Original-/Alternativtitel: What Waits Below / Secrets of the Phantom Caverns

Jahr: 1984

Regisseur: Don Sharp

Schauspieler: Robert Powell (Rupert Wolfsen), Timothy Bottoms (Major Elbert Stevens), Lisa Blount ( Leslie Peterson), Anne Heywood (Frieda Shelley)

Vorwort:

Ja, Sammelboxen sind was Schönes. Ob aus dem In- oder Ausland, bietet diese oft verschmähte Verpackungsart, wenn man sie denn so nennen möchte, die Möglichkeit, seltenere Filme in die Sammlung zu holen. Das Problem für mich ist schlichtweg, dass ich viele Filme, die ich gerne sehen wollen würde, gar nicht in die Sammlung holen kann. Viele vergessene Machwerke von Früher gibt’s eben nur in den berühmt-berüchtigten Mega-Boxen á la Mill Creek (die mitunter Boxen mit 200 (!) Filmen verticken. Die möchte ich unbedingt haben!), zumindest meines Kenntnisstandes nach. Irgendwelche vergessenen B-Filme oder Public-Domain Schrott, den kaum jemand mit einer eigenen VÖ bedenken würde. Beispiele wären z.B zahlreiche Poverty-Row Filme. Außerdem sind sie sehr billig, sodass jeder Film am Ende teilweise nicht mal ein Euro kostet, setzt man es in Relation zum Gesamtpreis.

Wie auch immer, ich mag solche Boxen, da kann man sich selbst überraschen und einfach mal einen großen Schwung an B-Filmen in die Sammlung bekommen. Und wenn ich mich zwischen „Limitiertes, wattiertes Mediabook mit Spottlack für 35 Euro“ oder „30 Horrormeisterwerke in einer Box für 35 Euro“ entscheiden müsste, würde ich mich immer für letzteres entscheiden. Die Box, die ich mir schon vor Ewigkeiten kaufte und aus der der heutige Film stammt, trägt ebenfalls den Titel „Meilensteine des Horrorfilmes“. Ja, auf ein paar mag das zustimmen, da u.a auch die Lon Chaney Klassiker und White Zombie enthalten sind. Gleichzeitig aber auch die grottenschlechten (so habe ich sie zumindest in Erinnerung) Karloff-Mexiko Filme, ein paar uralte Edgar Wallace Verfilmungen und so weiter, und so fort. Eben das, was entweder eh schon Gemeinfrei oder einfach ultrabillig zu bekommen ist. Lustig ist ebenso, dass Bela Lugosi bei dieser Box in den „Credits“ als erster genannt, Peter Cushing dafür aber vollkommen ausgelassen wird. Was soll ich davon halten?

Wie auch immer: Wenn der B-Fan von Welt nicht weiß, was er schauen soll, so greife er zu diesen Billigboxen, dort wird er schon irgendwas finden. Und auch ich wurde heute mit Das Geheimnis der Phantom-Höhlen fündig.

Inhalt:

Das US-Militär arbeitet an einem neuen Kommunikationssystem und will dazu international an verschiedenen Plätzen große Transmitter installieren, um sich global vernetzen zu können. Während eines Manövers in einem Südamerikanischen Staat soll der Transmitter heimlich in einem Höhlensystem platziert werden. Als dieser jedoch bald mitsamt zwei Soldaten verschwindet, wird eine Rettungsmission ausgesandt. Geleitet wird die Expedition von Rupert Wolfsen, einem Höhlenexperten, sowie von Major Stevens, der die militärische Leitung inne hat und mit Wolfsen nicht immer einer Meinung ist. Auch die junge Leslie Peterson, Archäologin, begleitet und ein paar andere Helfer begleiten sie.

In der Höhle scheinen jedoch auch andere Lebewesen zu hausen. In der Dunkelheit gibt es Bewegungen, die Punktemarkierungen der Gruppe werden manipuliert und schließlich werden sie von seltsamen großen Schlangenwesen, die in kleinen Löchern in den Wänden hausen, angegriffen. Als sie tiefer vordringen, lüften sie das Geheimnis. Eine uralte, vergessene Zivilisation, bestehend aus Albinos, die per hohe Frequenzen kommunizieren, hausen in den Untiefen…

 

Besprechung:

Und wie der Titel schon verrät, haben wir hier einen weiteren Kandidaten des sogenannten „Höhlen-Horror“-Subgenres, das ich letztens mit dem Trash-Film The Hells Gate schon vorgestellt hatte. In der Vergangenheit spielten ja fast nur B- bis Z-Filme in Höhlen, erinnern wir uns nur an Alien 2 – Die Saat des Grauens kehrt zurück oder eben an The Hells Gate. Auch Das Geheimnis der Phantom-Höhlen spielt zum größtenteils unter der Erde, der Fokus des Sujets liegt aber weniger in „Eine Gruppe ist in einer Höhle eingeschlossen und erlebt seltsame Sachen“ als das typische „Untergegangene-Zivilisation“-Subgenre á la Tauchfahrt des Schreckens oder The Mole People, mit dem er sogar den Schauplatz teilt, zumindest nicht ganz. In der ersten Hälfte fühlt es sich eher wie ein Horrorfilm an, in der zweiten geht es dann eher in die Fantasy-Richtung, wenn die untergegangene Zivilisation der schneeweißen Yeti-Maulwurfsmenschen (eine wunderbare Wortschöpfung) entdeckt wird. Das ist auch bitter nötig, denn so viel Fleisch hat das Skript für beide Ideen nicht auf der Brust, als das eine der beiden alleine 90 Minuten hätte füllen können.

Die Basis-Idee des Ganzen geht dabei auf niemand geringeres als Freddie Francis zurück, den der Brit-Horrorfan nur zu gut von Hammer und Amicus kennt, wir hatten ihn hier schon bei der Besprechung zu Der Foltergarten des Dr. Diabolo. Wie immer bei solchen „Grundideen“ bei kleinen B-Filmen kann es wirklich nicht mehr als ein paar Sätze gewesen sein. Ich meine, schon das gesamte Skript lässt sich mit den Worten „Höhlenforscher finden untergegangene Zivilisation“ zusammenfassen, und die ganze Söldner- bzw. Armeesache ist da auch nur Mittel zum Zweck, um einen Grund zu haben, die Protagonisten in die Höhlen gehen zu lassen. Die Drehbuchautoren Christy Marx (die absurderweise sonst nur für billige Kinderzeichentrickfilme schrieb) und Robert Vincent O’ Neil (der auch als Regisseur eine Handvoll weniger beachtete Filme fertigte) können nicht allzu viel zur Grundidee beigetragen haben. Leider muss man auch attestieren, dass das Skript wenig aus der Grundidee macht. Ich mag Filme, in denen es um untergegangene Zivilisationen geht. The Mole People ist nicht ohne Grund einer meiner Lieblingsfilme und auch Tauchfahrt des Schreckens fand ich sehr unterhaltsam. Da haben die Drehbuchautoren allerlei Möglichkeiten für Worldbuilding: Wie sieht diese untergegangene Zivilisation aus? Wie lebt sie? Was sind ihre Gesetze, Normen, und noch besser: Wie überlebte sie all die Jahre und wo kommt sie her? All diese Fragen beantwortet Das Geheimnis der Phantom-Höhlen nicht. Diese Albino-Menschen sind halt einfach da, der Zuschauer erfährt absolut nichts über sie, obwohl sie gerade der spannendste Teil des Ganzen sind.

Die Figuren selber sind langweilige Abziehbilder und die erste Hälfte, in denen man noch nicht weiß, was sich genau da in der Höhle verbirgt, ist ganz ok, mehr aber auch nicht. Auch wie die Monsterschlangen mit den Albinos zusammenhängen, wird nicht klar. Das Ganze fühlt sich einfach Underdeveloped an. Da hätte man viel mehr machen können, zumal der Streifen auch kein besonderes Tempo an den Tag legt. 45 Minuten dauert es, bis es richtig zur Sache geht, bis dahin wird geredet und durch zugegebenermaßen hübsch anzusehende Tropfsteinhöhlen gelaufen. Die Sache mit der US-Armee und mit ihrem Geheimprojekt interessiert kaum, ebenso wie die Charaktere. Rupert Wolfsen ist der harte Sprücheklopfer und Draufgänger, Major Stevens der ignorante US-Militär, Leslie die unnötige junge Frau im Bunde und der Wissenschaftler im Bunde darf selbstverständlich auch nicht fehlen.

Außerdem gibt’s auch wieder zahlreiche Dinge, die einfach keinen Sinn ergeben. Z.B warum die Gruppe den verletzten Hector allen Ernstes alleine zum Höhlenausgang gehen lassen, kurz nachdem sie herausgefunden haben, dass es in den Kavernen tödliche Monsterschlangen gibt und sie schon mehrere schlimm zugerichtete Leichen gefunden haben (und sich eh verirrt haben, aber gut). Und wie es schon bei The Hells Gate war: Warum trennt sich die Gruppe die ganze Zeit, wenn sie doch wissen, dass es hier lebensgefährlich ist?!

Aber gut, ok, ok, hinterfragen wir es nicht. Das Skript jedenfalls hat so ein paar Pacing-Probleme, verarbeitet die Idee nur sehr seicht, was ärgerlich ist, da man dort viel mehr hätte rausholen können. Aber dafür fehlte wahrscheinlich auch das Budget, obwohl es laut Wikipedia fast 6 Millionen Dollar betragen haben soll, was ich NICHT glaube. Wofür soll man auch soviel Geld ausgegeben haben? Der Cast besteht bei weitem nicht aus Stars, und wie bereits erwähnt sieht man von der unterirdischen Albino-Zivilisation so gut wie gar nix. Ok, es gibt ein paar hübsche Matte-Paintings zu bewundern, das gebe ich zu. Aber ansonsten? Die kurze Action-Einlage zu Anfang, die eher an einen Söldner-Film erinnert, dürfte die Produktionskosten auch nicht in die Höhe geschnellt haben lassen. Und in den Höhlen, vermute ich mal, konnte man relativ preisgünstig drehen und bekam dafür auch noch schöne Settings. Ein paar der Kavernen machen mit ihren Tropfsteinhöhlen schon was er, nur wird auch dieses Setting nicht wirklich ausgenutzt. Regisseur Don Sharp, der ebenfalls in der britischen B-Industrie mit Werken wie Fu-Manchu oder Rasputin – der Wahnsinnige Mönch recht umtriebig war, war mit Sicherheit nie ein großer Auteur. Mit seltenen POV-Shots und ein paar rasanten Kamerabewegungen in den Action-Szenen zu Anfang war’s das schon, da hätte man, erneut, wie gesagt, deutlich mehr aus den Höhlen herausholen können. Ein klaustrophobisches, bedrohliches Gefühl kommt nie auf, zumal man sich manchmal fragt, woher in der dunklen Höhle so viel Licht kommt. Die ist manchmal etwas zu gut ausgeleuchtet.

Wirklich loben hingegen muss ich die Albino-Menschen, was mich wieder zu The Mole People bringt. Bei diesen handelt es sich nicht um irgendwelche simplen Mönche oder Steinzeitmenschen, sondern um eine ganz andere Art von Menschen. Sie scheinen fast blind zu sein und kommunizieren mit seltsamen Tonfrequenzen und gepaart mit ihrem befremdlichen Aussehen gibt das schon die ein oder andere gelungene, ja fast unheimlich fremde Szenerie. Das ist der Anflug des fehlenden Worldbuilding: Eine abgeschlossene Gruppe von Menschen, die sich unter diesen spezifischen Bedingungen ganz anders entwickelt haben. Doch weiter geht der Film nicht, wie erwähnt, jegliche Erklärungen fehlen, im Übrigen auch, wovon sie sich bitteschön all die Jahrhunderte über ernährt haben.

Der Cast reißt ebenfalls nicht viel raus. Robert Powell, der gar schon Jesus spielte und den man als Genre-Fan vielleicht aus The Asphyx oder Amicus Anthologie Asylum kennen könnte, hat als Draufgänger mit lässigen Sprüchen Rupert weder das Aussehen, noch das Charisma, um in dieser Rolle wirklich zu punkten. Am ehesten ist das noch bei seinem militärischen Counterpart Major Stevens, gespielt von Timothy Bottoms (Invaders from Mars) der Fall. Lisa Blount (kennt man aus Carpenters Prince of Darkness) als junge Leslie, die mit Rupert eine Art sehr uninteressante Freundschaft zu entwickeln scheint, ebenfalls nichts, ähm, interessantes an sich.

Zu erwähnen ist am Ende dann höchstens noch die ein oder andere „Gewaltspitze“, wenn ein Kopf übel zugerichtet ist, oder ein Arm von einer der Schlagen angegriffen wird. Diese Schlangen, von denen man leider nicht viel sieht, sind ulkige Gummi-Attrappen, die man gerne hätte mehr einsetzen dürfen. Die Gewalteffekte sind sowohl in Anzahl als auch Qualität aber uninteressant. Und die VÖ? Wie man es von so Gesamtboxen gewöhnt ist, gibt’s keinerlei Extras, die Qualität bewegt sich auf VHS-Bild. Reicht für diese Art von Film aber.

 

Fazit:

Das Geheimnis der Phantom-Höhlen verschenkt zwar Potenzial, bietet für 90 Minuten aber trotzdem genug für den anspruchslosen B-Fan, der nicht zu viel erwartet (und ein solcher bin ich ja, ne?). Dementsprechend wohlwollende sechs Punkte, denn langweilig ist er wirklich nicht, und ein paar hübsche Szenen gab es ja.

6/10 Punkten.