns nun das erste so richtig epische Aufeinandertreffen der beiden größten Figuren der klassischen Schauerliteratur auf die Leinwand.

Zumindest für so knapp fünf Minuten, denn ansonsten gibt’s im Film wenig Dracula und noch weniger Frankenstein. Hauptsächlich geht’s um den x-ten Nachfahren von Frankenstein und was der so treibt. Sonderlich kreativ ist das Skript, da sollte ich mich bei Adamson mal dran gewöhnen, nicht. Es nimmt die klassischen Frankenstein-Tropes, verfrachtet sie in die (relative) Gegenwart (also Anfang der 70er), und versucht, ein bisschen „menschliches Drama“ aus der Hippie Gesellschaft drum zu bauen. Eben das, was damals so angesagt war – komische Frisuren und Klamotten, seltsame Musik und Biker mit Hakenkreuzbinden als zusätzliche Fieslinge.

Dass der Streifen dabei vollkommen scheitert, auch nur ein bisschen Interesse an den menschlichen Protagonisten aufzubauen, dürfte klar sein. Das Skript ist aber auch so dämlich, den Autoren scheint das Schicksal der Protagonisten sowieso egal gewesen zu sein. Judiths Suche nach ihrer verlorenen Schwester, eigentlich ja der Kern der Sache, ist vollkommen halbgar – joa, sie sucht irgendwie nach ihr, aber dann liegt sie trotzdem lieber rauchend am Strand. Und wenn Judith sie dann bei Frankenstein nackt in nem Glassarg findet, aber noch lebendig, das interessiert sie nicht und der Film endet, Spoiler, ohne dass ihr Schicksal überhaupt geklärt würde. Aber egal, wer interessiert sich schon für Judith und ihren Typen da? Es geht ja um Monster-Action, und wie gesagt, auch da hält sich das Skript zurück und verfrachtet die großen Selling-Points, eben den Dracula-Frankenstein Kampf, in die letzten fünf Minuten. In der Zwischenzeit darf Frankenstein völligen pseudophilosophischen Unfug labern (irgendwas von Angst und dass der Mensch durch einen Schock ein heilendes Serum produzieren würde… ah ja) und Dracula taucht ja ebenfalls ohne richtigen Grund auf und verbündet sich mit dem Doktor. Warum er das tut, habe ich nicht verstanden, jedenfalls verspricht er sich von diesem Bündnis offenbar einen großen Machtgewinn, um die Erde zu beherrschen. Praktisch aus Frankensteins schmierigem Keller unter einer Kirmes-Kuriositätenshow. Ein Master-Plan sondergleichen würde ich sagen. Nein, und wieso dann Frankensteins ehemalige Kollegen das Frankenstein Monster wieder ausgraben (wieso es jemals richtig begraben wurde ist auch so eine Frage, bzw. wird behauptet, die Kollegen hätten es ausgegraben, trotzdem ist Dracula auch dabei?), obwohl sie ihn eben wegen den Machenschaften seiner Familie rauswarfen, ergibt auch keinen Sinn. Und was Dracula mit diesem einen künstlichen Menschen machen will?

Nein, da türmen sich wieder die Fragen, die man nicht beantworten kann. Erdacht wurde der Schmarrn von William Pugsley (der sonst bei der IMDB lediglich für eine alte Fernsehepisode creditiert ist, sowie für Dracula Vs. Frankenstein von 2002.. ich gehe mal aus, das war ein Remake, weswegen man dort eben auch sein Skript verwendete… oh Gott) und Samuel M. Sherman, der öfter für Adamson schrieb. Ihm haben wir es auch zu „verdanken“, dass wir ein alternatives Ende haben. Denn als er nach Drehende eine alte Kirche fand, begeisterte er Adamson dafür, dort ein neues Ende zu drehen… und eben auch den großen Kampf der titelgebenden Monster.

Also, die Story ist zwar dumm, aber nicht langweilig. Trotz einiger „Auflockerungen“, die Adamson hier und da einstreute. Jetzt wissen wir aber wenigstens, dass er eine Möwe filmen konnte, die am Strang rumfliegt.

Naja, aber dafür konnte Adamson einen erlesenen Schundcast um sich sammeln. Obwohl Schund ein hartes Wort ist. Bekannt ist Dracula Vs. Frankenstein vor allem auch dafür, dass es der letzte Kinofilm von Lon Chaney Junior war. 1971 spielte er zwar noch in The Female Bunch, aber Dracula Vs. Frankenstein kam erst danach in den Lichtspielhäusern. Tja, was soll man sagen? Ich mag Chaney Junior inzwischen und er war ein interessanter Charakter, der, ebenso wie Bela Lugosi, ein geplagter Mann mit eigenen Dämonen war. Ehrlich gesagt mag ich ihn als älteren Kerl, eben wie hier, mehr als in seinen 40er Jahre Filmen, in denen er immer als tragischer Held gecastet wurde – ein Charakterytp, der ihm meiner Meinung nach nicht perfekt zu Gesicht stand. Auch mit Lugosi teilt er hier das Schicksal, dass sein Abschied von der Filmwelt ein Güllestreifen ist – im Gegensatz zu Lugosi hat er aber nicht mal die Ehre, in einer auf ihn zugeschnittenen Hauptrolle abzutreten. Er ist nur „Groto“, ein grimmassenschneidender, wimmernder, stöhnender und stummer Irrer, der für Frankenstein Leute umbringt. Viel hat er deswegen nicht zu tun, aber wenn er als armer Irrer manchmal nett lächelt oder mit einem Welpen spielt, dann freut einen das irgendwie doch. Trotz des offensichtlich schlechten Zustandes, in denen sich der ehemalige Wolfsmensch hier befindet. Aufgedunsen, übergewichtig, und bereits schwer krank… nein, Chaney hätte sicherlich einen besseren Abtritt verdient gehabt, als unter den Fittichen von Adamson, der ihm irgendwie auch keine wirklich große Szene gönnt.

Und wenn Adamson schon dabei war abgehalfterte Universal-Stars zu bekommen (keine Sorge, bei Karloff hat er nicht angefragt. Der hätte Adamson höchstens ausgelacht und dann rausgeworfen), da holte er auch noch J. Carroll Naish ins Boot, den man aus House of Dracula kannte – den Mad-Scientists hatte er ja auch schon in der Poverty-Row in Monster Maker von 1944 gegeben. Auch für Naish war es der letzte Auftritt und schwer krank konnte er sich nur im Rollstuhl fortbewegen. Er wirkt zwar nicht so, als würde er sein Herzblut an der Sache verschwenden, aber für Adamson-Verhältnisse ist das eine Oscar-würdige Performance, denn pseudowissenschaftlichen Schwachsinn labern kann er ja. Und wenn wir gerade schon bei „Altstars“ sind: Auch den „Zwerg der Poverty-Row“, Angelo Rossitto (der oft mit Lugosi bei Monogram durchs Bild lief) konnte er unter Vertrag nehmen und zwar als Frankensteins Marktschreier, der Kunden in sein Kabinett bringen soll. Mit seiner piepsigen Stimme ist er schon ganz lustig und freilich gönnt man Rossitto jeden Auftritt.

Der restliche Cast interessiert da nicht besonders. Aber schließlich gilt es noch Dracula zu besetzen. Adamson wollte Carradine (der konnte, oder wollte, aber nicht), bekam am Ende aber den wohl hässlichsten Dracula aller Zeiten: Zandor Vorkov, der ansonsten nur noch in Brain of Blood mitspielte. Einen unpassenderen Dracula hätte Adamson nicht auftreiben können; mit dem Bart, der Frisur und der schlampig-aufgetragenen Schminke drehte sich Lugosi bestimmt im Grabe um und Christopher Lee dürfte sich sehr amüsiert haben, falls er den Film je sah. Wenn Vorkov dann sogar noch Lugosis-Hypnose imitiert, da fällt einem glatt nichts mehr ein. Zu erwähnen ist sonst nur noch Regina Carroll, die auch ansonsten hauptsächlich für Adamson vor der Kamera stand (edit: Sie war tatsächlich seine Ehefrau, was viel erklären dürfte). Kein Wunder bei der Haarpracht und der Schminke! Sie ist ein typischer Adamson-Stümper, die für die Zeit vielleicht optisch in die Rolle passte und zwar nicht vollkommen nutzlos ist, aber auch weit davon entfernt ist, irgendwelche authentischen Emotionen darstellen zu können. Und apropos absurdes Aussehen: Für die Biker hat Adamson bestimmt lange gesucht, um solch hässliche Vögel auftreiben zu können. Aber passt ja zur Rolle…

Das Frankenstein-Monster müssen wir nicht erwähnen, denn das erlebt hier, ebenso wie Dracula, einen Tiefpunkt. Die zerknautschte Gummi-Maske ist lächerlich und dumm, und wenn derjenige, der sie trug, da rumstümpert, dann ist das immerhin ein bisschen amüsant. Unter den Opfern befindet sich übrigens sogar Forrest J. Ackerman, der inzwischen vom Classic Horrorfilm-Board aber auch aufgrund seines ekelhaften Verhaltens zerpflückt wurde und deswegen kaum noch als „Legende“ durchgehen dürfte – egal, anderes Thema. Erwähnenswert deswegen, weil ich mir vorstellen könnte, dass Ackerman vielleicht sogar Lugosis-Cape, das er zu diesem Zeitpunkt besaß Adamson für den Film lieh… oh weh, wenn das mal Leichenschändung ist.

Und apropos Adamson: Filmtechnisch bewegt er sich ungefähr auf dem Niveau von Dracula und seine Opfer, der Film wirkt also nicht ganz so emotionslos heruntergekurbelt wie etwa The Black Samurai. Soll freilich nicht heißen, dass Adamson hier kreativ gewesen wäre oder sich bei der Inszenierung gesteigerte Mühe gegeben hätte. Wer einen Adamson-Film gesehen hat, der weiß, was das heißt. Wie auch bei Dracula und seine Opfer wird er vor allem von den immerhin ganz netten Requisiten gerettet. Sogar Strickfadens originale Frankenstein-Props konnte Adamson verwenden, die er auch stolz in Close-Ups zeigt. Ansonsten ist die Szenerie einer Kirmes am kalifornischen Strand noch ganz nett und in Frankensteins Labor blubbern die bunten Chemikalien. Das ist schon ganz ok und deswegen kommt in den 90 Minuten auch, trotz der Pacing-Problemen und Adamsons wenig dynamischer Regie-Arbeit, keine Langeweile auf. Lediglich im nachträglich gedrehten Ende sinkt das Niveau noch stärker, das wirkt wirklich eher wie ein Home-Video eines Horrorfilmfans und Amateurs… und böse Zungen behaupten nun, dass Adamson genau das immer geblieben ist: Ein Amateur.

Fazit:

Dracula Vs. Frankenstein fällt in dieselbe Riege eines Dracula und seine Opfer: Irgendwie ganz netter Horror-Schmarrn Anfang der 70er. Bekloppt und trashig, klar, sicherlich auch nicht gut – aber kurzweilig unterhaltsam dennoch. Zumindest ein bisschen.

6/10 Punkten.