Original-/Alternativtitel: The Vengeance of Dr. Fu Manchu |  La vendetta di Fu Man Chu | La venganza de Fu-Man-Chú

Jahr: 1967

Regisseur: Jeremy Summers

Schauspieler: Christopher Lee (Dr. Fu Man Chu), Horst Frank (Moss), Douglas Wilmer (Nayland Smith), Wolfgang Kieling (Dr. Lieberson), Howard Marion-Crawford (Dr. Petrie)

Vorwort:

Ach ja, die Chinesen. Wenn ich es so lapidar formulieren darf, aber es entspricht ja nun mal der Wahrheit - in der Vergangenheit dienten die Chinesen im westlichen Film für zwei Dinge: Entweder sie waren spitzfindige Kommissare (Charlie-Chan, Mr. Wong und, ich muss es zugeben: Eigentlich wollte ich hier noch Lorres Mr. Moto erwähnen, aber Google sagt, der war Japaner. Da wurde ich wieder vorgeführt) oder aber superintelligente Bösewichte á la Fu Man Chu oder Mr. Wong (der einst von Lugosi dargestellt wurde). Lustig (aus heutiger Sicht) ist ja, dass all diese Figuren immer von Europäern bzw. westlichen Darstellern gemimt wurden. Karloff, Lugosi, Lorre, Warner Oland und so weiter. Chinesen waren in den Filmen nur Komparsen und sicherlich kann man das ganze irgendwie analysieren und rassistisch ankreiden. Aber wir sind hier ja nicht zum analysieren oder zum Finger erheben, sondern zum fairen Differenzieren alter phantastischer Filme, nicht wahr?

Mit Die Rache des Dr. Fu Man Chu widme ich mich heute diesem Subgenre (wie könnte man es nennen? „Chinese wird von Europäer gespielt“ vielleicht?). Nachdem Karloff Sax Rohmers Romanfigur Fu Man Chu 1932 schon darstellte, trat Lee dreißig Jahre später in seine Fußstapfen und gab den Chinesen mit der sadistischen Ader zwischen 1965 und 1969 in insgesamt fünf Filmen. Eigentlich würde es ja Sinn machen, die Filme nacheinander zu kritisieren, aber erstens hatte ich nach der Sichtung des ersten Teils keine Muße dazu und zweitens ist es eh komplett obsolet, da die Filme in keinerlei Handlung verbunden sind. Das erinnert eher an die Universal Horror-Reihe, in denen die Monster halt nach belieben kommen und gehen konnten wie es den Produzenten passte. Ganz so absurd wird es in der Fu Man Chu Reihe hier nicht, aber ob man jetzt mit Teil 1 oder Teil 4 anfängt ist egal... deswegen jetzt hier Teil 3 stellvertretend für die gesamte Reihe.

Inhalt:

Der berüchtigte Dr. Fu Man Chu (Christopher Lee) ist zurückgekehrt! Und er sichert sich sogleich die Macht über eine der chinesischen Provinzen durch ein fingiertes Erdbeben, sodass alle Verbindungen in die Region unterbrochen werden. Erneut muss sich Nayland Smith (Douglas Wilmer) und sein Kollege Dr. Petrie (Howard Marion-Crawford) wieder seiner annehmen und sieht sich bald einer großen Gefahr entgegen: Zusammen mit dem US-Gangster Moss (Horst Frank) will Fu Man Chu alle Polizeichefs dieser Welt ausschalten: Er entführt den plastischen Chirurgen Dr. Lieberson (Wolfgang Kieling), der für ihn Doppelgänger aller Polizeichefs dieser Welt fabrizieren soll!

Besprechung:

Tja, irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Reihe immer... schlechter wird. Teil 1, Ich, Dr. Fu Man Chu habe ich 7/10 Punkten gegeben, Teil 2, Die 13 Sklavinnen des Fu Man Chu, würde ich noch 6/10 Punkten geben, doch Teil 3 fällt nun ab. Nicht unbedingt in der objektiven Qualität, aber das Problem ist halt, das die Handlung hier schon ziemlich belanglos und phasenweise auch langweilig ist. Einfach, weil man das zuvor eben schon zwei Mal gesehen hat. Drehbuchautor Harry Alan Towers (schrieb u.a auch Sumuru) der die gesamte Reihe textete, hatte offenbar nicht vor, mal irgendwie für Abwechslung zu sorgen. Es ist immer dasselbe und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich das in den letzten beiden Runden noch großartig ändern wird. Es wird dieselbe Plotte abgespielt: Fu Man Chu ist halt das große, mächtige Genie und hat einen James-Bond mäßigen evil Masterplan um die Welt zu unterjochen. Dazu entführt er irgendeinen Eierkopf und erpresst diesen mit dessen Tochter, damit dieser ihm hilft. Beim Scotland Yard muss sich der gewiefte Nayland Smith dann mit Fu Man Chu ankämpfen und nach einigen Wirrungen explodiert die geheime Zentrale von Fu Man Chu, nur damit dieser im nächsten Teil „ganz plötzlich“ wieder auftaucht – mit einem neuen aberwitzigen Plan. Die Frage, wie er die Katastrophe aus dem vorigen Teil überlebte – wurscht, er tut’s halt einfach. Wie er sofort wieder hunderte Komparsen bei sich hat, die ihm blind gehorchen – ist halt so. Ohnehin frage ich mich, warum so viele ihm sich immer wieder anschließen, wenn seine Pläne ausschließlich immer scheitern und er selbst gegen einen einzelnen Inspektor vom Scotland Yard nicht ankommt. Hindert ihn aber freilich auch nicht daran, weiterhin große Tone zu spucken.

Naja, ist aber auch egal. Neben Fu Man Chus bösen Plänen gibt’s dann immer noch ein Geflecht aus internationalen Gangstern, Untersuchungen und eine Menge an Spuren führt Smith schließlich in die Höhle des Löwen. Das Ganze fühlt sich wie eine Mischung aus James Bond, Eurospy und einer Prise Edgar Wallace an, auch aufgrund des Casts, im zweiten Teil spielt etwa Heinz Drache mit. Am Anfang hat diese Mischung durchaus Spaß gemacht. Auch, weil es Abwechslung zu meinem gewöhnlichen Filmprogramm ist, schließlich wandert Bond, Eurospy und Edgar Wallace nur äußerst, äußerst selten in meinen Player.

Doch wenn man an dieser Mischung nichts ändert, wenn es immer dasselbe ist, dann ermüdet das. Beim dritten Teil weiß man halt, dass das Ganze Kuddel-Muddel mit den „Untersuchungen“ (Smith muss eigentlich nichts tun, er wird immer ins Geschehen gezogen), den Gangstern usw. völlig unwichtig für den Ausgang der Geschichte ist. Am Ende explodiert Fu Man Chu halt und im nächsten Teil ist er wieder da. Deswegen haben mich die Figuren und Charaktere hier auch einfach kalt gelassen, es hat mich einfach nicht gejuckt. Smith und sein kauziger Kollege Dr. Petrie sind eh niemals ernsthaft in Gefahr und die anderen Charaktere sind auch nicht gerade dreidimensional... ohnehin ergibt das Gimmick von Fu Man Chus bösen Plan diesmal auch nicht allzu viel Sinn. Er will die Polizeichefs dieser Welt durch ihm hörige Doppelgänger ersetzen, die dann morden und schließlich hingerichtet werden sollen. Und sobald sie dies sind, tötet er dann die echten Polizeichefs, die er bei sich im Palast gefangen hält. Im Film erwähnt er auch öfters, dass er Smith erst töten wolle, wenn sein Doppelgänger in London wegen Mordes hingerichtet wurde – wieso? Er könnte Smith doch auch sofort töten, das macht doch keinen Unterschied. Aber dann wäre der Film ja zu Ende...

Und die ganze Zeit habe ich mich auch gefragt: Smiths Doppelgänger hat nach der plastischen OP offenbar einen and er Waffel und spricht vor Gericht kein Wort – würde er dann nicht als unzurechnungsfähig klassifiziert werden? Na gut, es sind Engländer, aber trotzdem...

Aber es ist nun mal auch ein typischer B-Film seinerzeit und das sieht man auch bei der Inszenierung. Fu Man Chu wirkt nie wie jemand, der die ganze Welt bedrohen könnte, dazu ist der Rahmen zu klein. Immerhin ist er jetzt aus seinen kleineren, geschlossenen Machtzentralen (etwa ein unterirdisches Folterlager in Afrika im zweiten Teil) in eine richtige Festung umgezogen und herrscht angeblich über die gesamte Provinz. Doch natürlich wirkt das nicht so, dazu ist die Festung dann doch zu klein und es sind nie mehr als 10 Soldaten auf einmal zu sehen. Und überhaupt: Seine Mannen sind auch höchst unfähig und dienen nur als Kanonenfutter, die man sehr schnell ausschalten kann. Und auch der Scotland Yard agiert... limitiert. Lediglich eine Handvoll Leute scheinen auf den gefährlichsten Chinesen seit Mao angesetzt zu werden und das „große internationale Treffen“ der Geheimdienste findet in einer kleinen Kammer mit einer Handvoll Leute statt. Es soll zwar international wirken, doch dazu ist alles doch zu „eingeschränkt“, zu unspektakulär, aber eigentlich will ich sowas einem B-Film auch gar nicht ankreiden. Gut ist, dass man diesmal auch etwas chinesisches Flair in Form der Festung, der Landschaft und dem chinesischen Dorf hergeholt hat. Ganz so exotisch wie der zweite Teil ist diese Ausgabe hier dann aber trotzdem nicht.

Die Regie reißt auch keine Bäume aus, filmt alles zweckmäßig. Nachdem die ersten beiden Teile unter der Leitung von Don Sharp (der auch bei Hammer zugegen war) gedreht wurden, wechselte man hier zu Jeremy Summers, der nicht gerade so große Filme in seiner Vita versammeln kann. Mit Vincent Price drehte er noch den absurden House of 1000 Dolls, der später sogar noch mit diversen pornographischen Szenen angereichert und in einer neuen Version veröffentlicht wurde – ohne Wissen von Price, dazu empfehle ich eines seiner Interviews von 1984. Ins Auge gesprungen ist mir dann aber noch Die Pagode zum fünften Schrecken, den ich bisher tatsächlich gar nicht auf dem Schirm gehabt hatte: Da spielt nämlich nicht nur Lee mit, auch Kinski und Brian Donlevy sind mit dabei. Den werd ich mir mal anschauen.

Edit: Da diese Review noch ein paar Tage auf Halde lag, konnte ich mir die genannte Pagode schon zu Gemüte führen. Tja, es ist ein ziemlich unsinniger, mitunter trashiger Gangster-Thriller mit Honkong-Charme. Und Lee und Donlevy haben vielleicht zwei Minuten Screentime... aber weiter im Text:

Was die Regie von Summers hier angeht, so weiß ich nicht, ob’s am müden Drehbuch lag oder ob Summers „schlechter“ ist als Sharp. Mir kam’s aber so vor, als wenn der Film ziemlich öde dahinschleicht. Die Eingangssequenz, in der Fu Man Chu zurückkehrt, ist aber gut gelungen und für die Zeit sogar ziemlich brutal. An einer Stelle hätte ich fest mit einem Schnitt gerechnet, aber nein, die Enthauptung sieht man ohne Zensur. Kann aber auch gut sein, dass das in diversen Versionen geschnitten wurde, mir liegt nämlich die Uncut-Fassung vor.

Zu den Schauspielern. Christopher Lee ist natürlich der Star und derjenige, an dem sich alle messen lassen müssen – und dabei meiner Meinung nach nicht mithalten können. Lee muss natürlich nicht viel tun, als Fu Man Chu sitzt er eigentlich nur da, spricht etwas monoton und murmelt seine grausamen Befehle. Aber es ist halt Lee, der musste einfach nur anwesend sein, um zu strahlen und seine Aura wirkt auch hier mühelos. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass er Fu Man Chu fünf Mal spielte, wo er Dracula schon nach weniger Teilen eigentlich nicht mehr machen wollte: Und der Chinese ist ja nun wirklich nicht gerade prestigeträchtiger als oder schauspielerisch-herausfordernder als der Graf. Seine Szenen sind zweifellos die Besten, und der Film verliert merklich an Anziehungskraft, wenn er nicht zu sehen ist. Ohne Lee würde die Reihe, zumindest für mich, wirklich nicht funktionieren. Der Rest des Casts kann dagegen nicht ankommen, selbst Horst Frank als fieser US-Gangster. Seit ich ihn als wunderbar overactenden Mad-Scientist in Die Nackte und der Satan gesehen habe mag ich ihn, und außerdem spricht er ja auch Kommissar Reynolds in den Drei ???, zweifellos ein sympathischer Mann. Hier und da darf er etwas Sadismus zeigen, aber die Folter-Szenen sind heute natürlich veraltet. Als Fu Man Chus Gegenspieler Nayland Smith (The Vampire Lovers u.a) agiert Douglas Wilmer eher farblos und auch nach drei Teilen schafft er es nicht so ganz, im Gedächtnis zu bleiben. Sein Kollege Howard-Marion Crawford als Dr. Petrie kann wenigstens etwas durch seine Kauzigkeit ein bisschen Charisma ansammeln, tut aber auch nicht viel.

Gesichtet habe ich den Film, sowie die beiden Vorgänger, auf den Blu-Ray Editionen von Indicator, einem Label, das ich nur empfehlen kann. Die Preise sind sehr gut und wenn man die Filme in guter Qualität ohne Schnick-Schnack sehen will, sollte man zugreifen. Die vor kurzem erschienene Blu-Ray-Box (aus Deutschland) schlägt mit 100-150 Euro zu buche, das würde ich persönlich nicht zahlen wollen. Allerdings nehme ich mir an der Stelle noch vor, Karloffs Version von 1932 zu sichten und hier zu besprechen.

Fazit:

Den ersten Teil fand ich noch gut, der zweite war noch ok. Der Dritte? Der ist leider lahm, weil er einfach alles wiederholt, da helfen auch Christopher Lee und Horst Frank nicht weiter. Ob ich die Fortsetzungen noch hier bespreche, werde ich sehen. Der letzte wurde ja von Jess Franco gedreht, vielleicht wird der dann wegen seiner Trashaftigkeit (gibt’s das Wort?) noch unterhaltsamer. Ansonsten wüsste ich aber auch nicht, was ich noch sagen könne, denn in dieser Review dürfte ich die Reihe fair abgehandelt haben...

4,5/10 Punkten