Original-/Alternativtitel:  La morte viene dal pianeta Aytin / Snow Demons

Jahr: 1967

Regisseur: Anthonio Margheriti 

Schauspieler: Jack Stuart (Commander Rod Jackson), Ombretta Colli (Lisa Nielson), Renato Baldini (Leuntnan Jim Harris), Kapitän Frank Pulasky (Freddy Unger)

Vorwort:

Italienische Science-Fiction. Naja, das ist so ein Thema für sich, und zudem noch eines, mit dem ich mich nicht so extrem gut auskenne. Der erste Science-fiction-Film vom Stiefel war, sofern ich es übersehe, 1958 The Day the Sky Exploded, sogar unter der Mitarbeit von Mario Bava. Anschließend fabrizierten die Pizza-Hersteller in den 60ern, wie es Brauch und Sitte war, noch eine ganze Reihe an billigen Schnellschüssen, die man gut ins Ausland verkaufen konnte. Da ging’s um wackere Helden, Katastrophen, die die Welt bedrohen, böse Invasoren und so weiter – das war ja, mit Eurospy und Star Trek beliebt. Und apropos Star-Trek: Angeblich soll unser heutiges Korpus Delicti sogar einige Sets aus der Kultserie ausgeborgt haben.

Die Rede ist nämlich von La Morte Viene dal Pianeta Aytin aka Snow Devils aka Dämonen aus dem All! Was – ein – Wahnsinns – Titel. Einfach grandios. Das klingt schon nach bekloppter Italo-Ware, in der Männer in Gummianzügen an Fäden durch den Weltraum (aka „Raum mit schwarzen Wänden und Autolampen“) gezogen werden.

Inhalt:

Irgendwo im Himalaya: In einer Forschungsstation werden die Eieköpfe von einem plötzlichen Anstieg der Temperatur von 50 Grad an den Messpunkten irritiert. Der General macht sich darüber aber keinen Kopf, es sei nur ein Kurzschluss. Doch er irrt: Die Scheiben werden eingeschmissen und offenbar greifen seltsame Kreaturen die Station an…

Später: Commander Rod Jackson und sein Kollege Kapitän Unger werden aus dem Urlaub beordert, um der Sache auf den Grund zu gehen. Trotz einiger Sabotageakte gegen sie, so explodiert ihr Jet, gelingt es ihnen, in das Gebiet der Forschungsstation vorzustoßen. In einer Höhle werden sie jedoch von Yetis gefangengenommen, die ihnen einen teuflischen Plan erläutern. Es sind Außerirdische vom Planeten Aytin, der jedoch von tödlicher kosmischer Strahlung bedroht wird. Um die Erde zu ihrer neuen Heimat zu machen, erhöhen sie mithilfe von Strahlung die Temperatur, um alle Gletscher zu schmelzen. Anschließend wollen sie die Temperatur wieder herunterdrehen, damit die gesamte Welt von Eis überzogen ist. Die Sache ist Aussichtlos, doch Commander Rod Jackson gibt nicht auf…

Besprechung:

Das wusste ich ja schon lange: Der Klimawandel ist nicht menschengemacht, sondern wurde von außerirdischen Yetis initiiert, um uns zu vertreiben!

Vorweg ist noch zu bemerken, dass ich den Film vor Jahren, zu beginn meiner Reise durch den B-Film, schon mal bei SchleFaZ gesehen habe. Dort gehört er sicherlich auch hin, aber „damals“ empfand ich den Streifen als so langweilig und öde, dass ich nach so ungefähr 20 bis 30 Minuten abschaltete. Da ich aber die große Hartbox vor kurzem für teuer Geld erstand (sie sah einfach zu schön aus), war klar, dass ich dem Streifen nochmal eine zweite Chance geben würde müssen. Inzwischen hatte mich der Italo-Science-Fiction-Film aber auch nicht mehr überzeugt: Gesehen hatte ich noch den berüchtigten Star Crash (eher öde, tut mir leid), War of the Robots (ebenfalls öde) und The Humanoid (der war immerhin ganz nett). Wie gesagt: Die Italiener produzierten immer das, was gerade angesagt war, und als Star Wars Ende der 70er ganz große Kasse machte, legten die Italiener mit eben benannten Filmen nach. Das war die zweite Welle der italienischen Sci-Fi Filmchen. Die erste gab es in den 60ern, und dort drehte Antonio Margheriti einige Weltraumopern. Zuerst Assignment: Outer Space (1960), dann Battle of the Worlds (1961). Mitte der 60er kam er nochmal zum Zug und drehte Back-to-Back die sogenannte „Gamma I Quadrologie“, die aus folgenden Filmen besteht: Raumschiff Alpha, Tödliche Nebel, Orion-3000 – Raumfahrt des Grauens und zu guter Letzt eben Dämonen aus dem All.

Dämonen aus dem All ist nun auch mein Einstieg in die Welt des 60er Jahre Italo-Science-Fiction. Und ich kann sagen: Ich bin sehr überrascht. Allgemein wirkt es so, als wären diese Filme einfach lebendiger und schöner, als die zuvor genannten öden Star-Wars-Kopien, die die Italiener später rausgehauen haben. Klar, bei beiden stand der finanzielle Aspekt im Vordergrund, aber die Genrevertreter aus den 70er Jahren wirkten da geradezu lustlos hergestellt. Sicherlich mag es auch in den 60ern Abnutzungserscheinungen gegeben haben, aber ich fange ja jetzt nun mal „Rückwärts“, sprich mit dem „letzten“ Film der „Reihe“ an. Wie ich gelesen habe, sind die Filme inhaltlich aber eh nicht wirklich miteinander verknüpft, offenbar dient nur die Raumstation Gamma-I als Verbindungselement. Da ich den Trailer von Tödliche Nebel gesehen habe, scheint der kostengünstige Herr von Produzent für die Reihe einfach alles recycelt zu haben – wahrscheinlich findet man also einfach den Film aus der Reihe am besten, den man auch als erstes sieht. Danach wiederholt sich vielleicht einfach nur alles. Aber ich werde mir die komplette Reihe zur Gemüte führen, denn: Dämonen aus dem All hat viel Spaß gemacht! Dennoch kann ich die Kritik sicherlich auch verstehen; Der Streifen ist dämlich (wer hätte es gedacht) und gerade im ersten drittel schlägt Margheriti (aka Anthony Dawson, damit man den Film besser vermarkten konnte) eine arg betuliche Gangart an. Deswegen hatte ich bei der noch längeren SchleFaZ-Version damals auch das Handtuch geworfen: Viel tut sich eigentlich nicht am Anfang und „Spannung“ oder „Action“ kommt auch nicht auf. Da beobachtet man nach dem eigentlich ganz netten Anfang in der Himalaya-Station erstmal Commander Rod Jackson dabei, wie er am Pool liegt oder Dame spielt. Dazu gibt’s in den lustigen Plastik-Laboren der… Weltregierung oder so noch ein bisschen Technobabbel und Untergangsgelaber und damit ist dann die „große Gefahr“ aufgebauscht. Anschließend muss Jackson dann noch ewig durch den Schnee laufen und bis dann die Dämonen aus dem All auftauchen, dauert’s schon etwas. Und selbst dann nimmt der Film in den 90 Minuten auch keine große Fahrt auf, was auch daran liegt, dass einfach kein Geld da war, um die „große Gefahr“ der Außerirdischen Erderhitzungspläne adäquat umzusetzen. Wenn man von den großen Katastrophen (Überschwemmungen, Gletscherschmelzen) nur auf einem kleinen Bildschirm ein bisschen Stock-Footage sieht, sich ansonsten aber alles in kleinen Räumen abspielt, kommt eben keine Dramatik auf.

Aber dem niedrigen Budget mussten sich die Drehbuchautoren eben anpassen. Drei sollen es an der Zahl gewesen sein und schauen wir in die Filmographie von zweien, ahnen wir Übles. Beteiligt war u.a Bill Finger, der wohl irgendwie Mitbegründer des frühen Batman-Franchise gewesen sein soll – auch wenn er heute dafür kaum Anerkennung findet, aber damit habe ich mich nicht eingehender beschäftigt. Neben seiner Arbeit im Comic-Bereich schusterte er auch noch einige Skripts zusammen, u.a mit Charles Sinclair. Mit diesem schrieb er zusammen den extrem tranigen Gummimonster-Film Track of the Moon Beast, aber auch den unterhaltsamen Green Slime. Naja, bei solchen Filmen kommts ja auch eigentlich immer auf die Umsetzung an, und nicht unbedingt auf die Fähigkeiten der Drehbuchautoren. Zusammen mit einem gewissen Ivan Reiner, der ansonsten nur die anderen Science-Fiction Schoten von Margheriti schrieb, bastelt sich das Trio ein zwar nicht besonders aufregendes, aber immerhin passendes Stück Trivial-Sci-Fi Unterhaltung auf Groschenroman-Niveau. Wie gesagt: Ein wackerer Held mit Sidekick, eine arme Frau, Technobabbel und böse Außerirdische – letztere aufgepeppt mit dem „Yeti-Mythos“. Obwohl ihr Anführer klarstellt, dass sie weder Yetis noch Affenmenschen sind.

Im Grunde ist das Skript eher schwach: Es wird viel Gelabert, Rumgelaufen, die Plotte kommt nicht in Fahrt und die „Figuren“ sind vollkommen schablonenhaft. Und die Dialoge sind, naja, entweder belanglos (da wird im Zelt im Himalaya gerne darüber geredet, wie Jackson sein Steak gerne mag) oder wenigstens belustigend (Jacksons Reaktion darauf, dass ihr Jet zerstört ist: „Sabotage. Das ändert einiges. Aber nicht viel“).

Naja, man muss ja zeitfüllen, nicht? Dennoch fand ich den Film dann doch irgendwie sehr kurzweilig. Genau das richtige eben, um den Kopf abzuschalten und sich berieseln zu lassen. Da muss man nicht nachdenken und kann über den wissenschaftlichen Quatsch, die seltsamen Außerirdischen und andere Seltsamkeiten (Jackson kann innerhalb von einer Sekunde aus der Zelle, in der sein Kollege Wochen gefangen war, ausbrechen, in dem er das Gitter einfach abnimmt!) schmunzeln.

Das Wichtigste ist dann ja freilich nicht die Story, sondern die Optik. Das Szenario von mysteriösen Überfällen im Himalaya und die Expedition dahin ist in Kombination mit den Science-Fiction Elementen ziemlich ungewöhnlich und Margheriti ist sogar in die Berge gefahren (ich gehe mal davon aus es waren die Alpen) und hat sogar jemanden aufgegabelt, der zumindest ein bisschen so aussieht, als könnte er aus Tibet stammen. Dazwischen wird alles eben mit Stock-Footage von Raketen oder Jets aufgefüllt – auch wenn nicht immer gekonnt. So wundere ich mich, dass es im Weltraum Wolken gibt… aber egal.

Sobald dann klar ist, dass das Leben der Menschheit auf dem Spiel steht, und die Science-Fiction Elemente übernehmen, erfreuen wir uns außerdem an den billigen, retrofuturistischen Sets: Absurde Gleitautos, komische Drahtapparaturen und natürlich die wunderbar niedlichen Miniaturen der Raketen, Regierungsgebäuden oder, ganz herrlich, der Raumstation Gamma-I, die aussieht wie eine Autofelge, die man in einen abgedunkelten Raum gehängt hat. Nein, alleine diese Effekte freuen mich so, dass alleine macht den Film sehenswert.

Die Yetis bzw. die „Schneedämonen“ selbst sind ebenfalls sehenswert. Die wirken zwar nicht bedrohlich, aber ulkig sind sie allemal: Ein paar Italiener, beklebt mit Wolle und besprüht mit Silberfarbe, dazu noch komische Goldamulette und Superman-Umhänge übergestülpt, und schon hat man seine außerirdische Inasvionseinheit. Bestehend aus ungefähr… vier Individuen. Man sollte ja meinen, dass diese böse, übermächtige Macht noch mehr zu bieten hat, aber bis auf einen Bunsenbrenner und ihre Fäuste haben sie sonst offenbar keine Waffen. Ihr Planet (ich habe es sowieso nicht verstanden: Ist es eine Raumstation, oder ihr Heimatplanet? Kommen sie aus unserem Sonnensystem? Egal) ist am Ende auch nur eine angemalte Styropor-Kugel. Der finale Endkampf ist einfach nur Gold wert: Wie die Schauspieler da in ihren bunten Anzügen an Fäden durch einen dunklen Raum mit ein paar Lampen im Hintergrund „schwebend“ durch das Bild gezogen werden, oder man einfach kleine, allzu offensichtliche Spielzeugfiguren an Fäden benutzt, das ist einfach so wunderschön… da geht einem das Herz auf. Dazu die „Meteoriten“ (Schwämme an Fäden) und die seltsamen Maschinen der Außerirdischen Yetis… das ist einfach wahnsinnig Spaßig! So habe ich das gerne! Wer braucht schon Green-Screen, wen man sowas haben kann?

Solche wunderbaren „Special-Effects“ kann auch ein Antonio Margheriti nicht kaputt machen. Nicht falsch verstehen; Margheriti war bestimmt kein solcher Stümper wie manch einer seiner Kollegen. Nebst einigen Gothic-Filmen (u.a mit Barbara Steele) und diversen Söldnerfilmen (u.a Geheimcode Wildgänse, in dem sich gleich Borgnine, Cleef und Kinski die Ehre geben) geht auch Asphaltkannibalen auf sein Konto. Vielleicht wusste er sich bei dieser Thematik hier aber auch nicht zu behelfen, viel Platz in den engen Sets hatte er aber ohnehin nicht: Langweilig wird alles abgefilmt, da entsteht, auch aufgrund des Skripts, einfach keine Dynamik zwischen den Szenen oder auch innerhalb der Szenen. Die Akteure stehen oder sitzen stumpf da und rattern ihre Zeilen herunter: Auch im finalen Kampf, der über das Bestehen der Menschheit entscheidet, bleiben alle Beteiligten sehr ruhig und entspannt.

Was mich zum Cast bringt. Als „Held“ liefert Giacomo Rossi Stuart (kleinere Rollen u.a in Last Man on Eart oder Caltiki) eine ziemlich bräsige Performance. Seinen Gesichtsaudruck vermag er auch in den „dramatischen“ Szenen nicht wirklich anzupassen. Mit seinem Sidekick  Kapitän Pulasky (Goffredo Unger, der in zahlreichen Italo-Filmen vor allem in Kleinstrollen beteiligt war) ist er immerhin durch ausreichende Chemie verbunden. Andere Figuren von Belang gibt’s nicht wirklich. Die Frauen haben nicht viel zu tun (außer sich um ihren Mann sorgen). Höchstens der Sherpa von Anfang, gespielt von Wilbert Bradley, kann durch seine seltsame Lache und seinen absurden „Tanz“ noch ein bisschen Aufmerksamkeit generieren.

Fazit:

Trotz der offensichtlichen Schwächen: Dämonen aus dem All hat mir überraschend viel Spaß gemacht. Er hat sich flott angefühlt (obwohl er das wie dargelegt eigentlich nicht mal ist), und die Effekte sind zwar billig, aber auch extrem sympathisch. Da freue ich mich doch glatt auf die anderen Filme aus der Reihe!

7,5/10 Punkten.