Original-/Alternativtitel: Blood of the Mummy’s Tomb

Jahr: 1971

Regisseur: Seth Holt / Michael Carreras

Schauspieler: Andrew Keir (Professor Fuchs), Valerie Leon (Margaret Fuchs/Tera), James Villiers (Corbeck), George Coulouris (Prof. Berrigan)  

Vorwort:

Hammer hat mich gerade fest im Griff, deswegen geht’s nach Dracula gleich mit der nächsten Reihe aus dem Hause weiter. Neben Frankenstein war es noch die olle Mumie, die von dem Studio für mehrere Filme verwendet wurde. Angefangen natürlich beim klassischen Universal-Remake The Mummy mit dem Dream-Trio Cushing, Lee und Fisher von 1959. Insgesamt folgten „nur“ drei weitere Epigonen, die inhaltlich aber nichts miteinander zutun haben. Die nächsten zwei fand ich durchaus nett, einmal Die Rache des Pharao von 1964 und Der Fluch der Mumie von 1967. Heute habe ich mir nun den letzten Teil der Reihe ausgesucht und beendete diese auch mit Das Grab der blutigen Mumie von 1971.

Inhalt:

Ägypten, vor mehreren tausend Jahren: Königin Tera wird bestattet. Da sie als Verbrecherin galt, wird ihr symbolisch die Hand abgehackt und den Schakalen in der Wüste zum Fraß geworden. Die Hand kriecht jedoch davon und wenig später gibt es einen Sandsturm und den Priestern wird die Kehle aufgerissen.

Tausende Jahre später öffnet eine Expedition von Dr. Fuchs das Grab und die Mitglieder der Reise nehmen sich die Relikte mit, Dr. Fuchs sogar die Mumie höchst persönlich. Genau in dem Moment, als er ihren Namen ausspricht, wird seine Tochter Margaret in London geboren und seine Frau stirbt. Als Erwachsene sieht sie später genau wie die Königin aus und Fuchs schenkt ihr zum Geburtstag den Ring, der einst Tera gehörte und Margaret scheint mit dieser nun auf seltsame Art und Weise verbunden. Corbeck, ein ehemaliger Freund von Dr. Fuchs, will nun ein Ritual durchführen, welches Königin tera wieder zum Leben erweckt. Dazu benötigt er jedoch die Relikte aus dem Grab, die dazu noch ein Eigenleben zu entwickeln scheinen…

Besprechung:

Die Hammer-Mumienenfilme mag ich, wie gesagt, ganz gerne. Sie sind nicht das Aushängeschild des Studios gewesen, aber eine immer gern gesehene Dreingabe, wobei keiner von diesen wirklich zum Klassiker eines Dracula oder Frankenstein wurde. Insgesamt waren sie auch ziemlich trivial, aber dafür mag man die Hammer-Filme nun mal auch irgendwo. Dass die Mumien-Reihe niemals dieselbe Wertschätzung wie die anderen beiden erfuhr liegt sicherlich auch daran, dass weder Lee noch Cushing in den Teilen nach dem Original auftraten, somit fehlte es an einem Gesicht, an Star-Power quasi, die die Titel zusammenhielt, wenn es schon nicht inhaltliche Kohärenz war.

Und Hammer und Mumie, das passt doch auch wunderbar zusammen. Ein schöner mythologischer Unterbau, das Ganze passt perfekt ins ausgehende 19. Jahrhundert und bietet die Möglichkeit für wunderbare Ausstattung. Und „zu brutal“ ist die Mumie von Natur aus nicht, deswegen gab’s auch weniger Problemen mit den Zensoren. Bei Mumienfilmen kann man eben sehr gut mit Atmosphäre punkten. Ich bin ein Fan dieses Subgenres, alleine schon wegen Brendan Fraser im 1999er „Remake“, das eines meiner All-Time Lieblingsfilme ist und für immer sein wird. Neben den Hammer-Filmen beackerte hauptsächlich noch Universal diesen Mythos, diese Reihe habe ich allerdings noch nicht durch und ausgerechnet den großen Klassiker mit Boris Karloff von 1932, die „Ur-Mumie“, finde ich eher mittelmäßig. Und vom Remake mit Tom Cruise, welches das „Dark-Universe“ einläuten sollte, wollen wir gar nicht erst reden...

Es gibt ja zwei „Typen“ von Mumienfilmen, will ich behaupten, und die meisten Vertreter kombinieren das. Einmal die Mumienfilme, die auch am Hauptort, sprich Ägypten, spielen, wie eben die 1999er Mumie oder der öde Splatter-Murks Dawn of the Mummy. Und dann gibt es die, die in London spielen, weil die Mumie aus Ägypten natürlich dorthin ins passende Museum verbracht wird (siehe Die Mumie von 2017). Alle drei Hammer-Mumien, bis auf Der Fluch der Mumie, folgen letzterem Beispiel, weil das natürlich viel, viel billiger war, da man auf die hauseigenen Sets zugreifen konnte und sich nicht die Mühe machen musste, die Illusion der ägyptischen Wüste umzusetzen. Meistens spielte ja nur der Anfang in Ägypten.

Nun aber zum heutigen Objekt, Das Grab der blutigen Mumie. Und fangen wir beim Hauptpunt an, wo sich die Geister scheiden werden. Wie man zu dem Film steht, liegt ganz sicher daran, was man von einem Hammer-Mumienfilm erwartet. Und da ich nun mal eine amoklaufende Leiche mit Bandagen wie aus dem Lehrbuch erwartet habe, war ich in diesem Falle leider doch ziemlich ernüchternd. Statt die klassische Story von einem Mumienfluch abzuspielen, wie in den drei Teilen davor, experimentiert Hammer mal wieder. Das ist erst mal ja wirklich nichts Schlechtes und wie in den Dracula-Reviews angesprochen, war das 1971 für das Studio auch bitter nötig. Jedoch ist das Experiment hier meines Erachtens misslungen, denn heraus kam eine unnötig wirre und weitestgehend spannungsbefreite Plotte.  

Statt der typischen Mumie hat Hammer diesmal nämlich mal wieder einen Literatur-„Klassiker“ herausgekramt, nämlich eine Story aus der Feder von Bram Stoker höchstpersönlich! Die sieben Finger des Todes hört sich zwar vom Titel spannend an, doch entweder gab Stokers Vorgabe nicht viel her (hab diese nicht gelesen) oder Drehbuchautor Christopher Wicking (schrieb auch noch Hammers finalen Horrorfilm To the Devil a Daughter oder Scream and Scream again) hat es in den Sand gesetzt. Statt einem wandelnden Toten äußert sich der Fluch dieses Mal nämlich in Form von Astralreisen und Reinkarnationen. Und leider auch in einem Haufen langweiliger und langgezogener, und vor allem teils kruden Dialogen. Mit der Idee, dass eine ägyptische Königin irgendwie in einem Körper einer Frau im 20. Jahrhundert erwacht, hätte ich mich ja anfreunden können, wenn es denn kohärent wäre. Leider kriegt es das Drehbuch aber nicht gebacken, zu erklären, was genau von statten geht. Es gibt zu viele Einzelteile, die sich nicht zusammenfügen.

Der Ring zum Beispiel, den Professor Fuchs seiner Tochter Margaret schenkt. Warum? Ich habe weder verstanden, warum er ihr den schenkt, noch was für eine Funktion dieser Ring hat. Offenbar zeigt er die Sternenformation an und somit auch den Zeitpunkt, an dem Königin Tera... zur Wiederauferstehung bereit ist? Dann hätte Prof. Fuchs den Ring doch unter Verschluss halten müssen??

Was hat es mit den Artefakten auf sich, die Margaret und Corbeck sammeln müssen? Es sind Objekte aus dem Grab, die die einzelnen Expeditionsmitglieder mitnahmen, wie etwa eine Schlangen- und Katzenstatue. Gleichzeitig töten diese Relikte ihre Besitzer noch... keine Ahnung, was genau deren Zweck da jetzt war.

Und was erhofft sich Corbeck überhaupt von diesem Wiederauferstehungsritual? Da palavert er doch etwas von „großem Wissen“ und gar der Unsterblichkeit – und das will er durch eine ägyptische Königin bekommen? Aha.

Und die große Frage: Was macht die abgehackte Hand da die ganze Zeit? Mit unabhängigen Händen hatten es die Briten zu jenen Jahren aber auch – ob in Anthologien wie in Die Todeskarten des Dr. Schreck oder gar als Antagonist eines Spielfilms selber wie in Amicus’ Embryo des Bösen (der war eigentlich ganz gut, da auch mit Peter Cushing). Die Ägypter schneiden Tera die hand ab, weil sie so zeigen wollten, dass diese eine Verbrecherin ist, so zumindest Corbeck. Kann man hinnehmen, aber was macht die Hand nun? 95% der Laufzeit kommt sie nicht vor, nur um am Ende plötzlich aufzutauchen und wieder mit Teras Körper zu verwachsen...

Und so kam für mich leider kaum Spannung auf. Wenn man die Story, wie ich jetzt, zusammenfasst, hört es sich ja gar nicht so uninteressant an, aber die Umsetzung lässt eher zu wünschen übrig. Da es keine klassische Mumie gibt, fehlen die altmodischen Schauwerte. Die Story ist wirr, baut kaum Spannung auf und vor allem keine memorablen Momente, die man in einem Mumienfilm gerne sehen wollen würde. Da bieten die anderen Hammer-Mumien schon durch die Morde ebenjener Mumien deutlich mehr Spaß und Unterhaltung.

Wenigstens aber kann man sich hier und da über die nette Ausstattung erfreuen, wie bei Hammer üblich. Wenn die Stories im 20. Jahrhundert spielten, ließ Hammer da nix anbrennen, auch wenn ich die anderen Hammer-Mumien doch hübscher finde. Auf der einen Seite hat man am Anfang wieder eine kleine ägyptische Beerdigungsszene, wenn die Szenerie hier auch wieder zu plastisch und künstlich aussieht, aber das hat auch was. Ansonsten gibt es sowohl etwas nebelige London-Atmosphäre, als auch nette ägyptische Statuen oder Hieroglyphen-Wände, wie es sich gehört. Dennoch merkt man, dass Hammer 1971 eben nicht mehr wirklich Großes aufbringen konnte. Die Sets sind beschränkt, aber eben immerhin ganz nett, mehr aber auch nicht.

Immerhin versuchte Regisseur Seth Holt (vor allem für Ein Toter spielt Klavier bekannt) auch, das Beste rauszuholen. Gerade bei den Szenen in der Irrenanstalt (einer von Stokers Fimmeln, glaube ich langsam) gelingt es ihm durch seltsame Kameraperspektiven und -bewegungen mehr Tempo und Spannung in die Sache zu bringen (der Mordeffekt mit der Schlange war trotzdem billig). Allerdings verstarb der gute Mann leider auch während den Dreharbeiten, sodass Hammer-Chef Carreras aushelfen musste. Die Dialog-Szenen sind ansonsten ganz normal eingefangen, Action gibt es nicht besonders viel. Immerhin aber passte sich Hammer auch hier dem Zeitgeist an, und zwar mehr, als man es bei den anderen Reihen tat. Das Grab der blutigen Mumie ist überraschend „brutal“, der Zeit entsprechend, versteht sich: Zahlreiche offene Kehlen und durchgerissene Hälse und beim finalen Stich mit dem Ritualdolch spritzt das Blut sogar richtig. Das Blut sieht hier auch mal realistischer aus als das Kunstblut, dass man in den Dracula-Teilen zu sehen bekam.

Neben dem Tod von Holt litt der Streifen sicherlich auch dadurch, dass Cushing absprang, da er sich um seine schwer kranke Frau kümmern wollte. Ersetzt wurde er durch Andrew Keir, den der Hammer-Fan natürlich als Professor Quatermass aus Das grüne Blut der Dämonen kennt (auch wenn ich Donlevy besser als Quatermass finde). Als großväterlicher Professor dient er auch gut, aber Cushing kann er nicht ersetzen, es fehlt an Charisma auf der Darsteller-Seite. Margaret/Tera wird von Valeria Leon gespielt, und bei Hammer war ihre Optik wohl auch wichtiger als alles andere (da sie keine Nacktszenen machen wollte, nahm sie Hammer prompt nie mehr unter Vertrag und man regte sich nach ihrer Aussage auch sehr über ihre Entscheidung auf). Sie ist ganz ok, aber auch eher blass, ebenso James Villiers (Asylum – Irrgarten des Schreckens u.a) als Bösewicht Corbeck. Nett ist aber George Coulouris (gleich zwei seiner Filme bespreche ich in meinem 50er Jahre MovieCon-Buch, ha, da habe ich wieder eine Möglichkeit gefunden, Werbung zu machen. Bald gibt’s mehr Infos dazu) als Patient in der Irrenanstalt, der eine schöne Schau abzieht. Zu erwähnen ist schlussendlich noch der nette Score von Tristram Carry, der etwas Ägypten-Feeling aufkommen lässt.

Fazit:

Leider ist der letzte Teil der Hammer-Mumienfilme so auch der schlechteste aus der Reihe geworden. Er ist nicht wirklich „schlecht“ in der Form, dass man sich wirklich aufregen müsste: Aber es ist eben auch nicht das, was ich mir von einem Hammer-Film erwarte. Insgesamt absolutes Mittelmaß der eher öden Sorte. Wirre Handlung, keine großen Schauwerte, keine große Spannung: Als Hammer-Fan kann man reinschauen, aber man sollte nichts Großes erwarten...

5/10 Punkten.