Chandu on the Magic Island – Filmkritik
Original-/Alternativtitel: The Return of Chandu
Jahr: 1934
Regisseur: Ray Taylor
Schauspieler: Bela Lugosi (Frank „Chandu“ Chandler), Maria Alba (Nadji), Dean Benton (Bob), Murdock MacQuarrie (Sektenführer), Josef Swickard (Weißer Zauberer)
Vorwort:
Ich glaube, diese Review kann ich relativ schnell abfrühstücken. Wie dem Titel zu entnehmen ist, ist es wieder ein Chandu-Feature, diesmal ist es die editierte Filmfassung der letzten Episoden des Serials The Return of Chandu – den Zusammenschnitt der ersten Episoden, der unter gleichem Namen 1934 in die Kinos kam, habe ich schon in der letzten Review besprochen. Dort auch mehr zu lesen zum Thema Bela und seine Serials (bzw. wird in meiner Biographie über Lugosi noch viel mehr zu lesen sein)!
Inhalt:
Nachdem Chandu einen Stützpunkt der Ubasti-Sekte zerschlug, gehen alle davon aus, dass die Gefahr nun endgültig gebannt ist. Doch ein neuer Sektenführer befiehlt erneut, Prinzessin Nadji zu entführen. Es gelingt und sie bringen sie auf die Insel Lemuria. Chandu muss sie retten.
Besprechung:
Tja, ich hatte gehofft, dass Chandu on the Magic Island mehr bietet als The Return of Chandu. Der hat sich ja als, nun ja, äußerst schwach entpuppt. Eigentlich kann ich hier genau dort anschließen. Alle Kritikpunkte, die ich bei The Return of Chandu hatte, treffen auch auf Chandu on the Magic Island zu.
Ich hatte wirklich ein bisschen spaßige Pulp-Effekte erwartet, ein paar Spielereien mit simplen Special-Effects, ein bisschen was fürs Auge. Denn immerhin geht’s ja um Lugosi als Zauberer auf einer geheimnisvollen Südseeinsel! Was hätte man da draus machen können! Aber stattdessen bleiben sich Regisseur Ray Taylor und Produzent Sol Lesser auch in den letzten Episoden des Serials treu. Sprich: Die Chose ist extrem statisch abgefilmt, da bewegt sich nix! Diesmal, so kam es mir vor, waren sie sogar noch fauler, da werden selbst Dialoge (z.B der von Nadji mit dem Sektenführer in ihrer Zelle) einfach nur abgefilmt, da gibt’s nicht mal mehr das „Shot-Gegenshot“ Prinzip, sodass man einen der Sprecher nur von hinten sieht. Hier ist weit und breit kein einziger optischer Einfall zu erkennen, das dümpelt alles völlig öde vor sich hin. Chandu on the Magic Island ist ein gutes Beispiel für filmische Werke, die um ein Vielfaches schlechter sind als die Ed-Wood-Werke. Aber auf erstere wird nicht eingedroschen, weil sie kein Mensch kennt oder schaut, außer Hardcore-Lugosi-Fans. Und wenn man kein Lugosi-Fan ist, würde man hier wohl bereits nach 15 Minuten entnervt abschalten. Auch im Verhältnis der 30er Jahre Poverty-Row überrascht Magic Island durch geballte Einfallslosigkeit. Das, was in den ersten Episoden passierte, passiert hier erneut. Exakt dieselbe Masche wird abgespult! Das ist schon ziemlich schwach. Dementsprechend: Prinzessin Nadji bleibt so dumm wie in den ersten Episoden und dient nur dazu, sich entführen zu lassen. Sie fällt ernsthaft erneut auf die Masche rein, dass Chandu jemanden schickt, der sie sehen wolle – natürlich ist es wieder der Ubasti-Kult, der sie so in seine Fänge lockt. Dümmer geht’s nimmer. Ansonsten präsentieren sich die „Gefahren“ der einzelnen Episoden als genauso tranig und unspektakulär wie zuvor. So sinkt das Schiff von Chandu beispielsweise, weil einer der Matrosen Kultmitglied ist und heimlich ein Wasserrohr öffnet, das den Innenraum des Bootes schwemmt. Und auch die „magischen Fähigkeiten“ von Chandu sind dieselben, was bedeutet, dass der größte „Special-Effekt“ die Unsichtbarkeit von ihm ist. Immerhin sorgt das für einen Lacher, wenn der unsichtbare Chandu den nutzlosen Bob aus der Folterkammer der Ubasti retten darf.
Immerhin bei den Sets ist es ein bisschen besser geworden. Es ist zwar immer noch größtenteils langweilig und doof, aber immerhin hat man sogar ein paar Szenen am Strand und zwischen Palmen gefilmt! Das ist auch schon der Höhepunkt an „Pulp“-Atmosphäre, die der Film auffährt. Der Rest spielt sich in den Höhlen und Katakomben der Ubasti ab, wo es nicht viel zu sehen gibt. Die goldene Götzenstatue der Sekte hat man schon in den vorigen Episoden zur Genüge gesehen, mehr Kohle hat Sol Lesser offenbar nicht springen lassen, um das Machtzentrum der Sekte irgendwie optisch ansprechender zu gestalten. Ohnehin ist es seltsam: Die Sekte will Nadjis Seele in den Körper ihrer Prinzessin transferieren (obwohl ich mir sicher bin, dass in den ersten Folgen noch von „opfern“ die Rede war, aber egal), um damit Lemuria wieder aus dem Meer zu holen. Wie das funktionieren soll, keine Ahnung. Die „Magic Island“ hier heißt aber schon Lemuria, also gibt’s doch da gar nix aus dem Meer zurückzuholen? Oder soll die Insel nur ein Teil des untergegangenen Kontinents sein? Auch das „Finale“ ergibt wenig Sinn, aber ich glaube, bei einem Serial von 1934 sollte man nun wirklich nicht anfangen, Plot-Holes aufzuzählen. Wobei man das kaum als „Plot“ bezeichnen möchte…
Dennoch: Magic Island hat mehr Schauwerte als es noch Return of Chandu hatte. Beide haben zwar nur eine mickrige Anzahl, aber immerhin. So gibt es ein bisschen Stock-Footage eines Tigers, das steigt die Spannung bis ins Unermessliche. Auch die Höhle der Ubasti darf am Ende zusammenbrechen (wieso, das hat sich mir auch nicht erschlossen), und es wird ein bisschen im Poe-Stil gefoltert, wenn Bob unter einem Säbel-Pendel liegt. Und, joa, mehr gibt’s dann nicht. Der Rest wird, wie gesagt, erfolgreich totgeritten: Die Statue der Ubasti, die Feuerschalen, die Effekte mit Chandus Unsichtbarkeit, das große Tor, das man sich aus King Kong ausgeliehen hat (das vergas ich in der ersten Kritik sogar)… und vor allem der nervige Trommel-Soundtrack, der in gefühlt jeder Szene endlos auf der Tonspur rumdudelt. Immer die vier gleichen Töne, furchtbar!
Zum Cast. Lugosi wirkt hier nicht gerade hochmotiviert (wer kann es ihm verübeln), aber schlägt den Rest des Casts völlig mühelos. Auch hier kann ich mich nur wiederholen: Maria Alba als Prinzessin Nadja tut mal absolut gar nichts und kann wieder nicht schauspielern, und Dean Benton als Bob ist dieses mal sogar noch nutzloser als in den ersten Episoden und hilft Chandu genau null mal. Immerhin der Bösewicht ist dieses mal etwas charismatischer, weil Murdock MacQuarrie (der nur dadurch auffallen dürfte, dass er bei einigen Horror-Klassikern Statistenrollen hatte) mit seinem Turban zumindest optisch ein bisschen seltsam aussieht (und auch das hübsche Plakatmotiv ziert). Und auch der Charakter des „weißen Magiers“, den Chandu im Kerker der Ubasti trifft, bietet mit Josef Swickard immerhin noch einen Charakter, der zumindest mehr tut, als nur dumm rumzustehen.
Die Regie von Ray Taylor hat keine weiteren Worte verdient.
Zur von mir gesehenen Version: Chandu on the Magic Island gibt’s meiner Kenntnis nach nur in absolut miserabler Qualität, völlig verpixelt und unterbelichtet, so wie die Qualität des Streifens. Ach, wenn Bela Chandu doch nur einmal bei einem Major-Studio hätte geben dürfen…
Fazit:
Die Review heute ist deutlich kürzer geworden, als ich gedacht hätte. Eigentlich will ich immer eine Mindestlänge an Text erreichen, aber wenn ich gewusst hätte, wie inhaltsleer dieses Feature ist, hätte ich erst gar nicht angefangen. Chandu on Magic the Island ist minimal besser als Return of Chandu, beide sind aber vor allem eines: Billige, uninspirierte, schnell heruntergekurbelte Quatschfilme ohne Schauwerte, die Lugosis Talent gar nicht verdient haben. Wie immer ist er auch der einzige Grund, wieso ich den Film nicht komplett abstrafe. Für nicht-Lugosi-Fans gilt deswegen: Einfach mindestens einen Punkt bei der Endbewertung abziehen.
4,5/10 Punkten.