Der Bigfoot-Film

Ich dachte, zum Ende des Sommers hin, ist es nochmal eine gute Möglichkeit, über einer meiner filmischen Fimmel zu sprechen (bzw. zu schreiben): Dem Bigfoot-Film. Ein (Sub)-Genre, das eine ganz besondere Geschichte hinter sich hat. Eines, das zahlreiche kuriose Werke hervorgebracht hat (und keines davon wäre objektiv wohl wirklich als „gut“ zu bezeichnen) – und die meisten sind in der Vergangenheit der Filmgeschichte vergessen. Die meisten sind extrem unbekannt (wir reden hier von teilweise unter 100 Bewertungen auf IMDB oder Letterboxd) und einige sind verschollen oder nur in sehr schlechter Qualität zu finden.

Wieso also sollte man sich so sehr auf den „Bigfoot“-Film einschießen? Nun, es sind nicht die Filme an sich, sondern eher das Drumherum. Der Bigfoot ist eine höchst interessante Sagengestalt mit einer langen Geschichte. Das Faszinierendste, was je mit in ihn Verbindung gebracht wurde, ist zweifelsohne der legendäre Patterson-Gimlin Film. Eine Aufnahme von Roger Patterson und Robert Gimlin aus dem Jahre 1967, aufgenommen im Norden Kaliforniens. Drauf zu sehen ist eine affenartige Kreatur, die in den Wald hineinläuft. Es ist eines der faszinierendsten Aufnahmen der Geschichte, denn bis heute gelang es niemandem, weder Experten noch Wissenschaftlern, diese Aufnahme als Schwindel zu enttarnen und es gibt einige Hinweise darauf, dass es sich um eine authentische Aufnahme handelt. Natürlich gibt es auch Argumente dagegen, der Betrachter muss abwägen, aber es ist die einzige Aufnahme, die man, wenn man möchte, als etwaigen Beweis des Bigfoots anführen könnte.

Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet (es gibt Leute, die sich intensiv mit der Geschichte des Patterson-Gimlin Films auseinandergesetzt haben), und bin selber unentschlossen. Aber ob echt oder nicht: Ich finde diese Aufnahme einfach sehr interessant. Diese Grobkörnigkeit, dieses Mysteriöse, diese Natur der US-Wälder, die Kryptozoologie und das Kino jener Jahre (60er bis 70er) haben etwas, was man heute nicht mehr Reproduzieren kann. Und deswegen habe ich einen Narren an den Bigfoot-Filmen gefressen. Und davon gibt es einige: Nach dem Patterson-Gimlin Film brach ein wahrer Bigfoot-Hype aus und zahlreiche Low-Budget Regisseure sahen eine Möglichkeit, schnell an bare Münze zu kommen. Man brauchte ja nicht viel, um einen Bigfoot-Film zu drehen, wie wir gleich sehen werden. Den Startschuss dazu gab 1972 The Legend of Boggy Creek von Charles Pierce, der mit seinem „Doku-Drama“ an den Drive-In Kinos angeblich einen dicken Batzen Geld verdient haben will. Ich habe nicht alle Bigfoot-Filme gesehen (Gott bewahre), aber dennoch einige. Im Folgenden ranke ich sie Mal von „Best to Worse“ (wenn es denn ein „Best“ geben würde). Und den Yeti lasse ich bewusst außen vor, da man diese beiden Mythen schon trennen sollte.

1: Shriek of the Mutilated, 1974

Es ist schon bezeichnend für das Genre, dass die „Nummer 1“ dieser Liste theoretisch gar nicht hierhin gehört. Aber ich will wenigstens einen Film nennen, den ich wirklich empfehlen könnte. Die Rede ist von Michael Findlay’s Shriek of the Mutilated. Neben dem absolut fantastischen Titel fährt der Film auch mit einem hübschen Plakat und einem bekloppten, zotteligen, weißhaarigen Bigfoot auf. Es ist Grindhouse per excelence: Brutal, billig, amateurhaft, verrückt, aber deswegen irgendwie sympathisch und doch faszinierend, nicht ohne Grund war hier auch Ed Adlum beteiligt, der seinerseits auch Invasion der Blutfarmer gedreht hatte. Shriek of the Mutilated ist aber deutlich unterhaltsamer, weil mehr passiert, das Monster durchaus unterhaltsam ist und das Ende komplett utopisch ist. Spoiler hier: Der Bigfoot ist lediglich eine kostümierte Person, die aber zu einem satanischen Kannibalen-Kult gehört. Besser geht es doch nicht mehr.

6/10 Punkten.

2: Der Teufel tanzt weiter / Night of the Demon, 1980

Bezeichnend ist ebenfalls, dass der zweite Film auf dieser Liste eher mittelmäßig ist. Bekannt ist Der Teufel tanzt weiter vor allem deswegen, weil er ein Video-Nasty war und auch in Deutschland bis vor kurzem indiziert war (was natürlich absolut lächerlich ist). Immerhin ist der Bigfoot hier echt und es ist ein typischer Horror-Reißer aus der aufkommenden Videotheken-Zeit. Billig und „brutale“ Effekte zeigend, um ins Gespräch zu kommen. Es ist eine relativ generische Handlung um Studenten, die den Bigfoot suchen, und die meiste Zeit knapp 100 Minuten passiert so gut wie gar nichts. Erst am Ende darf der Bigfoot in Aktion gehen und diese 10 Minuten hieven Der Teufel tanzt weiter (auch ein unsinniger deutscher Titel) auf ein „ist gerade noch so in Ordnung“. Hätte man nicht 60 Minuten mit absoluter Langweile vertan, hätte da was durchaus passables bei rauskommen können. Für Bigfoot-Fans aber deswegen sehenswert, weil er hier durchaus brutal zur Sache gehen darf und das Kostüm ganz nett aussieht.

5,5/10 Punkten.

3: Sasquatch - The Legend of Bigfoot, 1976

Eigentlich der Einzige dieser zahlreichen Bigfoot-„Dokumentationen“, die noch erträglich sind. Natürlich ist hier nichts echt und es ist alles inszeniert. Ein paar „Forscher“ und ein paar Hillbillies gehen halt in den Wald und suchen nach dem Bigfoot. Alles wird pathetisch aus dem Off kommentiert und ab und zu sind Rückblenden auf angebliche Bigfoot-Sichtungen eingestreut und wenigstens sieht man den Bigfoot hier dann auch mal (nicht bei allen Filmen aus dieser Liste eine Selbstverständlichkeit). Um wirklich unterhaltsam zu sein (der Streifen geht 100 Minuten) ist er natürlich zu unspektakulär, aber: Wenn man die Art des Patterson-Gimlin Film mag und die Natur der USA auf grobkörnigen 35mm Film sehen will, und einen Fimmel für obskure Monsterfilme hat, der kann Sasquatch, the Legend of Bigfoot mal eine Chance geben.

5,0/10 Punkten.

4: Creature from Black Lake, 1976

Einer der wenigen Spielfilme aus der Liste, denn Creature from Black Lake ist tatsächlich komplett fiktiv und gibt auch nie vor, etwas anderes zu sein. Die Handlung ist simpel, zwei Freunde suchen den Bigfoot. Der Schauplatz der Sümpfe ist ganz nett, aber an sich ist es doch recht unspektakulär und zäh. Da hatte ich mir mehr von erhofft, denn als ich die US-Blu-Ray mit dem sehr schönen Cover auf der Filmbörse Neuss sah, musste ich den sofort mitnehmen.

4,5/10 Punkten.

5: Bigfoot – die Rache des Jägers / The Capture of Bigfoot

Bill Rebanes später Beitrag zum Hype muss ich nicht mehr eingehend besprechen, da ich das schon mit einer Review getan habe. So viel: Der Schauplatz der verschneiten Wälder ist ganz nett, die Story ist aber mal wieder eher lahm und zäh. Tatsächlich erschien er sogar in Deutschland, allerdings ist die VHS extrem selten geworden. Wann kommt das Mediabook, liebe Labels? Ich bewerbe mich hiermit bereits als Booklet-Schreiber!

4/10 Punkten

6: Exist – die Bigfoot-Legende lebt, 2014

Bigfoot und Found-Footage, das passt natürlich zusammen. Und der Blair-Witch-Macher zieht das Ganze auch leider eher unspektakulär auf. Eine Review dazu habe ich hier schon geschrieben, deswegen an der Stelle nur so viel: Kann man mal machen, aber wirklich gut ist es leider nicht.

4/10 Punkten

7: The Legend of Bigfoot, 1976

Der Protoyp der Bigfoot-Doku: Irgendein Kerl läuft durch den Wald, erzählt ganz, ganz viel angeblich wichtiges Zeug, aber viel passiert nicht. Den Bigfoot sieht man nur wenig und undeutlich. Gibt’s als Bonusfilm auf der Blu-Ray von The Godmonster of Indian Flats, und ich tat mir das auch noch als Double-Feature an!

4/10 Punkten

7: The Legend of Boggy Creek, 1972

Der „legendäre“ „sagenumwobene“ „Klassiker“ des Bigfoot-Films, auch wenn’s technisch gesehen nicht um den Bigfoot geht, sondern um das „Fouke Monster“, was aber aufs selbe rauskommt. Leider gilt auch hier das, was bei allen „Dokus“ über den Bigfoot aus jenen Jahren greift: Große Töne des Kommentators, schöne Naturaufnahmen, aber ansonsten gähnende Leere.

3,5/10 Punkten

8: Bigfoot – das Größte Monster aller Zeiten, 1970

Wieder ein Spielfilm, sogar mit dem Horror-Gevatter John Carradine. Wie Carradine selbst ist der Film aber leider eher einschläfernd und langweilig, und der Titel ist auch falsch, da es hier mehrere der „größten Monster aller Zeiten“ gibt. Allerdings bedarf es hier mal eines Rewatchs, denn die Erstsichtung liegt schon länger her. Ich will ja fair sein, also wird sich irgendwann die große Hartbox dazu ins Haus bestellt.

3,0/10 Punkten.

9: Curse of Bigfoot, Irgendwann 1975

Objektiv gesehen ist Curse of Bigfoot wohl der schlechteste Film dieser Liste, und das will was heißen! In der Kritik bin ich auf die Hintergrundgeschichte und den Inhalt ausführlich eingegangen, weswegen ich das hier jetzt nicht nochmal tun werde. Ein Fünkchen Sympathie hat er ja, der Bigfoot-Fussel hier, aber im Grunde ist’s halt ein äußerst zäher Amateur-Film in grottiger Qualität (in allen Bereichen).

2,0/10 Punkten.

10: In Search of Bigfoot, 1976

Die wohl dreiste Bigfoot-Dokumentation aller Zeiten. Im Double-Feature von Vinegar Syndrome zusammen mit Cry Wilderness in der „Drive-In Collection“ präsentiert, gibt’s hier NICHTS zu sehen. Den Bigfoot sieht man kein einziges Mal, nicht Mal für eine Sekunde, lediglich undeutliche Fußstapfen im Matsch gaukelt dem Zuschauer vor, das man hier etwas sieht, was sich "Film" nennen will, im Sinne von "hier wird irgendeine Geschichte erzählt". Hindert den Glatzkopf von Erzähler aber freilich nicht daran, so zu tun, als wenn irgendwas von Belang passieren würde. Es sind 75 Minuten Naturaufnahmen (und seltsamer Musik) aus den 70er Jahren und das ist selbst mir zu viel.

1,0/10 Punkten

11: Bigfoot – The Lost Coast Tapes, 2012

Dreist geht’s weiter, denn auch in Bigfoot – The Lost Coast Tapes gibt’s viel zu sehen, nur kein Bigfoot. Es ist ein dümmlicher, sinnloser Found-Footage Film und das, was am Ende passiert, da würde ich wirklich gerne mal den Drehbuchschreiber fragen, was er sich da gedacht hat...

1,0/10 Punkten

12: The Bigfoot Tapes/Bigfoot-County, 2012

2012 war wohl das Jahr der schlechten „Bigfoot-Found-Footage-Filme in denen kein Bigfoot vorkommt“. Auch hier passiert viel Schwachsinn. In der dazugehörigen Kritik hatte ich meiner Wut bereits Luft gemacht: Bigfoot-County ist nicht mehr als eine Verhohnepipelung des zahlenden Kunden. Jemand, der sogar Filmen wie The Curse of Big Foot zwei von zehn Punkten zugesteht (also ich), ist bereit, viel zu verzeihen: Aber hier hört es sogar bei mir auf.

0,5/10 Punkten.  

Das waren alle Bigfoot-Filme, die ich gesehen habe, Yeti-Filme ausgenommen (da gibt’s deutlich bessere Vertreter, wieso auch immer). Den fantastischen Bigfoot und die Hendersons habe ich hier mal außen vorgelassen, weil es eine Komödie ist. Und natürlich werde ich trotzdem nicht aufgeben, bis ich alle Bigfoot-Filme gesichtet habe. Folgende stehen noch auf der Liste:

- The Mysterious Monsters, 1976

- Bigfoot: Man or Beast?, 1972

- In the Shadow of Bigfoot, 1977

- Return to Boggy Creek, 1977

- Boggy Creek – And the Legend Continues, 1984

- Manbeast! Myth or Monster?, 1978

- The Legend of McCullogh’s Mountain, 1975

- Demonwarp, 1988

Verschollene, unvollständige Filme:

- Sasqua, 1975. Lediglich ein Trailer ist erhalten, ansonsten komplett verschollen, und deswegen so interessant – sogar eine Doku dazu ist gerade in der Mache. Hoffentlich wird irgendwann eine Kopie gefunden!

- Revenge of Bigfoot, 1979. Auf YouTube gibt es eine Stunde des unvollständigen Materials, hoffentlich taucht irgendwann eine volle Version auf, denn das Cover sieht sehr schön aus. Ich habe sogar den Regisseur angeschrieben, ob er noch ne komplette Kopie hat, habe aber keine Antwort erhalten...