Original-/Alternativtitel: /

Jahr: 1954

Regisseur: David MacDonald

Schauspieler: Patricia Laffan (Nya), Joseph Tomelty (Professor Arnold Hennessey), Hugh McDermott (Michael Carter), Hazel Court (Ellen)

Vorwort:

Ich hatte es schon in der Kritik zu The Man Who Turned to Stone angesprochen: Für mich ist der phantastische Film der 50er ein absolutes Steckenpferd, eines meiner liebsten Betätigungsfelder, in das ich alle paar Reviews einfach immer wieder versinken muss. Bisher kam dieses gar großartige filmische Jahrzehnt auf dieser Website sehr wenig vor. Neben dem erwähnten The Man Who Turned to Stone widmete ich mich lediglich ein weiteres Male den 50ern, nämlich in meiner aller ersten Review, die Der Mann von Planet X zum Thema hatte. Und wie immer möchte ich erwähnen: Es liegt daran, dass ich die 50er in einem ganzen Buch bearbeitet habe, das alsbald (wirklich!) erscheinen wird.

So viel dazu. Heute haben wir mal wieder einen Gassenhauer vorliegen, so könnte man zumindest denken. Die DVD stand jetzt schon Ewigkeiten bei mir unangetastet im Regal, wie es bei Sammlern nun mal so ist. Und wie sooft wanderte die Scheibe heute auch ganz spontan in den Player... hier ist sie: The Devil Girl from Mars.

Inhalt:

Ein Flugzeug explodiert aus dem Nichts und die Nachrichten berichten von einem vermeintlichen Meteor, der in Schottland abstürzen werde. Genau dorthin begibt sich nun Professor Arnold Hennesey, in Begleitung des Journalisten Michael Carter. Sie reisen zu einer Taverne Schottischen Hinterland, die von dem Ehepaar Jamieson geführt wird. Unter den dortigen Gästen sind ebenfalls Ellen Prestwick, die scheinbar Interesse an Carter hat, sowie die Barfrau Doris. Diese lässt den gerade aus dem Gefängnis ausgebrochenen Robert, ihre Affäre, bei sich unterschlüpfen. Just, als diese illustre Runde zum Abendessen zusammenfindet, landet nicht weit weg von der Taverne eine fliegende Untertasse. Heraus steigt „Nya“, eine Frau vom Mars, die berichtet, dass es auf ihrem Planeten einen Krieg der Geschlechter gab – und sie will nun die Männer der Erde!

Vorwort:

Die 50er Jahre-Science-Fiction Filme und ihre Fimmel... ich glaube, es ist nicht grundsätzlich falsch, wenn ich sage, dass das Genre in diesen Jahren seine besten, aber gleichzeitig auch seltsamsten Auswüchse erfuhr. Eines davon ist das, wie ich es nenne, She-Genre. Irgendwelche beliebten Monster- oder Antagonistenfiguren werden einfach weiblich gemacht. She-Demons (1958), The She-Creature (1956), The Astounding-She Monster (1957) und so weiter, und sofort. Daneben gab’s natürlich auch die Idee, dass fremde Planeten von Frauen bevölkert werden, die sich die Erde (oder die Männer, je nach dem,) zu Untertanen machen wollen. Fire Maidens from Outer Space (1956), den herrlich-blöden (und sehr sexistischen) Queen of Outer Space (1956) mit Zsa Zsa Gabor, oder den grausam-stumpfen Missile to the Moon (1958), den ich persönlich für einen der schlechtesten Genrevertreter des Jahrzehnts halte. Das Ganze könnte man sicherlich soziologisch/gesellschaftlich analysieren, aber dafür bin ich hier jetzt nun nicht da, wir betrachten die Werke ja dahingehend, ob sie denn für Unterhaltung taugen. Und was das angeht: Da sind diese Art der Filme, trotz einiger schlechter Beispiele, nicht unbedingt die schlechteste Wahl. Sie sind plump, naiv, bieten oft lustige Effekte – eben das, was die 50er Science-Fiction-Filme auszeichnete.

Doch nun zu unserem Corpus Delicti: Devil Girl from Mars. Was einem bei diesem britischen Vertreter (die waren ja nicht weniger verrückt als die Amis), dürfte jeder, der sich im Genre etwas auskennt, erahnen. Natürlich ist der Mars von Frauen bevölkert. Natürlich gab es einen „Krieg der Geschlechter“. Natürlich sind die Mars-Männer schwach und die Geburtenrate geht in den Keller. Und dementsprechend: Natürlich will das „Devil Girl“ einen Mann klauen, um... naja, der Rest erklärt sich von selbst. Dass diese Filme aus heutiger Sicht eigentlich nur noch als horrender Humbug abgetan werden können, ist logisch. Und eigentlich mag man es auch kaum glauben, dass sowas damals irgendwie ernstgenommen wurden, denn auch wie die anderen Vertreter (bis auf Queen from Outer Space, da wurde teils behauptet, das Ding sei als Satire intendiert gewesen (was ich bezweifle)), präsentiert sich Devil Girl from Mars durchgehend bitterernst. Es ist alles dabei, was man so kennt. Dass die Außerirdischen wie Menschen aussehen, wird von allen beteiligten sofort akzeptiert, und dass die unterschiedlichen Spezies offenbar kompatibel miteinander sind, anscheinend auch. Hinzu kommt weiteres, pseudowissenschaftliches Geblubber, der Liebhaber kennt es und schätzt es.

Doch erstmal zur Story. Devil Girl from Mars ist in vielerlei Hinsicht ganz genretypisch, hat aber auch ein paar Dinge, die etwas herausstechen. Erstmal das Setting: Neben Der Mann von Planet X, wäre Devil Girl from Mars der einzige mir bekannte Science-Fiction Film, der im schottischen Moor spielt. Und auch wenn Der Mann von Planet X aus diesem Schauplatz mehr Atmosphäre herausholt, kommt das Setting dem Film zu Gute. Man sieht nun nicht wirklich viel von der Umgebung, nur zwei kleine Studio-Einstellungen und etwas Wald, aber das Ganze bringt, in Kombination mit der einsamen Taverne, etwas „Heimeliges“ mit. Es ist nette Abwechslung zu den sonstigen Sci-Fi-Filmen, die in Laboren oder simplen Räumen spielen.

Das bringt mich dann auch zum Skript. Dieses ist nämlich ziemlich redselig und man könnte es fast als Kammerspiel bezeichnen. Die Handlung findet, bis auf den Prolog, ausschließlich in der Taverne und der direkten Umgebung statt. Und dass das Devil Girl auch noch eine unsichtbare Barriere um die Taverne herbeizaubert, sodass die Protagonisten nicht entfliehen können, verstärkt dieses Gefühl noch. Es ist aber auch nicht einer von diesen Filmen, wo eine Gruppe isoliert wird und anschließend geht es vorranging um die Dynamik der Eingesperrten, wie man denken könnte. Das wäre ein guter Ansatz gewesen, aber dafür fehlten den Drehbuchschreiberlingen offenbar Kreativität. Getextet wurde der ganze Kram nämlich von zwei eher weniger bekannten Namen: Jon C. Mather schrieb nie wieder ein anderes Skript und sein Kollege James Eastwood (vielleicht verwand mit dem großen Clint, wer weiß?) schrieb sonst nur eine Handvoll weiterer kleiner B-Filme, die kaum von Belang sind. Die beiden begnügen sich wie gesagt damit, das Altbekannte abzuspulen. Bis auf das Setting hat Devil Girl from Mars nichts weiteres Besonderes an sich. Die Charaktere sind 0815 und simple Schablonen, die typische Motivation der Aliens habe ich schon erwähnt und der Handlungsverlauf hat auch keine wirklich funktionierende Dramaturgie.

Bis das Ufo nach einer knappen Viertelstunde auftaucht, werden die Figuren schnell eingeführt, danach darf das Devil Girl auftauchen und pathetisch die Gründe ihres Erscheinens mitteilen. Die restliche Stunde der Laufzeit wird anschließend damit verbracht, dass die Leute in der Taverne sitzen und wenig Gehaltvolles erzählen, und dass das Devil Girl vom Raumschiff zur Taverne und wieder zurückläuft. Es gibt ein paar aufmüpfige Verteidigungsversuche der Gefangenen (Stromschläge, ein simpler Revolver – wer denkt denn ernsthaft, dass das Funktionieren würde?) und Geplänkel zwischen ebenjenen und dem Devil Girl. Schon jetzt bekomme ich nicht mehr richtig zusammen, was sich da im Mittelteil abspielte, einfach, weil es so austauschbar ist. Es gibt drei generische Beziehungskisten, dazu typisch-melodramatische Dialoge. Das Devil Girl überlegt, welchen Mann es mitnehmen könnte. Der Professor diskutiert etwas mit dem Devil Girl... joa. Es ist nie wirklich langweilig, aber freilich auch nicht von hohem Tempo oder allzu großer Anziehungskraft für den Zuschauer, zumal das, was Palavert wird, auch nicht immer erklärt wird. Irgendwie hat der Plan des Devil Girls auch mit der vierten Dimension zutun und ich habe absolut keine Ahnung, inwiefern! Dann kommt der Professor auch noch auf einen Plan, wie er das Raumschiff zerstören kann, nachdem er das Innere gesehen hat... was genau dieser Plan ist, wird ebenfalls nicht erklärt (Achtung, Spoiler: Er funktioniert trotzdem, seine Durchführung wird ironischerweise aber ausgespart).

Nun, die Story dümpelt zwischen dem Anfang und dem Ende etwas orientierungslos daher, was schade ist. Denn die Effekte sind durchaus sehenswert. Das Ufo ist wunderbar retro-futuristisch, wie es nur die 50er Jahre konnten – eine klassische fliegende Unterasse, die fein leuchtet. Das Devil Girl sieht in ihrem Anzug auch cool aus, auch wenn es natürlich einfach irgendeine normale Frau ist, hinzu kommt noch die obligatorische Strahlenkanone, die alles binnen Sekunden zu Staub zerfallen lässt. Und zum Schluss gibt’s noch eine billige Robby-der-Roboter-Kopie, die aus dem Raumschiff herauskraxelt und das Herz von Fans altmodischer Spezialeffekte kurz erfreuen lässt (und außerdem erinnert der Roboter auch an den aus Dünyayi Kurtaran Adam). Die Effekte werden glücklicherweise auch nicht zu sparsam eingesetzt, sodass man relativ gut durch die Dialogpassagen kommt. Lustig ist dann selbstredend auch, dass die Leute immer wieder durch die selben zwei kleinen Studiosets zum Raumschiff laufen. Mit fast 80 Minuten ist der Film für einen Science-Fiction B-Film ohnehin fast schon als "lang" zu bezeichnen, ein paar Kürzungen hätten nicht geschadet.

Regisseur David McDonald zeichnete sich seinerzeit allerdings auch nicht gerade für Genrestoffe aus und er ist für den Film nun auch nicht gerade hilfreich. Devil Girl from Mars blieb auch sein einziger Vertreter und dürfte überhaupt sein „bekanntester“ Film sein. Wobei kaum auffällt, dass er überhaupt da war. Die Plotte ist ziemlich starr abgefilmt, wobei man zur Verteidigung sagen muss, dass sowohl das Set der Taverne als auch das Studio ziemlich begrenzt ist – dennoch hätte man da zumindest ein bisschen Bewegung hereinbringen können. Die Story würde sogar gut als Theaterstück funktionieren...

Die Schauspieler reißen dahingehend auch keine Bäume aus. Als die beste Leistung darf man wohl Patricia Laffan als Devil Girl Nya bezeichnen. Durch ihre hochgestochene Art zu sprechen, ihrem Auftreten, und ihre Art, die Augenbrauen hochzuziehen, verpasst sie ihrer Rolle das Nötige. Joseph Tomelty (The Black Torment, Moby Dick u.a) ist als Professor leider ziemlich blass und hat in der Rolle kaum das Charisma, das andere Akteure derartigen Rollen beizubringen wussten. Das populärste Gesicht des Casts ist dann aber zweifelsohne Hazel Court, die man aus einigen Hammer- oder AIP-Filmen kennt – hier aber als Ellen eine seichte, uninteressante Rolle ausfüllt und dementsprechend kaum auffällt. Hugh McDermott (First Men into the Moon u.a) als Journalist Carter bietet etwas mehr Elan und Sophie Stewart als Mrs. Jamieson gibt noch eine sympathische ältere Dame. 

Gesichtet wurde eine gebrannte DVD aus dem Hause „Reel Vault“ – also keine wirklich „professionelle“ VÖ. Den Film gibt’s aber sowieso bei YouTube, offenbar ist der Streifen also in der Public Domain oder es schert sich keiner drum. Solche kleineren, unbekannten Filme würden sonst aber auch kaum Heimveröffentlichungen erfahren, von daher ist es völlig in Ordnung. Bild- und Tonqualität sind völlig passabel.

Fazit:

Nun denn: Devil Girl from Mars ist kein Higlight des Genres und des Jahrzehnts und ohnehin nur wirklichen Fans dieser Art von Filmen zu empfehlen. Es ist kein Film, der das Rad neu erfindet, oder in seiner Machart besonders herausstechen würde. Aber für den Fan, der mit den Klassikern und bekannteren B-Filmen der 50er schon durch ist, der kann, trotz der genannten Schwächen, mal reinschauen. Schließlich bietet der Film im schlimmsten Falle ein paar ödere Längen, dafür aber auch eine Handvoll nette Spezialeffekte. Wohlwollende 6/10 Punkte eines großen Fans der 50er.

6/10 Punkten.