Original-/Alternativtitel: L'isola degli uomini pesce |  The Islanf of the Fishmen | 
Le Continent des hommes poissons | A Ilha dos Homens Peixes

Jahr: 1979

Regisseur: Sergio Martino

Schauspieler: Barabra Bach (Amanda), Claudio Cassinelli (Claude de Ross), Richard Johnson (Edmond Rackham), Joseph Cotten (Dr. Marvin)

Vorwort:

Abt. Italo-Sommerquatsch mit Joe Sergio Martino.

Weiter geht es mit Italo-Filmchen. Eigentlich hatte ich mir diesen Sommer vorgenommen, viel mehr Filme vom Stiefel zu sichten, aber dazu bin ich dann irgendwie nicht gekommen. Sowohl bei den Gialli, an die ich mich rantasten wollte, als auch bei den anderen Genre-Vertretern aus dem Land der Pizza sieht es rar aus bei den Neusichtungen dieses Jahr. Aber egal, spontan habe ich dann einen Film in den Player getan, den ich zuerst gar nicht auf den Schirm hatte. Als dann aber Thomas Hortian von Badmovies einen Ausverkauf startete, sprang mir die DVD von Insel der neuen Monster (Teil 1 & 2 auf einer Scheibe) ins Auge. Spontan griff ich zu und als die DVD ins Haus trudelte, sah ich mir sie sogleich an. Sergio Martino und Gummi-Fischmonster... klingt doch eigentlich so, als wenn nichts mehr schief gehen könnte, oder?

Inhalt:

Eine Gruppe Schiffbrüchiger, darunter der Arzt Claude de Ross (Claudio Cassinelli) landet auf einer seltsamen Insel. Schnell werden sie dort dezimiert, treffen jedoch schließlich auf Amanda (Barbara Bach), die mit dem seltsamen Edmond Rackham (Richard Johnson) in einem Anwesen lebt. Schließlich stößt de Ross auf das Geheimnis: Auf der Insel leben Mischungen zwischen Mensch und Fisch, die Rackham für seine finstren Pläne dienen!

Besprechung:

Joa, das war schon ne Enttäuschung. Leider, leider, denn die Prämisse klingen doch eigentlich äußerst vielversprechend. Und überhaupt bin ich solchem Schwachfug ja äußerst wohlwollend gegenübereingestellt und gebe da, wo viele dankend abwinken würden, noch ein paar Gnadenpunkte. So ist es freilich auch hier, aber selbst mit den Gnadenpunkten kommt Insel der neuen Monster bei mir nicht gut weg. Und da sind wir auch schon beim ersten Punk: Was soll denn dieser Titel? Der englische als Island of Fishmen macht ja Sinn, eben straight to the point und auch einfach direkt aus dem Italienischen (L'isola degli uomini pesce) übersetzt. Wieso „neue“ Monster? „Neu“ deswegen, weil sie „neu“ geschaffen wurden? Aber egal, daran will ich mich nicht aufhängen.

Wie gesagt, die Prämisse sind doch eigentlich vielversprechend, weil das Skript viel zusammenwürfelt. Gummi-Monster Action á la 50er, etwas Abenteuerfilm, etwas (oder doch sogar ziemlich viel, ist eigentlich ja auch die Grundidee) Die Insel des Dr. Moreau und eine Prise Verne-Feeling. Ja sogar etwas Mondo-Feeling gibt’s, denn natürlich mussten die Italiener wieder trommelnde Ureinwohner abfilmen, die auch einem Huhn den Hals aufschneiden und das Blut für ihre Rituale verwenden (da wird allerdings kurz vor dem Schnitt... weggeschnitten, also ist es kein Tier-Snuff, zumindest soweit ich das sehe: Das Ding ist ja auch FSK 12...). Aber vielleicht ist auch genau das das Problem: Zu viele Versatzstücke und keines wird, meiner bescheidenen Meinung nach, gerecht bearbeitet. Das Abenteuer-Feeling kommt zu kurz, dafür sieht die Insel nicht exotisch genug aus und es... passiert zu wenig Abenteuerliches nach dem Schiffbruch. Die Moreau-Sache bekommt in der Mitte etwas platz, doch erhält niemals die Dichte, Atmosphäre oder die Schauwerte, die man daraus machen könnte – und die hervorragende Vorlage von H.G Wells ist verdientermaßen ein großer Klassiker der Science-Fiction der ebensolche Filmklassiker hervorbrachte (ich sage nur Island of Lost Souls von 1933, andere Adaptionen hab ich noch nicht gesehen). Lediglich eine Szene befasst sich mit dem Kern der Sache, der Vermischung aus Mensch und Tier. Diese ist auch durchaus gut gelungen und klar, die Fischmenschen sind das Produkt dieser Moreau-Experimente, aber irgendwie spielt das keine wirkliche Rolle und sowieso sehen die Fischmenschkostüme dahingehend nicht überzeugend aus... ich glaube, aus Wells Buch könnte ein geschickter Regisseur (oder meiner Meinung nach auch einfach ein skrupelloser wie der olle Joe D’Amato) einen richtig guten, bedrückenden Splatter-Film machen...

Was das Verne-Feeling angeht so haben wir zum einen den Vulkan, der die Insel zum Untergang bringt, so eine schöne alte Taucherglocke und Atlantis. Gut, Atlantis kam bei Verne (soweit ich weiß) nie vor, aber da das ganze auch in den 1890er Jahren spielt, kommt so ein bisschen altmodische Science-Fiction auf – und damit eben zwangsläufig Verne-Feeling.

Aber wie gesagt, das alles wird wenig gut zusammengeschweißt. Vielleicht liegt’s auch daran, dass gleich drei Leute am Skript mitwerkelten. Einmal Sergio Martino selber, dann noch Cesare Frugoni, der mit Martino einigen Schund auf die Leinwand zauberte (u.a Die blonde Göttin der Kannibale [Der mit dem Schwein, ich hab mir den Film letztens erst angesehen] oder Der Fluss der Mörderkrokodile). Also ganz eindeutig jemand für das eher weniger intellektuelle Publikum. Im Gegensatz zum dritten Mann im Boot, Sergio Donati, der sogar an Spiel mir das Lied vom Tod, Todesmelodie oder dem eher intelligenten Tierhorror Orca mitschrieb. Scheint so, als wenn diese drei Leute jeweils andere Ideen hatten, wohin die Story gehen sollte, und am Ende hat sich keine so wirklich entwickelt. Und das ist schaden, denn, wie bereits erwähnt, jedes Versatzstück hat seine Momente. Der Kampf mit den Fischmenschen am Ende ist cool, das Herumirren der Männer auf der Insel am Anfang ganz interessant und der Moreau-Teil bietet eine durchaus unangenehme Szene, in der das Zwischenstadium von Mensch zu Fischmensch gezeigt wird (was mich etwas an Tusk erinnerte).

Doch in der Mitte haperts dann. Und zwar dann, wenn Claude de Ross bei Rackham und Amanda hockt und irgendwie... nicht viel passiert. Die deutsche Version ist sogar um 15 Minuten gekürzt, ich habe mir allerdings die ungeschnittenen 94 Minuten gegeben – was aber auch nicht viel geändert hätte. Seltsamerweise sind in der deutschen Version nicht die Dialogszenen gekürzt, sondern u.a der erste Angriff der Fischmenschen zu Anfang. Na jedenfalls zieht sich der Mittelteil schon etwas, die Dialoge zwischen Ross und Rackham sind nicht wirklich interessant, ebenso wie die obsoleten Ritual-Szenen der Ureinwohner. Hätte man das Ganze straffer inszeniert, dann wäre zumindest dieser fade Beigeschmack eliminiert worden. Die Szenen mit der einen Ureinwohner Ritualfrau hätte man auch ganz wegschneiden können, nichts von Substanz oder Wichtigkeit für den Plot wäre verloren gegangen. Ich habe mich sowieso gefragt, warum der Stamm Rackham überhaupt hilft?

Also, die Story ist leider halbgar, hat ein paar Längen und lediglich gute Ansätze. Wie sieht es sonst aus? Oben erwähnte ich schon, dass der Film ne FSK12 hat, dementsprechend gibt sich der Film für einen italienischen Film äußerst handzahm. „Splatter“ gibt’s nicht, wenn die Fischmenschen angreifen dann wird ne Klaue gegen die Kamera gehalten und die Opfer sind etwas von Kunstblut verschmiert. Einmal wird einer der Fischmenschen von einem Stein durchbohrt und dann gibt’s eben noch die Szene mit dem Huhn. Im Grunde ist auch das Opfer des Wissenschaftlers, das Zwischenstadium zwischen Mensch und Fisch, eigentlich die „unangenehmste“ Szene des gesamten Streifens – da kommt richtige Body-Horror Atmosphäre auf. Nacktheit gibt’s der FSK entsprechend auch nicht und es gibt sonst noch zwei Vergewaltigungsversuche. Also, für einen italienischen Film Ende der 70er ist das hier wirklich schon harmlos. Der Film steckt deswegen aber trotzdem zwischen den Stühlen: Für einen Kinderfilm zu ernst im Ton und eben doch zu „brutal“ und „zu anrüchig“, für einen „Schocker“, wie man ihn aus Italien zu jenen Jahren eben erwartete, dann doch zu blutleer.

Auch ansonsten gibt’s für das Auge nicht allzu viel. Die Insel wirkt nicht besonders exotisch. Der Mittelteil spielt in Rackhams öde eingerichteten Anwesen, die Außenszenen finden in generischen Wäldern und auf Wiesen statt und auch Unterwasser siehts nicht besser aus. Wenn es dann mal zur Sache geht, dann bietet die Höhle am Schluss vielleicht ein bisschen Atmosphäre, aber die Kulissen sind insgesamt echt nichts Besonderes und die Ausstattung ist echt knausrig, aber da gab das Budget wohl nicht mehr her. Ähnlich ist es bei den titelgebenden Fischmännern. Im Grunde hätten die Kostüme (zumindest diese sind zahlreich vorhanden) auch aus den 50er Jahre stammen können, Universal hatte es da schon mit dem Schrecken vom Amazonas deutlich, deutlich besser hinbekommen. Die Kostüme sind eben schon etwas sperrig und viel Bewegung haben sie auch nicht. Vom Aussehen sind sie ganz ok, aber so wirklich gewirkt haben auch sie bei mir nicht.

Schauspielerisch... naja, was könnte man da bei einem Italo-Schlock schon erwarten? Am bekanntesten ist sicherlich Bond-Girl Barbara Bach, die sich ansonsten aber auch bei einigen diversen Italo-Filmen zur Verfügung stellte, gesehen habe ich aus ihrer Filmographie z.B noch den schon erwähnten Der Fluss der Mörderkrokodile und Kampf um die 5. Galaxie gesehen. Da ich sie aus ihrem Bond-Film nicht kenne, habe ich eigentlich keinerlei Bezug zu ihr und hier fällt sie auch nicht besonders auf, genau wie der Rest des Casts. Richard Johnson (Woodoo, Bis das Blut gefriert) als fieser Rackham geht in Ordnung, Claudio Cassinelli (Hercules u.a) als Held Ross ebenso. Joseph Cotten als Dr. Marvin hat nicht viel zu tun.

Zur Regie: Da ich erst vor kurzem Die Säge des Todes und Der Killer von Wien gesichtet hatte, die ja vielfach als die besten Arbeiten des Herrn gesehen werden, kann ich sagen, dass Martino zu seinen besten Tagen definitiv gut, spannende Momente auf die Leinwand zaubern konnte. Hier gelingt ihm das nicht so. Die teils wirre Kameraführung, die seltsamen Zusammenschnitte, die manchmal etwas obskure Bildkomposition und wilden POV-Ritte durch den Wald (zu erwähnen sich auch einige seltsame Tag-Nacht-Sprünge bei den Fischmen-Attacken) sind manchmal irgendwie Anstrengend, gerade zu Anfang. Bei Dunkelheit kann man dem Ganzen bei dieser Art irgendwie nicht so ganz folgen. Bei einem Giallo mag das funktionieren, bei einem Monsterfilm nun mal nicht so. Den zweiten Teil muss ich mir deswegen auch vorerst nicht zu Gemüte führen. Alleine schon deswegen, weil das offenbar ein Copy-and-Paste Fernsehfilm aus den 90er Jahren ist, auch wenn Martino dort ebenfalls Regie führte...

Fazit:

Insel der neuen Monster war für mich leider eine Enttäuschung. Es ist kein Film, den ich als wirklich schlecht bezeichnen würde, aber es ist bei weitem kein Film, den ich in den nächsten zahn Jahren nochmal schauen müsste. Er hat einige nette Momente, zweifellos, aber das drumherum ist meistens einfach zu langwierig und uninteressant.

4,5/10 Punkten.